Nebraska. Interstate 80. Kilometer 192.
Ein alter Verkehrsknotenpunkt, halb vergessen, halb überlebt von den Jahrzehnten. Die Beleuchtung war spärlich, nur eine einzelne Natriumdampflampe summte monoton in der Nacht. Ihre orangefarbene Glut ließ alles aussehen wie eine verblasste Erinnerung.
Um 3:17 Uhr begann die Überwachungskamera an Mast 4 zu flackern. Zuerst nur ein leichtes Zittern im Bild, wie ein Zittern in der Luft selbst. Dann kurze Aussetzer – Schwarzblenden von Millisekunden. Das Rauschen nahm zu, verzerrte Linien zogen sich horizontal über das Bild, als würde die Kamera etwas sehen, das sie nicht verstehen konnte.
Und dann kam der Schatten.
Er war zu schnell, um erkannt zu werden. Zu groß, um menschlich zu sein. Er bewegte sich nicht durch den Raum, er verzerrte ihn. Der Asphalt unter seinen Bewegungen wölbte sich leicht, wie unter magnetischer Spannung. Die Kamera registrierte eine Temperaturschwankung von 17 Grad Celsius – in weniger als zwei Sekunden.
Ein letzter Ruck. Dann: Standbild.
Ein einzelner Frame blieb zurück.
Das Bild eingefroren, verrauscht. Auf dem Bildschirm zu sehen: das Symbol.
Gekritzelt in etwas, das wie Asche oder Öl wirkte.
Ein Kreis. In seinem Zentrum ein Punkt.
Und durch beide hindurch ein Splitter – als sei das Zeichen selbst aufgebrochen worden.
Im Hintergrund, kaum hörbar durch das Standbildrauschen: ein kurzer, hoher Ton. Wie ein digitales Kreischen. Als ob etwas auf der anderen Seite des Netzes geschrien hätte.
Wenige Minuten später verschwand das Bild. Der Stream wurde automatisch überschrieben. Die meisten Daten gelöscht. Bis auf diesen einen Frame – kopiert, gesichert, versteckt in einem versteckten Unterverzeichnis.
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