World of X

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Gelb, Rot, Grün

von Franzi

Kapitel 1

Da bin ich also, auf dem Weg zum Kino. In einem albernem Kleid, viel zu tief ausgeschnitten für einen Kinobesuch und einem feuerrot geschminkten Mund, eigentlich viel zu rot für mich.
Der Teufel höchstpersönlich muss mich geritten haben, als ich den Lippenstift kaufte. Hab ich erwähnt dass ich Stöckelschuhe trage? Viel zu hoch für Washingtons kaputten Asphalt.
Ich spüre die Blicke der vorbei eilenden Passanten auf mir. Die bewundernden der Männer und die giftigen der Frauen. Hab ich wirklich zu viel Make up aufgetragen?
Ich werde es noch bereuen. Mulder wird dastehen und Witze über mich reißen. Wie damals, als ich mir dieses Tatoo hab machen lassen. Manch anderer Mann wäre begeistert gewesen und hätte gefragt, ob er es denn ansehen dürfe, und was hat mein Partner gemacht?...Dumme Witze gerissen hat er!
Doch auch ich habe meinen Stolz! Wenn er meine Attraktivität nicht bemerkt, dann soll er wenigstens die Blicke der anderen sehen.
Da steht er auch schon. Und er pfeift.
Ich habe immer ein Problem damit, wie ich ihm begegnen soll. Wir sind Arbeitskollegen, aber nicht heute Abend. Er hat zwei Karten im Radio gewonnen. Und da er niemand anderen hat.... und da die einsamen Schützen auf Urlaub in Roswell sind, hat er mich auserkoren mit ihm zu gehen. Vielleicht sollte ich mal über seine Prioritäten nachdenken...
Er grinst verschmitzt und hält mir seinen Arm entgegen, den ich Ladylike annehme.
"Sie sehen schick aus." Und schon sind Schwerenöter Mulder alle Witzchen vergeben.
"Danke." Und ich versuche ein Lächeln á la Jennifer Lopéz, aber es kommt nur ein Bette Midler Grinsen raus. Daran müssen wir noch üben.... ich muss üben...
"Haben Sie denn schon die Karten geholt?"
"Nein, aber das tue ich jetzt sofort."
Er platziert mich galant in eine Ecke und geht zum Kartenverkaufsschalter.
Doch zu allem Übel befindet sich diese Ecke genau in einem 90° Winkel zur "Schlemmerbar". Welcher Sadist nennt den Stand für Popcorn und anderen Kram "Schlemmerbar?"
Oh Gott, die Düfte des frischgemachten Popcorns dringen bis zu mir. Ich sehe es goldgelb leuchten... Nein, ich bleibe hart. Kein Popkorn!
Nein! Da ist Fett drin, und Zucker! Nicht dass ich gegen diese himmlischen Dinge resistent wäre, aber ein Bissen von den Dingen da drüben und ich kann mein Superkleid vergessen und Mulder obendrein.
Dieser steht in der Warteschlange und hat keine Ahnung davon, welche Höllenquallen ich hier auszustehen habe und das alles nur für ihn, aber da waren wir schon einmal...
Ich habe Hunger wie ein wilder Wolf und diese Menschen können es sich alle leisten. Eine Stimme in meinem Kopf sagt mir, dass ich es mir auch leisten könnte, aber NEIN! Heute nicht!
Oh Mulder! Herrgott! Beeilen Sie sich! Aber mit der Telepathie hat es bei uns noch nie so richtig geklappt.
Na ja. Ich bin ja nicht übergewichtig, noch nicht... Ich kann nicht widerstehen und hole mir ein Stück Knusperschokolade.
Ich reiße die Hülle weg und beiße leidenschaftlich in das braune kremige Etwas mit einer Extraportion Kalorien. Da tippt mir jemand von hinten auf die Schulter, und als ich mich umdrehe, steht Mulder vor mir und lacht mich an (aus?)
"Scully, so verfressen kenn ich Sie ja gar nicht!"
Und ich möchte am liebsten losheulen, doch ich reiße mich zusammen und ignoriere seinen blöden Kommentar.
"Sie haben ja Jahre für die Karten gebraucht."
"Tja, ein begehrter Film..."
Er kauft sich einen Rieseneimer voll Popcorn und dann gehen wir in den Kinosaal. Wer ist hier verfressen???
Ich bin stolz auf mich, ich, Dana Scully, bin mit meinem Partner privat im Kino. Wenn das Kershs Sekretärin wüsste... dabei muss ich grinsen.
"Was gibt´s denn zu grinsen, Scully?"
"Och nichts. Ich freue mich nur auf den Film. Wissen Sie eigentlich, dass der Film für 7 Oskars nominiert ist?"
