World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

The X-Files: Virtual Season 11

von meiko

Kapitel 3: Velslipanan

The X-Files: Virtual Season 11

11.03 - Velslipanan

Written by meiko
Artwork by GabiS



Arktis,
Nördlicher Polarkreis...

Josh Peters gähnte herzhaft und legte die Spielkarten auf den Tisch zurück.
„Es tut mir leid, Jungs“, murrte er. „Ich passe!“
„Was ist denn mit dir los?“ Simon Gideon, der Leiter des Stützpunktes musterte ihn durch seine Brille und strich das Geld auf dem Tisch zusammen. „Schon müde?“
„Ja. Ich weiß auch nicht... Ich glaube, ich gehe noch mal nach draußen.“
Gideon warf seinen beiden Kameraden einen ironischen Blick zu. „Sagt jetzt nichts, Leute. Klein-Peters muss mal wieder allein sein!“
Halblautes Gelächter erhob sich. Josh stand brüsk auf, warf sich die Pelzjacke über und knallte die Tür hinter sich zu.

Als er ins Freie trat, erfasste ihn eine Windbö und drückte ihn an die Tür zurück. Josh brummte unwillig und kämpfte sich stur durch den Wind, bis er sich zwischen zwei Schneeverwehungen befand. Die eisigen Nadeln des Sturms setzten seinem Gesicht hier spürbar weniger zu. Josh nickte befriedigt: Allmählich bekam er wieder einen klaren Kopf. Er hasste es, sich und den anderen eine Schwäche einzugestehen, doch er hätte schwören können, dass er Fieber hatte.

Er sah sich um. Der Himmel war heute klar geblieben; nur am Horizont ballten sich dichte Wolkenformationen, die auf einen Wetterumschwung hindeuteten.
‚Das muss ich notieren’, dachte Josh und lenkte seine Schritte zu der holzverschlagenen Kontrollstation, die sie am Rande des Lagers aufgestellt hatten. Mechanisch öffnete er den Deckel und prüfte die Anzeigen.
‚Ich bin schon zu lange hier’, dachte er. ‚Und die anderen auch! Es wird Zeit, dass die uns hier ablösen. Allmählich bekommen wir alle einen Lagerkoller!’ Und wirklich: Die Stimmung war in den letzten Tagen bei ausnahmslos allen Forschern rapide gesunken; alle waren sie gereizt und irgendwie nicht mehr richtig bei der Sache.
‚So geht das nicht weiter’, überlegte Josh. ‚Ich rede morgen mit Simon. Er soll endlich um Ablösung bitten.’

Peters wollte gerade wieder die Kontrollstation verschließen, da fiel sein Blick noch einmal auf die Anzeigen und er erstarrte. Das konnte nicht sein! Gerade eben hatte er einen ganz normalen Messwert bekommen, doch jetzt...
Er klopfte auf die Anzeige. Vergeblich – der Wert blieb konstant.
„Hier Peters. Simon, kannst du mich hören?“ Er drückte das Ohr ans Funkgerät und wartete.
„Ja“, erklang endlich Gideons Stimme. „Was gibt’s?“
„Simon, komm bitte zur Klima-Kontrollstation. Das musst du dir ansehen!“
Pause.
„In Ordnung. Ich bin unterwegs,“ beendete Gideon das Gespräch.

Peters fuhr sich mit den Fingern in den Halskragen. Wie konnte das sein, dass er bei dieser Kälte schwitzte? Verwirrt schüttelte er den Kopf. ‚Das muss das Fieber sein’, dachte er. ‚Ich gehöre eindeutig ins Bett!’
Doch sein Bett sollte Josh nie wieder erreichen. Als es unter seinen Füßen zu glucksen begann, sah er hinunter. Für einen Moment registrierte er staunend, dass der Schnee um ihn herum geschmolzen war und er bereits bis zu den Knien im dampfenden Wasser stand. Dann brach die Eisdecke unter ihm ein, riss seinen schreienden Körper in die Tiefe und begrub ihn in der Schwärze des siedenden Polarwassers.



