World of X

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Nobody wants to be lonely

von Bugs

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Es ist mitten in der Nacht. Eins. Vielleicht sogar schon zwei. Ich weiß es nicht. Ich habe jegliches Zeitgefühl, seit ich hier bin, verloren. Ihr Schlafzimmer ist dunkel, genau wie der Rest der Wohnung. Nur das fahle Licht der Straßenbeleuchtung erhellt das Zimmer ein wenig. Sie steht am Fenster mit dem Rücken mir zu gewandt. Ihr Blick ist starr nach draußen gerichtet. Meine Anwesenheit scheint sie vollkommen vergessen zu haben.

There you are
In a darkened room
You are all alone
Looking out the window
Your heart is cold and lost the will to love
Like a broken arrow

Die letzten Tage waren schrecklich für sie. Wir haben an einem Fall gearbeitet, der dem ihres vermissten Partners fast bis ins Detail ähnelte. Jedoch war in diesem Fall die vermisste Person wieder aufgetaucht. Sie machte sich Hoffnungen, natürlich machte sie das. Sie hat sich in diese Ermittlungen so sehr reingekniet und so sehr gehofft. Doch es stellte sich heraus, daß alles nur ein Fake war. Ich sah wie all ihre Hoffnungen und Wünsche in tausend Scherben zersprangen, wie sie innerlich zusammenbrach.
Ich habe sie nach Hause gefahren und wollte mich dann selbst auf den Weg machen, aber als ich sie dort am Fenster stehen sah... So traurig und verzweifelt. Ich konnte einfach nicht gehen - sie nicht einfach alleine lassen. Jetzt stehe ich hier im Türrahmen zu ihrem Schlafzimmer und starre auf ihren Rücken. Ich wünschte, ich könnte irgendwas für sie tun. Irgendwas um sie von ihrem Schmerz zu befreien. Aber ich weiß nicht was. Ich kann ihr ihren sehnlichsten Wunsch nicht erfüllen. So sehr ich es auch wollte. Und, weiß Gott, ich würde es tun um jeden Preis der Welt. Nur um sie glücklich zu sehen. Ich könnte sie in den Arm nehmen und versuchen so ihren Schmerz ein wenig zu lindern. Aber sie würde es nicht zu lassen. Sie zeigt keine Schwäche vor mir.

Here I stand in the shadows
Come to me, come to me
Can't you see that

Nobody wants to be lonely
Nobody wants to cry
My body's longing to hold you

Wie gerne würde ich sie jetzt in den Arm nehmen? Und sie am liebsten nie wieder loslassen? Ohje John, du solltest dich mal hören. Sie versucht gerade ihre Gedanken und Gefühle zu ordnen und mit diesem Schock fertig zu werden und du hast nichts anderes im Sinn außer sie in deinem Arm zu halten und zu trösten. Was war daran so falsch? Vermutlich gar nichts, unter Partnern oder Freunden war es mit Sicherheit sehr tröstend. Unter Freunden...

So bad it hurts inside
Time is precious and it's slipping away
And I've been waiting for you all of my life
Nobody wants to be lonely, so why
Why don't you let me love you

"Wollen sie, daß ich noch bleibe?", frage ich und komme mir wie ein Eindringling vor. Sie antwortet nicht. Vielleicht hat sie mich nicht gehört oder sie will einfach nicht mit mir reden. Ich vermute letzteres, aber dennoch frage ich noch einmal nach. "Agent Scully?"

Can you hear my voice
Do you hear my song
It's a serenade


Ich habe kaum ausgesprochen da dreht sie sich plötzlich um und sieht mich an. Ich sehe wie mich ihre feuchten Augen durch die Dunkelheit an leuchten und ich sehe auch, daß sie sich auf die Unterlippe beißt und somit verzweifelt versucht das Zittern zu unterdrücken. Ich könnte ewig nur so da stehen und ihr in die Augen sehen. Bevor ich jedoch richtig gefallen an diesem Gedanken finde, bemerke ich, daß sie sich auf mich zu bewegt. Und ehe ich mich versehe, spüre ich, wie sich ihre Arme um meinen Körper schlingen. Diese Geste überrascht mich. Nicht das es mir unangenehm ist, aber ich bin wirklich sehr überrascht...


So your heart can find me
And suddenly you're flying down the stairs
Into my arms baby

Before I start going crazy
Run to me, run to me
'Cause I'm dying


Meine Arme umschließen nun auch ihren Körper und ich drücke sie so fest es geht an mich. Ihr Kopf ruht an meiner Brust und ich kann mich im Moment an keinen schöneren Moment in meinem Leben erinnern. Ich merke, wie sie versucht ihr Gesicht noch weiter in meiner Brust zu vergraben. Das Gefühl, daß sie mir noch näher sein will, beflügelt mich förmlich. Aber dennoch wird mir schlagartig klar, daß ich wohl nie seine Rolle in ihrem Leben einnehmen kann. Doch wirklich beunruhigen tut mich nur der Gedanke, daß ich es akzeptiere und keineswegs wütend darüber bin. Ich bin glücklich darüber, daß ich ihr zeigen kann, daß sie nicht alleine ist. Das ich hier bin und sie nicht alleine lassen werde.


Nobody wants to be lonely
Nobody wants to cry
My body's longing to hold you
So bad it hurts inside
Time is precious and it's slipping away
And I've been waiting for you all of my life
Nobody wants to be lonely, so why
Why don't you let me love you


Aus irgendeinem Grund habe ich das Gefühl etwas sagen zu müssen. Jedoch fehlen mir die Worte. Sie hebt ihren Kopf und sieht mich an. Ihre Unterlippe hat aufgehört zu zittern und ich bin glücklich darüber, daß ich dazu beigetragen habe. Ihre Augen sind nicht mehr feucht, aber selbst durch das fahle Mondlicht im Raum kann man auf ihren Wangen Spuren sehen. Ich weiß nicht warum, aber ich beuge mich zu ihr hinunter und küsse sie leicht auf ihre Stirn. Als ich sie an sehe, lächelt sie. Und ich lächle zurück. Wieder spüre ich, wie sie ihr Gesicht an meinen Oberkörper drückt und ich schließe meine Augen.


I wanna feel you deeply
Just like the air you're breathing
I need you here in my life
Don't walk away, don't walk away
Don't walk away, don't walk away
No no no no


Ich sitze auf dem Fußboden vor ihrem Bett, bemerke ihre Blicke, die mich forschend ansehen. Ich sehe zu ihr hinauf. Sie liegt in ihrem Bett. Sie hat sich auf die Seite gedreht und stützt ihren Kopf mit ihrem Arm. Sie lächelt und erzählt weiter.
"Er hielt den Wagen mitten auf der Straße an, stieg aus und sprühte ein rotes X auf die Fahrbahn. Das war einer der Moment, in denen ich dachte, der Typ spinnt..."
Sie erzählte und erzählte fast die ganze Nacht lang und ich hörte ihr zu.


Nobody wants to be lonely
...


THE END
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