World of X

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Vertrauter Feind

von Kinona

Kapitel 2

Ein schneidender Schmerz durchfuhr sie, als Alex mit einer kraftvollen Bewegung in sie eindrang. Ein spitzer Laut entfuhr aus ihrer Kehle, bevor Kryceks Zunge wieder in ihren Mund schoss. Diesmal kam Dana seiner Aufforderung nach. Erst zögernd, dann immer ungeduldiger begann sie mit ihrer Zunge seinen Mund zu erforschen. Mit harten, tiefen Stößen bewegte er sich in ihr. Sie bäumte sich ihm entgegen. Deutlich konnte sie spüren, wie ihr das Blut in den Kopf schoss und Hitze in ihrem Körper aufstieg. Es war schon lange her. Zu lange!



Er bemühte sich nicht im geringsten zärtlich oder einfühlsam zu sein. Er wusste was er wollte, und das nahm er sich. Dana hätte nie gedacht, dass ihr so etwas wirklich gefallen könnte. Sie hatte nie irgendwelche Vergewaltigungsphantasien gehabt. Doch Krycek schaffte es sie an den Rand der Ekstase zu bringen. Mit einem letzten harten Stoß erreichte Krycek seinen Höhepunkt. Fast zeitgleich durchfuhr Scully ein dumpfer Schmerz. Erst als sie den metallischen Geschmack von Blut im Mund bemerkte, verstand sie was geschehen war. Alex Krycek hatte ihr in die Lippe gebissen.



Nachdem sich ihre Gedanken etwas geklärt hatten, spürte sie unsanft sein Gewicht auf sich. Es dauerte ein paar Augenblicke bis sich Krycek wieder gesammelt hatte. Wortlos zog er seine Hose an, setzte sich zurück auf den Fahrersitz und fuhr los.



Es dauerte nicht lange bis sie vor Scullys Apartment angelangt waren. Schweigend stieg Scully aus dem Wagen. Angestrengt versuchte sie gerade aus zu laufen, was ihr nicht sonderlich gut gelang. Das Gefühl sich jeden Augenblick übergeben zu müssen, wurde immer stärker. Dennoch blieb sie erschreckend ruhig. Dana fühlte nichts. Nichts, bis auf das wunde Gefühl zwischen ihren Beinen.



Erst als sie an der Wohnungstür angelangt war, wurde ihr bewusst, dass Krycek immer noch ihre Schlüssel hatte. Als sie sich umdrehte bemerkte sie, dass er bereits auf sie zukam. Ohne etwas zu sagen, schloss er die Tür auf und reichte ihr die Schlüssel. Sie wechselten einen kurzen Blick, dann betrat Scully die Wohnung. Aber ihre hochhackigen Schuhe in Verbindung mit ihrem durch Alkohol vernebelten Gleichgewichtssinn machten ihr einen Strich durch die Rechnung. Sie trat unglücklich auf, und ihr Fuß knickte um. Doch Krycek reagierte schnell. Er hielt sie fest und verhinderte so einen Sturz.



Sie lag stumm in seinen Armen. Wieder sah sie in seinen tiefblauen Augen. Er beugte sich über sie. Bevor Dana überhaupt realisierte was vor sich ging, hatte er die Tür geschlossen und drängte sie gegen die Wand. Wieder fühlte sie seine weichen Lippen auf ihren. Er küsste sie. Nicht fordernd, sondern zärtlich. Es fühlte sich gut an. Instinktiv schloss Dana ihre Augen. Irgendwo in der letzten Ecke ihres Gehirnes fragte eine leise Stimme, was sie hier tat.



Vielleicht lag es an diesen vielen bunten Cocktails, die sie heute Abend getrunken hatte.



Vielleicht lag es daran, das sie sich nur noch dunkel daran erinnern konnte, wann ein Mann sie das letzte mal so berührt hatte.



Vielleicht lag es auch daran, das sie viel zu lange einsam gewesen war.



Sie wusste es nicht. Doch Dana beschloss diese Stimme zu ignorieren.



Vorsichtig hob Alex ihr Bein an. Erstaunt bemerkte sie, dass er bereits wieder erregt war. Er ergriff sie mit beiden Händen an den Hüften und hob sie an. Dana schlang ihre Beine um ihn. Während er sie so in Richtung Schlafzimmer trug, spürte sie sein steifes Glied zwischen ihren Beinen. Er hatte ihren Slip zerrissen. Nur der Stoff seiner Hose trennte sie voneinander. Dieses Gefühl steigerte ihre Erregung ins Unermessliche.