[Opening Credits]




North Carolina
Buddhistisches Kloster "Khyentse"

Die Schatten der Nacht legten sich allmählich über den Lotus Mountain und hüllten ihn und seine Bewohner in den geheimnisvollen Schleier des Halblichts.
Stephen Minh zündete ein Streichholz an und hielt es an den Docht einer Öllampe. Zischend erwachte der Stofffetzen zum Leben und erfüllte den kleinen Raum mit seinem flackernden Licht.
„Ist es so besser?“, fragte Minh.
„Danke“, antwortete Dana Scully und lächelte ihm zu.
Minh schüttelte den Kopf. „Ihr Stadtmenschen habt es noch immer nicht gelernt, die Weisheit zu erkennen, die in Dunkelheit und Stille liegen. Aber ich kann euch keinen Vorwurf daraus machen – wie sollte ich auch?“
Mulder stützte den Kopf auf die Hände. „Ich frage mich, wann sie angreifen werden.“
„Hm?“ Alex Krycek hatte bisher nachdenklich in einer Ecke gesessen. Nun hob er den Kopf und musterte Mulder überrascht. „Von einem Angriff war doch bisher nie die Rede! Wenn ihr so etwas erwartet, wie könnt Ihr dann so ruhig hier herumsitzen?“
Scully schloss entnervt die Augen und verkniff sich eine Antwort.
Mulder beugte sich vor und tippte Krycek auf das Knie. „Aber das tun wir nicht, Partner! Hat Kersh Ihnen denn überhaupt nichts über Ihre Lieferung erzählt?“
„Der?“ Alex schnaubte abfällig. “Eher lädt er mich und Marita mal zum Essen ein!”
Scully hielt die Hand vor den Mund um ihr schadenfrohes Grinsen nicht zu offensichtlich werden zu lassen. „Es ist einfach beruhigend, mal jemanden zu treffen, der das Kersh-Problem ebenfalls am eigenen Leib erfahren darf. Und ich dachte bisher immer, wir wären die einzigen, die er so permanent im Dunkeln tappen lässt!“
Alex knurrte unwillig etwas vor sich hin und lehnte sich wieder in den Schatten zurück, den das Lampenlicht in die Zimmerecke warf.
„Schon gut“, beschwichtigte Mulder gut gelaunt. „Kersh hat offenbar mal wieder an allen Fäden gezogen und uns das einzige Mittel verschafft, mit denen wir unsere Freunde von hier vergraulen können.“
„Und?“, fragte Krycek gespannt. „Was war in den Kisten, die wir heute überall in der Anlage verteilt haben?“
Mulder rieb sich die Hände und setzte gerade zu einer Antwort an, da wurde er unterbrochen. Ein junger Mönch trat ins Zimmer, in der linken Hand ein Mobiltelefon.
„Mr. Mulder?“
„Ja?“
„Ein Gespräch für Sie. Ein Mr. Kersh möchte Sie sprechen.“ Der Mönch übergab Mulder das Telefon und zog sich still zurück.
Mulder warf Scully einen überraschten Blick zu. ‚Kersh?’, formte er lautlos mit den Lippen, doch Dana konnte nur mit den Achseln zucken.
„Ja?“, meldete er sich am Telefon.
„Hören Sie genau zu“, schnarrte Director Kershs Stimme durch den Hörer. „Ich muss es kurz machen, da ich nicht weiß, wie lange diese Leitung abhörsicher ist. Sie brechen morgen früh zu einer Erkundungsreise auf. Möglicherweise ist es nur eine blinde Spur, doch unter Umständen...“ Kersh machte eine Pause und Mulder hörte gespannt zu. Als sein Vorgesetzter weitersprach und ihm seine Instruktionen gab, winkte er hektisch zu Scully hinüber, die ihm einen Schreibblock und einen Stift reichte. „Nördlicher Polarkreis, Forschungsstation, Koordinaten...“, murmelte er und machte sich hastig Notizen. „In Ordnung. Wir kümmern uns darum.”
Nachdenklich drückte er die rote Taste und sah Scully mit leuchtenden Augen an. „Wir reisen morgen ab“, sagte er. „Und wir sollten uns warm anziehen!“



Arktis,
Nördlicher Polarkreis...

