World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Mysterious Girl

von Mona

Kapitel 1

FBI Hauptgebäude - Freitag 11:06 Uhr





Es war ein Tag wie jeder andere. Fox Mulder und Dana Scully saßen in ihrem dunklen Kellerbüro, sortierten alte Akten. Mulder saß gelangweilt in seinem Stuhl und blätterte langsam und desinteressiert in einer Akte. Scully war wie immer, wenn sie irgendeinen Routinejob zu erledigen hatten, schlecht gelaunt. Der Vormittag wollte einfach nicht vergehen, denn dieser Job war mindestens genauso interessant, wie Farbe beim Trocknen zuzusehen. Darüber waren sich beide einig. Im Raum verbreitete sich eine gestresste Stille, bis plötzlich das Telefon auf Mulders Schreibtisch klingelte. Überrascht sahen sich die beiden Agenten an. Dann sprangen beide auf, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt, als als erster den Hörer abzunehmen.



„Mulder“, meldete Fox sich mit einem Siegeslächeln und hörte der Stimme am anderen Ende gespannt zu.



„ Ja...ja, Sir. Sofort?…natürlich”, entgegnete er und legte auf.



Scully vernahm ein Funkeln in seinen Augen.



„Was ist? Wer war es...?“, drängelte sie ungeduldig, während ihr Partner mit einem breiten Grinsen im Gesicht vor ihr stand. Er schaute sie an und seine Augenbrauen bewegten sich auf und ab, in der Absicht, Scully noch einen Moment länger in Ungewissheit zu lassen. Ihr Blick schien ihn förmlich zu durchbohren und schließlich gab er nach.



„Es war Skinner, wir sollen so schnell wie möglich in sein Büro kommen.“



„Hab ich's mir doch gleich gedacht!“



Vielleicht würden sie ja jetzt doch etwas zu tun bekommen!



„Na dann mal los!“



Mulder öffnete die Tür und sie gingen beide hinaus.





Skinners Büro:





„Agents!“ begrüßte sie ihr Chef einladend und deutete mit einen Kopfnicken auf die beiden Stühle vor seinem Schreibtisch.

Die beiden setzten sich und warteten gespannt, was Skinner ihnen mitzuteilen hatte.



„Nun ich will es kurz machen, also...Ich wurde beauftragt, Ihnen zu sagen, ...dass Sie ab Montag einen neuen Partner zur Seite gestellt bekommen...“



Die Augen der beiden Agenten weiteten sich bei seinen Worten, die teils schockierend, teils überraschend auf sie wirkten. Doch noch bevor einer etwas sagen konnte, fuhr Skinner mit seinen Neuigkeiten fort.



„Der Befehl kommt von ganz oben und Ihr Einverständnis ist die Voraussetzung für das Bestehen bleiben der X –Akten.“



Jetzt schienen Scully und Mulder gar nicht mehr aus dem Staunen herauszukommen.



„Die wollen die X – Akten schließen, wenn wir nicht einwilligen?“, fragte Mulder erstaunt. „Aber wieso können Scully und ich nicht einfach allein daran weiter arbeiten? Wir sind doch eines ihrer besten Teams, das haben Sie selbst gesagt?“



Mulder war etwas entsetzt über den Gedanken noch eine dritte Person in ihr Team, ihre Partnerschaft aufzunehmen. Außerdem vermutete er, dass diese ihnen sicherlich zugestellt wurde, um sie zu überwachen. Doch für den Fortbestand der X – Akten würde er so gut wie alles tun.



„Sie wissen doch, dass die Arbeit an diesen Akten sehr umstritten ist. Ich rate Ihnen also sich Ihre Antwort gut zu überlegen.“



„Da gibt es nichts zu überlegen, Sir. Natürlich willigen wir ein, . . .oder Scully?“, sagte er mit einem Blick auf seine Partnerin.



„Wir haben schließlich keine andere Wahl.“



„Gut, dann werde ich Ihre Entscheidung mitteilen. Ab Montag werden Sie dann also zu dritt sein.“



Sie verabschiedeten sich mit einem Kopfnicken und gingen aus dem Büro.



