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Guilty Secret

von Netty

Kapitel 1

Sie wollte nur noch nach Hause, eigentlich wollte sie sich nur noch in ihrem Bett zusammenrollen und alles vergessen. Nicht nur den heutigen Tag, sondern die gesamte verdammte letzte Zeit.



Was hatte sie sich eigentlich dabei gedacht? Hatte sie tatsächlich erwartet, dass auch nur ein Mal etwas in ihrem Leben wirklich gut gehen konnte? Wie sollte eine unfruchtbare Frau schwanger werden? Künstliche Befruchtung hin oder her, eine unfruchtbare Frau blieb eine verdammte unfruchtbare Frau. Sie konnte kein Kind bekommen, ja noch nicht mal eins empfangen. Und dennoch hatte sie den schlimmsten Fehler begangen, den sie machen konnte. Sie hatte tatsächlich Hoffnung geschöpft, hatte wirklich geglaubt, dass, wenn sie es sich nur fest genug wünschen würde, das Schicksal ihr gegenüber nur ein Mal – nur ein einziges verdammtes Mal – fair sein würde. Dass sich ihr größter Wunsch erfüllen würde. Wie dumm und naiv konnte eine über dreißig jährige Frau eigentlich sein?



Zur Hölle noch mal, sie war eine gottverdammte Ärztin, niemand kannte ihre medizinische Vorgeschichte und ihre Hintergründe besser als sie selbst und dennoch war sie geradezu blind in die Flut gesprungen, hatte die Hoffnung wie eine Erlösung über sich spülen lassen, um jetzt an einem Felsen zu zerschellen.



Leere, innerlich wie äußerlich. Sie konnte die starke Fassade um sich herum nicht aufrechterhalten. Nicht, dass sie weinte, doch jeder, der sie ansah musste sehen, dass sie eine gebrochene Frau war, eine leere Frau.



Die Ärzte, die Schwestern, alle hatten sie gesehen. Sie war nicht zusammengebrochen, das würde sie jetzt tun, sobald sie sich in ihrem Bett verkrochen hatte, sobald die Tür hinter ihr ins Schloss fallen würde und sie sie nie wieder öffnen würde. Nicht bevor sie damit klarkam. Doch die Blicke hatten Bände gesprochen, niemand hatte ihr sein Mitleid erklärt, aber das hatten sie auch nicht gebraucht. Die Augen, die sie so wehleidig ansahen, mit Ausdrücken, die sagten, schon wieder eine. Als wäre sie nur irgendeine unbedeutende, vom Schicksal gebeutelte Frau. Aber sie war fruchtbar auf diese Welt gekommen, verdammt noch eins. Mit Eizellen, die die Weltbevölkerung hätten verdoppeln können und jetzt war es ihr nicht einmal vergönnt ein einziges Kind ihr eigen nennen zu können.



Kraftlos fuhr der Schlüssel ins Schloss und die Tür öffnete sich, die Tür, die sich für lange Zeit nicht mehr öffnen würde. Noch ehe sie die Tür geschlossen hatte fiel ihr Blick auf die Couch. Natürlich war er hier. Sie hatte nichts anderes erwartet und jetzt musste sie ihm unter die Augen treten, ihm erklären, dass alles, was er für sie getan hatte, völlig umsonst gewesen war und sie nichts weiter als eine leere Hülle war.



„Ich hab auf dich gewartet“, er stand langsam vom Sofa auf, während sie die Tür ins Schloss gleiten ließ. Sie vermied den Augenkontakt, auch als sie beide einen Schritt aufeinander zu gingen, dann noch einen und noch einen. Er musste ihr nicht in die Augen sehen, er durfte ihr nicht in die Augen sehen.



„Es hat nicht geklappt, oder?“ In diesem Moment suchten ihre Augen seine, mussten einfach sichergehen, dass der Ton in seiner Stimme nicht nur Mitleid bedeutete. Mitleid, das sie nicht wollte. Mitleid, das ihr nicht das geben konnte, was sie so verzweifelt brauchte. Doch es war kein Mitleid in diesen trüben braunen Augen, die sonst fast immer leuchteten, und da wurde ihr klar, das erste Mal wirklich klar, dass es nicht nur ihr Verlust war, es war auch seiner. Er hatte sie glücklich machen wollen und nahm die Schuld vermutlich noch auf sich, dass es nicht geklappt hatte.