Mühsam erhob das Flugzeug seinen massiven Rumpf vom Startfeld und kämpfte sich durch den Sturmwind in die Höhe.
Scully hielt sich an Mulders Schulter fest und beobachtete, wie ihr letzter Kontakt zur Welt der Lebenden in der Ferne verschwand. Bald hatten das heftige Schneetreiben und die Dämmerung des Nordens das Flugzeug verschluckt.
Mulder drehte sich um, nahm Scullys Finger zwischen seine Hände und hauchte sie an. „Wir sind allein“, rief er ihr zu. Obwohl sie dicht vor ihm stand, musste er sie anschreien um sich bemerkbar zu machen. Das Heulen des Sturms übertönte jedes leisere Geräusch und ließ ihre karge Umgebung noch einsamer erscheinen. Scully nickte. „Lass uns gehen“, schrie sie zurück und stapfte durch das Schneetreiben voran.

‚Wie viel Zeit wird vergangen sein?’, überlegte Mulder und blieb stehen. „Mindestens eine Stunde!“, sagte er laut.
„Was?“ Scully drehte sich zu ihm um und sah ihn fragend an.
„Schon gut“, sagte er. „Ich mache mir nur allmählich Gedanken, wann wir die Station erreichen.“
Dana schälte ihre Armbanduhr aus dem Pelzärmel. Eine dicke Eisschicht bedeckte das Ziffernblatt. „Wenn wir uns nicht verirrt haben, müssten wir das Lager eigentlich jeden Moment erreichen“, antwortete sie und nutzte die kurze Verschnaufpause, um ihren durchgefrorenen Körper an Mulder zu drücken.
Fox lächelte sie an. „Das sollten wir unbedingt vertiefen“, sagte er schelmisch. „Wenn wir wieder zuhause sind!“
„Sag mal, warum bist du dir eigentlich so sicher, dass wir hier nicht auf dem Holweg sind“, fragte sie zwischen zwei heftigen Sturmböen, die sie fast umgeworfen hätten. Der Sturm tobte so heftig, dass Scully ihren Partner in den Schutz einer Schneewehe ziehen musste, wo sie einstweilen etwas Ruhe hatten – bis der Wind sich wieder drehte.
Mulder drückte sie an sich und dachte lange nach. „Weil ich schon seit einigen Tagen das Gefühl habe, als würde sich unser ganzes Leben ab jetzt total umkrempeln. Denk doch mal daran, was wir nach unserer Flucht aus Roswell erlebt haben. Irgendwie ging es mit jedem Schritt, den wir unternommen haben immer nur ein weiteres Stückchen bergab. Unser Hausboot wurde in die Luft gesprengt, Skinner starb und die Schattenregierung hat die ganze Zeit über ihr geheimes Endspiel vorbereitet.“
„Vergiss Monica und John nicht“, erinnerte sie ihn.
„Wie könnte ich? Aber seit Skinner wieder da ist, scheint es endlich wieder bergauf zu gehen. Wir sind wieder beim FBI, wir haben eine neue Widerstandszentrale... Und dann Kersh, der uns hier in die Eiswüste schickt!“
Dana sah ihn sarkastisch an. „Und du dachtest früher immer, er kann uns nicht leiden!“
Mulder schüttelte enthusiastisch den Kopf. „Das passt einfach alles zu gut zusammen. Kersh schickt uns doch nicht in die Arktis um Speiseeis zu holen. Nein, diesmal sollen wir etwas besonders finden, das spüre ich...“
Scully hob plötzlich den Kopf und lauschte.
„Was ist?“, fragte er.
„Leise“, sagte sie. „Hast du nichts gehört? Ein Zischen“
Mulder lauschte in die ewige Dämmerung und das gespenstische Heulen des Sturmes hinein. „Nein“, sagte er dann. „Ich habe wohl zu laut geredet.“
Dann machte es in der Ferne „Plopp“ und ein Funkenregen schimmerte durch das Schneetreiben. Mulder und Scully standen auf und warteten. Da – nun sahen sie, wie sich der leuchtende Schweif einer Signalrakete in die Luft erhob und zu glitzernden Kristallen zerplatzte.

