World of X

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Pinned Butterflies

von Rachel Anton

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Du erinnerst dich daran, als du schön warst.



Du erinnerst dich an die Art, wie er dich angesehen hat in dieser einen Nacht im Hotel. Die Nacht in Russland. Du hast ihn an diesem Nachmittag an dem Ort gesehen, das erste Mal seit Jahren. Falls er dich bemerkt hatte, hat er es nicht gezeigt. Jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Diese Augen musterten dich, schwarz im Licht und er meinte, er wusste wer du bist, aber das tat er nicht wirklich.



Er hatte diesen Tag in den Wäldern vergessen.



Du bist mit dem Vater gekommen, du und Rosalinda, weil er etwas Zeit mit seinen Mädchen verbringen wollte. Aber während dieses Ausfluges verbrachte er seine Zeit mit dem großen, bärtigen Mann, den er Genosse Krycek nannte, hinter (verschlossenen) Türen.



Der Genosse, den du und deine Schwester so nannten, sprach in einem groben, schweren Akzent. Als du in seinem Salon in seinem Haus am Fluss standest, hatte Rosalinda dein geflochtenes Haar mit klebrigen Fingern zurück gezogen und dir ins Ohr geflüstert, dass er Russe sei. Ein Russe! Die Art, wie sie dieses Wort aussprach, lies dich durch all die Fremdartigkeit erzittern. Es war im Jahre 1976 und obwohl die Briten nicht annähernd so eifrig über den Kalten Krieg wie die Amerikaner waren, fürchtete sich sogar der Vater ein bisschen vor den Russen.



Du fragtest dich, wieso er sich mit dem Genossen traf. Was der Genosse überhaupt in Amerika machte. Wusste er denn nicht, dass Kommunismus sogar hier draußen in der Wildnis ein schmutziges Wort war?



Du hast die Hand des Genossen geschüttelt, trotz deiner Verwirrung und deiner Angst. Ja, du behieltest deinen Kopf oben und zeigtest dein aufgewühltes Inneres nicht diesem Mann, weil du eine schöne Prinzessin warst, geboren und aufgewachsen in Amerika, besten Dank auch. Du fühltest, wie dein Vater hinter dir strahlte. Stolz auf die Selbstbeherrschung seiner Erstgeborenen, während die andere Tochter im Hintergrund kicherte.



Nachdem du dem Russen vorgestellt wurdest, wurdest du und Rosalinda in den Hof geschickt, um die anderen Kinder zu treffen. Die russischen Kinder. Deine Schwester umklammerte deinen Arm, als ihr euch auf den Weg durch den Rosengarten machtet und zur Lichtung kamt, in der ein Junge und ein Mädchen mit einem Ball spielten.



Spielen Russen Fangen?



Das Mädchen war jung. Jünger als Rosalinda und sie war erst zehn zu dieser Zeit. Du warst zeitlich gesehen zwölf, aber vom Psychisch – Emotionalem her warst du weitaus reifer als deinesgleichen. Das Mädchen war höchstens fünf oder sechs Jahre alt. Sie war niedlich. Gelockte, blonde Haare und kirschrote Wangen. Ein niedliches, kleines Kind, aber sicherlich nicht jemand mit dem du den Nachmittag verbringen wolltest.



„Marita, schau zu dem Jungen!“ flüsterte Rosalinda drängend und zog wieder auf diese lästige Art und Weise an deinem Ärmel.



Du hast ihn bemerkt, ja. Obwohl du bisher nicht auf das neue Verlangen deines Körpers reagiert hast, wurden Jungs auf deinem Radar registriert. Natürlich würde es dir dein Vater nie erlauben, eine Verabredung zu haben. Nicht bevor du 16 wärst. Das war die Vorschrift.



Der Junge sah älter aus als du. Auch wenn du nicht sagen konntest, wie viel älter. Er sah aber so aus, als könnte er um die 16 oder 17 Jahre alt sein. Aber du wusstest, dass dich dein Vater nicht nach draußen geschickt hätte, um mit einem Jungen diesen Alters zusammen zu sein.



