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Vater

von Eilan

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Manche würden sagen, er war wie ein Vater zu mir.



Ein grausamer Vater, einer der einen bis an die Grenzen seiner Möglichkeiten führt, und den man dafür haßt und bekämpfen will, aber ein Vater. Nicht biologisch, aber ideologisch. Gene werden sowieso überschätzt.



Er hatte es verdient zu sterben. Durch die Hand derer, die er geformt hat wie zwei willenlose Kinder. Trotzdem fühle ich mich schuldig. Ist es, weil ich ohne ihn wahrscheinlich schon längst tot wäre? Nein, das kann es nicht sein. Ohne ihn wäre ich niemals in die Lage gekommen, dass ich hätte sterben können.



Er hatte eigene Kinder, zwei Stück. Mulder und Jeffrey, beide haben sie ihn enttäuscht, und was zurückblieb waren wir beide, Marita und ich. Vor allem ich, da sie sich ja Marita, sobald sie Anzeichen machte abzuweichen, entledigt haben.



Gott, der Bastard hatte es verdient zu sterben. Da gibt es keine Frage. Nach Fort Marlene, nach dem, was sie ihr angetan haben.



Ich töte nicht aus persönlichen Gründen. Ich töte, wenn ich den Auftrag dazu habe. Persönliche Gefühle sind bei der Arbeit nur hinderlich, kommen einem immer genau dann in die Quere, wenn man sie gerade nicht brauchen kann.



Diesmal dagegen spielten sie eine zu große Rolle. Hass auf dem Mann, der mich zu dem gemacht hat, was ich bin. Rache für die eine Frau, die den Hass nachvollziehen kann. Wut auf mich selbst, weil ich so dumm war, mich auf dies alles einzulassen und nie versuchte, wieder herauszukommen. Irgendwann wird es zu einer Art zu leben, so wie andere jeden Tag von neun bis fünf arbeiten.



Was sie alle getan haben, ist durch nichts zu entschuldigen, so wie es nichts gibt, was entschuldigen kann, was ich getan habe. Die Entführten, die Toten, die Unschuldigen wie die Schuldigen.



CGB Spender war für mich in meinem Leben vieles. Wenn er wollte, konnte er ein Gönner und Wohltuer sein, durch den ich mich langsam zu dem entwickelte, was ich heute bin. Und wenn er wollte, konnte er eine Stärke zeigen, die man ihm so nie zugetraut hätte.



Ja, er hat mich beeindruckt. Zuerst durch seine Konsequenz, mit der er Entscheidungen traf, die die ganze Menschheit betrafen. Das war damals, als es dem Konsortium nicht nur darum ging, sich selbst zu retten.



Dann durch seine unglaubliche Fähigkeit, irgendwie nie das zu kriegen, was er verdient: einen Tod durch entweder Mulder oder Lungenkrebs.



Jetzt ist er tot, und ich muss zugeben, ich spüre keine Art von Reue. Es war längst überfällig, dass jemand mit ihm abrechnet. Und wenn nicht ich – beziehungsweise wir –wer sonst? Mulder hätte es so oft tun können, aber er tat es nicht. Und Jeffrey hat sich selbst von ihm eine Kugel in den Kopf jagen lassen.



Zwei Paar Kinder, ein Vater. Biologisch, ideologisch, wo ist der Unterschied? Ist es nicht nur eine unnütze Differenzierung?



Gott, ich höre mich schon an wie Marita, anscheinend färbt ihre Art zu reden ab.



ENDE
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