World of X

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Not my destiny

von Kinona

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Ich hätte ihm niemals begegnen sollen: Special Agent Fox Mulder. Er war mein Idol! Natürlich hätte ich das niemals zugegeben. Und ich würde es immer noch nicht tun. Auch wenn die Gründe heute, andere wären.

Spooky, der Geisterjäger. An der Akademie haben sie sich über ihn lustig gemacht. Ich habe ihn bewundert, war fasziniert von seiner Arbeit. Von seiner unkonventionellen Art und Weise an die Dinge heranzugehen. Ungeduldig habe ich jede seiner Veröffentlichungen entgegengefiebert. Nicht nur den offiziellen, sondern auch seinen zahllosen inoffiziellen Kolumnen in den skurrilsten Zeitschriften. Unter so einfallsreichen Pseudonymen wie M.F. Luder. Er wurde zu meiner eigenen kleinen Besessenheit, der ich natürlich nur im Geheimen frönte. Aus Angst, diese schwachsinnigen, in ihrem Horizont beschränkten Idioten, die sich so über ihn das Maul zerrissen, könnten sich auf mich einschießen. Nun ja, ich war nicht immer so gefestigt wie heute. Und auch wenn ich mir neben der unantastbaren, beinahe beängstigend starken Dana Scully manchmal vorkomme wie ein kleines eingeschüchtertes Mädchen, bin ich doch zu einer recht starken Frau herangereift. Fox Mulder hat dabei eine nicht unwesentliche Rolle gespielt.

Ich habe mich oft gefragt, wie Agent Mulder mit all dem Spott und Unverständnis umgeht. Lässt er wirklich nichts davon zu sich durchdringen? Schafft er es wirklich all das an sich abprallen zu lassen? Was ist sein Antrieb jeden Morgen wieder aufzustehen und in eine Welt hinauszugehen, die ihm derartig verständnislos und feindlich gestimmt entgegentritt? Was gibt ihm Kraft? Wohin zieht er sich zurück? Doch ich ließ seine vermeintliche Stärke auf mich abfärben. Ich begann mich so zu verhalten, wie er es meiner Meinung nach tun würde. Und plötzlich wurden die Meinungen der anderen vollkommen unwichtig. Ich begann auf mein Gefühl zu hören und lernte mich auf meine Intuition zu verlassen. Offen zu sein, für alle Möglichkeiten. Insgeheim wollte ich wohl in seine Fußstapfen treten. Oder zumindest den Platz an seiner Seite einnehmen, um ihn zu unterstützen. Als ich erfuhr, dass ihm eine junge, ambitionierte Agentin namens Dana Scully als Partnerin zugeteilt worden war, wurde ich sogar richtig eifersüchtig. Wie hätte ich auch ahnen können, dass wir uns Jahre später, tatsächlich einmal über den Weg laufen sollten.

