World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Erinnerungen

von Andrea Muche

Kapitel 2

Die rothaarige FBI-Agentin Dana Scully betrat das Kellerbüro, das sie sich mit Fox Mulder teilte, und rief fröhlich: „Guten Morgen, Mulder!“ Sie schloß die Tür hinter sich und sah sich suchend um, als sie keine Antwort hörte und ihren Partner auch nirgends entdecken konnte. „Mulder? Wo sind Sie?!“
Dann hörte sie ein Geräusch von draußen und klappte die Tür wieder auf. Es war aber nicht der hochgewachsene, schlanke FBI-Agent, der immer so gerne den Ungerührten gab, außer, wenn es um eine seiner abstrusen Verschwörungstheorien und Außerirdische ging, sondern eine Bürokraft, die offenbar im gegenüberliegenden Archiv etwas suchte. Enttäuscht sah Scully sie an. „Ach, Sie sind es. Haben Sie zufällig Agent Mulder gesehen?“
Die andere Frau schüttelte den Kopf. „Schon länger nicht mehr. Nur ganz früh am Morgen.“
Ganz früh am Morgen? Das klang eigentlich eher nicht nach Mulder. Es war doch auch jetzt erst kurz nach neun.
Was gab es denn so früh für ihn schon so Wichtiges zu tun? Und wenn es etwas gab, wieso war sie nicht informiert?
Das hingegen kam ihr nun wiederum hinlänglich bekannt vor. „Verdammt, Mulder, nicht schon wieder!“ murmelte sie wütend, als sie ins Büro zurückgekehrt war. Sie hatte es langsam satt, ständig hintergangen zu werden. Warum traute ihr Mulder nicht völlig? Warum ließ er sie bei irgend welchen wirklich heiklen Geschichten – also solchen, bei denen sie guten Grund hätte, an dem zu zweifeln, was er sofort für die reine, vollkommene Wahrheit hielt – ständig außen vor? Er hatte sich jetzt schon oft genug unnötig in Gefahr gebraucht, nur, weil er auf eigene Faust irgend einem Hinweis nachging, ohne ihr auch nur einen Ton davon zu sagen. Manchmal hatte sie das Gefühl, man brauche nur eine an den Haaren herbeigezogene Geschichte zu erzählen: Sobald das Wort „außerirdisch“ darin vorkam, würde Mulder danach schnappen wie der Pawlowsche Hund nach der imaginären Wurst – und alle Vorsicht und Skepsis &u! uml;ber Bord werfen. Ach was, Skepsis! Gab es diesen Begriff in seinem Wortschatz überhaupt?
Von derart böser Ahnung getrieben, begann Scully, Mulders Schreibtisch unter die Lupe zu nehmen. Vielleicht ließe sich aus irgend etwas schließen, hinter was oder wem ihr Partner her war. Da! Auf dem Notizblock neben dem Telefon stand der Name eines Lokals, die Straße und eine Uhrzeit. Vor einer halben Stunde – falls es sich dabei um heute handelte. Scully schnappte sich ihre Tasche und beschloß, sich auf den Weg zu machen.

Hatte sie es sich doch gedacht! Als Mulder bei ihrem Versuch, ihn anzurufen, nicht ans Telefon gegangen war, hatte das ihren Verdacht verstärkt. Und? Nun stand er hier in der Gasse eines zweifelhaften Viertels hinter einem heruntergekommenen Pub, der fremde Mann näherte sich ihm, und die gesamte Situation sah höchst bedrohlich aus. Nur, daß Mulder offenbar falsch reagierte.
„Hände hoch! Werfen Sie die Waffe weg!“ schrie Scully, die ihre Pistole gezogen hatte. Sie wollte sich den beiden nähern. Doch dann fühlte sie auf einmal einen harten Schlag im Nacken, bekam noch mit, wie sie zu Boden ging und hörte Mulder überrascht rufen: „Aber... Dana? Dana!“ Und während die Welt um sie dunkel wurde, dachte sie nur noch: Verflixt noch eins, sie war soeben auf den ältesten Trick der Welt hereingefallen.