Irgendwie schaffte sie es, ihm die Jacke auszuziehen und sein Hemd zu öffnen, noch bevor sie am Bett angekommen waren. Zärtlich strich sie über seine glatte, muskulöse Brust und begann seine Schultern zu küssen. Dana Scully hatte unbehaarte Männerbrüste schon immer ästhetisch gefunden. Sie liebte es über die glatte, weiche Haut zu streichen.



Unsanft landeten sie auf dem Bett. Alex Krycheks gesamtes Gewicht lastete auf ihrem zarten Körper. Ihre Finger befreiten ihn von seinem Hemd und tasteten sich an seinem Körper herunter, bis sie schließlich über seine Erektion strich.



Unsanft hielt er plötzlich ihre Hand fest. Dann zog er ihr Kleid aus. Dana trug keine BH. Das Kleid war so eng, dass es nicht nötig gewesen war. Sein Blick glitt über ihren nackten Körper. Zärtlich, fast vorsichtig strich er mit seiner Hand über ihr Gesicht, ihren Hals, ihre Schultern, ihr Schlüsselbein und schließlich über ihre Brust. Wieder begann er sie zu küssen. Doch diesmal wanderten seine Küsse weiter an ihrem Körper hinab, bis er anfing an ihrer Brust zu saugen. Blitze durchfuhren Dana. Sie schrie auf, als er plötzlich zubiss. Doch noch ehe sie begriff was er getan hatte, war er mit seinen Lippen bereits an ihrem Bauchnabel angelangt. Dana zitterte, als seine Zunge an ihrem Bauch entlang nach unten wanderte. Während er seine Erkundungsreise weiter zwischen ihre Beine fortsetzte, vergrub sie ihre Hände in seinem Haar. Alex wusste genau, was er tat. Daran gab es keinen Zweifel. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Das ganze fühlte sich so verdammt gut an. Dana glaubte jeden Augenblick los schreien zu müssen.



Gekonnt brachte er sie an den Rand der Ekstase, um genau dann wieder aufzuhören. Ihr gesamter Körper bebte und sie hatte das Gefühl, dass sich jeder einzelne Muskel in ihrem Körper versteift hatte und nach Erlösung schrie. Alex kniete nun vor ihr. Sie konnte sehen, wie er seine Hose öffnete. Weiße Boxershorts hoben sich deutlich von seiner braungebrannten Haut ab.



Scully griff blind in Richtung Nachtkästchen, öffnete die oberste Schublade und holte ein Kondom heraus. Er lächelte. Dana konnte nicht einmal ahnen, was für einen göttlichen Anblick sie bot, wie sie sich so auf dem Bett räkelte.



Wieder küsste er sie.



In einem komplizierten Manöver schaffte Scully es sie so zu drehen, dass sie auf ihm lag. Lächelnd setzte sie sich auf. Während sie ihm in die Augen sah, riss sie mit den Zähnen die Kondomverpackung auf und streifte es ihm über.



Mit einer langsamen Bewegung war er in ihr. Wieder spürte sie dieses wunde Gefühl, doch es erregte sie nur noch mehr. Gott sie war bereit. Und wie bereit! Sie war an diesem Abend schon zwei mal am Rande der Ekstase gewesen. Sie wollte endlich kommen. Aber Alex Krycek war kein Mann, der sich die Kontrolle aus der Hand nehmen ließ. Mit festem Griff hielt er sie an den Hüften fest und bestimmte so ihre Bewegungen. Dana glaubte wahnsinnig zu werden. Jeder Muskel ihres Körpers zog sich zusammen. Das Blut schoss ihr in den Kopf. Fast schmerzhaft intensiv kam die Erlösung. Scully schrie auf. Im selben Moment verlor sie das Gleichgewicht. Krycek merkte es gerade noch rechtzeitig und manövrierte ihren Fall so, dass sie wieder unter ihm lag. Er hatte nicht vor aufzuhören. Mit harten Stößen setzte er die Bewegungen fort. Es schien eine Ewigkeit zu dauern bis ihr Orgasmus verklungen war.



Fest klammerte sie sich an ihn. Ihre Nägel gruben sich in seinen Rücken. Scully hatte das Gefühl zu schweben. Das Adrenalin schoss durch ihre Adern. Sie wusste, dass das was sie tat falsch war. Es war verboten. Aber diese Tatsache bestärkte nur das unglaublich gute Gefühl, das sie hatte. Es war wie damals, als sie mit 14 die geklauten Zigaretten ihrer Mutter, heimlich auf der Terrasse geraucht hatte.



