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Richtung Nirgendwo - Über den Gleisen

von Nicole Perry

Kapitel 2

ÜBER DEN GLEISEN (2/10) von Nicole Perry nvrgrim@aol.com 6/5/96
 

Der Mann klemmte den Telefonhörer an seine Schulter, um sich mit einer freien Hand eine Zigarette anzünden zu können. "Was wollen Sie mir also sagen?"
 

Christophes ruhige und bemessene Stimme tönte durch die Telefonleitung. "Sie haben New Orleans nicht mit dem Flugzeug verlassen. Das ist absolut sicher. Auch nicht mit dem Schiff, es sei denn, sie haben es privat angeheuert. Ich habe alle Reservierungen nachgeprüft."
 

"Und das bedeutet?"
 

"Bus, Zug oder Auto. Wir haben fast alle Mietwagen-Agenturen durch, ohne Erfolg. Das schließt zwar nicht aus, dass sie ein Fahrzeug gekauft haben, aber hinsichtlich der gegebenen Zeitspanne, in der wir suchen, scheint das nicht der Fall zu sein. Am wahrscheinlichsten ist es, dass sie mit dem Bus gefahren sind. Ein ganzer Schwung von Bussen hat gestern die Stadt in verschiedenen Stadtteilen mit unterschiedlichen Zielen verlassen. Wir checken gerade noch diese Möglichkeit."
 

Der Mann nickte und blies eine Rauchwolke in das dunkle Zimmer. "Gut. Ich möchte durchgehend informiert werden."
 

"Natürlich."
 

"Und", sagte der Mann und senkte seine Stimme, um ihr Bedeutung zu verleihen, "ich erwarte von Ihnen, dass Sie diese Angelegenheit erledigen, sobald Sie sie gefunden haben."
 

"Mit Vergnügen", gab Christophe zurück. "Da werde ich mir keinen Fehler erlauben."
 

"Gut," wiederholte der Mann und trennte die Leitung. Er nahm noch einen langen Zug von seiner Zigarette und wählte dann eine weitere Nummer. Nach dem zweiten Klingeln erhielt er Antwort.
 

"Ja?"
 

"Ich bin's. Ich muss mit ihm sprechen." Eine Pause entstand, in der der Mann rauchte und sich den Raum in New York City bildlich vorstellte, mit dem er jetzt durch das Telefon verbunden war. Er sah die Mitglieder des Konsortiums vor seinem inneren Augen, wie sie in ihren Sesseln saßen und pausenlos Entscheidungen trafen, die sich jeden Tag auf Unmengen von Menschen auswirkten.
 

Ihn eingeschlossen.
 

"Sie haben etwas zu berichten?"
 

Die Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und der Mann stotterte, als er antwortete. "Ja. Es wird sich jetzt um die Angelegenheit gekümmert. Es sollte in Kürze wieder in unserem Besitz sein."
 

"Wir sind uns über die Wichtigkeit dieser Sache nicht ganz im Klaren. Ein Versagen wird nicht toleriert. Haben Sie verstanden?"
 

"Ja", antwortete der Mann und das Blut in seinen Adern gefror zu Eis. "Es wird kein Versagen geben."
 

"Da ist noch etwas", fuhr die Stimme fort. "Die Frau... sie könnte uns unter Umständen noch von Nutzen sein."
 

Der Mann zog abermals an seine Zigarette. "Das ist in der Tat etwas anderes... Darf ich fragen warum?"
 

"Sie werden im Verlauf ihres Einsatzes darüber informiert werden. Durch die üblichen Kanäle."
 

Der Mann nickte und atmete aus. "Und Mulder?"
 

Die Antwort kam ohne zu Zögern. "Für ihn haben wir keine Verwendung."
 

"Verstanden. Ich kümmere mich darum."
 

"Vergessen Sie nicht --wir können uns keine weiteren Fehler mehr leisten. Sie auch nicht."
 

Die Leitung wurde unterbrochen. Der Mann klappte sein Handy zu und legte es auf den Tisch neben sich. Mit leicht zitternden Fingern hob er die Zigarette wieder an seinen Mund.
 

Nach der relativen Stille in dem Korridor war Scully überrascht, wie laut es in dem Speisewagen war. Eine Schwall von Stimmen füllte ihre Ohren, das Lachen von kleinen Kindern vermischte sich mit Gesprächen von Erwachsenen. Sie fasste Mulders Arm fester und hörte über das ganze Getöse hinweg auf seine Anweisungen.
 

"Das hier sieht gut aus", hörte sie ihn sagen. Sie hielt hinter ihm an. "Links neben dir ist ein Stuhl."
 