Hart. Das war der erste Gedanke. Hart und unbequem. Herrgott, warum war ihr Bett heute nur so hart? Und die Schmerzen im Nacken. Wo war denn bloß das Kopfkissen? Kopf. Überhaupt tat ihr der ganze Kopf weh. Dann fühlte sie eine sanfte Berührung an der Wange. Jemand beugte sich über sie, flüsterte: „Dana. Wach auf, Dana!“
Ihre Mutter. Das mußte es sein. Ihre Mutter wollte sie für die Schule wecken. Aber wieso war das Bett so hart?!
„Dana, nun komm schon.“
Nein, das war eine Männerstimme. Besorgt, zärtlich. Er roch ein bißchen nach Bierdunst und sehr viel mehr nach einem guten Aftershave. Vertraut. Mulders Aftershave. Aber das konnte nicht Fox Mulder sein. Erstens sprach der mit ihr nie zärtlich. Und zweitens nannte er sie nicht Dana.
Außer... wenn er sich Sorgen um sie machte. Was war denn nur los?
Sie schlug vorsichtig ein Auge auf. Mulder. Sie machte das Auge wieder zu und stöhnte. Langsam begann sie sich zu erinnern. Die Gasse. Der andere Mann. Und ein zweiter hinter ihr, den sie nicht hatte kommen hören.
„Na los, nun komm schon.“ Mulders aufmunternde Stimme. Sie schlug die Augen langsam wieder auf.
„Braves Mädchen. So ist's gut.“ Er schob ihr die Hand unter den Kopf und half ihr dabei, sich langsam aufzusetzen.
Sie mußte husten. „Der verdammte Mistkerl muß einen Komplizen gehabt haben, sie waren zu zweit. Der andere hat mich von hinten niedergeschlagen. Sind sie weg?“
„Mhm.“
Sie sah ihn an, weitere Erinnerungsbruchstücke kamen zurück. Fragend sah sie ihm in seine unergründlichen Augen. „Mulder, wieso haben Sie denn Ihre Waffe nicht gezogen?“
„Meine Waffe? Aber warum denn?“ Er wirkte ehrlich überrascht.
„Mulder, er hat Sie mit einer Pistole bedroht!“
„Wer?“
„Der Typ in der Gasse! Wer immer das war.“
„Aber nein! Er hatte keine Waffe!“
„Doch, in seiner rechten Hand, er kam auf Sie zu und hat damit direkt auf Sie gezielt.“
„Nein, er hatte keine Waffe. Er ist vor mir weggelaufen, nicht umgekehrt. Ich bin ihm nach, habe gerufen. Da hat er sich noch einmal umgedreht. Aber er hatte keine Waffe, das weiß ich ganz genau!“
„Mulder, ich hab's gesehen!“
Wieder ein besorgter Blick aus seinen Augen. „Ist alles in Ordnung? Vielleicht war der Schlag auf den Kopf ein bißchen zu heftig?“
„Was reden Sie denn da? Es ist doch nicht so, daß ich mich nicht mehr erinnern würde! Ich habe keine Amnesie. Aber er hatte eine Waffe!“
„Also, jetzt machst du mir langsam Angst.“ Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und sah sie zärtlich an. „Beruhige dich erstmal, Schatz, in Ordnung?“
Schatz?!
Sein Gesicht näherte sich dem ihren, seine vollen Lippen öffneten sich, kamen ihrem Mund immer näher.
„Mulder, was tun Sie denn?!“ rief Scully, bevor er sie küssen konnte.
