World of X

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Es geht mir gut (1 & 2)

von Netty

Chapter 1

Ich glaube nicht, dass ich sie je verstehen werde. Ich werde definitiv nie verstehen, warum sie das tut. Aus welchen Gründen sie mich nach 7 Jahren Partnerschaft noch immer ausschließt. Ich meine es ist ja nicht so, dass ich zu ihre gehe und ihr befehle mir ihre Seele zu offenbaren. Aber ist es den zu viel verlangt einmal eine ehrliche Antwort in Bezug auf ihren Gesundheitszustand zu erhalten?



Also ich halte mich selbst für eine äußerst geduldigen Menschen, aber 7 Jahren sind selbst für mich eine lange Zeit. Wann habe ich eigentlich angefangen diesen Satz zu hassen? Die erste Zeit konnte ich mich damit abfinden, dass sie ihn sagte, aber jetzt?



Ich bin heute abend fast aus der Haut gefahren und ich befürchte das nächste Mal werde ich mich nicht so beherrschen können. Ich meine, ich komme bei ihrer Tür an, weil ich mich gelangweilt habe, natürlich wollte ich ihr erzählen, dass ich mir Sorgen um sie gemacht habe, weil sie in letzter Zeit so abgemagert aussieht, was nicht einmal gelogen ist. Und dann macht sie mir die Tür auf. Ein Taschentuch in der Hand, ihre Augen rot vom Weinen, sie sieht total aufgelöst aus und das erste was ich tue, ist sie in die Arme zu nehmen.



Ich habe mit nicht einmal Sorgen darum gemacht, dass ich die Pizza, welche ich mitgebracht hatte, damit mein Alibi bei ihr zu sein auch echt wirkte, zerquetschte. Ich nahm sie einfach in die Arme. Doch nur kurz werten meine Tröstungsversuche, bevor sie sich von mir löste und mich fragte, was ich zu so später Zeit noch bei ihr wollte.



Keine Ahnung! Alles war weg, ihr Anblick hatte mich einfach... einfach geschockt. Schließlich viel mir die Pizza wieder ein, die inzwischen meine Handfläche zu verbrennen drohte, hab ich es überhaupt bemerkt?



„Ich habe dir was zu Essen gebracht“ Ihr könnt mir glauben es hat sich auch wirklich so bescheuert angehört, wie es klingt. Aber sie entrang sich ein Lächeln und bat mich herein. Nun das war immerhin schon ein Anfang. Kurz nachdem ich eingetreten und sie die Tür hinter mir geschlossen hatte sah ich sie einfach nur an.



„Was stimmt nicht Scully?“ fragte ich einfach frei heraus.



„Nichts. Es geht mir gut“ antwortete sie kühl, nahm mir die Pizza ab und verschwand in der Küche. Das war das erste Mal, dass ich den Satz zu hören bekam. Ich glaube, sie hat ihn zu ihrem Mantra gemacht und ich habe keine Ahnung warum.



Jedenfalls hielt ich es für besser, dass Thema erst mal zurückzusetzen. Wir machten es uns vor dem Fernseher gemütlich aßen Pizza und lachten viel darüber, wie Leslie Nielsen in der Nackten Kanone einen Mist nach dem anderen baute. Alles lief blendend, bis der Film endete. Ich sah sie an, sie wirkte blas.



„Dana geht’s dir gut?“ Ich benutzte absichtlich ihren Vornamen. Doch sie sah mich nur kurz an, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Fernseher widmete.



„Es geht mir gut, Mulder“ sagte sie noch kurz. Das zweite Mal! Ich muss zugeben, dass sich schon langsam Wut in mir ausbreitete. Aber wie ich schon sagte, bin ich ein ziemlich geduldiger Mensch, als wartete ich und wir unterhielten uns. Ich glaube, es war das erste Mal, dass wir ganz zwanglos über alles redeten, was uns im Kopf herumschwirrte, wobei ich natürlich absichtlich das Thema Gesundheit vermiet.



Wenn Dana Scully müde und ganz besonders, wenn sie gereizt ist, dann verdirbst du es dir besser nicht mit ihr, in dem du sie mit dämlichen Fragen nervst, aber nach einer weiteren Stunde platzte mir dann letztendlich doch der Kragen.