Schwer atmend trieb Krycek seinem Höhepunkt entgegen. Seine Bewegungen wurden schneller und fast schmerzhaft hart. Er stöhnte und bäumte sich auf, als er schließlich zum Orgasmus kam.



Zärtlich küsste er sie. Seine Zunge erkundete für einen Moment ihren Mund, bevor er an ihrer Unterlippe knabberte. Ein stechender Schmerz durchfuhr Scully, als er aus Versehen die kaum verheilte Bisswunde von vorhin wieder aufriss.



Nur langsam lösten sie sich voneinander...







Mit schrecklichen Kopfschmerzen und einem abscheulichen Geschmack in ihrem Mund erwachte Dana Scully am nächsten Morgen. Die Sonne blendete sie, als sie versuchsweise die Augen öffnete. Das Pochen in ihrem Schädel hinderte sie daran einen klaren Gedanken zu fassen. Nur langsam kam sie zu sich. Plötzlich fuhr sie wie vom Blitz getroffen hoch. Sie saß aufrecht im Bett und traute sich kaum auf den Wecker zu sehen. 11.22 Uhr! Sie war zu spät.



Hastig schmiss sie die Bettdecke beiseite. Überrascht stellte Dana fest, dass sie nichts an hatte. Erst jetzt kamen ihr die Erinnerungen des letzten Abends wieder ins Gedächtnis. Und die plötzliche Erkenntnis hatte die selbe Wirkung wie eine kalte Dusche. Im selben Moment kam Alex Krycek aus ihrem Badezimmer. Unbeholfen wickelte sich Scully in die Bettdecke.



„Morgen Dana!“



Amüsiert betrachtete er wie sie rot wurde. Wasser tropfte von seinem nassen Haar. Krycek kam näher.



„Warum so schüchtern? Unter dieser Decke ist nichts was ich nicht schon gesehen hätte.“



Irgendwie schaffte es Scully sich langsam wieder zu fassen.



„Verschwinde aus meiner Wohnung!“, zischte sie.



„Na komm! Tu doch nicht so als ob dir die ganze Sache keinen Spaß gemacht hätte.“ Unaufhörlich kam er näher. Sein selbstgefälliges Grinsen machte sie wütend.



„Du konntest nicht genug kriegen von mir. Ehrlich gesagt warst du besser als ich erwartete hatte. Ich habe auf eine morgendliche Zugabe gehofft.“



Scully holte aus, doch Alex hielt ihre Hand unsanft fest.



„Tu das nie wieder!“, flüsterte er. „Gestern Abend warst du betrunken. Heute ist das anders: Noch einmal lasse ich mich nicht schlagen!“



Wütend befreite sie sich aus seinem Griff.



„Richtig!“, zischte sie. „Ich war betrunken und du hast es ausgenutzt!“



„Ich habe nicht gehört, dass du dich beschwert hättest!“, entgegnete er.



„Ich konnte nicht mehr klar denken!“,schrie sie. „Oder glaubst du ich wäre klaren Verstandes mit dir in ein Auto gestiegen?“



Wütend ging sie zu ihrem Kleiderschrank und begann sich anzuziehen. Sie musste hier weg.



„Du kannst es von mir aus nennen wie du willst: Den größten Fehler deines Lebens oder den Fick des Jahrhunderts. Aber wir wissen beide genau, dass ich garantiert nichts getan habe, wozu du nicht bereit gewesen wärst.“



Sie konnte spüren, dass er nun direkt hinter ihr stand.



„Dana...“



Aufgebracht fuhr sie hoch und sah Alex an.



„Ich heiße Scully!“, unterbrach sie ihn.



„Warum verhalten wir uns nicht wie zwei normale Erwachsene?“, wollte Krycek wissen. „Du warst allein, ich war allein. Ich bin gestern in diese Bar gegangen um die Nacht nicht alleine verbringen zu müssen. Wir hatten eine tolle Nacht. Ende der Geschichte!“



Scully wandte sich wortlos wieder dem Kleiderschrank zu.