Mulder zog den Stuhl von dem Tisch weg, was wegen dem Teppich in dem Speisewagen kaum zu hören war. Sie ließ ihre Hand an seinem Arm herunter gleiten und fand die Stuhllehne. Sie ließ ihn erst los, als sie sicher auf dem Stuhl saß.
 

Es setzte sich ihr gegenüber und Scully hörte das rascheln der Zeitung, als er sie auf den Tisch legte. Mulder reichte über den Tisch und nahm ihre Hände in seine.
 

"Gut so?"
 

"Ja", sagte sie und erwiderte den leichten Druck seiner Hand, bevor sie den Griff löste und sich mit raschem Ertasten des Tisches an ihre Umgebung gewöhnte. Sie fand den Teller, das Besteck und das Glas und prägte sich ihren Standort ein. Sie ertastete die Serviette und legte sie auf ihren Schoß. Sie war aus irgendeinem weichen Stoff wie die Tischdecke gemacht. "Hmm, schick", bemerkte sie.
 

"Das ist es, ja", stimmte Mulder zu. "Besser als ich es erwartet hatte. Soll ich dir die Karte vorlesen?"
 

Scully nickte und hörte zu, wie er ihr alles vorlas. Sie versuchte sich zu entscheiden, was sie wohl gerade essen wollte, aber so hungrig sie auch war, es fiel ihr schwer, sich auf die Gerichte zu konzentrieren, weil Mulders Stimme sie die ganze Zeit ablenkte. Sie hatte seine Stimme schon immer gemocht, und während der Zeit, in der sie Kollegen waren, hatte sie seine lobenden und anerkennenden Worte genauso wie sein Necken geschätzt. Aber seine Stimme war nun so viel mehr für sie geworden. Scully genoss ihren warmen und vollen Klang. Sie verriet ihr seine Gefühle und seine Emotionen. Sie half ihr zu wissen, was er gerade dachte, jetzt, wo sie es nicht mehr in seinen Augen lesen konnte.
 

Seine Augen... Scully schloss ihre eigenen in einem Moment stiller Trauer. Sie wünschte sich, seinen ausdrucksstarken Blick mehr geschätzt zu haben, als sie noch sehen konnte. Sein Augen hatten einen dunklen Grünton, der ganz und gar seine Leidenschaft für seine Arbeit bedeutete, wenn er einer unerklärbaren Theorie nachging. Sie konnten auch sanft-braun scheinen, voller Wärme und Einfühlungsvermögen mit einer Spur seiner eigenen Sorge, Angst und Schuldgefühle. Sie waren immer ausdrucksstark und, daran konnte sie sich erinnern, wunderschön.
 

Sie war in Gedanken verloren und erschrak ein wenig, als Mulder sie rief. "Lisa? Was ist los? Alles in Ordnung?"
 

"Ja... alles klar", beeilte sie sich zu antworten und warf ein Lächeln in seine Richtung.
 

Für eine Sekunde sah es so aus, als ob du gleich in Ohnmacht fallen würdest." Scully hörte, dass er besorgt war und schüttelte versichernd den Kopf.
 

"Werde ich vielleicht auch, wenn wir nicht gleich etwas zu essen bestellen", neckte sie. "Warum vergisst du nicht die Leserei und versuchst, einen Kellner zu finden?"
 

Mulder grinste. "Ihr Wunsch ist mir Befehl", sagte er. "Ich bin gleich zurück."
 

Scully hörte wie er aufstand, und als sich seine Schritte entfernten, versuchte sie, den Anflug von Panik zu unterdrücken, der sie in seiner Abwesenheit immer befiel. Es ist alles in Ordnung, Dana, versicherte sie sich. Es ist alles in bester Ordnung.
 

Sie lauschte auf die Gespräche um sie herum und schnappte Fetzen der Unterhaltungen auf. Dann hörte sie, wie sich Schritte näherten, aber sie klangen nicht wie Mulders. Das Geräusch eines Stuhls, der zurückgezogen wurde, drang an ihre Ohren und sie erkannte, dass sich jemand an den Nebentisch gesetzt hatte. Scully senkte wie gewohnt den Kopf, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.
 

Sie hörte das Rascheln von Papier, gefolgt von dem Geräusch eines Reißverschlusses und dann etwas, was sich ganz danach anhörte, als ob Stifte auf den Tisch fallen würden. Der Zug ruckte, als er über eine unebene Stelle fuhr und Scully hörte ein leises Klicken, als etwas auf den Boden fiel und genau zu ihren Füßen rollte. Sie hörte, wie ein Mann leise fluchte. "Scheiße!" Stille, dann fuhr die Stimme fort. "Entschuldigung?"
 