Er hielt inne und sah sie mit grenzenloser Verblüffung an, eine Haarsträhne fiel ihm in die Stirn. „Das gleiche wie letzte Nacht. Wenn du mich läßt.“
„Letzte Nacht? Wovon reden Sie?!“
„Hör mal, es muß dir doch nicht peinlich sein. Ich war ja auch völlig überrascht davon, daß es passiert ist. Ich meine, ich dachte immer, für dich bin ich auch nur Spooky Mulder, so wie für alle anderen. Der Verrückte mit den Ufos. Der Spinner, dessen Ideen du wissenschaftlich so schön zerpflücken kannst. Ich hatte nie das Gefühl, daß du mich wirklich ernst nimmst. Ich meine, okay, wir haben immerhin gar nicht so schlecht zusammengearbeitet, aber ich hätte nie gedacht, daß du auch nur annähernd in Erwägung gezogen hättest, jemand wie ich könnte mehr sein als nur dein FBI-Partner. Daß du in einem wie mir einen Freund sehen könntest. Oder eben sogar mehr als nur einen Freund. – Ich meine: Nicht, daß ich's mir nicht gewünscht hätte... Du bist klug, du bist schön. Und du bist mir manchmal so vertraut, als würde ich dich ewig kennen. Als hätte ic! h immer nur mit dir zusammengearbeitet. Und kann es mir gar nicht mehr anders vorstellen. Trotzdem wäre ich nicht wirklich auf den Gedanken gekommen, ich könnte in dich verliebt sein. Und wenn, dann hätte ich vermutlich nicht gewagt, es mir einzugestehen. Weil mir klar war, daß du nie mit einem Typen wie mir ausgehen und mich toll finden würdest. Aber dann... Dann warst du da, und es ist einfach passiert...! Und es war so wunderschön. Ein so... so... tiefgehendes Vertrauen. So habe ich noch nie empfunden, Dana! Es war wie eine Offenbarung.“ Er nahm ihre Hand und drückte einen Kuß darauf.
„Mulder.“ Sie sah ihn verzweifelt an. Er hatte einen so verliebten, so zärtlichen Ausdruck in den Augen. Und sie... Es tat ihr regelrecht körperlich weh, ihm das Herz brechen zu müssen. „Ich erinnere mich nicht.“
Besorgnis wanderte über sein Gesicht. Verwirrung. Bestürzung. „Du meinst, du erinnerst dich nicht an die letzte Nacht? Daß wir zusammen waren? Gar nicht?“
Sie konnte nur immer wieder den Kopf schütteln. Hatte sie doch eine Amnesie? Konnte das sein? Aber sie erinnerte sich doch ganz deutlich an alles, was vorher hier passiert war! Wie konnte sie da eine ganze Nacht vergessen haben?!
Oder erinnerte sie sich auch an die Ereignisse vorher in Wahrheit gar nicht? Die Geschichte mit der Waffe... Mulder schwor Stein und Bein, der andere habe keine gehabt. Jetzt war sie sich langsam selber nicht mehr sicher.
„Mulder? Wieso haben Sie mich zu diesem Treffen hier nicht mitgenommen? Wieso haben Sie nichts gesagt?“
Er sah betreten drein. „Naja, ich... wollte dich nicht wecken.“
„Mich nicht wecken... In Ihrem Apartment? Wir waren noch heute morgen zusammen?“
„Ja.“
Sie versuchte krampfhaft, einen Anhaltspunkt für die Wahrheit zu finden. Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte.
Und wenn es stimmte?!
„Wie hat der Mann Sie eigentlich kontaktiert?“
„Es kam ein Zettel mit dem Treffpunkt unter meiner Tür durch.“
Jetzt wurde Scully munter. „Nein“, sagte sie energisch, „das stimmt nicht. Ich habe die Notiz mit dem Treffpunkt auf Ihrem Schreibtisch gefunden. Auf dem Telefonblock. In Ihrer Handschrift.“
„Okay“, sagte er, „das läßt sich ja leicht überprüfen. Aber jetzt bringe ich dich erst einmal ins Krankenhaus, du mußt dringend untersucht werden.“
„Hast du den Zettel noch, den du bekommen hast?“
„Ja“, sagte Mulder und faßte in die Tasche seines Jacketts. Er zog die Hand jedoch leer wieder heraus. „Wohl hier... Nein, auch nicht. Merkwürdig.“ Endlich schüttelte er den Kopf. „Nein, leider doch nicht. Ich muß ihn wohl verloren haben...“
„Oder er war nie da. Mulder, was ist hier los?“
„Keine Ahnung. Aber ich als Nichtmediziner würde sagen: schwere Gehirnerschütterung.“
„Das meine ich nicht.“
„Du mußt ins Krankenhaus. Komm, ich helf dir hoch.“
„Danke.“ Sie klopfte sich den Schmutz von ihrem Kostüm. Er reichte ihr die Waffe, die noch immer in der Gasse gelegen hatte.
