World of X

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Uninvited

von Ines

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Langsam steige ich aus meinem Land Rover aus. Gedankenverloren betrachte ich das Gebäude, das vor mir liegt. Es ist ein einstöckiges, schickes Haus, gebaut im Stil des 18. Jahrhunderts, mit großen, Holz umrahmten Fenstern und einer antik aussehenden Haustür.



Das ist es also.



Danas neues Haus.



Sie wohnt jetzt seit einem knappen Monat hier drin und ich war einfach zu neugierig und musste sie einfach mal besuchen. Nun ja, mein Stil ist es nicht gerade, aber nach Danas Geschmack muss es der Himmel auf Erden sein.



Ich ziehe die Sonnenbrille von meiner Nase und verstaue sie in meiner Hemdtasche. Diese Hitze. In San Diego ist es immer sehr, sehr heiß und ich dachte hier sei es mal ein wenig kühler. Irrtum. Da komme ich noch einmal nach Baltimore und da ruht eine wahnsinnige Hitzewelle über der Stadt.



Schnell schließe ich das Auto ab und wandere zur Tür.



Die Haustür ist verschlossen und so betätige ich die Klingel mit der Aufschrift Scully. Ich warte eine Minute, in der sich nichts führt, als ich ein Lachen, das eindeutig von meiner Schwester stammt, höre. Es scheint von irgendwo hinter dem Haus zu stammen und so gehe ich ein wenig herum, bis ich auf eine hohe Gartenhecke treffe. Ein weiteres Kichern und ich runzele die Brauen.



Meine Schwester kichert nie. Derjenige, der sie zum Kichern bringt, ist mir gleich sympathisch.



Überrasch sie, schießt es mir in den Kopf und ich nicke. Wir haben uns seit einer halben Ewigkeit nicht gesehen und es wird sie sicher freuen, wenn ich plötzlich in ihrem Garten stehe. Leise öffne ich die Gartentür und trete ein. Nichts, bis auf einen perfekt gepflegten Garten. Der Wasserschlauch liegt neben dem Rosenbeet und es tropft noch immer Wasser heraus. Also hat sie gerade im Garten gearbeitet. Kein Wunder, der Boden ist frisch umgearbeitet und die Rosen scheinen ebenfalls frisch gepflanzt.



Ich runzele die Brauen, als ich ein paar Meter vor mir ein graues T Shirt entdecke. Das ist eindeutig nicht ihre Größe. Hat sie etwa Besuch?



Ich höre das Geräusch wieder, diesmal ist es jedoch kein Kichern, sondern es klingt eher nach einem Stöhnen. Mir kommt der Gedanke, dass sie sich überhaupt nicht über mich freuen wird, aber trotzdem gehe ich noch ein paar Schritte weiter und umrunde die nächste Ecke.



An dieser Hauswand befindet sich eine Terrasse und ich werde schnell fündig. Die Röte schießt in mein Gesicht, als ich meine Schwester da liegen sehe.



Und sie ist nicht allein.



Sie trägt nur einen BH und kurze Shorts und zwischen ihren Beinen kniet ein dunkelhaariger Mann, nur mit Jeans bekleidet. Sein Gesicht hat er irgendwo an ihrem Hals versteckt und als er seine Hüften gegen sie stößt, lacht sie wieder, verstrickt ihre Finger in seinen Haaren und zieht sein Gesicht zu sich.



Ich vergesse zu atmen, als ich sein Gesicht erkenne.



Es ist Mulder.



Der Hurensohn, der sie ihr halbes Leben gekostet hat. Der Kerl, der dafür verantwortlich ist, dass sie keine Kinder bekommen kann. Der Mann, der Schuld für ihre Krankheit und Melissas Tod trägt.



Und genau diesen Mann zieht sie zu sich und beginnt ihn stürmisch zu küssen. Und das schlimmste sind seine Hände, die über ihren Körper streichen.



Ich bin wie gelähmt, kann mich nicht bewegen, kann nur noch auf die beiden starren und fühle, wie eine rasende Wut mich packt.



Sie schläft mit ihm.



Und wer weiß, wie lange sie das schon tun?



Ein Monat? Ein Jahr? Vielleicht mehrere Jahre?