Er war groß und schwer, wie der Mann, der sein Vater sein könnte. Nicht jemand, der sich zusammenrottet und so peinlich ist wie die Jungs in deiner Klasse. Er hatte unordentliche, schwarze Haare und trug enge, Bluejeans mit einem Loch am Knie und ein weißes T-Shirt mit lila Flecken auf der Vorderseite. Du fragtest dich, wie sein Vater ihn in so einem ungepflegtem Äußeren nach draußen ließ, aber zur selben Zeit rührte sich auch etwas in dir, als du ihn beobachtetest. Die Art, wie er sich bewegte... anmutig trotz seiner Größe und Kleidung. Er erinnerte dich an die streunende Katze, die du vor einigen Jahren aufgenommen hast. An die, die du zusammen gedrückt in einem Abflussgraben gefunden hast.



„Ist er nicht süß?“, fragte dich Rosalinda. Sie war auch an Jungs interessiert, seltsamerweise. Wenngleich sie nicht wissen würde, was sie mit einem machen müsste, falls sie ihn hätte. Obwohl sie diejenige war, auf die Vater die Hoffnung auf Enkelkinder setzte. Und das jetzt schon. Er war korrekt. Rosalinda hat sich in das hübsche, muntere, vorbildlich, amerikanische Mädchen verwandelt, das nicht das geringste Interesse an Familiengeschäften zeigt. Sie heiratete mit 21 und begann beinahe sofort damit, kleine Knirpse auszuwerfen.



Wurde sie so geboren oder so erzogen? Manchmal fragst du dich das.



Sie hatte immer diese Art von Schönheit, die Männer anzieht. Eine offene Qualität, eine Weichheit, die dir seit dem Tag deiner Geburt fehlte.



Wie dem auch sei, an diesem Tag hatte sie ein sofortiges Interesse gegenüber dem russischen Jungen gezeigt, aber er lief einfach an ihr vorbei, würdigte sie nicht einmal eines Blickes. Er stand für einen Moment direkt vor dir, starrte dich einfach an, ohne ein Wort zu sagen und dann ergriff er deine Hand und zog dich weg und überließ die zwei jüngeren Kinder sich selbst.



Du musstest rennen, um mit seiner Geschwindigkeit mitzuhalten, die seine langen Beine vorgaben. Durch den Garten, der den Anschein hatte zum Anwesen des Genossen zu gehören. Die Zweige schlugen gegen deine Beine, kaum unterhalb deines adretten, gelben Kleides und das Dickicht schnitt kleine Schrammen in die blasse Haut deines Armes. Aber du konntest nicht aufhören. Für einige Gründe, die du immer noch nicht fassen kannst, musstest du deine Hand in seiner halten und ihm hinter her jagen bis ihr den kleinen Bach erreichtet, der fast zwei Meilen von deinem Haus entfernt war.



Ihr beide standet nach Luft ringend unter den Bäumen, ihr schwitztet obwohl es schon Oktober im Hinterland New York war und er begann zu lachen. Du konntest dich nicht entscheiden, ob seine Augen nun schwarz oder grün waren, aber es machte dir nicht wirklich etwas aus. Er war schön.



“Wieso hast du das getan?”, fragtest du ihn. Er zuckte einfach mit den Schultern. Du warst froh, dass er dich nicht fragte, weshalb du ihn gelassen hast. Er fragte dich stattdessen nach deinem Namen. Mit einer sanften, kratzigen Stimme. Sein Akzent war heller als der seines Vaters. Fast schon unbemerkbar. Er musste damals, als sie nach Amerika gekommen waren, sehr stark gewesen sein.



„Marita Covarrubias“, erzähltest du ihm stolz. Er lachte wieder.



“Also, affektiertes Fräulein Covarrubias”, neckte er sie. Du wolltest ihn schlagen, aber du hattest ihn ja erst kennen gelernt. Diese Art von Ungezogenheit wurde in deinem Haushalt nicht toleriert.



„Wie ist deiner?“



„Alex“, sagte er und warf einen flachen Stein ins Wasser, versuchte ihn springen zu lassen, aber es gelang ihm nicht.



„Wie alt bist du, Alex?“, du musstest es einfach wissen.



„Dreizehn“, seufzte er reumütig. Du konntest nicht sagen, ob er gerne älter oder jünger sein wollte. Bei beiden Seiten gab es eine Aura vager Unzufriedenheit, die sein wirkliches Dasein umgab. Zu dieser Zeit fandest du es verführerisch, faszinierend, einzigartig. Im Rückblick war seine Langeweile ziemlich typisch für einen 13 – Jahre alten Jungen.



„Über was denkst du, reden die?“, fragte er und gestikulierte vage in Richtung des Hauses.