Der restliche Freitag verlief wie gewöhnlich. Weder Mulder noch Scully sprachen über die Neuigkeiten. In Gedanken waren sie jedoch ständig bei diesem Thema. Mulder vermutete, dass ihnen dieser neue Agent als Spion zugeteilt wurde und um möglicherweise ihre Arbeit in eine andere Richtung zu lenken.



*So ein Spinner! Er wird schon sehen, was er davon hat!*



Er stellte sich vor wie dieser Typ wohl aussehen würde. Groß, muskulös... vielleicht war er ja Scullys Typ...? Oh nein, er wollte gar nicht erst daran denken, was dann passieren würde...







FBI- Hauptgebäude- Montag 8:00 Uhr:





Pünktlich wie immer, saß Mulder mit einer neuen Akte in der Hand in seinem Stuhl und wartete auf Scully. Jedoch durchflutete ein nervöses Kribbeln seine Magengegend, als er daran dachte diesen neuen Agenten zu „begrüßen“.



Plötzlich wurde die Türklinke heruntergedrückt und Scully trat ein. Sie sah sehr müde aus, von ihrer Laune ganz abgesehen.



„Morgen.“



„Guten Morgen Sonnenschein!“ entgegnete Mulder, der offensichtlich gut gelaunt war.

„Und haben Sie unseren neuen Agenten bereits gesichtet? Er scheint wohl nicht gerade pünktlich zu sein...??“



„Vielleicht sucht er ja unser Büro?“, witzelte Scully.



Im selben Moment klopfte es unsicher an der Tür. Die Agenten schauten sich erwartungsvoll an. Die Tür öffnete sich und die Augen der Beiden noch mehr. Vor allem Mulder kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Wahrscheinlich lag das daran, dass er sich den neuen Agenten völlig anders vorgestellt hatte. Denn die Person die eintrat, war keineswegs ein breitschultriger, muskulöser und geleckter Barbie - Ken - Typ, sondern das genaue Gegenteil.

Wenn Mulder ihn, bzw. sie, mit fünf Worten hätte beschreiben sollen, dann wären das, langbeinig, schlank, blond, smaragdgrüne Augen und verdammt hübsch, gewesen.



„Sind Sie Agent Mulder und Agent Scully?“, fragte die Schönheit mit einer äußerst angenehmen Stimme.



Scully war die erste, die ihre Stimme wiederfand und stotternd antwortete:



„Mmh, ja,... das sind wir. Und.... wer sind Sie?!“



„ Mein Name ist Special Agent Eireen Newman und ich wurde Ihnen als neue Partnerin zugeteilt“, antwortete die Frau, während sie zuerst Scully und dann Mulder die Hand schüttelte.



Überrascht sahen sich Mulder und Scully an. Wer hätte das denn erwartet? Ein breites Grinsen umspielte Mulders Lippen, als er Scullys Blick entdeckte. Wahrscheinlich dachte sie gerade *Seit wann führt ein Laufsteg direkt in unser Büro*, oder *Wenn sie auch noch blaue Augen hätte, wäre sie die typische Blondine*. Irgendwie gefiel ihm die momentane Situation.



„... und was verschlägt eine Frau wie Sie hier her, Mrs. Newman ?“, wollte Fox auch gleich von ihr wissen, wobei er die Betonung auf das Wort „Mrs.“ legte.

Er musste einfach austesten, wie Scully darauf reagierte.



*Eine Frau wie sie ?? Hab ich das eben richtig verstanden? Was hat die denn, was ich nicht habe... eine Frau wie sie... ts*



Scully kochte vor Wut



„ Ms. Newman, wenn schon“, entgegnete sie mit einem bezaubernden Lächeln.

„Aber nennen Sie mich doch Eireen.“



„Gerne,... Eireen“, lächelte Mulder charmant zurück.



