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Die Einsamkeit wählt man

von Kinona

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Die Einsamkeit wählt man!

Immer wieder gingen ihr diese Worte durch den Kopf.

Müde lag Dana Scully in ihrem Bett. Es war schon spät. Seit Stunden versuchte sie bereits einzuschlafen. Vergeblich!

Immer wieder musste sie an die vergangenen Stunden denken. Die Bilder gingen ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf. Immer wieder musste sie an ihn denken. Philipp Pachett. Und an ihre Gespräche mit ihm.

Er war alles andere als ein Durchschnittsmensch gewesen. Das wurde ihr jetzt im Nachhinein erst klar. Ein junger, talentierter Schriftsteller. Ein Meister der Worte. Nur in seinen Augen war...

Deprimiert setzte sich Dana auf. Was zum Teufel tat sie da? Der Fall Philipp Pachett hatte sie beinahe das Leben gekostet. Und doch konnte sie nicht aufhören an ihn zu denken. Und es waren weder Hass noch Wut was sie dazu brachten.

Sie war müde. Die Ereignisse der letzten Tage hatten sie vollkommen ausgelaugt. Als sie in die Küche ging, um sich einen Tee zu machen, brauchten ihre Augen eine Weile bis sie sich an das Licht gewöhnt hatten. Die Einsamkeit wählt man!

Philipp Pachett war einsam gewesen. So einsam, dass seine Romanfiguren die realsten Freunde gewesen waren, die er gehabt hatte.

Die Einsamkeit wählt man!

Warum hatte er die Einsamkeit gewählt?

Dana Scullys Blick fiel auf ihr Spiegelbild als sie durch den Flur ging. Und sie sah sich. Zum ersten Mal seit langem glaubte sie das in sich zu sehen, was Philipp Pachett in ihr gesehen hatte: Eine wunderschöne und attraktive Frau. Auch jetzt in ihrem grünen Seidenschlafanzug, wo ihr das tizianrote Haar wirr ins Gesicht fiel und unter ihren Augen deutlich dunkle Ringe zu erkennen waren, erkannte sie die Schönheit, die ihn betört hatte.

Oh ja, er hatte genau gewusst was er sagen musste. Er hatte mit ihr gespielt, wie auf einem Instrument. Sie hatte noch nicht einmal gewusst, wie sehr ihr diese Art von Komplimenten gefehlt hatte, bis zu dem Augenblick, in dem sie ihn getroffen hatte. Es war wie Balsam für ihre Seele gewesen. Zu wissen, dass er jedes einzelne Wort ernst gemeint hatte, verlieh der Sache noch mehr Bedeutung. Erneut versuchte Dana Scully auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren. Er hatte beschlossen sie zu töten. Zu opfern für etwas, was in seinen Augen alles gewesen war: Die Geschichte seines Romans.

Doch andererseits hatte er stattdessen die Seiten mit den Ausgeburten seiner Phantasie, sein Lebenswerk, dem Feuer übergeben und sie gerettet, indem er sein Leben gab.

Plötzlich fiel ihr Blick auf ihren Schreibtisch. Einem verrückten Einfall folgend setzte sie sich mit ihrer Tasse Tee hin und holte Papier und Bleistift. Fast von selber glitt der Stift über den Zettel und schrieb die Worte:

Die Einsamkeit wählt man!

Dana Scully wusste weshalb sie die Einsamkeit gewählt hatte. Der Grund dafür hieß Fox Mulder. Mulder, ihr Partner, ihr bester Freund, ihr engster Vertrauter und der einzige Mann, den sie jemals wieder lieben könnte. Sie hatte sich für ihn entschieden, vom ersten Augenblick an, an dem sie sich getroffen hatten. Doch ihre Entscheidung für Mulder war auch gleichzeitig eine Entscheidung gegen alle anderen gewesen.

Philipp Pachett hatte Recht gehabt: Sein einziger Fehler hatte darin bestanden, zu glauben, Dana Scully würde sich verlieben. Denn ihr Herz war bereits vergeben. Aber unter anderen Umständen hätte er vielleicht...

Er hatte in ihr gelesen wie in einem offenen Buch, ihre intimsten Gedanken und Gefühle hatte er so deutlich gespürt, als ob es seine eigenen gewesen wären. Vielleicht, weil sie sich doch ähnlicher waren als es Dana je für möglich gehalten hätte.

Sie war ehrlich enttäuscht gewesen, als sie gehört hatte, dass sein Werk den Flammen zum Opfer gefallen und für immer verloren war. Irgendwie war es auch ihre Geschichte gewesen...

Für einen kurzen Augenblick hatte er ihr das Gefühl gegeben etwas Besonderes zu sein. Und noch viel mehr...

Und ohne genau zu wissen, was sie da tat, begann sie alles niederzuschreiben. Die Worte flossen wie von selber. Sie schrieb seine Geschichte nieder. Ein letztes, ewiges Geschenk und Zeichen der Dankbarkeit und Hochachtung. Sie schrieb ihre Gefühle und Gedanken nieder. Gestand dem Papier Dinge, die sie sich selbst niemals eingestanden hätte. Und unglaubliche Ruhe umfing sie.

Dana Scully wusste weder wieso sie Philipp Pachett auf diese Weise die letzte Ehre erwies, noch wusste sie was sie damit anfangen würde. Doch sie spürte, dass sie sie schreiben musste. Und in diesem Augenblick waren der Stift, das Papier und die Worte, die sie schrieb das Wichtigste auf der Welt. Nun erst verstand sie die Bedeutung, die der Roman für Philipp Pachett gehabt haben musste und das Opfer das er dafür gebracht hatte. Und das war alles was im Augenblick zählte.

Die Einsamkeit wählt man!

Und Agent Dana Kathrine Scully und der talentierte Schriftsteller Philipp Pachett hatten ihre Wahl getroffen...
Ich weiß: Kein Meisterstück, aber irgendwie habe ich Gefallen an diesen Scullys-Gedanken-Storys gefunden!
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