„Ehrlich gesagt, gab es in dieser Bar niemanden, mit dem ich die Nacht lieber verbracht hätte.“, sagte er, so leise, dass sie es kaum verstehen konnte. „Du fühlst dich verdammt gut an, Dana! Weißt du das eigentlich?“



Scully glaubte sich verhört zu haben. Ungläubig drehte sie sich um. Krycek sammelte wortlos seine Sachen zusammen und verschwand wieder ins Bad. Sie hatte jetzt keine Zeit darüber nachzudenken. Mulder erwartete sie schon seit Stunden im Büro. Außerdem wollte sie hier weg. Raus aus dieser Wohnung, weg von ihm. Dana hatte keine Ahnung wie sie sich Krycek gegenüber verhalten sollte. Aber was noch schlimmer war: Sie wusste nicht mal wie sie Mulder jetzt gegenübertreten sollte. Die ganze Sache war verrückt! Kryceks Worte gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf. Tief im Innern ahnte sie, das er Recht hatte.



Hastig verließ sie die Wohnung.



Überrascht hörte Alex Krycek wie die Wohnungstür zufiel. Als er aus dem Badezimmer trat, konnte er sehen, dass Scully bereits gegangen war. Er war ehrlich erstaunt darüber, dass sie ihn einfach so alleine in ihrer Wohnung zurückließ. Die ganze Sache musste sie doch ziemlich mitgenommen haben. Als er in die Küche ging um sich einem Kaffee zu machen, fiel sein Blick auf den Kassettenrecorder, der in der Ecke stand. Es befand sich sogar eine Kassette darin. Neugierig drückte er auf die Play-Taste und hörte die ersten Takte des Liedes.



>Alanis Morisette< schoss es ihm durch den Kopf. >Alle Achtung Agent Scully! Sie haben einen guten Geschmack.<



Mehr aus Gewohnheit als aus Neugier begann er sich in der Wohnung umzusehen. An Scullys Schreibtisch blätterte er durch ihre Akten. Sein Blick glitt über medizinische Artikel, Berichte und handschriftliche Notizen. Ein Stapel Fotos zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Auf dem ersten Foto war ein älteres Ehepaar zu sehen. Scullys Eltern, nahm Krycek an. Das zweite Foto zeigte eine Familie mit zwei Kindern. Dunkel erinnerte sich Alex daran, dass Scullys älterer Bruder, Billy oder so ähnlich, zweifacher Vater war. Es folgte das Foto eines jungen Ehepaares. Hierbei handelte es sich wohl um Scullys jüngeren Bruder. Erst das nächste Foto ließ Krycek zusammenzucken. Lange betrachtete er die junge Frau mit den blauen Augen und dem rötlichen Schimmer in ihrem Haar. Melissa Scully! Die Ähnlichkeit mit Dana war unverkennbar. Eine Ähnlichkeit die ihr zum Verhängnis geworden war. Gedankenverloren nahm er das nächste Foto zur Hand. Irritiert sah er es an. Mulder und Scully waren darauf bei ihrer Arbeit zu sehen. Offensichtlich hatte es ein Fotograf der Spurensicherung aus Versehen oder zum Spaß aufgenommen. Es schien so gar nicht zu den Familienfotos zu passen, die er bis jetzt in der Hand gehabt hatte. Ein dünnes unbeschriftetes Heft fiel ihm plötzlich auf. Es lag verborgen zwischen Papierstapeln. Nur eine Ecke schaute heraus. Krycek nahm es an sich, schlug die erste Seite auf und las. Allmählich begann er die Zusammenhänge zu verstehen...







Sie atmete noch einmal tief durch, bevor sie das Büro betrat, und versuchte sich mental darauf vorzubereiten Fox Mulder gegenüber zu treten. Es klappte nicht. Dana sah ihn nicht an als sie die Tür öffnete. Mit einer kurzen Begrüßung steuerte sie ihren Schreibtisch an. Mulder legte den Telefonhörer zur Seite.



„Scully! Ich versuche schon seit Stunden Sie zu erreichen. In Ihrer Wohnung meldet sich niemand und Ihr Handy scheint nicht zu funktionieren. Ich habe mir schon Sorgen gemacht!“



„Mit meinem Handy ist alles in Ordnung.“, entgegnete Scully. „Ich habe es ausgeschaltet.“



„Ausgeschaltet?“, Mulder sah sie entgeistert an.



Erst jetzt bemerkte er die Wunde an Scullys Lippe. Irgendwie schien sie heute noch blasser zu sein als sonst.



„Was ist mit Ihrer Lippe passiert?“, wollte er wissen.



Scully sah ihn nervös an.



„Mit meiner Lippe?“



Schmerzhaft wurde sie sich Kryceks Bisswunde bewusst.



„Ach das! Das war ein dummer Unfall. Lange Geschichte!“, stammelte sie.



„Alles O.K.?“, fragte Mulder besorgt.



Diese ungewohnte Nervosität schien so gar nicht zu seiner Partnerin zu passen.



