World of X

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Eine Weihnachtsgeschichte

von The Watcher

Kapitel 1

Kapitel 1





FBI Headquarters

Washington, D. C.

Basement Office

23. Dezember 1999

16.07 Uhr



Fox Mulder und Dana Scully brüteten konzentriert über diversem noch zu bearbei­tendem Papierkram, den sie noch vor den Feiertagen abschließen mussten. Das war eine Aufgabe, die keiner von ihnen gerne tat, aber es gehörte nun mal zu ihrem Job dazu.



Als Mulder schließlich einen Bericht fertig gestellt hatte tippte er geräuschvoll auf die Enter-Taste, nahm seine Brille ab und streckte seine Arme unter wohligem Stöhnen über seinen Kopf, um die Verspannungen in seinen Schultern etwas zu mildern. Während der das Schriftstück für A. D. Skinner ausdruckte sah er zu seiner Partnerin hinüber, die völlig versunken in ihren Notizen blätterte.



„Sagen Sie, Scully, was machen Sie eigentlich über die Feiertage? Fahren Sie wie­der zu Ihrer Mutter oder Ihrem Bruder?“

„Nein, diesmal nicht“, antwortete sie und schaute von ihren Papieren auf. Eine kurze Pause würde ihr gut tun. Sie nahm einen Schluck von ihrem mittlerweile kalt gewor­denen Kaffee und verzog angewidert das Gesicht.

„Charles hatte uns diesmal zu sich eingeladen, aber Bill ist über Weihnachten noch auf See und Tara hat beschlossen mit den Kids zu ihren Eltern zu gehen. Mom ist schon seit einer Woche bei Charles. Sie hat Glück gehabt und ist noch vor den Schneestürmen dorthin gekommen. Jetzt sind die Straßen aber so schlecht, dass ich beschlossen habe, dass es das Risiko nicht wert ist im Schnee verloren zu gehen. Sie haben für die nächsten Tage weiter Blizzards angesagt. Deshalb habe ich Charles schon angerufen und ihm gesagt, dass ich nicht kommen werde und es mir leid tut. Er hatte Verständnis dafür und sagte, dass es ihm lieber wäre, wenn er wüsste, dass ich gesund und munter zu Hause sitze, anstatt sich Sorgen zu machen, weil ich mich irgendwo auf einer Landstraße durch das Schneegetümmel kämpfe. Was werden Sie denn tun, Mulder?“

„Die Jungs haben mich zu einer Weihnachtsfeier eingeladen. Aber ich kann Ihnen jetzt schon sagen, wie das ablaufen wird. Weil keiner daran gedacht hat, hat Langley irgendwo noch auf die Schnelle ein struppiges, kleines Etwas von Weihnachtsbaum besorgt. Aus Ermangelung von Weihnachtsbaumschmuck wird er dann mit CDs und Bändern von alten Magnetspulen geschmückt. Frohike wird als Festschmaus wieder seine berühmt berüchtigten Feuer-Tortillas servieren und Beyers hält einen philoso­phischen Vortrag darüber, dass der Morgenstern in Wirklichkeit ein UFO gewesen ist und Jesus nicht der Sohn Gottes war, sondern ein Außerirdischer, der die Mensch­heit auf eine Alien-Invasion vorbereiten sollte.“

„Und? Das ist doch bestimmt genau das, was Sie sich unter einem gemütlichen Weihnachtsabend vorstellen, oder?“, spottete sie.

Mulder versuchte, empört zu sein, konnte sich ein Grinsen aber nicht verkneifen.

„Ha, ha, ha, sehr witzig, Scully. Sie müssten mich doch eigentlich besser kennen. Auf so eine Vorstellung kann ich gerne verzichten. Wahrscheinlich werde ich es mir zu Hause einfach mal gemütlich machen und gar nichts tun.“

„Wie bitte? Gemütlich machen und gar nichts tun? Das klingt aber nicht nach dem Fox Mulder, den ich kenne! Haben Sie denn keinen heißen Tipp bekommen, dass der Yeti oder Bigfoot wieder unterwegs sind?“, stichelte sie mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht.

