World of X

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Summerday

von Anna, Queequeg2

Kapitel 1

Es war Samstagabend, als Scully sich vor ihrem Apartment von Mulder verabschiedete. Den letzten Fall hatten sie gerade abgeschlossen, und Scully wollte nur noch ins Bett. „Gute Nacht, Mulder. Bis Montag dann", sagte sie deshalb und verschwand in ihrer Wohnung.

Am nächsten Morgen wurde Mulder durch die hellen Sonnenstrahlen, die durch sein Fenster schienen, geweckt. Er verfluchte sich dafür, dass er die Vorhänge am Abend zuvor nicht geschlossen hatte. Aber nun war er schon wach und würde auch nicht mehr einschlafen können. Mit einem lauten Gähnen machte er sich auf den Weg ins Badezimmer.

Auch Scully war schon aufgestanden und war gerade beim Frühstücken, als
Sie in der Tageszeitung blätterte. Plötzlich las sie, dass an diesem Tag in DC
ein Flohmarkt stattfinden sollte. Scully hatte Flohmärkte schon als Kind geliebt und wollte sich diese Chance bestimmt nicht entgehen lassen. Außerdem musste sie noch ein Geburtstagsgeschenk für ihre Mutter kaufen, und auf dem Flohmarkt würde sie bestimmt eine alte Porzellandose finden, die ihre Mutter so gerne sammelte. Es war schon immer ein Tick von ihr gewesen, und Scully spürte, dass sie ihr heute eine ganz besonders schöne Porzellandose finden würde. Gedankenverloren griff Scully nach ihrem Mantel, als ihr auffiel, dass sie ja noch im Bademantel war. Lachend ging sie in ihr Schlafzimmer und öffnete den Kleiderschrank. Automatisch griff sie nach einem Blaser, doch dann fiel ihr auf, dass es draußen mindestes 30 Grad warm war. Nein, heute würde sie mal nicht ihre alltäglichen FBI-Klamotten anziehen. Ganz unten in ihrem Schrank befand sich ein Wickelrock, und ein weißes, enges T-Shirt brachte sie ebenfalls zum Vorschein. *Perfekt*, dachte Scully und schlüpfte in die ungewohnten Sachen. Zu ihrer Überraschung gefiel sie sich sehr gut. Die kurzen Sachen betonten ihre zierliche Figur und ihr Bauch war frei. Zum Abschluss stieg sie noch in ein Paar Sandalen und verließ dann – ohne Mantel natürlich - das Haus.

Nach der eisig kalten Dusche kehrte Mulder ins Schlafzimmer zurück, um sich anzuziehen. Doch plötzlich vernahm er ein lautes Knurren aus seiner Magengegend. Also ging er in die Küche, um erst einmal ordentlich zu frühstücken.
Mhm, Brot war keines mehr da, und auch die Butter ging langsam aus. Er hatte natürlich vergessen, einzukaufen. Also blieb nur noch ein gesundes Müsli. Mulder schüttete die Milch über das Müsli und begann zu essen.
„Ihhhh!", sagte er und verzog das Gesicht. Die Milch war sauer. Mit einem lauten Seufzer beschloss er deshalb, in einem Café zu frühstücken.
Draußen war es heiß. So stieg Mulder in seine Lieblingsshorts und in ein Poloshirt und verließ das Haus.

Mittlerweile war Scully schon auf dem Flohmarkt angekommen und wühlte an einem Stand, der sich hauptsächlich auf alte Platten spezialisiert hatte. In der Tüte in ihrer Hand war eine mit Goldrand verzierte Porzelandose.
Scully wollte den Plattenstand schon verlassen, als ihr plötzlich eine alte verstaubte Platte in die Hände fiel. Es war eine Erstauflage von Elvis, und Scully wusste, dass Mulder schon lange nach danach suchte. *Mulder wird sich bestimmt freuen*, dachte sie und fragte den Standbesitzer nach dem Preis. Da sie nicht zu teuer war, gab Scully ihm das Geld. In diesem Moment vernahm sie eine Stimme hinter sich, die ihr verdammt bekannt vorkam.
„He, Scully, ich dachte immer, ich sei der Elvis-Fan!"

Scully drehte sich zu ihm um. Mulder hatte nach dem Frühstück den Flohmarkt gesehen und Lust bekommen, einfach mal so durchzuschlenderm. Er hatte Scully schon von Weitem gesehen, war sich aber nicht sicher gewesen, da er solch eine Art von Outfit bei ihr gar nicht gewöhnt war. Doch dann war er näher gekommen und war sich ganz sicher gewesen, dass es sich um Scully handelte. Von Weitem schon hatte er ihr Aussehen und ihre zierliche Figur in den sommerlichen Klamotten bestaunt, doch als sie jetzt direkt vor ihm stand und ihn anlächelte raubte es ihm fast den Atem. Das war wirklich Scully? War das wirklich die Scully, die mit ihm auf Monsterjagd ging? Die Scully, die immer dunkle Kostüme trug? Die Scully, die immer so ernst war?