„ Nun, ich bin erst seit kurzen beim FBI. Ich war in der Dienststelle in San Diego und bin durch mein Studium der Psychologie mit Schwerpunkt Parapsychologie dann schließlich hier gelandet.“



*Das durfte ja wohl nicht war sein! Jetzt war dieses,...dieses Modelpüppchen auch noch intelligent und hatte rein zufällig fast dasselbe studiert wie Mulder, auch wenn sich ihr Schwerpunkt unterschied: Parapsychologie war etwas für das sich Mulder immer interessiert hatte. Sie würden sich also wahrscheinlich prächtig verstehen!*



Scullys Magen krampfte sich zusammen und irgendwie hatte sie das Gefühl ihr Mageninhalt würde nach draußen drängen.

Sie war vollkommen außer sich und musste sich zusammen nehmen nicht irgendetwas Gemeines zu sagen. Irgendetwas gefiel ihr an dieser Frau ganz und gar nicht. Wahrscheinlich die Art, wie sie und Mulder miteinander umgingen.



*Ganz, ruhig, Dana! Du wirst doch wohl nicht eifersüchtig sein!*, beruhigte sie sich.



„Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit“, fügte Eireen dann noch hinzu.



„ Oh, ich freue mich auch,... EIREEN “ , antwortete Dana etwas übertrieben und setzte ein künstliches Lächeln auf.



Eireen schien den Unterton in Scullys Stimme nicht bemerkt zu haben, oder gekonnt zu übergehen. Mulder hingegen war dieser Ton bekannt. Er konnte allerdings nicht verstehen, warum seine Partnerin immer gleich so überreagieren musste.

Für Mulder hatte diese neue Agentin etwas sehr anziehendes an sich. Er konnte nicht einmal sagen, was es genau war. Natürlich war sie sehr gut aussehend, um nicht zu sagen wunderschön. Aber normalerweise interessierte Mulder das Äußere nicht besonders. Vielleicht war es auch die Tatsache, dass er in ihr eine Verbündete gegen Scullys Rationalität sah. Er wusste es nicht. Aber Eireen hatte irgendetwas in den Augen..., ein Funkeln, oder Glitzern, das sie geheimnisvoll erscheinen ließ. Überhaupt, sah sie irgendwie *ungewöhnlich* aus. Ihre blonden Haare fielen glänzend und in großen Locken, locker über die Schultern. Ihre Haut hatte einen etwas dunkleren, bronzenen Teint, der ihre Augen und die Haare perfekt zur Wirkung brachten und doch überhaupt nicht typisch für blonde Frauen war. Normalerweise waren die ein etwas hellerer Hauttyp. Eireen war nicht einmal besonders stark geschminkt - ein bisschen Wimperntusche, transparentes Lipgloss und Puder - und doch strahlte sie. Vom Augenblick, als sie das Büro betreten hatte, konnte Mulder seine Augen nicht von ihr nehmen. Der kurz über dem Knie endende dunkelbraune Rock und die enge, taillierte hellblaue Bluse...Diese langen Beine...



Scully waren diese Blicke nicht entgangen. Und was das Schlimmste war. Eireen schien sie auch noch zu erwidern. Was Scully noch unruhiger machte, war die Spannung, die sich zwischen Mulders und Eireens Augen aufbaute und die sie förmlich spüren konnte.

Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus. Am liebsten wäre sie aus dem Raum gestürmt, aber dann hätte sie Mulder und diese Frau ja auch noch alleine in ihrem Büro gelassen. Dann hätte sie sowieso keine Ruhe gehabt. Sie beobachtete Mulder, wie er an seinem Schreibtisch saß. Eireen stand eng hinter ihm und hatte sich vorgebeugt, um in die Akte sehen zu können. Mulder erklärte ihr irgendwas.



*Dana, verdammt, das ist ganz normal, dass er ihr etwas erklärt, wenn sie neu ist! Das hatte Mulder bei mir schließlich auch gemacht*, sagte sie sich immer wieder.



Sie war völlig in Gedanken versunken und bekam erst gar nicht mit, was Mulder zu ihr sagte.



„Scully?“, sagte er nochmals.



„Ja?“, fuhr sie aus ihrer Gedankenwelt hoch.



„Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich Eireen alles zeige, oder?“



„Nein, warum sollte ich was dagegen habe?“, sagte sie im ruhigsten Tonfall, der ihr möglich war.



„Gut, wir sind dann gleich wieder da!“, sagte Mulder kurz, öffnete Eireen die Tür, nur um sie ein paar Sekunden später hinter ihr zu schließen.