„Geschäft, nehme ich an.“



„Welches Geschäft?“



„Das weiß ich nicht. Das Geschäft, in dem sie beide sind.“



Du warst genauso irritiert über seine Dummheit wie über deine eigene Unfähigkeit, diese Frage zu beantworten.



„Erzählt dir dein Vater irgendetwas darüber?“, fragte er dich und du kräuseltest deine Nase, zu verlegen um zuzugeben, dass er dir überhaupt nichts sagt.



„Er sagt mir, was ich wissen muss.“



„Du bist ein kleiner Rotzlöffel“, informierte er mich.



„Und weshalb hast du mich dann hierher geschleppt?“



„Weil du ein hübscher kleiner Rotzlöffel bist.“



Er ergriff dann deinen Hinterkopf und küsste dich. Er küsste dich mit einem offenem Mund und einer erforschenden Zunge und du wurdest in deinem ganzen Leben noch nicht so geküsst und es war wundervoll und erschreckend und erregend und abscheulich und das alles zugleich. Er schmeckte nach Traubensaft und du fandest heraus, wo der Fleck auf seinem Hemd her kommt.



Nach einigen Minuten des Küssens gewöhntest du dich an das Gefühl, aber als er dich auf das Bett der gefallenen Blätter zog, bekamst du wieder Angst. Er rollte sich auf dich und du fühltest etwas, das du noch nie gefühlt hast. Den harten Penis eines Jungen, der sich zwischen deine Beine presste. Du dachtest, du würdest daran sterben.



Du brauchtest nur einige weitere Minuten, in denen er sich an dir rieb und dich küsste, bis du den Standpunkt erreicht hast, den du erst vor Kurzem an dir selbst herausgefunden hast, um dich zum Höhepunkt zu bringen. Du glaubtest, dass es noch Jahre dauern wird, bevor du einem Jungen erlaubst, dich so zu fühlen. Ächzend und erzitternd wie das.



Nachdem du gekommen bist, fühltest du ein überwältigendes Bedürfnis die Sache zu sehen, die dir so viel Freude bereitet hat. Du griffst nach unten und öffnetest seine Jeans, glittest mit deiner Hand durch den Schlitz in seiner Unterwäsche und zerrtest an ihm, zogst das unbekannte Objekt raus, sodass du es ansehen konntest. Sein Penis war anders als die, die du auf Bildern gesehen hast und du erkanntest später, dass er nicht beschnitten war. Zu dieser Zeit dachtest du, Russen hätten einfach andere Körperteile.



Du warst dir nicht sicher, was von dir angenommen wurde, das du damit machen solltest, also hast du ihn einfach nur ergriffen. Scheinbar hast du etwas richtig gemacht, weil Alex nach einigem Ziehen auch stöhnte und eine klebrige, weiße Flüssigkeit überall auf dein gelbes Kleid schleuderte.



Anschließend versuchtest du es wegzuwaschen, in dem du in den Fluss gewatet bist. Du hast das Kleid komplett ruiniert.



Du bliebst danach für eine Stunde oder so im Wald und zeigtest ihm, wie man Steine zum Hüpfen bringt. Da gab es keine Verlegenheit, keine Diskussion über das, was gerade zwischen euch passiert war, nichts von den Komplikationen, die so eine Sache bei Erwachsenen machen würde. Du warst zu jung, um wertschätzen zu können in was für einer einzigartigen Situation du warst.



„Wir sollten zurück gehen. Sie werden nach uns suchen“, erzähltest du ihm, als du bemerktest, dass es fast Zeit zum Mittagessen war.



„Fange dich“, schrie er und rannte fast schon. Er gewann natürlich.



Vater war wütend über das wasserverschmutzte Kleid und Rosalinda war entrüstet über den Zwang mit einer Sechsjährigen den ganzen Nachmittag spielen zu müssen. Aber es war dir egal.



Als du dem Genossen und seinem Sohn und seiner Tochter ‘Auf Wiedersehen’ gesagt hast, starrtest du in die Augen des jungen Alex, fest entschlossen dich an jedes Detail zu erinnern. Wolltest dich erinnern. Für immer.



Und du hast. Du hast dich immer an diesen Tag erinnert, aber du glaubst, dass Alex ihn vergessen hat.



Das nächste Mal, als du ihn gesehen hast, war es bei der Beerdigung des Genossen. Es geschah an deinem sechzehntem Geburtstag und du warst recht schaffend wütend, als dein Vater dich zu dieser düsteren Angelegenheit mitschleppte. Aber während der Fahrt in der Limousine dachtest du an diesen Tag und an diese Augen und du fragtest dich, zu welchem jungen Mann er sich entwickelt hat.