„Das war meine letzte Chance“, sie wollte ihm und sich Trost schenken, wollte den Schmerz lindern, doch keine tröstenden Worte wollten ihren Mund verlassen und der Schmerz blieb, formte eine Blase um sie herum und schloss sie ein, undurchdringlich.



Ihr Körper warf sich in seine wartenden Arme, versuchte das zu finden, was ihre Worte nicht hatten ausdrücken können. Seine Arme schlossen sich eng um ihren Körper, drückten sie fest an sich und langsam, nach und nach, begannen die Tränen zu laufen. Glitzerten in ihren Augen, liefen ihre Wangen hinab und landeten auf seinem T-Shirt.



Viel zu kurz verharrte die selige Umarmung, doch seine Worte vermochten zu tun, was sie nicht gekonnt hatte.



„Wunder geschehen doch immer wieder.“ Sie hatte keine andere Wahl, suchte noch immer nach seiner Nähe, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste seine Stirn, den intimsten Kontakt, den sie sich je erlaubt hatten. Doch ihre Lippen verlangten nach mehr, versuchten in diesem Gefühl zu ertrinken und küssten seine Wangen, seine Nasenspitze, seine Lippen... wieder seine Lippen... und wieder seine Lippen und dieses Mal blieben sie miteinander verschmolzen.



Verzweiflung schlich sich in ihre Knochen und sie brauchte mehr Kontakt. Es gab nur eine Möglichkeit all diese verhassten Gefühle aus ihrem Denken zu verbannen, nur einen Weg zu vergessen. Und Vergessen schien die einzige Erlösung zu sein.



Ihre Hände schoben sich in seine, während sich ihre Lippen trennten.



„Zeig mir ein Wunder“, bat sie leise und im nächsten Moment konnte sie die Angst, die Unsicherheit über sein Gesicht ziehen sehen. Aber sie konnten darauf jetzt keine Rücksicht nehmen. Alles was sie tun mussten, war jeden störenden Gedanken zu überwinden und gemeinsam die Erlösung zu finden.



Sie wusste, dass er ihr nicht widerstehen würde, dass er es nicht einmal versuchen würde. Nicht aus dem Grund, dass er es nicht wollte, vermutlich weigerte sich jede Faser in seinem Körper, es so geschehen zu lassen, aber er konnte nicht und sie wusste es. Ein Teil von ihr wollte ihn nicht ausnutzen, wollte nicht etwas von ihm nehmen, von dem er nicht mal wusste, dass er nicht bereit war es zu geben. Aber der wesentlich größere Teil in ihr schrie vor Schmerz, bettelte um einen Ausweg und wenn dieser Ausweg sie später wie ein Fluch jagen würde, dann sollte er das doch, aber sie hatte keine andere Wahl.



Ihre Hände in seinen begannen seinen willensschwachen Körper mit sich zu ziehen und sie bewegten sich langsam, beinah träumerisch in Richtung ihres Schlafzimmers, um ihren Gedanken ein Ende zu bereiten.



Als sie die Tür an ihrem Rücken fühlte, nur kurz bevor sie nachgab und aufging, konnte sie den kaum sichtbaren Protest hinter seinen Augen schwinden sehen. An seine Stelle rückte ein Verständnis, dass sie den ganzen Tag gehofft, aber nie die Möglichkeit zu sehen hatte. Es war erstaunlich wie schnell er bereit dazu war seine eigenen Interessen zum Wohle der ihrigen zurückzustellen. Einen kurzen Moment wollte sie stehenbleiben, solange sie noch konnte, doch zu schnell kehrte die Erinnerung zurück und sie wusste, dass sie nicht stehenbleiben konnte, sollte sie jemals wieder etwas anderes als diese Leere fühlen wollen.



Also blieb sie nicht stehen.



Und er folgte ihr.