Jetzt sprang Scully auf.



„Alles zeigen?!“, murmelte sie vor sich hin.



Sie musste sich irgendwie abreagieren, sonst würde sie noch durchdrehen. Was fand Mulder nur an dieser....Frau. Vielleicht ja gar nichts! Vielleicht wollte er nur nett sein! Außerdem: es ging sie überhaupt nichts an, was Mulder tat und...mit wem! Sie hatte schließlich in den sechs Jahren ihrer Zusammenarbeit ihren Mund nicht aufbekommen. Es schien ihr nicht notwendig zu sein. Wie konnte sie nur denken, dass so ein gutaussehender Mann, wie Fox Mulder, ewig auf sie warten würde. Ja, es war ihre eigene Schuld!





„Ist Ihre Partnerin immer so still?“, fragte Eireen auf dem Rundgang durch die FBI Zentrale.



„Scully? Eigentlich nicht! Vielleicht hat sie heute einen schlechten Tag!“, antwortete Mulder.



Er genoss den Rundgang sichtlich. Normalerweise, kam er so hoch wie heute gar nicht hinauf. Und wenn, dann erntete Spooky Mulder nur verächtliche Blicke seiner Kollegen. Aber heute: Alles starrten sie mit offenem Mund an und blickten ihnen verdutzt hinter her. Na ja, wohl eher Eireen, als Mulder, aber schon allein die Tatsache, dass Mulder mit so einer Frau durch die Korridore ging, rief allgemeines Erstaunen hervor.



„Ah, Agent Mulder! Gut, dass ich Sie - “, ertönte die Stimme des Assistant Directors, nur um wieder abzubrechen, als er Eireen Newman erblickte.



„Eireen, das ist Assistant Director Skinner und Sir, das ist Eireen Newman, unsere neue Partnerin bei den X-Akten“, stellte Mulder sie mit einem Grinsen vor.



„Freut mich“, sagte Skinner verdutzt und schüttelte Eireen die Hand. Dann sah er schweigend an ihr hinunter.



„Mhh, Sir?“, holte ihn Mulder aus dem Staunen zurück.



„Mhh, ja?“



„Sie wollten gerade etwas sagen.“



Skinner dachte kurz nach.



„Ach, ja. Es hat jemand angerufen. Eine angebliche UFO Landung. Ich habe Scully die Nummer durchgegeben. Rufen Sie doch bitte einmal zurück!“



„Klar, sofort.“

„Sind Sie bereit für die große Welt des Paranormalen?“, fragte Mulder an Eireen gewandt.



„Klar! Immer doch!“, lautete die Antwort, die einem bezaubernden Lächeln folgte und kurze Zeit später betraten die Beiden das Kellerbüro.







Mulders und Scully Büro:



„Hey, Scully! Skinner hat gesagt, er hätte Ihnen irgendeine Nummer gegeben, die wir zurückrufen sollten.“



„Schon zurück vom Rundgang?“, fragte Scully ohne auf die Frage ihres Partners einzugehen.



Sie hatte sich vorgenommen, sich zusammen zu reißen. Sie wollte freundlich zu Eireen sein und aufhören in allem was Mulder und sie taten eine Verschwörung gegen sich zu sehen. Schließlich wurde ja Mulder eine Paranoia nachgesagt und nicht ihr.



„Ja, Skinner hat uns aufgehalten und gesagt, dass er Ihnen eine Nummer gegeben hat wegen einer UFO Landung“, bohrte Mulder nach.



„UFO Landung?! Skinner hat mir zwar eine Nummer gegeben, aber nicht gesagt, worum es sich handelt.“



„Vielleicht hatte er Angst, dass Sie mir den Anruf sonst unterschlagen“, sagte Mulder mit einem Grinsen.



Scully zog die Augenbrauen hoch.



*UFO Landung, na prima. Da waren Mulder und Eireen ja genau in ihrem Element!“*



„Ich habe die Nummer auf Ihren Schreibtisch gelegt“, sagte sie dann, als Mulder sie fordernd ansah.