„Auf dem Weg zum Krankenhaus kommen wir am Büro vorbei. Laß uns nachsehen.“
„Du mußt jetzt wirklich zum Arzt.“
„Noch dringender muß ich wissen, was hier los ist. Erst Büro, dann Arzt.“
„Also gut.“
Er stützte sie und führte sie zu seinem Auto, verfrachtete sie auf den Beifahrersitz und fuhr los. Er hielt in der FBI-Garage möglichst nahe zu ihrem Büro, sie wollte selbst aussteigen, doch sofort begann sich alles um sie zu drehen. Er sah sie mit einem besorgten „Ich hab's dir ja gesagt“-Blick an, verkniff sich aber, auch nur einen Ton zu sagen. Sie gingen gemeinsam zum Büro, öffneten die Tür, näherten sich dem Schreibtisch. Der Telefonblock war leer.

Noch müder als den ganzen Tag schon stand Mulder vor dem „I want to believe“-Plakat mit der fliegenden Untertasse in seinem Büro. Scully war nicht da, sie hatten sie zur Beobachtung im Krankenhaus behalten wollen. Er drehte sich um, goß sich einen Kaffee ein, setzte sich und legte die Füße auf den Schreibtisch. Es konnte ihn ja keiner dafür tadeln. Scully... Nie hätte er es sich einzugestehen gewagt, daß sie ihm soviel bedeutete...
Er hätte aber auch nie damit gerechnet, daß sie seine Gefühle erwiderte. Scully... Er schloß die Augen und erinnerte sich.

Gestern abend. Er hatte sich gerade im Internet mit ein paar Ufo-Freaks über Sichtungen unterhalten, als es an seiner Tür klopfte. Halb erwartete er den Nachbarn von gegenüber zu sehen, der sich zur Zeit ständig Salz, Zucker oder sonstwas von ihm auslieh, aber es war Scully, die vor der Tür stand.
Er sah ihr an, daß sie etwas Persönliches auf dem Herzen haben mußte.
„Darf ich reinkommen? Oder störe ich Sie?“
„Nein, ganz und gar nicht. Ich hatte nur eine neuerliche, fruchtlose Unterhaltung über Ufos.“
Sie blickte ihn leicht irritiert an, während sie eintrat. „Im Internet“, fügte er an und deutete auf den Computer.
„Ah.“
„Aber um darüber zu reden, sind Sie bestimmt nicht hier.“
„Nein. Doch. Naja, wie man's nimmt.“
„Kommen Sie, setzen Sie sich. Wollen Sie was trinken?“
„Nein, danke.“ Sie nahmen auf seinem schwarzen Ledersofa Platz.
„Also, was haben Sie auf dem Herzen?“
„Ich glaube, ich bin frustriert. Nein, ich glaube das nicht nur. Ich bin frustriert. Es liegt nicht an der Arbeit. Es liegt auch nicht an Ihnen. Ich arbeite gerne mit Ihnen zusammen. Sie sind ein Partner, auf den man sich verlassen kann, und ich weiß Ihre Hingabe an Ihre Aufgabe zu schätzen.“
Er sah sie trübe an. „Warum habe ich nur das dumme Gefühl, daß da jetzt ein großes Aber kommt...?!“
Sie lächelte matt, sah kurz zu ihm hin, blickte wieder fort und seufzte. „Ich habe sehr deutlich das Gefühl, daß wir einfach nicht gewinnen können. Wie viele geklärte Fälle haben wir denn?! Wie viele, in denen wir auch nur irgend etwas beweisen können? Ich glaube, wir werden die Wahrheit nie finden. Weil man uns nicht läßt. Weil man uns blockiert. Und die, die uns blockieren, sind uns immer mindestens drei Schritte voraus. Mulder, ich komme mir vor wie in einem Spiegelkabinett. Und ständig laufe ich gegen eine Wand.“
„Und davon haben Sie langsam die Nase voll? Tja. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, ich könnte das gar nicht verstehen.“
„Naja, es ist eigentlich mehr, daß...“ Sie brach ab.
Er sah sie aufmunternd an. „...daß...?“
„Ich sehe meinen Vater. Immer häufiger.“
Ihr Vater war tot.