Folgte ihr, als sie in das dunkle Zimmer trat, folgte ihr, als sie seine Hände los ließ und begann ihre Kleider von ihrem Körper zu reißen, mit einer Verzweiflung, die jedem anderen Mann das Blut in den Adern hätte gefrieren lassen. Folgte ihr, als sie, nackt wie Gott sie geschaffen, zu ihm trat und seine Sachen mit derselben Intensität von seiner Haut trennte. Mit jedem Kleidungsstück einen ihrer Gedanken fortschleuderte, in die kalte Nacht hinaus. Sein T-Shirt – die Blicke hunderter von Ärzten, denen sie in den Jahren begegnet waren. Seine Hose – der Tod ihrer Schwester und Emily. Seine linke Socke – der Krebs. Seine rechte Socke – jedes verdammte Monster, dass es je gewagt hatte, ihr unter die Augen zu treten, ob menschlich oder nicht.



Er folgte ihr, als sie erneut seine Hände nahm und ihn in ihr Bett mitzog. Einen einzigen Gedanken in ihrem Kopf festhaltend, während alle anderen verschwanden. Das Baby! Sie brauchten dieses Baby.



Gemeinsam krochen sie unter die Decke, als würden sie versuchen, die ganze Welt auszuschließen und genau das taten sie. Trennten ihre schmerzgepeinigten Seelen von der Außenwelt, um sie unter den Decken zu einer verschmelzen zu lassen.



Ihre Küsse spiegelten die Verzweiflung wieder, die sich in ihren Herzen, in jeder ihre Handlungen wieder fand. Wie zwei Ertrinkende in einem Meer bestehend aus Leid, Hass und Tod klammerten sie sich aneinander. Als wären sie die einzig lebenden Personen in diesem trüben, blutgetränkten Wasser.



Sie war nicht scheu, als sie seine linke Hand nahm und auf ihre Brust legte, sie hatten keine Zeit für so etwas. Der Countdown lief. Arbeitete unbarmherzig gegen sie. Obwohl sie nicht wusste, ob es so etwas wie einen Countdown überhaupt gab. Immerhin setzte dieser eine Möglichkeit voraus und wenn sie heute eines hatte schmerzlich lernen müssen, dann die Wahrheit, dass ihr Körper keine Möglichkeit bot. Aber sie hoffte, dass es einen Countdown gab und wenn er auch schwindend gering war, sie würden es schaffen, mussten es einfach. Allerdings konnte sie sich auch nicht sicher sein, dass, wenn es denn tatsächlich einen Countdown gab, dieser nicht schon vor Tagen, wenn nicht sogar Wochen abgelaufen war. Schließlich hatten sie die künstliche Befruchtung vor knapp zwei Wochen durchgeführt.



Mit Gewalt zog sie ihre Gedanken von diesem dunklen Ort in sich zu dem dunklen Raum, in dem sie sich befand. Konzentrierte sich nur auf das Gefühl seiner Hände auf ihrem Körper, seinen Lippen auf ihren und dem Versprechen, dass sie ihr lautlos schenkten.



Gekonnt, als hätten sie das bereits unendliche Male davor getan, drapierte er seinen Körper über ihrem, seinen Oberkörper auf den Ellenbogen abstützend. Ihre Arme schlangen sich um seinen Nacken und zogen ihn mit aller Kraft zu ihr hinunter. Sie brauchte sein Gewicht, musste sicher gehen, ihn an jeder Stelle von sich zu spüren, musste sich vergewissern, dass er ihr wirklich das geben konnte, das sie so sehnsüchtig erwartete.



Ihre Beine schlossen sich um seine Hüften und sie ließ eine Hand zwischen ihre Körper wandern, griff nach ihm und zog ihn zu dem Ort, an dem er seine natürliche Aufgabe erfüllen konnte.



Er zögerte, bot seinen letzten Willen auf, um ihr zu widerstehen. Erfolglos! Sie ließ ihn nicht gewähren, konnte nicht zulassen, dass er die Zeit nahm, die sie eigentlich so sehr brauchten um diese Handlung später einmal rechtfertigen zu können. Um sagen zu können, dass es nicht nur um das Baby ging. Aber in ihrem Kopf war es der einzige Gedanken der sie nicht zur Ruhe kommen ließ, der ihnen die Zeit nicht gönnte. Und sie wusste, dass er nicht mehr Widerstand würde bieten können.