„Nein, nichts dergleichen, und ob Sie es glauben oder nicht, ich freue mich darauf mal auszuspannen. Ich denke, dass ich mir das redlich verdient habe.“

„Ja, das stimmt. Sie haben es sich wirklich verdient. Aber ich glaube nicht, dass Sie das lange aushalten werden. Überlegen Sie doch mal, Mulder, das sind der heilige Abend und zwei Feiertage. Heilig Abend wird kein Problem sein, den ersten Weih­nachtstag werden Sie vielleicht noch gerade so umkriegen, aber spätestens beim zweiten wissen Sie nicht mehr, was sie vor Langeweile tun sollen. Da wette ich mit Ihnen!“

„Okay, abgemacht! Um was wetten wir?“, fragte er sie eifrig.

„Ach, Mulder, muss es denn immer um etwas gehen?“

„Natürlich, das macht es doch erst interessant. Jetzt seien Sie kein Spielverderber, Scully.“

„Na gut. Wenn Sie verlieren müssen Sie mir versprechen, dass Sie, wenn Sie es nicht mehr aushalten können, zu mir kommen und sich entschuldigen...“

„Das ist ja keine wirkliche Herausforderung!“, fiel er ihr ins Wort.

„Moment, Sie haben mich ja noch nicht ausreden lassen!“ Sie sah ihn herausfordernd an.

„Ja? Und?“

„Und mir ein Weihnachtslied oder Gedicht vortragen!“

„Ha, das hätten Sie wohl gerne!“

„Jap, Sie sind mir immer noch was schuldig von dem ‚Mottenmännerfall’, oder haben Sie das schon vergessen?“

„Nein, wie könnte ich denn Ihr hübsches Schlaflied vergessen?“ Er machte eine Gri­masse und lachte.

„Na, na, na! Sie haben es doch selbst so gewollt. Ich hatte Sie ja gewarnt. Außer­dem, was sträuben Sie sich eigentlich so? Sie sind sich doch schon ziemlich sicher, dass sie die Wette gewinnen werden. Wo ist also das Problem?“ Jetzt hatte sie ihn in die Enge getrieben.

„Es gibt kein Problem, da Sie, wie Sie es schon richtig erkannt haben, die Wette eh verlieren werden“, erwiderte Mulder selbstgefällig.

„Das klingt ja sehr siegessicher.“

„Stimmt. Ich habe praktisch schon gewonnen.“

„Okay, und was soll ich tun, wenn ich verliere, was, Ihrer Meinung nach, ja unver­meid­lich ist?“

„Wenn Sie verlieren, dann werden Sie mich die restlichen Tage des Jahres am Hals haben und mich unterhalten müssen, damit ich vor ‚Langeweile’ nicht eingehe. Ab­gemacht?“

„Abgemacht, damit kann ich leben. Eigentlich tue ich ja die meiste Zeit nichts ande­res“, lachte Scully.

„Aber ich erwarte etwas Besonderes.“

„Ja, ja, schon gut.“

„Okay, dann gilt’s!“

Er kam zu ihr herüber, streckte ihr die Hand entgegen und sie schlug ein.



Den Rest des Tages verbrachten sie damit, die Berichte fertig zustellen und abzulie­fern. Gegen 18.00 Uhr packte Scully ihre Sachen zusammen, zog sich den Mantel an und ging zur Tür.

„So, das war’s. Ich werde jetzt nach Hause gehen. Ich wünsche Ihnen ein frohes und geruhsames Weihnachtsfest und arbeiten Sie nicht mehr so lange.“

„Danke, Scully, das werde ich. Ihnen auch ein schönes Weihnachtsfest. Wir sehen uns dann nach den Feiertagen.“

„Abwarten!“, grinste sie und ging aus dem Büro.



Mulder blieb noch ein wenig, um seinen Schreibtisch aufzuräumen, aber er sah bald ein, dass dieses ein sinnloses Unterfangen war. Schließlich nahm auch er seinen Mantel und machte sich auf den Heimweg.

„Es wäre doch gelacht, wenn ich die paar Tage nicht ohne Arbeit auskommen würde“, murmelte er und verließ das Hoover-Building.
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