„Hallo Mulder!",Sie schien ihn aus seinen Gedanken zu reißen. Woran er wohl gedacht hatte? Er hatte sie gemustert, das hatte sie bemerkt. Ob sie ihm wohl gefiel in ihren kurzen Sachen? Er jedenfalls sah gut aus. Solche Sachen sollte er fiel öfters tragen. Nicht, dass ihm Anzüge nicht standen, oh nein. Aber in diesen Sachen war er einfach nur ein sympathischer, lieber Mann. Er war einfach nur Fox. Dann fiel ihr die Platte in ihrer Hand wieder ein.

„Na toll, Mulder. Jetzt haben Sie sich die Überraschung selbst zu Nichte gemacht. Das sollte nämlich Ihr Namenstaggeschenk sein.

Mulder war gerührt. So lange schon hatte er nach dieser Platte gesucht. Aber am Meisten gefiel ihm, dass Scully sich das gemerkt hatte und sie ihm diese Platte hatte schenken wollen.

Lachend hielt Scully dem sichtlich gerührtem Mulder die Platte hin. Sie würde lügen, wenn sie sagen würde, dass ihr dieses Leuchten in seinen Augen nicht gefallen würde.
„Danke", sagte er und umarmte Scully. Er konnte einfach nicht anders. Er musste sie umarmen, denn er wusste, dass sie dadurch spüren würde, wie viel ihm ihr Geschenk bedeutete.

„Was machen Sie eigentlich hier, Mulder?"
„Ich habe den Flohmarkt gesehen und hatte einfach Lust dazu, ihn zu besuchen. Und Sie?"
„Ich liebe Flohmärkte schon, seit ich ein Kind war. Außerdem habe ich ein Geschenk für meine Mutter gesucht." Dabei hielt sie die Tüte auf und zeigte Mulder die Porzelandose.
„Wirklich ein schönes Stück, Scully. Aber Sie wollen den Flohmarkt doch nicht schon verlassen, oder?"
„Nein, wieso fragen Sie?"
„Na ja, jetzt, wo wir zu zweit sind, könnte das noch ein ganz netter Tag werden", sagte Mulder mit einem Lächeln auf den Lippen.
Dann schlenderten sie los. Sie durchwühlten etwa seit einer Stunde die Stände, als sie an einem Stand mit lauter Schmuckstücken vorbei kamen.

Scully hielt an. Sie konnte ihren Blick von diesem Ring nicht abwenden. Er war so schön. In der Mitte befand sich ein Stein. Dieser hatte haargenau die gleiche Farbe wie Mulders Augen. Sie schaute auf den Ring, schaute in Mulders Augen, schaute wieder auf den Ring, wieder in Mulders - mittlerweile fragend dreinblickende - Augen, wieder auf den Ring und war sich hundert prozentig sicher. Das war die Farbe. Als ob man diesen Ring speziell nach Mulders Augen angefertigt hätte.

Mulder merkte, wie Scully diesen Ring anstarrte, und da kam ihm eine Idee:
Er wollte sich für die Platte revanchieren.

„Was kostet dieser Ring?", wandte sich Mulder an den Verkäufer.

Etwas verwirrt blicke Scully ihn an, als Mulder bezahlte.
„Das ist für Ihren Namenstag", sagte Mulder und nahm Scullys Hand. Dann steckte er vorsichtig den Ring auf ihren Ringfinger.

Scully konnte nicht anders. Als Mulder so den Ring auf ihren Finger schob, sah sie das Bild einer Kirche vor sich, in der Mulder ihr seine ewige Treue und Liebe schwor und sie sich unter Jubel der Hochzeitsgäste und unter dem Läuten der Glocken küssen.

Mulder bemerkte, wie Scully offensichtlich in Gedanken versunken war.
An was sie wohl dachte? Er jedenfalls dachte bei dem Ringdraufschieben an eine Hochzeit. Oh, was würde er dafür geben, Scully in einer Kirche einen Ring auf den Finger zu schieben. Mit ihr den Bund fürs Leben eingehen und nie wieder von ihrer Seite weichen zu müssen. Mulder erschrak. Wie konnte er nur an so etwas denken? Sie war doch seine Partnerin. Es gab doch Regeln! Und vor Allem fühlte sie nicht so wie er. Oder doch?
*Oh, Dana, an was denkst du?*

Scully hatte sich wieder gefangen und schaute noch einmal den Ring auf ihrem Finger an. Ja, sie war sich sicher, solange sie diesen Ring trug, der sie so an Mulder erinnerte, solange würde sie niemals alleine sein.

Beide bemerkten, dass sie mittlerweile am Ende des Flohmarktes angekommen waren.

„Wie wär's mit 'nem Eis und 'nem Spaziergang im Park, Scully?"