"Hmm."
"Oh, das es eine wundervolle Geschichte ist! Mulder, wissen Sie überhaupt wie der Film heißt? Oder haben Sie nur die Karten, die ich vorbestellt habe, abgeholt?"
"Nun,... Ich bin froh, dass Sie eine so gute Auswahl getroffen haben."
"Und ob sie das ist! Ich habe das Kinoprogramm gelesen, der Film spielt in den dreißiger Jahren, es geht um die Träume eines Jungen, seinen Adoptivvater und das Leben."
Ich versuche verzweifelt ihn verträumt & anziehend zugleich anzuhimmeln, doch auch das scheine ich wieder zu verfehlen.
"Das ist gut."
Wenn ich nicht so enthusiastisch wäre, würde ich vielleicht merken, dass seine Antworten nur gemurmelt und sehr ausweichend formuliert sind. Das Kino wird dunkel und die Werbung beginnt. Nach viertelstündiger versuchter Überredungskunst von diversen Produkten weiß ich nicht ob ich wilden Sex auf dem Parkplatz haben will oder Kettenraucherin werden soll.
Doch das Licht geht für einen kurzen Moment an, nur um mir den Blick auf den verträumt wirkenden Mulder freizugeben. Er schaufelt sein Popcorn in sich hinein und als er meine gierigen Blicke entdeckt, bietet er mir freiwillig etwas an.
Ich nehme es bereitwillig, lasse die Körner aber unauffällig in meine Tasche fallen, irgendein Hund wird schon vorm Kino stehen, ich muss an mein Kleid denken.
Es wird wieder dunkel und der Film beginnt.
Die Titelmusik erscheint mir seltsam, doch ich hege noch keinen klaren Verdacht.

Aber dann kommt es "THE BLAIR WITCH PROJEKT" (natürlich im Dolby suround), deshalb hört auch keiner wie ich Mulder anschreie.
"Was soll das?? Wir wollten in einen ganz anderen Film!"
Mulder blickt mich verstört an, oh, das muß er vor dem Spiegel geübt haben und meint: "Uuups! Ein Versehen, kann doch mal passieren...!"
"Ein Versehen? Wie kann man den schönsten Film seit langem mit dem Zeug hier verwechseln wollen??"
Mulder setzt zu einer scheinheiligen Antwort an, doch da schreit jemand:
"Klappe da vorne! Diskutiert Eure Probleme doch bitte vor der Tür!"
Erstaunt sehe ich mich in dem Kinosaal um, ich bin es nicht gewohnt dass mir jemand wiederspricht, außer Mulder vielleicht. Aber der hält ja so wieso nicht viel von dem was ich sage.
In dem Saal sitzen nur Teenager, vorzugsweise Jungs die die Natur so bestraft hat, dass sie es nicht einmal geschafft haben ein Mädchen für den Film zu bekommen.
"Okay, Scully. Ich gebe mich geschlagen. Sie wollten den anderen Film sehen, wir können ja noch versuchen ob wir reinkommen."
"Nein, Mulder. Sie haben die Karten gewonnen, sie haben diesen Film ausgesucht, ich werde mich artig fügen."
Ich mache ihm gezielt Schuldgefühle. Da war der Freud-Kursus doch nicht für die Katz....oder vielleicht doch, denn bei jedem Anderen hätte meine Kampftaktik vielleicht ein Heimsieg bedeutet, doch was tut Mulder? Er lehnt sich in seinen Sessel zurück und murmelt:
"Wenn Sie meinen, Scully."
Also ziehen wir uns diesen Film rein. Er ist laaaangweilig! Irgendwann halt ich´s nicht mehr aus.
"Mulder! Das ist ja * so * billig! Bevor der Film ein Hit wird, können wir noch unser Leben verfilmen lassen."
"Der sexy FBI-Agent und seine Tippse?"
Das würde er bereuen, den schon einen Augenblick später kollidiert mein Absatz mit seiner Wade. Auch das trainierteste Bein kann dem nicht Stand halten.
Mulders haselnussbraunen Augen werden groß und... er schreit auf.
Doch ein paar Dezibel zu laut. Denn das ganze Kino dreht sich zu uns um und eine wohlbekannte Stimme fegt uns an:
"Hey Ihr Grufties! Wenn Ihr hier Eure Sadospiele veranstalten wollt, dann seid Ihr falsch! Eyes Wide Shut läuft in Kino 3!"