Du entdecktest ihn sofort in dieser Trauergemeinde. Sein Haar war ein bisschen länger, erreichte gerade seinen Kragen. Er trug einen schlecht sitzenden schwarzen Anzug und ramponierte Adidas-Schuhe. Neben diesen oberflächlichen Unterschieden, sah er fast genauso aus wie er heute aussieht.



Er stand neben seiner Schwester, jetzt eine mollige, Zehnjährige mit feuchten Augen. Sie umklammerte die Hand ihres Bruders und vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter. Eine blonde Frau, die zu jung aussah um die Frau des Genossen zu sein, stand hinter ihnen und tupfte sittsam ihre Augenwinkel mit einem Taschentuch. Du fragtest Vater, wer die Frau war und er erzählte dir, dass sie in der Tat die Witwe des Genossen Krycek war. Wenngleich du später erfahren hast, dass sie nicht die leibliche Mutter von Krycek war. Niemand hatte dir je gesagt, was mit der ersten Frau des Genossen geschehen ist.



Alex war das einzige Mitglied der kleinen Familie, dem es gelang keine Träne zu vergießen. Sein Gesichtsausdruck bliebt fast die ganze Zeremonie hindurch unheimlich ausdruckslos. Als sie vorbei war, platzierte er eine einzelne Blume auf den Sarg seines Vaters. Seine Schwester schluchzte, aber ihre Mutter schien sich dieser Tatsache nicht bewusst zu sein. Sie war so eingehüllt in eine Konversation mit einer Gruppe von den Kollegen deines Vaters. Alex schlang seine Arme um seine Schwester und drängte eilig ihren nachgebenden Körper auf den Parkplatz. Vater war auch knietief im ‚Nach der Beerdigung mit anderen Leuten Kontakt aufnehmen’ und organisierend, dass er deine Abwesenheit nicht bemerkte.



Du bist dir immer noch nicht sicher, wieso du ihm nachgegangen bist. Schon wieder.



Du beobachtetest von hinter einem Busch wie Alex Krycek seine Schwester auf der Motorhaube eines Rolls Royce in seinem Schoß wiegte, still über ihr Haar streichelte, sogar stoisch war als sie ihre Augen aus dem Kopf weinte. Du fragtest dich ob der Schock verantwortlich war für das Fehlen seiner Emotionen oder ob die simple Tatsache, die Not für seine Schwester zu sorgen, seinen Kummer überwog.



Du fragtest dich, was aus ihm werden würde.



Du wolltest mit ihm reden, ihn fragen, ob er dachte, dass er seinen Vater vermissen würde. Vielleicht wenn du das gemacht hättest, hätte er sich an dich erinnern können, als du ihn das nächste Mal getroffen hast. Aber als er dich in Kasachstan wieder gesehen hat, fast 20 Jahre später, wusste er nur das von dir, was man ihm von dir erzählte. Da gab es kein Anzeichen von wahrer Erkenntnis in diesen Augen, die du nie fähig warst zu vergessen.



Du tanztest vor seinen und deinen Männer mit ihm. Ein Tanz mit Worten. Er hatte mehr Körperteile verloren, als das, was er durch seine Arroganz verloren hatte. Seine Manieren sind über die Jahre kein bisschen besser geworden. Er spuckte auf den Boden, auf dem du standest und drehte dir bei deinen Fragen den Rücken zu. Aber du wusstest, dass er später zu dir kommen würde. Und er tat es.



Du wachtest in dieser Nacht auf, weil ein Gewehrlauf einer Halbautomatik gegen deinen Nacken gepresst wurde und Alex Krycek über dir in deinem Hotelbett stand.



Vater hatte dir angeraten, jedes erforderliche Mittel zu nutzen, um den Jungen zu bekommen, den Impfstoff und alles andere, das er vielleicht haben konnte. Alles ritt auf dir herum und wofür du dich entschieden hast, um mit diesem Mann umzugehen, mit dieser Situation.



„Was willst du?“, flüstertest du, du achtetest genau auf deine Stimmlage, filtertest die Angst heraus. Ja, du hattest Angst, auch wenn du es vor ihm oder vor irgendjemanden sonst zugegeben hättest. Er war ein Joker. Ist er immer noch, trotz der geschickten Ausbildung deines Vaters. Unberechenbar und einfach ein bisschen verrückt. Alex ist die Art von Mann, der dir eine Kugel in den Kopf schießt, wenn du ihn schief ansiehst.

