World of X

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Reality

von XS

Chapter 4

Umsichtig hatte sie sich in ihrem Krankenzimmer umgesehen. Doch sie hatte nichts finden können, dass ihr in irgendeiner Weise hätte helfen können. Sie hatte wohl herausgefunden, woher das nervtötende Piepen gekommen war. Die Zimmerwände waren sehr dünn, so dass leicht Geräusche aus dem Nebenzimmer durch die Wand dringen konnten. Sie wusste also wenigstens, dass sie sich für die Verwirklichung ihres Planes ruhig verhalten musste.

Aber sie hatte noch weitere Erkundungen durchgeführt. Sie war einige Stunden später auf den Flur getreten und hatte sich auch dort so gut es, ohne Aufsehen zu erregen, ging, umgesehen. Sie war dann im WC verschwunden, um nicht aufzufallen.

Schließlich war sie in ihr Zimmer zurückgekehrt und hatte nur noch warten können. Warten, bis der richtige Zeitpunkt kam. Und das Warten zerrte mehr als alles andere an ihren Nerven.

Als dann gegen 19:00 Uhr die Tür geöffnet wurde, erschrak sie kurz und zuckte zusammen. Aber ihre Angst war unbegründet, da nur eine Schwester vorbeigekommen war, um ihr das Abendbrot zu bringen. Doch selbst nach einigen Minuten, in denen sie genug Zeit gehabt hatte, sich zu beruhigen, konnte sie keinen Bissen hinunterbekommen. Sie war noch immer nervös und hatte auch Angst. Angst davor, dass in das Essen ein Beruhigungsmittel gemischt sein könnte. Auch auf die Gefahr hin, genauso paranoid zu wirken wie Mulder, der allerdings angeblich nicht existierte, nahm sie zwei Scheiben Brot und einiges von dem Aufschnitt und entsorgte es. Doch sie ließ das Essen nicht einfach in ihrem Mülleimer verschwinden, sondern sie begab sich abermals zum WC und vergrub es dort am Boden des Mülleimers.

Schließlich holte die Schwester das Tablett wieder und ohne etwas zu bemerken, verschwand sie wieder und wünschte Scully eine gute Nacht. Sie informierte sie noch kurz, dass das Licht gegen zehn Uhr ausgeschaltet würde und um elf Uhr die Nachtschicht begann, so dass sich nur noch wenige Schwestern auf der Station befinden würden.

Und jetzt lag sie in der Dunkelheit. Aber sie schlief nicht. Sie hatte ihre Augen geöffnet. Und das obwohl sie so gerne geschlafen hätte. Die ganze Aufregung hatte es ihr unmöglich gemacht am Tage zu schlafen und so war sie jetzt entsprechend müde. Aber würde sie jetzt ihre schwer gewordenen Augenlider schließen, dann würde sie vermutlich einschlafen. Und das wollte sie um keinen Preis. Sie musste diese Nacht wach bleiben. Denn wenn sie es nicht schaffte, ihren Plan jetzt umzusetzen, dann schaffte sie es vielleicht nie.

Unwirsch über ihre pessimistischen Gedanken schüttelte sie den Kopf. Es musste funktionieren. Sie würde es schaffen aus diesem Irrenhaus zu entkommen. Sie fühlte sich zwar so paranoid wie Mulder, da sie eine mehr als phantastische Erklärung für all dies aufgestellt hatte, aber wenn sie es dadurch schaffte zu entfliehen, dann sollte ihr das Recht sein.

Erschrocken schlug sie die Augen auf und setzte sich abrupt auf. War sie eingeschlafen? Nein, das durfte nicht so sein. Sie wandte sich dem Tisch zu, der neben ihrem Bett stand und betrachtete die auf diesem stehende Digitaluhr.

02:24 Uhr.

Sie war gerade noch rechtzeitig aufgewacht. Vermutlich war sie nur kurz eingenickt. Gott sei Dank. Aber jetzt sollte sie sich auf den Weg machen. Sie ließ sich aus dem Bett gleiten und schlüpfte in die Krankenhausschuhe, die direkt vor dem Bett standen. Leise ging sie auf die Tür zu und legte ein Ohr daran. Einige Minuten verstrichen. Sie konnte nicht das leiseste Geräusch ausmachen, bis auf das ständige Piepen und Knacken der medizinischen Überwachungsgeräte. Aber draußen auf dem Flur tat sich offensichtlich nichts.

Unentschlossen stand sie noch einige Augenblicke vor der Tür. Sollte sie das wirklich tun? Und wenn sie sich doch irrte? War die ganze Idee nicht verrückt? Aber sie konnte sich zu genau erinnern. An das FBI, an die Fälle, an Mulder. Sie musste es wagen.

*Wenn sich nur wirklich niemand im Flur aufhielt.*

Aber sie musste es riskieren. Sie konnte immer noch sagen, dass sie zur Toilette wollte. Sie musste hier raus.

Vorsichtig und langsam öffnete sie die Tür einen Spalt breit. Mit einem Auge lugte sie aus der Tür. Der Flur war menschenleer. Vorsichtig trat sie aus dem Zimmer und zog die Tür hinter sich zu. Scheinbar müde und als wäre es das Normalste der Welt ging sie auf das WC zu. Sie sah sich kurz um und als sie niemanden erblickte wandte sie sich von den Toiletten ab und änderte ihre Richtung. Jetzt steuerte sie geradewegs auf den Eingang des Treppenhauses zu.

Einen Schritt vor den anderen. Nur nichts übereilen. Langsam und leise. Nur keine hastigen Bewegungen machen, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Ihr Herz pochte wie wild, je näher sie der Tür zum Treppenaufgang kam. Jeden Augenblick erwartete sie eine Stimme zu hören, die sie aufhielt und fragte, was sie denn im Treppenhaus wolle. Sie schloss die Augen und atmete tief durch, während sie weiterging.

Nur noch drei Schritte. Noch zwei. Noch einer...

Eine Tür. Sie hörte das Öffnen einer Tür.

*Nein. Bitte lieber Gott, nein. Bitte nicht.*

Aber sie konnte nicht auf ein Wunder hoffen, sie musste sich selber helfen. Mit einem weiteren schnellen Schritt gelangte sie zur Tür und riss diese mit einem Ruck auf. Wenigstens machte diese keine verräterischen Geräusche. Ein Satz und sie befand sich im Treppenhaus. Leise ließ sie die Tür ins Schloss gleiten. Sie spähte durch die Glastür.

*Nein. Niemand näherte sich. Offensichtlich hatte keiner etwas bemerkt.*

Ein kleines Siegeslächeln huschte, einem Schatten gleich, über ihr Gesicht. Es war noch nichts ausgestanden, aber wenigstens konnte sie einen kleinen Erfolg gegen den scheinbar übermächtigen Gegner verzeichnen. Sie wandte sich ab und stieg die Treppen hinauf.

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