Mulders schmerzverzerrtes Gesicht spricht Bände und ich kann nichts dagegen tun, ich muss ihn auslachen. Doch ich hatte nicht mit seiner Rachgier gerechnet! Bevor ich mir bewusst bin was gerade passiert, hat Mulder schon seinen Popcornbecher über meinen Kopf gestülpt. Ich spüre regelrecht wie die fettigen Körner meine mühsame gestylete 3 Stunden Frisur zerstören. Und er lacht! Ich nehme die Reste des delikaten Kinoschmauses und forme sie zu einer Kugel, die ich Mulder in mindestens ein Nasenloch stopfen will. Dieser bemerkt meine Absicht und krümelt die Reste fein säuberlich in meinen Ausschnitt. Entrüstet blicke ich ihn an und er weiß dass er zu weit gegangen ist.
Er bringt ein zaghaftes "Tut mir leid." heraus.
"Sie sind das Letzte." zische ich.
"Gut. Dann hole ich sie eben wieder heraus."
Mulder legt schon seine Hand an, doch ich kann ihn noch rechtzeitig davon abhalten.
"Das kann ich schon selber."
Als ich gerade die schlimmsten Brösel aus meinem Kleid fische und dies auch noch in einem Winkel in dem Mulder tiefere Blicke als gedacht nicht möglich sind, steht ein Mann vor mir.
Errötend blicke ich auf und er erklärt uns: "Tut mir leid, Leute, aber die Zuschauer hier haben sich bei mir beschwert. Bitte verlassen Sie den Kinosaal, Sie können gerne ihr Geld wieder haben."
Peinlich berührt schleichen wir uns aus dem Kino.
Draußen, nachdem Mulder das Geld in Empfang genommen hat, würdige ich ihn keines Blickes.
"Scully? Wollen Sie denn nicht auf mich warten?"
"Auf Sie warten? Weshalb sollte ich denn auf Sie warten? Sie haben meinen Abend ruiniert! Ich habe Stunden in meine Frisur und die Auswahl meines Kleides investiert und jetzt machen Sie das!"
"Das mit der Frisur kann ja nicht jeder merken!"
Damit wäre ein weiterer wunder Punkt getroffen. Ich drehe mich augenblicklich um und gehe in Richtung meines Pkw. Wenn ich schnell genug bin, kann ich ihn vielleicht noch anfahren.
"Scully! Jetzt bleiben Sie doch stehen!"
Doch ich reagiere kein bisschen. Der Nachteil an Stöckelschuhen, wahrscheinlich gibt es gar keinen Vorteil, ist dass man Ewigkeiten braucht bis man an seinem Ziel angekommen ist.
Mulder hat mich längst eingeholt und hüpft wie ein kleiner Terrier neben mir her.
Er redet irgendetwas von wegen Vertrauen und Spaß, Kollegen und Freunde, doch ich kann ihm nicht zuhören, ich ahne übles.
"Mulder!" Er reagiert gar nicht und führt seine Ansprache weiter.
" Mulder!"
"Was?"
"Mein Auto! Es ist nicht mehr da!"
"Was?"
"Sind Sie schwerhörig oder dumm?"
"Ob ich dumm bin? Wer weiß hier nicht mehr wo sein Auto steht?"
"Ich weiß wo mein Auto steht. Das heißt ich weiß, dass ich es genau hier," ich zeige viel zu übermütig auf den Asphalt, "abgestellt habe."
"Das haben mir schon viele Frauen erzählt."
"Wie zum Teufel meinen Sie das?"
"Oh, es gibt mehrere Möglichkeiten... Also, Sie könnten geplant haben mich zu verführen... dann täuschen Sie vor das ihr Auto weg ist, ich der einen ausgeprägten Beschützerinstinkt habe werde Ihnen dann anbieten Sie nach Hause zu fahren... und..."
"Sie brauchen sich nicht näher zu explizieren, Mulder! Wenn ich jemanden verführen wollte, würde ich das besser anfangen."
Ein Handy klingelt. Wir kramen beide in unseren Taschen, ich in meiner Handtasche mit 100 und einem Fach, Mulder in seiner Innentasche.
Es ist Mulders. "Ja?"
Er zieht eine Grimasse und wispert "Skinner" zu mir herüber.
Die beiden reden über irgendetwas und ich versuche, was auch mit noch so hohen Stöckelschuhen verdammt schwer ist, die Straße zu überblicken.
Keine Spur von meinem Wagen, am liebsten würde ich mich auf die Straße setzen und so lange lautstark heulen bis ein Prinz auf seinem weißen Ross vorbei reitet und wir den Satz "und wenn sie nicht gestorben sind..." ausleben können.
Doch auch keine Spur von einem Prinz... nur Mulder....
"Was machen Sie denn da?"
"Ich bin verzweifelt!"
"Das bin ich seit Jahren. Jetzt tun Sie nicht so!"