Scully erstarrte.
 

"Entschuldigung, könnten Sie mir vielleicht den Stift reichen bitte?"
 

"Ummmm..." Scully lehnte sich instinktiv von dem Tisch zurück und tastete mit dem Fuß über den Boden in der schwachen Hoffnung, den Stift zu finden, jedoch ohne Erfolg.
 

"Ma'am?" Der Mann klang verwirrt und sie hörte, wie er von seinem Platz aufstand. Nach einem leicht entsetzen Atemzug sprach er wieder, diesmal entschuldigend und mit einer Spur von Mitleid, so dass sich ihr Magen zusammenzog. "Oh... es tut mir Leid, ich... ich habe nicht gesehen, dass..."
 

"Ist schon in Ordnung", sagte Scully, und bemerkte den Hauch von Ärger in ihrer Stimme. "Haben Sie etwas fallen lassen?"
 

"Einen Stift... ich glaube, er ist unter Ihrem Tisch gelandet."
 

Scully machte eine kurze Geste der Zustimmung und rückte mit ihrem Stuhl weiter vom Tisch weg, um den Mann den Stift aufheben zu lassen. Er strich mit seiner Hand gegen ihr Bein, als er an ihr vorbei griff, dann hörte sie ein leises Kratzen auf dem Boden.
 

"Danke", sagte er. "Tut mir Leid."
 

"Kein Problem", erwiderte sie und in ihrer Stimme lag eine Mischung von Ungeduld und Verlegenheit.
 

Sie hörte, wie sich bekannte Schritte näherten und Scully atmete bei Mulders Rückkehr erleichtert auf.
 

Elliot legte den wieder gefundenen Stift zurück zu den anderen, setzte sich wieder und schüttelte reuevoll den Kopf. Er bereute seine Dummheit. Das sollte dir zu denken geben, dachte er. Siehst nicht, dass jemand blind ist, wenn du einen Blinden siehst?
 

Er sah auf und sah, wie sich der Mann dem Tisch neben ihm näherte. Es war derselbe Mann, mit dem er zuvor in dem Gang zusammengestoßen war, und er lächelte ihn kurz an. "Hallo."
 

"Hey", gab der Mann zurück, als er seinen Stuhl zurückzog, sich der dunkelhaarigen Frau gegenüber setzte und ihre Hand nahm. "So trifft man sich wieder."
 

Elliots Grinsen wurde breiter. Das war eine der tollen Eigenschaften des Zugfahrens. Es war eine zivilisierte Art zu reisen. Zivilisiert und sozial, ganz anders als in Flugzeugen, wo sich Sitznachbarn kaum miteinander unterhalten. "Einmal ist Zufall, zweimal ist Schicksal, so heißt es." Er streckte seine Hand aus und bemerkte den schwarzen Bluterguss auf einen seiner Finger. "Elliot Masters", stellte er sich vor.
 

Der Mann nahm seine Hand und schüttelte sie. "Rick Steward", sagte er. Er zeigte auf die Frau ihm gegenüber und sagte, "Das ist meine... Frau, Lisa."
 

"Wir haben uns schon kennen gelernt", sagte Elliot und Lisa lächelte.
 

"Ja, irgendwie schon", sagte sie. "Sorry wegen dem Stift."
 

"Meine Schuld", erwiderte Elliot. "Ich muss besser auf meine Sachen aufpassen."
 

In diesem Moment kam der Kellner an ihren Tisch. Elliot drehte sich wieder zu seinem Tisch und versuchte, die vor ihm liegenden Blätter durchzuarbeiten. Es war wie immer ein einziges Durcheinander und er konnte die Skizze überhaupt nicht finden, die er am Abend zuvor begonnen hatte. Frustriert blätterte er suchend durch den Stapel Zeichnungen und ließ nur davon ab, um eine Tasse Kaffee und Toast zu bestellen.
 

Elliot fand letztendlich, was er suchte. Er griff nach dem grünen Stift und begann, in die obere Ecke der Zeichnung Baumblätter zu malen. Er war so in seine Arbeit vertieft, dass ihn Ricks Stimme völlig aufschreckte.
 

"Das ist ja unglaublich", sagte Rick. "Gibt es diesen Ort wirklich?"
 

Überrascht und geschmeichelt betrachtete Elliot die Zeichnung und musste zugeben, dass sie wirklich ziemlich gut wirkte. "Nein", antwortete er, "aber ich wünschte es wäre so."
 