Er wählte und stellte das Telefon auf Lautsprecher, so dass alle das Gespräch hören und mitreden konnte. Nach ein paar Freizeichen erklang eine ältere Frauenstimme.



„Joanna Wilde“.



„Mrs. Wilde? Hier spricht Fox Mulder vom FBI. Ich sollte Sie zurückrufen wegen der UFO Sache.“



„Oh, Mr. Mulder! Gut, dass Sie anrufen! Ich traue mich kaum noch aus dem Haus. Seit gestern Abend dieses Ding da am Himmel rumgeflogen ist!“, plapperte es am anderen Ende der Leitung aufgeregt los.



„Ganz ruhig, Mrs. Wilde“, besänftigte Mulder die ältere Dame.

„Was genau haben Sie denn gesehen?“



„Ein Licht! Ganz hell! Es ist am Himmel hin und her geflogen? Zick – Zack –förmig und rasend schnell!“



„War es glutrot, oder orange?“, schaltete sich jetzt Eireen ein.



*Das ist meine Aufgabe! Verdammt! Wieso bin ich eigentlich noch hier?*, dachte Scully.



Aber sie hatte ja beschlossen sich zu beruhigen.



„Ja! Ja! Woher wissen Sie das?“, kreischte die Stimme jetzt.



Auch Mulder schien diese Frage zu beschäftigen, aber er warf Eireen einen anerkennenden Blick zu.



„Das ist bei den meisten UFO Sichtungen so“, entgegnete Eireen, „also, wenn es sich tatsächlich um ein UFO handelt.“



Mulder sah sie immer noch staunend an. Das wusste ja nicht mal er, nach so langer Berufserfahrung. Eireen faszinierte ihn immer mehr!



„Sie meinen also, da draußen fliegen echt Außerirdische herum? Hören Sie, ich möchte, dass Sie sofort hier her kommen und das untersuchen! Ich finde sonst keinen Schlaf mehr!“



„Jetzt beruhigen Sie sich doch, Mrs. Wilde“, sagte jetzt Scully.



„Wir werden noch heute bei Ihnen vorbei kommen“, unterbrach Mulder sie und erntete einen skeptischen Seitenblick von Scully.

„Wo wohnen Sie noch mal?“



„Bakerstreet 7 in Roanoke . Und beeilen Sie sich, bitte!“



Damit war das Gespräch beendet.



„Also, auf nach Roanoke!“, sagte Mulder in den Raum hinein.



Eigentlich sah Scully überhaupt keinen Grund dafür. Für sie war das nur eine alte Frau, die sich wichtig machen wollte, aber wie gesagt, sie wollte heute nicht mehr meckern. Wenigstens war Eireen so höflich hinten im Wagen Platz zu nehmen. Scully musste feststellen, dass, das aber keineswegs ein Vorteil war, denn Mulder blickte ständig durch den Rückspiegel zu ihr hinter.



„Woher haben Sie das eigentlich gewusst?“, begann er dann.



„Was?“



„Das mit der Farbe.“



„Na ja,....mh, das steht doch in jedem Lehrbuch heutzutage.“



„Wirklich?“, gab Mulder ungläubig zurück.

„Also, ich habe davon noch nie gehört. Aber man lernt nie aus!“, fügte er mit einem Grinsen hinzu.



*Mulder hatte noch nie was davon gehört?*



Scully warf ihm einen zweifelnden Seitenblick zu. Wenn Mulder nicht alles über fliegende Untertassen wusste, was man nur wissen konnte, wer dann? Sollte er das etwa nur tun, um Eireen ein Erfolgserlebnis zu verschaffen und sie so zu motivieren? Das wäre aber völlig untypisch für Mulder, auch, wenn Eireen ihm gefallen sollte. Bei der Arbeit hörten die Gefälligkeiten auf. Nein, irgendetwas war an der ganzen Sache seltsam.



Den Rest der Fahrt verbrachten sie schweigend. Scully sah aus dem Fenster, um Mulders Blicke nicht sehen zu müssen. Zum Glück lag Roanoke nur ungefähr zwei Stunden von DC entfernt.




Bakerstreet 7, Roanoke



*Ring, ring!*, erklang die Hausglocke.