„Das ist für uns bestimmt. Das muss das Lager sein“, rief Mulder und setzte sich mit Scully eilig in Bewegung. Nach etwa zehn Minuten standen sie am Rande des flachen Eisfeldes und blickten auf eine tief eingeschnittene Bucht herab.
„Ich sehe sie“, sagte Scully und deutete auf einen dunklen Schatten in der Einöde.
„Das Lager“, murmelte Mulder feierlich und spurtete hinab.



Das Lager...

Simon Gideon schob seine beiden Besucher durch den schleusenartigen Eingang ins Innere der Polarstation. Dann schloss er die Tür und verriegelte sie sorgfältig.
Mulder und Scully entledigten sich seufzend und erschöpft ihrer schweren Winterkleidung und blickten sich um.
„Wir sind Reporter und möchten gern den Weihnachtsmann interviewen“, scherzte Mulder, doch die Worte blieben ihm im Halse stecken, als er in die Gesichter der vier Männer blickte.
Eine unangenehme Pause entstand. Schließlich gab sich Gideon einen Ruck und bot den Agenten einen Stuhl und Kaffee an. „Entschuldigen Sie uns, aber ich fürchte, in den letzten Tagen ist unser Humor etwas eingefroren. Wir haben einen Mann verloren!“
„Das tut uns leid“, sagte Scully professionell. „Wir wollten Sie nicht verletzen!“
Ein anderer Mann lachte schrill auf. „Verletzen, Ma’am? Vergessen Sie’s. Das hat das Eis schon besorgt. Und nun hat es auch noch Josh Peters geholt!“
Gideon fuhr herum und funkelte den Sprecher wütend an. „Es ist gut, Luke. Wir alle sind nervös. Aber jetzt verrückt zu spielen hilft uns und den Agenten nicht weiter. Habe ich recht?“
Luke kratzte sich am stoppeligen Kinn und wandte sich ab. „Schon gut, Simon. Dachte nur, sie sollten gleich erfahren, was hier los ist!“

„Was ist denn hier los?“, fragte Mulder neugierig.
Gideon schüttelte resigniert den Kopf. „Wir sind uns selbst nicht sicher. Es könnte ein natürliches Phänomen sein, genauso gut könnten aber auch die Russen hinter der Sache stecken!“
„Die Russen?“, fragte Scully ungläubig. „Ich dachte eigentlich, der neue Feind sitzt jetzt im Nahen Osten!“
Gideon warf seinen Leuten einen vielsagenden Blick zu und zuckte mit den Schultern. „Haben Sie sich etwas aufgewärmt?“, fragte er dann. Als Scully und Mulder nickten, hüllte er sich in seinen Mantel. „Fein, dann kommen Sie jetzt am besten mit und sehen sich die Sache selbst an!“

******

Scully schnappte nach Luft und Mulder starrte das Bild, das sich ihnen nun bot, fassungslos an. „Ist das hier Ihr Freizeitpool?“
Dana boxte ihm in die Rippen sah ihn warnend an. Entschuldigend erwiderte er ihren Blick und wurde ernst.
„Hier ist es passiert“, rief Gideon und beschrieb mit seinen Armen einen weiten Kreis. „Wo Sie jetzt nur ein dampfendes Wasserloch sehen, befanden sich noch vor kurzem kompaktes Eis und eine kleine Klima-Kontrollstation. Josh Peters, einer unserer Männer, war an dem betreffenden Abend noch mal kurz draußen. Frische Luft schnappen – Sie wissen schon. Die Stimmung ist hier nach mehreren Monaten nicht immer die Beste! – Jedenfalls erhielt ich einen Funkspruch von ihm, dass ich dringend zur Kontrollstation kommen sollte – Peters hatte irgend etwas merkwürdiges gesehen. Na ja... sein Tonfall gefiel mir nicht. Er hatte so etwas... ängstliches in der Stimme, das war ich von ihm gar nicht gewohnt. Also bin ich mit Luke hierher gerast und sah – das hier!“