"Rick?" Elliot konnte die Frage in Lisas Stimme hören und Rick beeilte sich ihr zu antworten.
 

"Es ist eine Zeichnung von einem Wald -- sieht ganz nach einem Regenwald aus. Grüne Bäume vor dem Hintergrund eines tiefblauen Himmels und da ist ein Vogel in der oberen Ecke... irgendwas Exotisches."
 

Lisa lächelte wieder und Elliot fand, dass sie trotz ihres etwas zerzausten Auftretens und dem hässlichen Striemen in ihrem Gesicht eigentlich recht hübsch war. "Hört sich wunderschön an", sagte sie.
 

"Das ist es auch", stimmte Rick zu.
 

"Danke", sagte Elliot geschmeichelt. "Ich hoffe, der Verleger findet es genauso schön wie Sie." Rick blickte ihn fragend an und Elliot fuhr fort. "Ich bin Illustrateur -- meistens Kinderbücher, aber ich mache alles, was Provision einbringt. Das hier ist für eine Fantasy-Geschichte. Ich fange gerade damit an."
 

"Sie sind sehr talentiert", sagte Rick.
 

"Danke", wiederholte Elliot, worauf ihre Unterhaltung durch den Kellner, der ihre Bestellung brachte, unterbrochen wurde.
 

Als er seinen Kaffee nippte, beobachtete Elliot das Pärchen neben ihm, weil ihre Unterhaltung ihn von der Arbeit abhielt. Er bemerkte, wie Rick Lisa half und ihr das Arrangement des Essens auf dem Teller erklärte, indem er ihre Lage mit Hilfe des Ziffernblattes einer Uhr beschrieb. Sie hörte ihm zu und sagte nicht viel und Elliot war überrascht, wie präzise sie dann essen konnte.
 

Elliot hatte auf seinen zahlreichen Zugfahrten ein Vielzahl unterschiedlicher Leute getroffen aus den unterschiedlichsten Gegenden. Und doch war dieses Paar etwas Besonderes und das faszinierte ihn. Na ja, dachte er bei sich, du triffst immerhin nicht jeden Tag eine blinde Frau, die mit ihrem Mann unterwegs ist. Aber trotzdem war da noch etwas -- etwas in der Art, wie Rick mit Lisa redete, als er ihr ruhig die Zeitung vorlas, die neben seinem Teller auf dem Tisch lag. Er beobachtete sie genau, um zu sehen, an welchen Themen sie am meisten interessiert war, als er von einem Artikel zum nächsten sprang. Und da war etwas in der Art, wie sie auf ihn reagierte. Sie ging ohne Mühe auf den Ton seiner Stimme ein, als ob sie auf einer Ebene kommunizieren würden, die weit über bloße Worte hinaus ging.
 

Elliot nahm noch einen Schluck von seinem Kaffee und erkannte, dass die beiden einfach nur glücklich waren, weil sie so beieinander sitzen konnten, als ob ein einfaches Frühstück zusammen etwas Besonderes und Ungewöhnliches war, etwas, das man wertschätzen musste. Er musste an Rebecca denken und an ihre faulen Stunden an Sonntag Nachmittagen mit Kaffee und Zeitung. Er lächelte und warf einen Blick auf die Uhr. Er fing schon an die Stunden zu zählen. Zufrieden wandte er sich wieder seiner Zeichnung zu und begann, noch mehr Blätter auf das Papier zu bringen.
 

Assistant Direktor Walter Skinner rückte seinen Stuhl von seinem Tisch weg. Der Frust schmerzte pulsierend in seinen Schläfen. Er stand auf und trat von dem Tisch weg, um in dem Raum hin und her zu gehen, damit er seine Nerven beruhigen konnte.
 

Etwas stimmte überhaupt nicht, soviel war klar. Die Berichte, die über seinen Schreibtisch verstreut lagen, waren vollkommen nutzlos -- noch viel nutzloser als nutzlos, um genau zu sein. Sie waren wie von Amateuren geschrieben. Er fand es äußerst unglaubwürdig, dass es während der letzten vierundzwanzig Stunden keine Neuigkeiten über die Agenten Fox Mulder und Dana Scully gegeben hatte. Es war unmöglich... unvorstellbar.
 

In diesem Moment betrat der Mann sein Büro, als ob er durch seine Unruhe herbeigerufen worden wäre, wie immer eine Zigarette in der Hand. Skinner fragte sich, ob der Mann mit einer Zigarette in den Fingern auf die Welt gekommen war und er erlaubte sich bei diesem Gedanken ein kleines Lächeln.
 