„Dana was ist los mit dir, ich sehe doch, dass es dir nicht gut geht.“ Ja wir waren inzwischen bei einem festen Dana und einem festen na ja Mulder. Ich wollte schon, dass sie mich Fox nennt, aber sie meinte, Mulder würde vertraulicher klingen. Ich sag ja, ich werde sie nie verstehen!



„Es geht mir wirklich gut Mulder“ und da war der Punkt erreicht, wo sie meine Geduld überschritten hatte. Sie saß da. Leichenblass! Sah schon den ganzen Abend so aus, als würde sie am liebsten die ganze Zeit heulen und dann hat sie den Nerv mir tatsächlich ins Gesicht zu sagen, dass es ihr gut geht! Aber so wollte ich sie nicht davon kommen lassen. Schließlich brachte es mich fast um, nicht zu wissen, was ihr so viele Qualen bereitete.



„Nein das tut es nicht. Jetzt hör mir mal zu, ich werde mich nicht von dir verschaukeln lassen. Ich kenne dich gut, auch wenn du es nicht glaubst, ich kenne dich gut genug, um zu wissen, wann es dir gut geht oder nicht. Verstehst du, ich bin hier her gekommen, um einen wundervollen Abend, mit einer wundervollen Frau zu verbringen und dann machst du mir die Tür auf und jagst mir einen höllischen Schrecken ein. Dana kannst du denn nicht verstehen, dass ich mir verdammt große Sorgen um dich mache?“ Könnte mir mal jemand erklären, wieso meine Stimme immer lauter wurde?



Scully sah mich an. Ich hätte es wissen müssen. Indem man Dana Scully anschrie, erreicht man überhaupt nichts bei ihr. Und so war es auch dieses Mal. Sie zog ihre Nase ein Stück hoch, sah mich unverwandt an und antwortete dann seelenruhig „Bist du nicht der Meinung, auch wenn du mich gut kennst, dass ich am besten wissen müsste, wann es mir gut geht und wann nicht!“ Es war keine Frage.



Nun was soll ich noch sagen, ich bin gegangen. Ich bin so schnell aus ihrer Wohnung gestürmt, dass sie nicht einmal ein verdammtes Es geht mir gut hätte sagen können.



Wenn ich jetzt darüber nachdenke, bin ich froh darüber, dass ich gegangen bin. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn ich geblieben wäre. Vielleicht hätte ich sie gepackt und durchgeschüttelt, bis sie mir endlich gesagt hätte, was los ist. Oder ich hätte sie genommen und solange an meinen Körper gedrückt, bis sie geschmolzen wäre und mir ihr Herz ausgeschüttet hätte. Ich weiß wirklich nicht, was ich getan hätte! Auf jeden Fall wäre es mächtig falsch gewesen. Mein Telefon klingelt, es ist 3 Uhr nachts und ich kenne nur eine Person ,die weiß, dass ich noch nicht schlafe.



„Was ist los Dana?“ frage ich sanft ins Telefon, nachdem ich abgenommen habe.



„Es tut mir leid Mulder“ beginnt sie zu schniefen. „Es ist nur, es ist so schwer darüber zu reden.“ Worüber? Sag es mir Dana!



„Scully es hat keine Eile, ich bin mir sicher, wenn du es mir erzählen willst, dann wirst du es mir erzählen.“ Das ist eigentlich überhaupt nicht das, was ich sagen wollte. Aber es hat sich nicht schlecht angehört, der erste Schritt, um meine Geduld wiederzufinden.



„Aber Mulder da ist es ja. Ich will darüber reden. Kannst du vorbeikommen?“ Kann ich vorbeikommen? Ich bin schon fast angezogen, als sie erst mit dem Satz angefangen hat.



„Ich bin schon unterwegs“ murmle ich in mein Telefon bevor ich auflege. Als ich meine Wohnung verlasse, schicke ich ein kurzes Stoßgebet gen Himmel, dass ich nicht noch mehr -Es geht mir gut- Sätze zu hören kriege, denn ich weiß noch immer nicht, was ich dann tun werde.
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