Ein Lächeln von ihr genügte als Antwort, und sie gingen zur Eisdiele, die nur wenige Meter entfernt war. Hier kaufte Mulder jedem ein großes Eis und sie zogen los. Dabei reden sie über Gott und die Welt. Normalerweise taten sie das ja nicht, aber heute war es sowieso anders zwischen ihnen. Irgendwie entspannter. Sie waren Fox und Dana. Zwei Freunde, die sich blind vertrauten. Nichts anderes war im Moment wichtig. Nicht eine Sekunde dachten sie daran, warum sie sich überhaupt kennen gelernt haben oder daran, dass sie nur Kollegen beim FBI waren.
Sie kamen an einen See und setzten sich auf die Wiese, die um den See herum war. Scully zog ihre Sandalen aus und steckte ihre Füße in das angenehm kühle Wasser. Mulder tat es ihr gleich und sie redeten weiter.

Er war glücklich. Noch nie hatte er Scully so erlebt. So offen zu unbefangen.
Als wären sämtliche Mauern um sie herum umgefallen und gäben nun die Sicht auf ihr wahres „Ich" frei. Es war schön, Dana zu erleben. Die wahre Dana. Was brauchte er noch zum glücklich sein, solange er sie so erleben durfte...?

„Ahh!", schrie er, als ihn eine kalte Wasserladung mitten ins Gesicht traf.
Scully lachte und hatte sichtlich ihren Spaß daran, ihn unsanft aus seinen Gedanken gerissen zu haben. Wieder traf ihn eine Wasserladung, doch dieses Mal erwiderte er das Feuer und eine wilde Wasserschlacht entstand, bis sie sich schließlich nach hinten fallen ließen und nun nebeneinander auf der Wiese lagen. So lagen sie nun da und erzählten und erzählten, während sie sich bräunen ließen. Sie erzählten sich gegenseitig ihre Collageanekdoten, und Mulder erzählte Scully sogar sein peinlichstes Erlebnis...

„Waaaaas? Sie haben also wirklich auf dieser Faschingsparty auf der High School Ihren Lehrer für einen Außerirdischen gehalten und sind auf ihn los???!!!"
Scully konnte nicht mehr vor Lachen. Sie kringelte sich auf der Wiese und kullerte hin und her.
„Er sah täuschend echt aus", versuchte Mulder sich rauszureden. Doch es fiel ihm schwer, ernst zu bleiben, da er selber merkte, wie lächerlich das war.
„Das ist typisch 'Spooky Mulder'!", brachte Scully in ihrem Lachanfall mühsam hervor. Jetzt konnte auch Mulder nicht mehr. Er prustete los und sie lachten um die Wette.
Als Mulder sich als Erster wieder gefangen hatte, schaute er auf die Uhr.
„Scully?"
„Ja, *kicher* was ist?"
„Es ist bereits 18 Uhr. Was bedeutet, dass Ihr Magen eigentlich schon längst hätte Alarm schlagen müssen."
„Jetzt wo Sie es sagen...."
Beide vernahmen ein deutliches Knurren von Scullys Magen und mussten wieder lachen.
„Jetzt aber los." Mulder stand auf und zog Scully hoch.
„Kommen Sie, Scully, ich lade Sie zum Italiener ein. Der hat eine hübsche Sonnentarasse."

Inzwischen war die Hitze etwas abgeflaut und war es angenehm kühl. Mulder und Scully saßen auf der Sonnentarasse und betrachteten den Sonnenuntergang.
„Mulder?"
„Ja?"
„Dies war definitiv der schönste Tag meines Lebens."
Mulder lächelte dieses gewisse Mulderlächeln und stand auf, als ruhige Musik von drinnen ertönte.
„Der Tag ist noch nicht zu Ende, Scully", sagte er und hielt ihr auffordernd die Hand entgegen. Sie stand auf und legte den Kopf auf seine Schulter. Die eine Hand um seine Hüften gelegt, die andere die seine haltend. So tanzten sie nun zu der schönen Musik. Plötzlich löste Scully sich ein wenig von Mulder und sah ihn an.
„Mulder? Ich möchte, dass Sie... dass du weißt, dass du der wichtigste Mensch in meinem Leben bist. Diesen Tag werde ich bestimmt niemals vergessen. Ich danke dir so sehr für diesen Tag. Ich danke dir dafür, dass du für mich da bist. Du sollst einfach wissen, dass du alles für mich bist und... und dass ich dich liebe."

Mulders Herz setzte für einen Moment aus. Hatte sie das wirklich gesagt?
Ja, sie hatte es gesagt. Der Blick in ihren Augen bestätigten dies. Sie liebte ihn. Langsam, aus Angst, sie könnte zurückweichen, senkte Mulder seinen Kopf und berührte vorsichtig ihre Lippen mit seinen. Dann fasste er mehr Mut und küsste sie. Küsste sie auf eine Art und Weise, dass es keinen Zweifel gab, dass er sie liebte. Und langsam verglomm der Sommertag, den sie wohl niemals vergessen werden.


E N D E
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