Und schon ein paar Sekunden später wurde sie von einer Frau, mitte 60, geöffnet. Wahrscheinlich hatte sie schon gewartet.



„Gott, sei Dank! Endlich sind Sie da“, begrüßte sie die Agents und bat sie, wild mit den Armen fuchtelnd, in die Wohnung.



„Setzten Sie dich doch“, sagte sie, als sie das Wohnzimmer erreicht hatten und zeigte einladend auf die alte, braune Ledercouch.



„Mrs. Wilde , ich bin Fox Mulder und das sind Dana Scully und Eireen Newman“, stellte er sie vor, nachdem er neben Scully auf dem Sofa Platz genommen hatte.



Scully warf Eireen einen triumphierenden Blick zu, doch die schien ihn überhaupt nicht zu bemerken.



„Sie müssen uns jetzt ganz genau erzählen, was Sie gestern Abend gesehen haben“, fügte er dann hinzu.



„Also, das war so: Ich sah da draußen plötzlich ein hell leuchtendes orangenes Licht, das sich ruckartig und sehr schnell hin und her bewegte“, erklärte sie und zeigte durch das Fenster in Richtung Garten.

„Zuerst dachte ich, ein Hubschrauber, oder ein Kleinflugzeug stürzt ab, aber dafür war es zu schnell und außerdem war da nie ein Aufschlag.“



„Wann haben Sie...diese...Erscheinung denn gesehen, Mrs. Wilde“, fragte Scully dann.



„Das war so um.... um halb 3 nachts.“



Scully runzelte die Stirn.



„Warum haben Sie denn um halb 3 Uhr nachts aus dem Fenster gesehen?“



„Das war purer Zufall. Ich bin hier in meinen Sessel eingeschlafen“, sagte sie und klopfte auf die Lehne ihres Ledersessels.

„Beim Fernsehen. Und als ich aufwachte, wollte ich die Jalousie runterlassen und da hab ich es gesehen.“



„Ich darf also annehmen, dass es keine Zeugen gibt“, stellte Scully fest.



Mrs. Wilde schüttelte leicht den Kopf.



„Ich kann mir nicht vorstellen, dass zu dieser Uhrzeit noch jemand aus der Nachbarschaft wach war“, fügte sie dann leise hinzu.



Scully ließ sich mit einem Seufzer in die Couch zurück sinken. Für sie war der Fall erledigt. Wie bei den meisten dieser Fälle, wollte sich nur wieder jemand wichtig machen. Umso überraschter war sie, als Mulder weiter ermittelte.



„Was hatte dieses Licht, wie Sie es beschreiben denn ungefähr für einen Durchmesser?“



„Na ja, als es über dem Garten schwebte, vielleicht sieben oder acht Meter.“



„Es schwebte über Ihrem Garten?“, schaltete sich jetzt Agent Newman ein.



„Ja, hab ich das noch nicht gesagt?“, fragte die Frau verwirrt.



Eireen und Mulder schüttelten den Kopf.



„Na ja, da war dann so ein heller Lichtstrahl und plötzlich stand eine Gestalt auf meinem Rasen. Ich hatte so eine Angst!!“



„Sie sind mitten unter uns!“, stellte Scully trocken und leise fest, wofür sie von Mulder sein typisches Grinsen erntete.



„Sie meinen, es ist jemand aus dem UFO ausgestiegen?“, fragte Eireen nach.



Also, langsam, aber sicher, begann diese Frau Scully auf die Nerven zu gehen. Reichte denn nicht schon ein Verrückter mit dem sie zusammenarbeiten musste?



„Ja, so würde ich das sagen.“



„Konnten Sie die Person erkennen?“



Die alte Dame dachte kurz nach.



„Nein, es war ja viel zu dunkel und ich hatte so eine Angst!“



„Mrs. Wilde“, schaltete sich Scully wieder ein. Sie wollte dem ganzen jetzt ein Ende setzen.

„Warum haben Sie nicht schon gestern Nacht die Polizei alarmiert?“



„Na ja, ich dachte, es würde mir sowieso niemand glauben! Heute Morgen hatte ich dann aber so eine Angst, da musste ich einfach um Hilfe bitten.“



Na, also. Diese Antwort hatte sie erwartet. Jetzt mussten doch selbst Mulder und Eireen überzeugt sein, dass diese Frau bluffte.