"Okay, Mulder Sie sind ja ein ganz großer toller Kerl und das weiß bestimmt jede Frau in Washington, aber dann lassen Sie mich bitte in Frieden."
"Gut, dann lass ich Sie eben am Straßenrand sitzen... in ihrem kleinen Kleidchen..... mit den Typen die Ihnen von da drüben winken...."
Ich blicke auf und was sehe ich? Eine Bande notgeiler Kerle die lüstern in die Richtung meines Ausschnitts blicken.
Mit einem Ruck bin ich aufgesprungen, nicht ganz so heftig um, das Gleichgewicht nicht zu verlieren, und packe den verduzten Mulder am Arm.
"Nanu? Wollen Sie nicht bei den netten Herren bleiben?"
Ich stoße ihn in die Seite und ziehe ihn weiter. "Autsch!"
"Wenn Sie schneller gehen würden..."
"Sadobraut!"
Am Auto angekommen, springt Mulder vor, um mir die Tür aufzuhalten. Ich verstehe den Mann einfach nicht.
"Was wollte Skinner eigentlich?"
" Och, er wollte sich nur mal bei mir melden.."
"Hä?"
"Er hat gemeint wir könnten ja das Boss- Untergebener Verhältnis auflösen und einen trinken gehen."
"Er glaubt doch wohl hoffentlich nicht, dass ich mit Ihnen und meinem Vorgesetzten in einen dieser Spelunken gehe um etwas zu trinken!"
"Seltsam..."
"WAS?"
"Von Ihnen hat er kein Sterbenswörtchen gesagt...."
Das lässt mich in Schweigen verfallen. Für lange Zeit, bis wir an einer Polizeisperre ankommen. Mulder hält den Wagen an und schaut wieder einmal wie diese kleinen Dackel wenn sie einen anderen Hund erblicken, kühn und ängstlich zugleich.
"Mulder, warum halten wir hier?"
"Ich wollte Sie nach Hause fahren.."
"Und warum",das zum Teufel kann ich mir noch verkneifen, "tun Sie es dann nicht?"
"Weil ich es vielleicht schon getan habe?"
Ich blicke aus dem verdreckten Seitenfenster und wir stehen tatsächlich vor meinem Wohnhaus.
Schnellstens steige ich aus und gehe schnurstracks auf den ersten Polizisten zu (los).
"Was ist hier los?"
"Ma´am, hier sind nur Bewohner zugelassen."
"Ich bin eine Bewohnerin, die Wohnung im Erdgeschoss gehört mir. Und nennen Sie mich nicht Ma´am, ich bin schließlich noch keine 50!"
"Sie sind die Frau aus der Erdgeschosswohnung?"
Nein, ich bin der Weiße Riese aus dem Keller. Doch sie verkniff sich so einenSpruch wieder einmal. "Ja, die bin ich!" "Wir haben versucht Sie zu erreichen..."
"Und?"
"Der Mann über Ihnen hat eine Schaumparty gegeben. Er hat leider nicht bedacht, dass das Wasser auf Dauer in ihre Wohnung tropft. Durch die Decke, verstehen Sie?"
Wie hoch ist wohl der IQ dieses tapferen Polizisten?
"Wo ist er?"
"Wer?"
"Der Schaumpartyveranstalter."
"Er hat sich in ein Hotel zurückgezogen, die Lady die neben ihm wohnt hat uns nämlich gerufen und er wollte unbedingt, dass ich es Ihnen sage, da er irgendwie Panik vor Ihnen hatte."
Jetzt weiß ich auch wieder wen er meint, Mr. Smith, mein alter Erzfeind. Am ersten Tag an dem er eingezogen ist hat er mich am Briefkasten abgefangen und gefragt ob ich mit ihm seine Wohnung möblieren wolle. `Frauen haben doch einen so guten Geschmack`. Nachdem ich ihm 50mal abgesagt habe, auch auf seine diversen Partys hin, hat er sie alleine (mit anderen leichten Mädchen) gefeiert.
Und ich habe ihn bisher regelmäßig, wenn ich nicht gerade mit Mulder in irgendwelchen Wüsten unterwegs war, bei der Polizei angeschwärzt wegen Lärmbelästigung, was noch milde ausgedrückt war.
Ich lasse den Polizisten stehen und eile zu Mulder zurück.
"Ich hab mich geirrt. Sie sind gar nicht der dümmste Mann den ich kenne."
"Ach?"
"Der 2. dümmste."
"Ich fühl mich geehrt..."
"Halten Sie die Klappe und fahren Sie mich nach Hause."
"Sie sind zu Hause."
"Nicht da, Dummkopf. Zu Ihnen nach Hause!"
"Soll ich das als unmoralisches Angebot werten?"
"Wie würden Sie ein blaues Auge werten?"
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