Meine Hände ballen sich unbemerkt zu Fäusten und trotzdem bin ich stumm.



Gott, Dana, was tust du da?



Sie bemerkt mich, als er seinen Kopf südlich an ihrem Körper entlang wandern lässt und sie den Kopf nach links dreht.



Einen Moment sehen wir uns gleichermaßen geschockt an, dann setzt sie sich schnell auf und greift sich das Top, das neben ihr liegt. Mulder schaltet ein wenig langsamer und er braucht etwas Zeit, bevor er realisiert was los ist und in meine Richtung schielt. Seine Augen wachsen auf Tennisballgröße und dann nimmt er eilig seine Hände von ihr und sinkt auf die Knie.



Ihrer beider Atem geht sehr schwer und mir wird bewusst, dass ich wohl genau zum falschen Zeitpunkt aufgekreuzt bin. Ich weiß, ich sollte gehen, aber ich kann meine Augen nicht von ihr abwenden. Ihr Gesicht ist gerötet und ihre Brust hebt sich schnell und unregelmäßig.



„Bill.“, flüstert sie atemlos.



Ich schüttele einmal den Kopf und mustere dann abschätzig ihren Liebhaber. Er steht jetzt dicht neben ihr, die Hände in den Taschen vergraben.



„Du hast also wegen dem gekündigt.“, die Worte verlassen meine Kehle als Flüstern, aber sie dringen als Schrei aus meinem Mund. „Wir dachten, du hättest es für die Familie getan, Dana, für uns. Und stattdessen hast du das nur getan, damit du dich auch weiterhin von ihm vögeln lassen kannst.“



„Bill!“, ihre Stimme klingt warnend, „ich denke nicht, dass es dich was angeht, warum ich gekündigt habe! Und aus diesem Grund habe ich das nicht getan!“



Ich atme ein paar Mal ein und aus, versuchend meinen Puls wieder zu beruhigen.



Es gelingt mir nicht.



Zumindest nicht, solange dieser Spinner unserer Unterhaltung noch zuhört.



„Was tut der überhaupt hier??“, verlange ich fassungslos zu wissen. Sie sieht ihn von der Seite kurz an und er schaut zurück.



„Er wohnt hier, Bill.“



Ich gaffe sie an, hoffe, dass das was ich gehört habe nur in meinem Kopf passiert ist. Er wohnt hier mit ihr, in *ihrem* Haus.



Das ist zu viel. Wie ein Wahnsinniger laufe ich auf ihn zu und stoße ihn zu Boden.



„Sie verfluchter Schweinehund!“, höre ich mich schreien. Ich treffe seine Nase und sehe nur benebelt, wie Blut herausschießt. Ich kann nicht gegen diese Wut in meinem Bauch ankämpfen und schlage weiter auf ihn ein. Er wehrt sich nicht und meine Hände wandern zu seinem Hals, beginnen ihn zu würgen. Und plötzlich spüre ich seinen Widerstand. Er packt meine Fäuste und hält sie von sich weg und ehe ich mich versehe, ist er über mir. Er nagelt meine Hände neben meinen Kopf und erhebt sich dann, während er seine Hand an seine Nase hält. Grimmige Befriedigung durchläuft mich, als ich das ganze Blut auf seinem Gesicht sehe.



„Das hast du davon, du Penner! Als hättest du nicht schon genug Schande angerichtet!“, brülle ich. Er hört nicht mal zu, sondern geht nur zu Dana. Die nimmt seine Hand in Ihre und mustert ihn kurz. Dann nickt sie.



„Das wird schon wieder.“, flüstert sie sanft und streichelt seine Wange. Mit einem letzten, wütenden Blick geht er ins Haus.



Dana streckt mir währenddessen ihre Hand hin und hilft mir auf.



„Du Idiot.“, zischt sie, „wie konntest du nur?“



„Wie ich konnte? Dana, weißt du überhaupt, was dieser Kerl dir angetan hat? Er hat dein Leben ruiniert, er hat...“



„Er rettet mein Leben gerade, du Volltrottel!“, schreit sie außer sich. „Wenn du auch nur ein bisschen Ahnung hättest, dann würdest du dich nicht trauen, solche Worte über ihn rauszulassen. Du bist wie damals, Bill. Du kannst nicht akzeptieren, dass es auch andere Männer in meinem Leben gibt. Wann, verdammt noch mal, wirst du endlich erwachsen?“



Sie hat die Hände in die Hüften gestemmt und ich glaube nicht, dass ich sie je so wütend gesehen habe.