Ein launischer, ein bisschen unbeholfener, sehr zu Unfällen neigender Hase, der eine tödliche Waffe schwenkt.



„Was hast du?“, antwortete er. Du bemerktest dann, dass beide deiner Taschen offen waren und deren Inhalt willkürlich auf dem Boden verteilt wurden. Er hatte bereits versucht, es allein herauszufinden. Aber da gab es nichts, was man in deinem Koffer finden konnte, außer Kleidung zum Wechseln und viele Landkarten.



„Wieso versuchst du mit mir zu verhandeln? Du wirst mehr bekommen, wenn du direkt zur Quelle gehen würdest.“



Er betrachtete deinen seidenbedeckten Körper von oben bis unten im Mondschein mit einem Hunger, bei dem er sich nicht einmal die Mühe machte ihn zu verstellen. Vater wusste nicht, dass er mit seiner Tochter Unzucht trieb, als er dich auf diese Mission schickte, aber er musste es als Möglichkeit in Betracht ziehen. Jedes erforderliche Mittel. Du nutztest, was du hattest. Fandest das klaffende Loch in seiner Rüstung und hast es ausgebeutet.



„Sagst du mir etwa, dass du gar nichts weißt?“, flüsterte er ungläubig und ein bisschen wütend.



„Ich weiß mehr als du dir vorstellen kannst. Aber dir irgendetwas davon zu sagen, würde meinen Vertrag missbrauchen. Ich bin mir sicher, du weißt, was passiert, wenn ein Vertrag gebrochen wird.“



„Du hast Angst davor, dass sie dich umbringen. Hast du keine Angst davor, dass ich dich umbringen könnte? Ich würde sagen, das ist eine direkte Drohung.“



Es war eine schwierige Sache das zu bestreiten, während du vor einer gezogenen Waffe standest.



„Vielleicht können du und ich all das hier umdrehen, Alex.“



Die Benutzung seines Vornamens ließ seine Augenbrauen zusammenziehen.



„Nimm die Waffe runter und ich werde es dir sagen.“



Er starrte dich eine Ewigkeit lang an, wog seine Optionen gegeneinander auf. Fragte sich, ob er seinen Schutz für diesen Moment herablassen konnte. Er verlagerte seinen Arm so, dass seine Waffe nicht auf deinen Körper gerichtet war sondern eher an seiner Seite baumelte.



Du schaltetest das Licht ein und setztest dich gegen das Kopfbrett.



„Mit dem was du und ich wissen, könnten wir Die zu Fall bringen, Alex. Wir könnten die sein, die das Sagen haben.“



Er schnaufte ein hämisches Lachen.



„Was lässt dich denken, dass ich diese Ehre teilen möchte?“











„Du hast nicht sehr viele Wahlmöglichkeiten. Du allein hast nicht genug. Genauso wenig wie ich. Aber zusammen....“



Du stelltest sicher, dass das Wort ‘zusammen’ auch ergänzende Assoziationen trug. Macht und Sex. Das Versprechen auf diese beiden Dingen hatte die Macht, jeden Mann auf die Knie zu bringen.



Und Alex Krycek ist nicht gerade irgendein Mann. Er ist ein verzweifelter Mann.



„Also du schlägst einen Austausch an.. Information vor?“



„Ich schlage mehr als einen Austausch vor.“



„Und du bist gewillt, gegen diese Männer vorzugehen?“



„Jemand muss es tun.“



Du fühlst ein Stechen des Bedauerns, das dem Kampf entsprach, den er in sich führen musste. Sollte er dir vertrauen? Könnte er? Gab es einen anderen Menschen auf dieser Welt, in dem er einen echten Verbündeten fand?



Obwohl du dir nicht sicher warst, ob er dir wirklich vertraute. Vielleicht plante er dich von hinten zu erstechen und du bist ihm nur zuvorgekommen.



Wie dem auch sei, er grübelte über dieser Perspektive und er schien sich zu entscheiden, dass dies das beste Angebot war, das er in dieser gegebenen Situation bekommen konnte.



Er steckte die Waffe in sein Holster, die in seiner Lederjacke war, und streckte dir seine Hände entgegen. Du nahmst sie und zogst, wieder einmal. Dein Mund war gegen den seinen gedrückt.