John Doggett war der einzige, der von meinem kleinen Faible für Special Agent Fox Mulder wusste. Und ausgerechnet er, der so wenig Verständnis dafür übrig hatte, sollte durch die unglaublichsten Wirrungen des Schicksals, Dana Scullys neuer Partner werden und mich, eine lieb gewonnene Freundin, um Hilfe bitten bei ihrer verzweifelten Suche nach Mulder. Er wusste, dass ich ihm diese Bitte nicht abschlagen würde. Und so kam ich nach Washington D.C. Und wurde von meiner schon beinahe verdrängten Schwärmerei für Fox Mulder eingeholt. Meine Suche nach ihm, begann, wie sollte es auch anders sein, mit dem Kennenlernen von Special Agent Dana Scully. Im Nachhinein wird mir klar, dass es gar nicht anders hätte sein können. Dana Scully ist zu einem unleugbaren Teil von Fox Mulder geworden. Die beiden hatten eine faszinierende Art von Symbiose entwickelt. Sie kommunizierten ohne Worte, nur mit ihren Augen, mit kleinen, bedeutungsschweren Gesten und Berührungen. Doch all das sollte ich erst viel später erfahren. Aber vom ersten Augenblick an konnte ich den unglaublichen Schmerz in Danas Augen sehen, und ihre Entschlossenheit ihn zu finden. Sie und Mulder gehörten zusammen. Sie waren Partner. In mehr als nur einer Hinsicht. Niemand brauchte es zu sagen, es lag unausgesprochen in der Luft und in ihren wunderschönen Augen, die es John mehr angetan hatten, als er zugab. Und plötzlich waren wir beide in derselben Position: Wir jagten einem Traum hinterher und waren schutzlos der Kritik und dem Misstrauen der Umwelt ausgeliefert. Nur das es diesmal Agent Scully war, vor der wir uns zu beweisen versuchten. John ging regelrecht durch die Hölle, um ihre Anerkennung zu bekommen. Wir wussten beide, das es sinnlos war: Denn in Dana Scullys Leben gab es nur noch Platz für einen Mann: Special Agent Fox Mulder! Sie versuchte seinen Kampf fortzuführen, denn er war längst auch schon zu ihrem eigenen Kampf geworden.

Doch erst heute, nachdem ich tatsächlich irgendwie in Fox Mulder Fußstapfen getreten bin und an den X-Akten arbeite, beginne ich langsam seine Beweggründe zu verstehen, die Opfer, die er gebracht hat. Gründe, die zum gemeinsamen Antrieb wurden, Opfer, die beide schmerzvoll erbringen mussten. Und irgendwann, ohne dass sie es merkten, hatten sich die Prioritäten verschoben. Eines Tages, waren Mulder und Scully eins geworden. Ehrlich gesagt war ich nicht erstaunt darüber, dass selbst der Tod sie nicht trennen konnte. Als er dann tatsächlich vor mir stand, habe ich eins begriffen: Fox Mulder ist ein gebrochener Mann. Die Schlachten, die er schlagen musste, haben ihn ausgelaugt. Ich begriff, das selbst Helden bluten. Und ich bewunderte ihn nur noch mehr dafür. Ich bewunderte ihn, weil er niemals aufgegeben hatte. Ebenso wenig wie seine Partnerin. Nun haben John und ich die X-Akten übernommen Und ich beginne zu verstehen, wie sich Scully, und John die ganze Zeit über fühlen mussten. Egal was wir tun: Wir werden immer in seinem Schatten stehen:

Fox Mulder. Vielleicht hätte ich ihm niemals begegnen sollen. Er wird niemals erfahren, wie sehr er mich geprägt hat, wie viel er für mein bisheriges Leben bedeutet hat und das er für immer ein Teil davon sein wird. Vielleicht war es Schicksal, das es dennoch geschah. Vielleicht mussten sich unsere Wege kreuzen. Und vielleicht hat er nur deshalb eine derartige Faszination auf mich ausgeübt. Doch eins wurde mir klar, als ich Dana Scully bei der Geburt ihres Sohnes zur Seite stand. Als ich sie schwitzend, ängstlich und in den Wehen liegend vor mir sah. Als ich klein William im Arm hielt. Als Mulder plötzlich aus dem nichts auftauchte. Die beiden sind unzertrennlich. Sie sind eins. Ich werde ihn immer bewundern. Doch meine Schwärmerei gab ich auf, genau wie John seinen Kampf um Dana. Wir konnten uns der Tatsachen nicht erwehren: Vielleicht war es Schicksal, was uns alle zusammenführte, doch wenn, dann war es ihres und nicht unseres. Es war nicht Johns Schicksal und vor allem war es nicht mein Schicksal!
Hey, ich bin zwar Shipper, doch ich muss sagen das mich gewisse andere Konstellationen innerhalb der X-Files-Family ebenfalls faszinieren. Mulder/Reyes Romanzen gehört dazu, auch wenn ich in meinen Storys nur ungern auf ein shippiges Ende verzichte...
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