„Ich? Erwachsen? Das bin ich längst, aber du scheinst immer noch ganz scharf auf Spinner zu sein.“



Ich sehe nicht mehr, wie ihre Hand hochkommt, spüre nur noch, wie ihre flache Hand meine Wange trifft. Ich verliere das Gleichgewicht und stolpere zur Seite.



„Du bist ein Idiot, Bill. Das warst du in dieser Beziehung schon immer. Wir reden weiter, wenn du wieder zu Verstand gekommen bist.“ Mit diesen Worten wendet sie sich ab und stolziert ins Haus. Durch die Scheiben sehe ich, wie die beiden mich mustern und sich dann abwenden.



Mit der Hand auf meiner Wange wende ich mich ebenfalls ab. Verdammt, sie hat einen kräftigen Schlag. Meine Wange schmerzt heftigst.



Meine Schwester hat mich geschlagen. Großartig, jetzt zerstört dieser Fox Mulder auch noch die Familie.



Grimmig schlage ich die Gartentür fest hinter mir ins Schloss und gehe zum Auto. Das wird dieser Bastard mir büßen. Ich lasse den Wagen an und lenke das Auto auf die Straße.



„Schlampe.“, entkommt es mir, während ich am Radio herumspiele. Ich kann es einfach nicht fassen.



Sie hat nur wegen ihm gekündigt und gaukelt uns vor, dass sie endlich den Rat der Familie befolgt hat.
Sie schläft seit was weiß ich wie langer Zeit mit diesem Mulder.
Sie wohnt mit diesem Spinner in einem Haus und 4. Sie hat mich geschlagen!



Es ist unglaublich. Einfach nur unglaublich, wie dumm sie ist. Ernsthaft, ich habe meine Schwester stets für eine intelligente, unabhängige und tolle Frau gehalten, aber wenn sie sogar mit diesem Mulder in die Kiste steigt, dann beginne ich an ihrem Verstand zu zweifeln.



Was findet sie an diesem Kerl?



Er ist ein Spinner, ein Idiot, er ist paranoid und selbstsüchtig und hat sie schon viel zu oft in Gefahr gebracht. Und trotzdem läuft sie ihm hinterher, lädt ihn sogar in ihr Bett ein? Ist sie verrückt geworden?



Ich kenne nur eine Frau, die mir diese Frage beantworten kann.







„Mom.“, entkommt es mir, als meine Mutter die Tür vor mir öffnet. Sie schaut mich überrascht an und umarmt mich dann.



„Bill! Was tust du denn hier? Warum hast du nicht Bescheid gesagt, dass du kommst?“



Sie zieht mich ins Haus und hilft mir, meine Jacke abzulegen.



„Mom?“



Sie blickt zu mir auf. „Was ist denn Bill?“



Ich nehme einen tiefen Atemzug und sie mustert mich eindringlich. „Ist Dana verrückt geworden?“



„Was? Was redest du denn da, Bill? Setz dich erst einmal und fang von vorne an.“



Wir gehen ins Wohnzimmer und sie bietet mit einen Stuhl an. Ich setze mich und sie nimmt mir gegenüber Platz.



„Also, mal von Anfang an. Was tust du hier?“



„Ich bin in die Stadt gekommen, um Dana in ihrem neuen Haus zu besuchen. Du hast mir von ihrem Umzug erzählt und ich war einfach neugierig, was Dana sich da zusammengebastelt hat.“



Sie nickt und bittet mich fortzufahren.



„Jedenfalls hat niemand geöffnet, als ich geklingelt habe und ich bin um das Haus herum zur Terrasse. Rate mal, wen ich angetroffen habe, Mom?“



Sie schaut mich fragend an.



„Richtig, Dana! Und weißt du, wer auf ihr drauf lag?....Fox Mulder!“



Sie sieht ehrlich geschockt aus. „Gott, Bill, ich hoffe, dass du nichts Unüberlegtes getan hast.“, sagt sie schnell.