Es war so einfach ihn zu verführen. Weit hinter einer Antwort. Weil er hungrig war. Und du schön warst.



Es war ein geschäftliches Übereinkommen. Ihm erlauben, deine Unterwäsche in Streifen zu reißen und dich ficken lassen wie eine Bestie war nur ein Weg, dieses Übereinkommen, das du gerade gemacht hast, zu besiegeln. Zumindest ist es das, was du dir selbst gesagt hast.



Es ging sicherlich nicht um Liebe, aber du bist auf dem Weg, die Tatsache zu akzeptieren, dass er dich dazu brachte in dieser Nacht etwas zu fühlen. Irgendetwas.



Das nächste Mal als du dieses undefinierbare Etwas gefühlt hast, war die Nacht, als du deinen Verstand verloren hast.



Du hast ihn im Inneren dieses abscheulichen Schiffes gefunden, günstige fünfzehn Meilen entfernt von deinem Upper West Side Apartment geankert. Du hast ihn dorthin zurück gebracht, ihn von seinem Gewinn weglockend mit dem Versprechen auf mehr Sex. Sind alle Männer so leicht vom Weg abzubringen?



Du fühltest einen aufregenden Anflug von Macht – es war tatsächlich das erste und letzte Mal für dich, jemanden so vollständig zu manipulieren.



Als du ihn abwechselnd verzweifelt und rhythmisch in dir fühlst, an der Wand deines Wohnzimmers, debattiertest du mit dir selbst was du mit dem Gewinn, den du durch diese Begegnung erworben hast, machst. Der Plan war, den Jungen zurück zum Vater zu bringen, aber du überlegst manchmal, diese Strategie über Bord zu werfen.



Könntest du das tun? Deine eigenen Schritte gehen, völlig unabhängig vom Vater, von Alex, von jedem? Es gab wenig, das du aus diesem Sinn, es einmal richtig zu machen, ziehen konntest. Vielleicht wäre Mulder in der Lage, dir Schutz anzubieten. Du vertrautest darauf, dass der Mann sein Bestes tun würde. Aber er war leicht abzulenken und neigte dazu, die Pfade auf seiner Suche mit Leichen zu hinterlassen.



„Wir sind so kurz davor. Ich kann es schmecken“, keuchte Alex in deine Schulter, kurz bevor er den Orgasmus erreichte.



Eine dritte Möglichkeit tauchte zu diesem Punkt in deinem Verstand auf. Mach mit Alex weiter so wie geplant, folge den Entwürfen, die du mit ihm zusammen ausgelegt hast für eine gigantische Dimension des Aufstandes. Werde die Königin der Welt mit Alex als deinem König.



Es war eine flüchtige Versuchung. Manchmal wünschst du dir, das du ihr nachgegeben hättest.



Wie wäre dein Leben heute, wenn du dich für Tür Nummer 3 entschieden hättest? Vater hätte dich sicherlich abgelehnt. Aber wäre das schlimmer gewesen als ein Testobjekt in diesem Haus des Horrors seines Freundes zu sein?



Was wäre, wenn du Alex in deinem Apartment nicht verlassen hättest? Der friedliche nach einem Sexmarathon schlief? Wenn du nicht zu diesem Schiff zurückgegangen wärst und den Jungen genommen hättest?



Du würdest heute hier nicht stehen. Auf den Mann schauend, den du wegen Angst und deiner eigenen Verzweiflung verraten hast. Eine stumme Bitte, dich von diesem schrecklichen Ort wegzubringen. Etwas, nach dem du nicht fragen aber hoffen kannst, das er dir anbietet. Vielleicht wird er dich heute, nach all dem zu seiner Königin machen.



Er sieht dich mitleidig an. Oder vielleicht ist es auch Belustigung, die in seinen harten und grünen Augen aufblitzt. Bestürzung? Sicher kennt er deinen Platz im Spiel dieser Tage.



Du fühlst dich unfähig an diesen Tagen, diesen Augen zu begegnen. Denn für dieses Mal erinnert sich Alex Krycek daran, wer du bist. Er erinnert sich daran, als du schön warst.



xxxxxx



Ende
Wenn du schon einmal World Without End gelesen hast, diese Geschichte ist ein Teil dieses Universums. Betrachte es als kleinen Hintergrund für die Interaktionen zwischen Krycek und Marita.



Danke fürs Lesen!
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