Kochendes Wasser bildete mitten im Eis einen kleinen See von vielleicht 20 Metern Durchmesser. Hin und wieder spritzten kleine dampfende Fontänen in die Luft und besprühten sie mit feinen Tröpfchen. Mulder zerrieb einen Wassertropfen zwischen seinen Fingern und roch daran.
„Hier“, raunte er Scully zu und hielt ihr seinen Finger unter die Nase. Dana schnüffelte und sah ihn überrascht an. „Mulder, diesen Geruch kennen wir doch!“
Gideon hatte inzwischen unbeirrt weitergesprochen. „Am Anfang dachten wir noch, dass Peters uns irgendeinen dummen Streich spielt. Aber allmählich wurde uns klar, dass der arme Josh Peters hier irgendwo unter uns liegt.“
Mulder nickte und wandte sich wieder an den Leiter des Stützpunktes. „Hatte der See von Anfang an diese Größe?“
Gideon schüttelte energisch den Kopf. „Nein, ganz sicher nicht. Er hat sich seit dem Unglück wenigstens verdoppelt. Und kurz davor gab es ihn noch nicht einmal!“
Mulder nickte Scully zu. „Dann müssen wir das Lager evakuieren, und zwar innerhalb der nächsten 48 Stunden. Spätestens dann... wird hier alles in den Fluten versinken!“



Arktis,
Nahe des nördlichen Polarkreises...

Strughold beugte sich vor und versuchte in der endlosen Eiswüste unter sich irgend etwas zu erkennen.
„Sehen Sie etwas, Sir?“, rief sein Begleiter durch den Motorenlärm des Hubschraubers.
„Nein“, schrie Strughold zurück. „Sagen Sie dem Piloten, er soll wenden und das Gebiet noch einmal abfliegen. Ich gehe hier nicht eher wieder weg, als bis ich gefunden habe, wonach ich suche!“



Am Lager...

Luke Stravinski kehrte in die Unterkunft zurück und beugte sich über das seismografische Messgerät. Tatsächlich – die Werte bestätigten seine Vermutung. Er nickte still vor sich hin und gab die Daten in das Erfassungsprogramm seines Rechners ein. Langsam aber sicher formte sich in seinem Kopf eine Theorie, die er bisher noch niemandem mitgeteilt hatte. Am allerwenigsten Simon. Der hätte ihn doch wieder nur ausgelacht. Ein toller Leiter! Bei Gelegenheit würde er sich über ihn beschweren müssen. Aber nun war er soweit, dass er seine Beobachtungen unbedingt jemandem mitteilen musste. Am besten würde es sein, wenn er sich an diese FBI-Agenten wandte, die schienen ein gewisses Maß an Unvoreingenommenheit mit sich zu bringen.

Scully beugte sich interessiert über die Messwerte. „Diese Mini-Beben kehren in regelmäßigen Abständen zurück, sagen Sie?“
„Ja, Ma’am. Das können Sie hier auf der Kurve recht gut erkennen...“
„Warum hat uns Ihr Chef davon noch nichts gesagt? Weiß er davon?“, schaltete sich Mulder ein.
Luke hob die Achseln und ließ sie seufzend wieder sinken. „Er weiß davon. Aber er weiß auch, dass sich in dieser Gegend weder unterirdische Vulkane noch aktive Kontinentalspalten befinden – nichts dergleichen. Ich glaube, er hat Angst, von seinen Chefs zur Schnecke gemacht zu werden!“
„Aber...“ Scully stutzte und runzelte die Stirn. „Wenn ich diese Werte hier richtig deute, dann...“ Sie verstummte und blickte unsicher von Stravinski zu Mulder.
„Was hast du?“, fragte Mulder. Er sah ihre Besorgnis und unwillkürlich lief ein Frösteln über seinen Nacken.
Stravinski schaltete den Monitor aus und wandte sich zur Tür. „Sie haben recht, Miss Scully. Wir müssen es den anderen sagen: Die Abstände zwischen den Beben werden immer kürzer!“



Draußen...