"Gibt es etwas Neues?" fragte der Mann und nahm einen langen Zug.
 

"Das fragen Sie mich?" Skinners Augen blitzten herausfordernd. "Sie scheinen immerhin eher im Bilde zu sein als ich."
 

Der Mann ließ den Rauch aus seinen Lungen. "Ganz im Gegenteil, Mr. Skinner. Ich habe außer dem, was in diesen Berichten steht, keinerlei Informationen für Sie."
 

Skinner ging wieder zu seinem Schreibtisch, griff nach einer der Akten und schwenkte sie dem Mann vor die Nase. "Diese Berichte sind absolut wertlos. Verstehen Sie? *Wertlos*."
 

Der Mann sagte nichts, sondern rauchte unbeirrt weiter.
 

"Mit all den Beweisen in der Wohnung in New Orleans", fuhr Skinner fort, "soll ich glauben, dass trotz der großen Anzahl von FBI-Kräften nichts gefunden wurde? Keine neuen Hinweise?"
 

"Manchmal", bemerkte der Mann, "brauchen gewisse Dinge eben Zeit."
 

"Zeit", fauchte Skinner, "ist ein Luxus, den ich mir nicht leisten kann. Nicht, wenn das Leben zweier Agenten auf dem Spiel steht."
 

Der Mann nahm wieder einen Zug. "Ehemalige Agenten, Mr. Skinner. Oder haben Sie etwa vergessen, dass Mulder und Scully jetzt vor dem Gesetz fliehen?"
 

Jetzt war es Skinner, der nichts erwiderte.
 

"Wir werden sie finden", sagte der Mann.
 

"Aber wer wird sie finden?" wollte Skinner wissen. "Das FBI? Oder wer? Irgend jemand hat wissentlich diese Berichte manipuliert und Beweise verschwinden lassen, die uns helfen würden, sie zu finden."
 

Der Mann lächelte, seine Lippen formten sich zu einem schmalen, dünnen Grinsen. "Das sind aber gehörige Anschuldigungen, Mr. Skinner. Sie sollten aufpassen, wem Sie solche Dinge sagen."
 

"Ich bin nicht derjenige, der aufpassen sollte", murmelte Skinner. Mit drei großen Schritten war er aus der Tür und ließ den Raucher allein im Zimmer stehen.
 

Sie hatten fast zu Ende gefrühstückt, als die Zugpfeife wieder ertönte. Mulder blickte auf die Uhr und sah dann Scully über den Tisch hinweg an. "Fünf nach zehn", sagte er. "Wir sind pünktlich."
 

"Gut", sagte sie. "Wie lange werden wir in Houston halten?"
 

"Ich weiß nicht genau", antwortete er. "Ich frage mal den Zugbegleiter."
 

Der junge Mann am Nebentisch sah sie über seine Brillengläser hinweg an. "Der Halt in Houston dauert fast drei Stunden", erklärte er. "Es ist eine der größeren Stationen. Sie tanken hier auch auf. Braucht halt etwas Zeit."
 

Scully wandte sich dem Mann fragend zu. "Sie kennen sich mit den Zugstrecken aus, Elliot?"
 

Elliot grinste. "Mit dieser hier und mit allen anderen. Ich reise viel, bedingt durch meine Arbeit. Aber ich habe Angst vorm Fliegen. Ich glaube nicht, dass ich in irgendeinem Zug in diesem Land noch nicht gewesen bin."
 

Scully musste lachen. "Ich fliege auch nicht besonders gerne."
 

"Ah, wir können uns die Hand reichen", erwiderte Elliot.
 

Als Mulder sein Geld aus der Brieftasche holte, um zu bezahlen, fragte er, "Da Sie hier der Experte sind, Elliot, kennen Sie irgendein Einkaufscenter in der Nähe des Bahnhofs?"
 

Elliot nickte. "Sicher. Es ist gar nicht so weit von hier -- mit dem Taxi geht es schnell. Sie sollten nur spätestens zwanzig Minuten vor Abfahrt wieder hier sein."
 

"Alles klar", sagte Mulder, stand auf und ging um den Tisch herum zu Scully. "Danke für den Tipp."
 

"Jederzeit", sagte Elliot und machte sich wieder an seine Zeichnungen.
 

Mulder nahm Scully sanft am Arm und half ihr auf. "Fertig?" fragte er.
 

"Ja", antwortete sie und fiel mit ihm in Gleichschritt, als sie aus dem Speisewagen gingen.
 

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