„Sicher!“, antwortete sie hastig. „Es... es geht mir gut. Ich habe nur verschlafen. War eine lange Nacht gestern. Da hab ich vergessen den Wecker zu stellen. Das ist alles.“



„Kenne ich ihn?“, grinste Mulder.



Scully sah ihn irritiert an. Er glaubte sogar den leichten Anflug von Panik in ihren Augen erkennen zu können.



„Was?“



„Na den Glücklichen, dem Sie diese lange Nacht zu verdanken haben.“, erklärte er.



„Wenn Sie es unbedingt wissen wollen: Ich habe den Abend mit ein paar Collegefreundinnen von mir verbracht.“, antwortete sie erleichtert. „Wir waren Essen und sind danach noch in einen Pub gegangen. Und da ist es etwas später geworden. Haben Sie sonst noch irgendwelche Fragen?“



„Nein!“ Entschuldigend hob er die Hände.



Scully schien heute nicht unbedingt in bester Stimmung zu sein. Vielleicht lag es ja wirklich daran, dass sie eine lange Nacht hinter sich hatte. Andererseits: Er konnte sich nicht erinnern, dass seine Partnerin jemals zu spät zur Arbeit gekommen war. Irritiert versuchte Mulder sich wieder auf die Akten zu konzentrieren, die auf seinem Tisch lagen.



Die Stunden schlichen vor sich hin. Krampfhaft versuchte Dana sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Es gelang ihr nicht. Immer wieder kamen ihr die Bilder der letzten Nacht in den Sinn. Wie hatte sie nur so etwas Dummes tun können? Alex Krycek! Ausgerechnet Alex Krycek! Wie sollte sie das nur Mulder erklären? Immerhin vertraute er ihr. Und das bedeutete bei Mulder schon einiges. Und sie ging einfach hin und schlief mit seinem Erzfeind. Wäre sie gestern Abend doch nur zu Hause geblieben. Oder hätte sie zumindest keinen von diesen bunten Cocktails getrunken. Sie wusste doch, dass sie keinen Alkohol vertrug. Sie hatte ihn noch nie vertragen. Ein paar der peinlichsten Szenen ihres Lebens hatten mit Alkohol zu tun. Selbst dieser Eddie Van Blunth hätte es beinahe, mit nur einer einzigen Flasche Wein, geschafft sie flachzulegen.



>Natürlich sah Eddie nicht halb so gut aus wie Krycek.<



Sie hasste sich im selben Moment, als ihr dieser Gedanke durch den Kopf schoss, bereits dafür, ihn je gedacht zu haben. Eins stand fest: Mulder durfte auf keinen Fall jemals davon erfahren. Falls es irgendwann einmal rauskommen sollte, würde sie einfach alles abstreiten. Die letzte Nacht war nie passiert...



„Ich gehe schnell zum Kaffeeautomaten.“, erklärte Mulder. „Wollen Sie auch einen? ...Scully?!“



Scully schreckte aus ihren Gedanken auf.



„Haben Sie etwas gesagt?“



„Einen Kaffee?“, fragte Mulder.



Ihr Verhalten machte ihm langsam Sorgen.



„Sind Sie sicher, dass alles in Ordnung ist?“, wollte er wissen.



„Sicher!“, antwortete sie hastig. „Warum fragen Sie?“



„Weil Sie schon seit ungefähr einer halben Stunde auf Ihren Bildschirm starren.“, entgegnete Mulder. „Dabei ist der Computer gar nicht eingeschaltet."



Augenblicke lang sah ihn Scully abwesend an. Ihr wurde klar, dass sie sich geirrt hatte. Sie würde die Sache mit Krycek nicht einfach so wegstecken und zur Tagesordnung übergehen können. Zunächst einmal musste sie mit sich selbst ins Reine kommen. Und das konnte sie auf keinen Fall, wenn sie dabei mit Mulder in ein und dem selben Raum saß.



„Wissen Sie was: Sie haben Recht! Die letzte Nacht war ziemlich anstrengend, und außerdem habe ich heute Nachmittag noch einen wichtigen Termin, den ich beinahe vergessen hätte.“, erklärte Scully plötzlich und schnappte sich ihre Jacke. „Ich werde mir den Rest des Tages einfach frei nehmen.“



Noch bevor ihr Partner irgend etwas entgegnen konnte, war Scully aus dem Zimmer verschwunden. Zurück blieb ein fassungslos dreinschauender Fox Mulder. So langsam wurde ihm die ganze Sache ziemlich unheimlich...
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