„Könnten wir uns mal im Garten umsehen?“, fragte Mulder anstatt sich zu verabschieden, wie es Scully erwartet hatte.



„Klar, kommen Sie doch mit!“



Mrs. Wilde öffnete ihre Gartentür und zeigte den Agenten die Stelle, wo das UFO schwebte und angeblich jemand herabgebeemt wurde.



„Das Gras, sehen Sie das?“, fragte Eireen an Mulder gewandt.



„Es ist platt gedrückt“, antwortete dieser.

„Im Umkreis von ungefähr sechs/sieben Metern.“



Sah Mulder jetzt Gespenster? Scully warf ihm und der Grasfläche vor ihnen einen kritischen Blick zu.

Okay, es stand nicht ganz senkrecht nach oben, aber plattgedrückt? Nein, so würde sie das nicht formulieren. Vielmehr wuchs es eben natürlich, in verschiedene Richtungen.



„Könnte ich Sie mal kurz sprechen?“, sagte sie dann, packte Mulder am Arm und zog ihn an den Rand des kleinen Grundstückes.



„Scully, was ist denn los?“, fragte Mulder.



„Mulder, das ist doch jetzt nicht Ihr Ernst, oder? Ich meine, dass ist der typischste Fall von einer angeblichen UFO Sichtung den wir je hatten und Sie nehmen das ganze auch noch ernst?“



„Scully, ich finde wie sie das beschreibt klingt das alles sehr plausibel.“



*Plausibel?*



Scullys Kinnlade klappte nach unten und die Augenbraue nach oben.



„Mulder, das ist ein Bericht, wie man ihn in allen Sience Fiction Büchern über UFOs lesen kann. Jeder kann das so schildern! Ein Licht, schnelle Bewegung, ...und natürlich keine Zeugen! So etwas seltsames aber auch!“



„Und was ist mit dem orangenen Licht? Eireen sagt, das ist typisch für UFO Sichtungen!“



Jetzt reichte es Scully völlig! Nur weil Miss - Supermodel - Besserwisserin - Eireen Newman das sagte, musste es ja stimmen. Sie hatte hier anscheinend überhaupt nichts mehr zu melden.



„Wissen Sie was, Mulder! Dann lösen Sie diesen Fall, doch mit Ms. Newman“, sagte sie ärgerlich, ging an dem verblüfften Mulder vorbei und verließ das Grundstück.



„Scully! Warten Sie doch mal!“, rief er ihr noch hinter her, doch Scully war so in Rage, dass sie das gar nicht mehr mitbekam.



„Gibt’s Ärger?“, wollte Eireen wissen, die zu Mulder getreten war.



„Ich weiß nicht! So kenne ich sie gar nicht“, stellte Mulder verblüfft und gleichzeitig etwas besorgt fest.

„Sie wird sie schon wieder beruhigen“, fügte er dann hinzu und wechselte das Thema.



„Haben Sie etwas gefunden?“



„Nein, nichts außergewöhnliches“, antwortete Eireen.



Dann gingen sie durch den Garten zurück ins Haus.

Kurz vor der Tür blieb Mulder jedoch stehen und betrachtete einen hochgewachsenen Rosenstrauch.



„Sehen Sie das?“, fragte er dann Eireen und deutete auf eine schleimige, grüne, zähflüssige Masse, die an einer Stelle des Rosenstrauches klebte.



„Was ist das?“, fragte Eireen.



„Keine Ahnung. Vielleicht kann Scully sich das dann einmal ansehen.“



Mit diesen Worten schabte Mulder mit einem kleinen Ast einen Teil der Masse ab und gab ihn in einen kleinen Plastikbeutel.

Nachdem sie sich nach einem Hotel im Ort erkundigt hatten und erfahren hatten, dass es nur eines gab, war auch die Frage nach Scullys Aufenthaltsort geklärt. Es war zu spät, um noch nach Hause zu fahren, also wo sollte sie sonst sein.
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