„Er kommt nachts zu mir im Traum. Immer wieder. Ich denke auch wieder sehr viel an ihn.“
„Dana.“ So hatte er sie schon einmal genannt. Damals, als ihr Vater gerade gestorben war. „Wie lange ist es jetzt her? Ein Jahr? Natürlich denken Sie immer noch sehr viel an ihn. Es ist auch normal, daß man von einem geliebten Menschen träumt, den man verloren hat. Erst recht, wenn die Jahreszeit, zu der er gestorben ist, wiederkommt. Oder auch zu Geburts- und Feiertagen, immer, wenn einem besonders auffällt, daß er sonst bei diesen Gelegenheiten jedes Mal dabei war.“
„Ich weiß. Aber diese Häufigkeit ist nicht normal. Und zuletzt... habe ich ihn sogar wieder gesehen, als ich wach war. Er wollte mir etwas sagen, so wie damals, als ich ihn im Sessel sitzen sah, ihn reden hörte, nicht wußte, was er mir sagen wollte – und dann meine Mutter anrief, um mir mitzuteilen, daß er gestorben war.“ Sie seufzte tief. „Sie wissen ja, was er immer von meiner Entscheidung hielt, zum FBI zu gehen.“
„Und nun, mit mir als Karrierebremse, fangen Sie an, sich zu fragen, ob er nicht wirklich recht hatte.“
„Ich sage doch, es liegt nicht an Ihnen! Es liegt an denen! Am FBI. An allen, die gegen uns arbeiten... Ach, ich weiß auch nicht.“
„Sie wollen fort.“ Er sagte es ganz nüchtern, nur als Feststellung, ohne jede Emotion.
Sie nickte. „Ja. Es hat einfach keinen Sinn mehr. Ich glaube, ich möchte zurück zur Medizin.“
„Denken Sie wirklich, daß Ihr Vater Ihre Entscheidung, zum FBI zu gehen, nie respektiert und verstanden hat?“
Sie sah ihn kurz an, setzte an, um etwas zu sagen, blieb dann aber doch stumm.
„Er hat Sie doch immer gefragt, ob Ihnen der Job noch Spaß macht, Starbuck“, fuhr Mulder fort. „Und er hat darauf gewartet, daß Sie nicken und ja sagen – und das hat ihm gereicht. Er wollte immer einfach nur, daß Sie glücklich sind, Scully.“
Sie sah ihn überrascht an. „Woher wissen Sie das?“
„Was?“
„Was Sie da eben gesagt haben. Über meinen Vater und mich.“
„Keine Ahnung. Ich nehme an, Sie haben es mir erzählt. Oder ihre Mutter, als Sie nach Ihrer Entführung im Koma lagen. Sie hat mir auch von der getöteten Schlange erzählt.“
Scully verzog angewidert das Gesicht. „Oh. Hat sie wirklich?“
„Hat sie. Seitdem weiß ich, warum Blut und Tod Sie anmachen.“
„Mulder!“
„Sehen Sie, jetzt sind Sie wieder kampfeslustig und gut drauf!“
„Genervt trifft es wohl eher...!“
„Ja?“
Er sah sie prüfend von der Seite an, fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe, nicht ganz sicher, was er als nächstes sagen sollte. Sie sah ihn nur an, irgendwie nachdenklich, mit leicht geöffneten Lippen.
„Gehen Sie nicht“, sagte er, beugte sich zu ihr und küßte sie ganz sacht auf den Mund.
Sie sah ihn immer noch einfach nur an. Dann sagte sie: „Das kommt überraschend.“
„Ist es Ihnen unangenehm? – Mir ist gerade klar geworden, wie viel Sie mir bedeuten. Als Kollegin, die meine verrückten Ideen immer wenigstens ein kleines bißchen gerade rückt. Als engste Vertraute. Als... Irgendwie sind Sie mein Alles. Und ich hatte es noch nicht einmal gemerkt.“
Sie zog sich selbst auf seinen Schoß, umfing seinen Kopf mit den Händen, kam ihm näher und küßte ihn dann. Lange und leidenschaftlich. „Und dabei kennst du mich noch gar nicht wirklich“, sagte sie, und sie sanken in wildem Verlangen aufs Sofa...
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