Gehorchend stieß er in sie.



Sie ignorierte den Schmerz, der drohte ihren Körper zu zersprengen, es ging hier nicht um sie, es ging nicht darum, dass sie sich gut fühlte, das würde sie noch früh genug, sobald sie schwanger war. Ihre Hände an seinem Hintern gönnten ihm nicht den kleinsten Moment Pause, drängten ihn dazu sich zu bewegen.



Ihre Augen suchten seine und sie suchte nach dem Blick. Dem Blick, der ihr zeigen würde, wann sich ihr Wunsch erfüllen würde. Sie ignorierte ihr Keuchen, den Schmerz in ihren Schultern, die sich darüber beschwerten in einer Haltung gefangen zu sein, von seinem Körper in die Matratze gepresst zu werden und von ihrem nach oben, um ihre Arme zu verlängern, damit sie ihn leiten konnte. Ignorierte seinen gepeinigten Gesichtsausdruck, der um ihre Gnade flehte, das gequälte „Sc...“, welches ihr zeigte, dass er nicht bereit war ohne sie zu gehen, aber sie konnte nicht warten. Sie hatten keine Zeit.



Letztendlich sah sie, wie er zerbrach.



Ein letzter Stoß und sie hielt seine Hüften beinah gewaltsam gegen ihre gepresst, um ihn so nah wie möglich an ihre Gebärmutter zu bringen, als er kam. Sein Samen, der Träger ihrer Hoffnung schoss in sie hinein und in diesem einen Augenblick gönnte sie sich den Luxus zu fühlen, fühlte, wie er in ihr pochte, wie die warme Flüssigkeit ihren ganzen Unterleib einzuhüllen schien. Doch dann klickte die Verzweiflung wieder ein und sie griff hinter ihren Kopf, um ein Kissen hervorzuziehen. Dann hob sie ihre – und seine! – Hüften an, um das Kissen darunter zu platzieren. Sie konnte nicht verantworten, dass sein Samen wieder aus ihr herauslief.



Das erledigt sah sie ihn an. Er atmete heftig und plötzlich schien ihm das ganze Ausmaß bewusst zu werden. Sie hatten sich nicht geliebt, sie hatten noch nicht mal Sex gehabt, sie hatten lediglich versucht ihrem Schicksal zu entkommen. Er wollte aufspringen, wollte den neuen Schmerz herausschreien, den diese Erkenntnis mit sich brachte, wollte verschwinden, aber er konnte nicht.



Die Natur hatte den Mann nicht dazu geschaffen einen Orgasmus zu haben und dann wie wild aufzuspringen. Nein, tatsächlich hatte er gerade noch genug Kraft aus ihr heraus und von ihr herunter zu gleiten; er war eingeschlafen, bevor sein Kopf die Matratze berührte.



Sie lag neben ihm und lauschte seinen Atemzügen, konzentrierte sich auf das Gefühl in ihrem Unterleib und dann kam der Fluch. So plötzlich, dass sie beinah erschrocken aufgesprungen wäre, aber sie hatte noch genug Menschenverstand, um zu erkennen, dass dann alles umsonst gewesen wäre. Die Tränen, die in ihren Augen brannten, betrogen das Glücksgefühl der Hoffnung, welches eigentlich ihren Körper durchfluten sollte.



Und da sie nicht aufstehen und ihre Gedanken ablenken konnte, kamen sie alle mit so einer Gewalt in ihren Körper zurückgeschwemmt, dass sie ein kurzes Wimmern nicht unterdrücken konnte. Doch jetzt war noch mehr Schmerz dazu gekommen. Wie hatte sie das tun können? Wie hatte sie den Mann, der sie so sehr liebte und respektierte, dass er einfach alles für sie tun würde, ausnutzen können?



Wie sollten sie beide damit umgehen?



Was, wenn es kein Baby geben würde? Sollten sie einfach so weiter machen wie zuvor und so tun, als wäre nichts passiert? Sollten sie lächerlicherweise ignorieren, dass ihr erstes Mal nur aus dem bloßen Verlangen nach einem Baby stattgefunden hatte und versuchen eine normale Beziehung zu führen.