Ich entrüste mich. „Heißt das, du bist nicht überrascht, dass die beiden eine Affäre haben??“



Sie schüttelt den Kopf und lächelt. „Bill, die beiden sind seit fast einem Jahr zusammen.“



Ich reiße meine Augen auf und bin kurz davor, an die Decke zu gehen.



„Aber...wieso hat mir das niemand gesagt? Heißt das, die ganze Familie weiß das, nur ich bin wieder der Volltrottel??“



Meine Mutter seufzt leise und greift nach meiner Hand. „Hör mal. Die anderen wissen es auch nicht. Und wir hielten es nicht für nötig, es dir zu erzählen, weil du dich nur wieder aufgeregt hättest, Bill. Ich kann dir nur sagen, dass die beiden sehr glücklich miteinander sind und dass Dana wegen ihm gekündigt hat. Sie wünscht sich doch schon so lange heimlich jemanden an ihrer Seite und sie hat diesen Mann in Mulder gefunden.“



„Einen Mann an ihrer Seite?“, schnaufe ich, „Dana schien mir während der letzten Jahre immer ziemlich glücklich zu sein!“



„Vielleicht glücklich, aber einsam. Wenn du wüsstest wie sehr sie aufgeblüht ist, seit Mulder und sie diese Beziehung führen, würdest du staunen. Sie ist lebendiger, fröhlicher und lebenslustiger als je zuvor. Fox behandelt sie liebevoll und verehrt sie. Er ist ein netter und aufrichtiger Mann, Bill. Würdest du ihn kennen, würdest du ihn mögen.“



Ich kann nur brummen. Jetzt schwärmt meine Mutter auch schon von ihm. Sind die denn alle verrückt geworden?



„Mom, dieser Mann hat Danas Leben so oft in Gefahr gebracht und du erzählst mir hier, was für ein toller Kerl er ist.“



Sie lässt meine Hand los und nickt. „Er hat sie nicht in Gefahr gebracht. Das ist das Risiko an Danas Job, Bill. Sie war eine FBI Agentin und seine Suche wurde zu ihrer. Jahrelang war diese Suche ihr einziger Lebensinhalt. Siehst du nicht ein, dass er nicht verantwortlich dafür ist, was ihr angetan wurde? Er hat ihr Leben gerettet. Weißt du noch, als sie sterbenskrank im Krankenhausbett lag und gegen den Krebs kämpfte. Damals habe ich dieses Zeug für Science Fiction Quatsch abgetan...ja, aber offensichtlich hat es ihr Leben gerettet. Und anschließend ist er in die Arktis gereist, um sie zurückzubringen. Er hat sein Leben so oft für sie riskiert, Bill, warum erkennst du das nicht?“



„Mom, die Sache mit dem Krebs, niemand weiß, ob das wirklich dieser Chip war und die Sache mit der Arktis. Wäre er nicht, wäre sie auch nicht dahin gebracht worden.“



Sie zieht die Brauen zusammen und ich erkenne, wie sie sehr, sehr wütend wird. „Bill!“, donnert sie, „musst du immer jemand haben, um ihm die Schuld zuzuschieben? Selbst wenn Dana morgen einen Autounfall haben würden, würdest du wieder hergehen und sagen Fox sei es gewesen. Er ist es nicht, er versucht es stattdessen nur ständig mit seinem Leben zu verhindern! Such jemand anderen, den du beschuldigen kannst!“



Ich kann nicht antworten. Ich kann sie nur wortlos anstarren.



Sie seufzt einmal und ihre Stimme wird wieder weich.



„Habt ihr euch geprügelt?“



Ich nicke stumm und sie stöhnt. „Wie die kleinen Jungs. Du wirst jetzt dahinfahren und ihr werdet darüber reden, verstanden?“



„Mom, ich kann doch nicht...“



„Du kannst!“, meint sie barsch, „wenn du dreist genug bist, um ihn zu schlagen, und ich bin mir sicher, dass du angefangen hast, dann musst du auch den Mut besitzen, um dich zu entschuldigen.“



Ich senke meinen Blick auf meine Finger und sie steht auf und legt ihre Hand auf meinen Rücken. „Meinst du nicht auch, dass es Zeit ist, mit all dem Schluss zu machen?“



Ich wende den Kopf und sehe in ihr ernstes Gesicht. „Kommst du mit?“



Sie schüttelt den Kopf, überlegt dann aber doch. Ich denke, sie glaubt, sie muss mitkommen, um mich vor einer weiteren Dummheit zu bewahren.



