World of X

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Rache

von Eilan

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„Wieso?“

„Wieso was?“ Er sah sie herausfordernd an.

„Gib mir einen guten Grund, aus dem ich dich nicht hier und jetzt erschießen sollte, Alex.“ Wenn sie wollte, konnte Marita ebenso undurchdringlich sein wie ihr früherer Liebhaber, und sie wussten es beide.

„Du bist bestimmt nicht hergeflogen, um mich jetzt zu erschießen. Vielleicht, weil du mich liebst“, erwiderte er sarkastisch. Sie wussten beide, wie es gemeint war und sie musste unwillkürlich lachen.

„Natürlich. Deswegen hast du mich ja auch in Fort Marlene zurückgelassen, nicht wahr?“

„Ich habe dich aus dem gleichen Grund dort gelassen, aus dem du mich nicht früher aus diesem dreckigen Gefängnis geholt hast.“ Seine rechte Hand spielte mit dem Saum seines Hemdes, während seine linke leblos herabhing.

„Um die Welt zu retten?“

Jetzt lachte er kurz auf. Es war ein gezwungenes Lachen, das schon nach einigen Augenblicken verklang.

„Um zu überleben.“

Ruckartig drehte sich Marita um und sah ihm in die Augen.

„Es könnte sein, dass es nichts genützt hat.“

Zuerst verstand Krycek nicht, was sie damit gemeint hatte, doch dann erkannte er, was Marita nicht hatte laut aussprechen wollen.

„Jeffrey ist tot. Wahrscheinlich erschossen vom Raucher. Diana ist tot. Der Brite ist tot. Der Rest ist von den Rebellen verbrannt worden.“

Verwirrt sah er sie an und ihr fiel ein, dass sie einmal die einzige war, bei der er Gefühle jeglicher Art offen gezeigt hatte. Diese Zeiten waren lange vorbei. Der Diebstahl des Jungen war der Anfang des Endes gewesen. Eines sehr schmerzlichen Endes.

„Er hat überlebt.“

„Sonst hätte er dich ja wohl auch schlecht schicken können“, erwiderte er sarkastisch und erinnerte sie damit daran, dass sie bereits gesagt hatte, wer sie geschickt hat. Marita zog es vor seinen Kommentar zu übergehen.

„Weißt du, es gibt einen Grund, warum ich dich nicht erschieße.“ Ihre grünen Augen brannten sich in seine braunen als führten sie einen Zweikampf. Keiner von ihnen sah weg, keiner war bereit Schwäche zu zeigen. Nach einer schieren Ewigkeit sagte er dann das, von dem er wusste, dass sie es erwartet hatte.

„Lass mich raten, ich kann dir einen Gefallen tun. Hast du eigentlich jemals etwas getan, was dir nicht in irgendeiner Weise nützt?“ Nicht, dass er da anders war.

„Du etwa?“, erwiderte sie sofort scharf, ihre Augen noch immer auf ihn gerichtet. Er fragte sich, ob sie in der letzten Minute geblinzelt hatte. Er hatte es jedenfalls nicht gesehen.

„Nein.“

„Wir müssen ihn töten, Alex. Ein neues Konsortium aufbauen. Eines, das wir leiten.“ Er fragte sich, ob ihre Augen schon immer ein so hartes Grün gehabt hatten. Doch er hielt ihrem Blick stand.

„Ich dachte, er liegt im Sterben. Wozu den langsamen Tod beschleunigen?“ Dass sie ihm nicht antwortete war ihm Antwort genug.

„Rache? Ich hätte deine Motive anders eingeschätzt. Wie tief bist du gesunken Marita, dass du aus Rache töten würdest?“

„Als ob du es nicht auch willst, Alex. Er hat dich genauso benutzt.“ Ihre Stimme war erfüllt von Hass.

Sein linker Arm hing leblos herab.

Er sah weg.

Sie nicht.

„In Ordnung.“



Ende
AN: Genau 500 Wörter und die (finde ich) dunkelste Marita-Charakterisierung, die ich bis jetzt geschrieben habe. Kein schlechtes Resumée für ca. eine Stunde Schreiben.

Ach ja, ich weiß, dass der CSM nicht direkt dafür verantwortlich ist, dass Krycek ein Arm fehlt, aber so was nennt man ‚aufgestaute Wut. Leute.



„Der größte Feind ist der,
der nichts mehr zu verlieren hat..."
CSM
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