Und was, wenn es ein Baby gab? Wenn sie tatsächlich erfolgreich gewesen waren? Sollte es das gewesen sein? War alles, was er für sie war ein Spender? Jemand, der zufälligerweise gerade da war? Nein, natürlich würde er immer mehr als das sein. Aber wie viel mehr? Nur weil er eingewilligt hatte der Vater ihres Kinder zu sein, musste er noch nicht bereit sein der Vater zu sein. Immerhin gab es einen gewaltigen Unterschied zwischen Erzeuger und Vater.



Außerdem tat sie sich schwer mit der Vorstellung, dass sie beide und ein Kind tatsächlich eine Familie darstellen könnten. Irgendwie konnte sie das nicht sehen. Sie hatte so vieles gesehen, sich als Mutter, ihn als Vater, sie beide als ein Liebespaar, aber all diese Dinge zusammen schienen beinah unvereinbar.



Er gab ein leises Schnarchen von sich und sie konnte nicht anders als zu lächeln, doch mit dem Lächeln fielen schließlich auch die ersten Tränen. Auf einmal war alles so kompliziert.



Sie wollte dieses Baby, mehr als alles andere auf der Welt. Aber sie wollte auch, dass zwischen ihnen wieder alles in Ordnung war. Natürlich war ihr sein Blick nicht entgangen, als er schließlich verstanden hatte, worum es ging. Sie hatte nicht übersehen können, wie das Bedauern sich in seine Augen gebrannt hatte, um eine weitere Narbe auf seiner Seele zu werden.



Es gab keinen Zweifel daran, dass, sobald er wieder wach war, er verschwinden würde.



Er würde versuchen einen Sinn zu finden und wer war sie, ihm das zu verweigern? Wie sollte sie ihn aufhalten? Wie sollte sie ihm klar machen, dass sie nicht nur seinen Körper wollte, dass sie ihn begehrte und nicht nur sein Sperma. Dass sie sich wünschte, sie könnten einfach glücklich miteinander leben, aber das Leben – ihrer beider Leben – war nicht so einfach. So etwas wie Glück konnte es nur geben, wenn Schmerz vorausging oder folgte. Ursache und Wirkung, Glück und Schmerz, einen anderen Weg gab es nicht.



Das leise Schnarchen ertönte wieder und die Tränen flossen weiter. Je weiter sie zusammengekommen waren, desto weiter waren sie auseinander gedriftet und obwohl er jetzt nicht einmal eine Armeslänge von ihr entfernt lag, waren sie doch weiter auseinander, als Kontinente es schaffen könnten.



Eine Weile lauschte sie nur den Geräuschen, die er im Schlaf produzierte. Dann, als sie es nicht mehr aushielt und als sie sicher genug war, dass sie lange genug in der Empfängnisposition verharrt hatte, stand sie auf und lief in die Küche.



Dass sie sich daran überhaupt noch erinnert hatte, war schon erstaunlich. Wenn man bedachte, wie lange ihr Studium zurücklag und natürlich auch, dass sie nur ein einziges Mal über diese Position gelesen hatte. Es war schon merkwürdig, wie einem manche Dinge plötzlich wieder einfielen, als hätte man sie nie vergessen, sondern nur zur Seite gepackt, bis sie wieder gebraucht wurden.



Als sie in der Küche stand und ihren ausgetrockneten Körper mit Flüssigkeit versorgte, stahl sie einen Blick auf die Uhr, es ging bereits auf Mitternacht zu. Hatten sie den Countdown gebrochen? War wirklich alles umsonst gewesen? Gab es überhaupt einen verdammten Countdown?



Sie fühlte, dass er wach war, bevor er die Küche betrat. Zu ihrer Überraschung war er nicht angezogen, anscheinend hatte er doch nicht vor gleich zu flüchten. Er sah sie kurz an, kam dann zu ihr herüber, nahm ihr das leere Glas aus der Hand und füllte es erneut mit Wasser. Während er trank, hatte sie die Gelegenheit seinen langen Hals zu beobachten, gefesselt von dem Anblick, wie jeder Schluck seine Kehle hinunter rinnt. Als er das Glas geleert hatte, stellte er es neben sich auf den Schrank und dann sah er sie an, sah sie wirklich an.
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