Nun, vielleicht hat sie da sogar Recht.





Als ich zum zweiten vor der großen Haustür stehe, ist mir viel unwohler als vorhin. Es ist bereits dunkel, aber im Haus brennt noch Licht. Das Licht im Flur geht an und im nächsten Moment öffnet sich die Tür.



Mulder steht im Türrahmen. Mittlerweile hat er sich was Vernünftiges angezogen. Als er mich sieht, schaut er grimmig zur Seite. Erst als er Margaret hinter mir erkennt, lächelt er.



„Maggie.“, meint er fröhlich und sie tritt vor und schließt ihn in ihre Arme.



„Hallo Fox. Ich habe Bill herbeordert und dachte, ich begleite ihn lieber.“



Er lacht und bittet sie herein. Er sieht mich nur kurz an und zeigt dann in die Wohnung. Ich dachte schon, er würde mir die Tür vor der Nase zuknallen. Gott, weiß, dass ich dann gefahren und nimmer wieder gekommen wäre! Warum hat er das nicht getan? Es wäre so viel einfacher gewesen.



Unsicher folge ich Mulder durch den Flur. Ich muss sagen, sie haben es sich schick eingerichtet. Als ich ins Wohnzimmer trete, bin ich wirklich überrascht. Es ist riesig und einfach nur wunderschön. Sitzgelegenheiten befinden sich in der Mitte des Raumes, im hinteren Teil befindet sich ein Kamin, in dem ein Feuer knistert. Die Wände sind mit irgendwelchen Kunstwerken behangen, an der Decke sind Holzbalken übereinandergelegt.

Es ist traumhaft.



„Dana ist gerade zu den Nachbarn, aber sie wird jeden Moment wiederkommen. Setz euch doch.“ Ich lasse mich neben meiner Mutter auf die Couch sinken. Mir wird schlecht, als ich daran denke, dass meine Schwester und Mulder es hier vielleicht auch schon miteinander getrieben haben. Wer weiß, wo die es überall tun, wenn sie auf der Terrasse auch schon soweit sind...



Gott! Wo zur Hölle kamen diese Gedanken her??



Mulder bringt uns Wasser und gerade hat er es abgestellt, als die Haustür sich öffnet. Dana kommt herein und mustert mich. Dann begrüßt sie ihn mit einem Kuss. Sie tut das, damit ich mich aufrege. Sie liebte es schon immer, mich zu provozieren. Das Schlimme ist, dass es ihr gelingt. Ich bin kurz davor aufzuspringen, als sie immer noch aneinander kleben.



Ihre Lippen lösen sich mit einem leisen Schmatzen voneinander und ich wende meinen Kopf und sehe, wie meine Mutter sich halbtot grinst.



„Mom.“ Dana läuft um das Sofa herum und umarmt Mom. „Schön, dass du auch noch mal vorbei schaust.“



Mit diesen Worten lässt sie sich auf der Couch gegenüber nieder und Mulder muss sich natürlich direkt neben sie setzen und den Arm über die Lehne legen. Dana lehnt sich entspannt gegen ihn und schaut Margaret an.



„Ich schätze, du bist mit Bill hergekommen.“



Oh nein.



„Ja, ich dachte, ich begleite ihn, damit ich euch mal wiedersehe.“



Es herrscht eine lange Stille, in der Dana und Mom sich ansehen und Mulder in der Gegend rumstarrt. Sie erwarten etwas von mir. Verdammt, ich hasse es, mich zu entschuldigen.



„Dana?“, ich muss mich räuspern, da meine Stimme ziemlich kleinlaut klingt. „Ich wollte mich für die Aktion vorhin entschuldigen und auch für die Worte, die ich dir an den Kopf geworfen habe.“



Sie sieht mich an und nimmt einen tiefen Atemzug. Dann nickt sie.