Wie gebannt starrte die kleine Gruppe auf das Phänomen, das sich vor ihren erstaunten Augen abspielte. Eine knappe Stunde war vergangen, seit Luke Stravinski bei Gideon Meldung gemacht hatte. Als er in die ernsten Gesichter der FBI-Agenten blickte, war ihm die Lust, seinen Mitarbeiter auszulachen, schnell vergangen. Und dann hatte sich die Lage dramatisch verändert. Es hatte mit kleinen Beben begonnen, die sie alle erschrocken innehalten ließen. Gideon hatte versucht, Ruhe zu bewahren, doch nachdem die Beben immer spürbarer geworden waren und immer öfter aufeinander folgten, warf auch er die Maske des unbeirrbaren Wissenschaftlers über Bord und gab die Befehle zu Abbruch des Lagers.
Mulder und Scully fassten mit an und beeilten sich, alle wichtigen Ausrüstungsgegenstände in ein kleines provisorisches Lager - etwa eine halbe Meile südlich – zu bringen.

„Heeee!”, brüllte einer der Männer, der soeben den Stützpunkt mit einer Kiste Decken verließ. „Das müsst ihr euch ansehen!“
So schnell wie möglich rannten sie zum Lager zurück und sahen bald, was der Mann meinte.
„Was geht da vor?“, keuchte Gideon ungläubig und starrte auf den brodelnden See.
Ein Beben durchlief die Eisdecke. Es war, als würde sich die weiße Kruste krampfhaft aufbäumen um einem gewaltigen, unterirdischen Druck Platz zu schaffen.
„Zurück, Leute“, schrie Mulder und tastete nach Scullys Hand. „Es ist etwas unter dem Eis! Zurück!“

Stille trat ein.

Alle hielten den Atem an und lauschten klopfenden Herzens in die ewige Morgendämmerung, die noch für viele Wochen das Licht des Tages eifersüchtig verstecken würde.

Schweigen. - Scully lauschte auf ihren Herzschlag. Klopf, klopf, klopf... viel zu schnell.
Dort unter dem Eis bewegte sich etwas. Der stetige Dampf, der über dem neuen See lag, verdichtete sich noch mehr und verhüllte das Glühen, das sich unter der tiefschwarzen Wasseroberfläche ausbreitete und bald den ganzen See einnahm, so dass kein Nebel es mehr verbergen konnte.

Dann geschah es. Ein scharfes Knacken zerriss die brütende Stille und breitete sich mit Schallgeschwindigkeit in der Atmosphäre aus. Mulder krümmte sich und Scully hielt die Hände vor die Ohren, doch das plötzliche Geräusch war mit solcher Wucht und Lautstärke entstanden, dass ihr der Kopf dröhnte. Auch die Forscher taumelten benommen durcheinander und konnten kaum erkennen, was sich nun auf dem See abspielte.

Mehrere Fontänen zerrissen die kochenden Fluten, bis diese sich schließlich teilten und ein schwarzes, dreieckiges Objekt freigaben, das sich brausend und stöhnend in die Luft erhob. Es verharrte einen Moment über der kleinen Gruppe und dem Lager, dann schoss es pfeilschnell und kerzengerade in die Höhe.
„Scully“, schrie Mulder seiner Partnerin durch das Tosen zu. „Kannst du es noch erkennen?“. Fluchend wischte er mit dem Handrücken über seine tränenden Augen.
Dana kniff die Augen zusammen und verfolgte das Objekt, bis die Nebel der Dämmerung es verschluckt hatten. Allmählich legte sich das dumpfe Rauschen und verebbte brummend in der Atmosphäre. Sie schüttelte den Kopf. „Mulder... was hat das zu bedeuten?“
„Es kehrt heim“, sagte er leise und drückte ihre Hand.



Fortsetzung folgt...



Disclaimer:

The X-Files © FOX

The X-Files (Akte X) is the intellectual property of Fox, Chris Carter and 1013. The characters, terminology, and existing episodes are all property of their respective creators/writers/producers. We are making no profit on this site and are simply using these items for the entertainment of the fans (and ourselves). No copyright infringement is intended.
Rezensionen