„Bill, ich denke nicht, dass ich diejenige bin, bei der du dich entschuldigen musst. Ich meine, du kommst in unseren Garten und fällst gerade mal meinen Partner an. Meinst du nicht, du solltest eher ihn um Entschuldigung bitten?“



Warum wusste ich, dass sie das sagen würde? In Ordnung, wenn es dann sein muss. Ich blicke in seine Richtung und er blickt zurück. Keine Anklage liegt in seinem Blick, ich würde es sogar als Hoffnung abtun.



„Mr Mulder. Es tut mir leid, dass ich ausgerastet bin, sie geschlagen und ihnen diese Dinge an den Kopf geworfen habe.“



Und es tut mir trotzdem nicht leid, du dummer Bastard.



Dana weiß, dass es mir nicht leid tut und lacht plötzlich.



„Das klang sehr überzeugend.“



Mulder lehnt sich währenddessen vor und stützt seine Ellbogen auf seine Knie.



„Mr Scully...“, meint er, während er meinen Blick sucht, „ich weiß, dass sie mich nie lieben werden. Und ich weiß, was sie über mich und meine Arbeit denken und mich hassen, weil sie felsenfest davon überzeugt sind, dass die Dinge, die ihrer Schwester angetan wurden, meine Schuld sind. Ich kann ihnen da nicht widersprechen, da ich mich manchmal selbst dafür beschuldige, aber ich denke, dass sie sich, spätestens jetzt vielleicht ein wenig zusammenreißen sollten. Falls sie das noch nicht bemerkt haben...ich liebe ihre Schwester und hätte ich auch nur einen einzigen Schicksalsschlag von Dana mit meinem Leben verhindern können, so hätte ich es getan.“



Und während er mir das sagt, schaut er mich so aufrichtig und eindringlich an, dass ich ihm nur glauben kann.



Dann ist er eben doch nur ein liebeskranker Idiot, der meiner Schwester verfallen ist.



Ich nehme einen tiefen Atemzug, bevor ich folgendes frage: „Was meinen sie mit ?“



Er lächelt ein wenig und er und Dana tauschen einen Blick. Sie grinst erst mir und dann Mom zu, während Mulder sagt:



„Wir werden heiraten.“



Ohne etwas davon zu wissen, breitet sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus. Den hat sie also um ihren Finger gewickelt. Und plötzlich fange ich an, wenigstens ein kleines bisschen Sympathie für Mulder zu empfinden. Wenigstens wird er sie jetzt richtig glücklich machen. Wenigstens ist er ein anständiger Kerl.



Mom ist währenddessen aufgesprungen und reißt beide gleichzeitig an sich. Sie kann´s kaum fassen und zerquetscht die beiden beinahe, bevor sie sie zu Tränen gerührt mustert.



„Seit wann wisst ihr denn das?“



Sie setzt sich neben Dana und hält ihre Hand.



„Seit gestern.“, flüstert Dana und das Grinsen auf ihrem Gesicht ist unbezahlbar. Ich habe meine Schwester noch nie so doll lächeln gesehen, denke ich. Und wenn das wirklich alles an diesem Mulder liegt? Was, wenn er sie wirklich so glücklich macht, wie Margaret es sagt? Könnte er meiner Schwester so gut tun?



„Es war eigentlich ganz spontan.“, schaltet Mulder sich ein.



„Also mit Antrag und so?“, fragt Mom aufgeregt.



„Nicht ganz. Während er seine Jacke aufhing, meinte er plötzlich: „Du wirst mich doch heiraten, oder Liebling?““



Ich muss lachen. „Ich dachte, du seiest eine Frau, die erobert werden will, Schwesterchen.“



Sie sieht mich ein wenig lächelnd an, als sie sagt. „Das hat er schon längst.“



Und ich sehe zu Mulder und er grinst stolz zurück. Oh, grinse du nur stolz. Das kann er wahrhaftig sein, wenn du meine Schwester rumgekriegt hast.



Den Rest des Abends verbringen wir mit einer Flasche Wein, einem guten Gespräch und als wir das Haus verlassen, bin ich irgendwie erleichtert.



Vielleicht ist er doch kein so übler Kerl. Und immerhin schaffte er es, Dana den ganzen Abend zum Lachen, Lächeln und Kichern zu bringen.



Und er wird sie glücklich machen.



Und er wird verdammt sein, wenn er das nicht tut.





*ende*
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