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Die Sache mit Diana

von Teresa Bishop

Kapitel 1

Diana Fowley. Diana Fowley. Diana Fowley. Ich habe sie so satt und bin Diana Fowley so verdammt leid! Ich werde nie verstehen, was er an ihr findet. Und ich habe seine Spielchen satt. Wenn Diana nicht da ist, dann tut er so, als sei er an mir interessiert. Er hatte sogar die Nerven, mir einmal zu sagen, er würde mich lieben!

‚Eine von fünf Milliarden', ach du meine Güte! In der Minute, in der diese Diana Schlampe ihr faltiges, altes, verlogenes Gesicht gezeigt hat, war er gleich wieder in ihren Armen.

Und in ihrem Bett, so weit ich weiß. Okay, mir reicht es. Mir reicht es diesmal wirklich! Ich werde nicht mehr auf ihn warten. Ich bin immer noch jung und attraktiv genug, um jemanden zu finden, der mir ein wenig Aufmerksamkeit schenkt. Er kann seine Diana Fowley haben. Ich hoffe sie sind sehr glücklich miteinander. Genau so lange, bis sie ihm in den Rücken fällt.

Ich habe verdammt lange genug andere Männer abgewiesen, habe darauf gewartet, dass Mulder endlich auf mich zukommen würde. Jetzt ist es höchste Zeit für mich das Leben ein bisschen zu genießen. Da gibt es einen Typen, der in der VCU arbeitet, der seit einiger Zeit an mir interessiert ist. Agent Wright, Vince Wright ... ich hoffe nur, dass er Mr. Right ist. Ich hatte genug Mr. Wrongs.

Ich gehe jetzt nach oben, bevor ich doch noch meine Meinung ändere, um Agent Wright für heute Abend zum Dinner einzuladen. Es gibt keine Notwendigkeit, die Dinge noch länger aufzuschieben. Je eher ich mir Mulder aus dem Kopf schlage, um so besser. Davon mal ganz abgesehen hat uns Diana mal wieder mit ihrer Anwesenheit beehrt und so wird Mulder viel zu beschäftigt sein, um überhaupt zu bemerken, dass ich eine Verabredung habe.

Wahrscheinlich werde ich glücklich verheiratet sein, bevor er es bemerkt. Um so besser.

Ich tue es! Ich werde. Es ist höchste Zeit weiterzumachen. Ich bin es leid, so behandelt zu werden. Ich bin es leid, Mulders Ersatzfrau zu sein. Also warum sitze ich dann verdammt noch mal immer noch hier?

Weil ich ihn liebe. Weil ich ihn begehre. Weil er mir alles bedeutet. Werde erwachsen, Dana. Er will dich nicht.

Oh Mist! Mulder ist vom Mittagessen zurück. Wie lange wird er wohl an der Tür ... oh. Diana ist bei ihm. Natürlich. Ich hätte es wissen müssen. Gott, ich hasse es, wie diese Frau lacht. Ach, ist das nicht süß, sie sind einfach wahnsinnig glücklich miteinander. Verdammt! Ich bin weg hier! Ich werde nicht hier herumsitzen und zuhören, wie die beiden da draußen lachen. Ich habe eine Verabredung zu machen!

****************************

Scully hatte die ganze Woche sehr offensichtlich schlechte Laune. Gestern hat sie Diana fast umgerannt, als sie aus unserem Büro stürmte und verärgert davon rannte. Ich hatte noch nicht einmal die Chance sie zu fragen was los ist, weil sie nur für die kurze Zeit zurückkam um ihre Sachen zusammenzupacken und mir mitzuteilen, dass sie den Bericht zu Hause beenden würde. Jetzt ist es schon fast neun und sie ist immer noch nicht zur Arbeit erschienen. Vielleicht geht es ihr nicht gut. Vielleicht sollte ich sie anrufen.

Komm schon Scully, nimm ab.

"Hallo."

Mist, ich habe offenbar die falsche Nummer gewählt.

"Äh ... Entschuldigung, ich denke, ich habe die falsche Nummer gewählt."

"Äh, entschuldigen Sie, aber haben Sie vielleicht versucht, Dana zu erreichen?"

Was zum Teufel? Wer ist dieser Clown, der an Scullys Telefon geht?

"Ja, Dana Scully. Ist sie da?"

"Hallo."

"Scully?" Mein Gott, sie klingt, als ob sie noch schläft.

"Mist! Mulder, wie spät ist es?"

"Fast neun."

"Oh Gott. Mulder, es tut mir leid. Ich habe verschlafen. Ich schätze, ich habe vergessen, den Wecker zu stellen."

"Wer zur Hölle hat da gerade den Hörer abgenommen?"

"Äh ... ich kann jetzt nicht reden, Mulder. Ich muss los. Wir sehen uns gleich."

"Scully? Scully?" Mist, sie hat aufgelegt.

Okay, das ist sehr interessant. Ich nehme an, dass man hier wirklich nichts anderes als das naheliegende vermuten kann. Scully hatte letzte Nacht Gesellschaft. Verdammt. Kein Wunder, dass sie gestern hier so schnell raus wollte. Sie hatte eine Verabredung.

Scully hatte eine Verabredung.

Eine richtige Verabredung mit einem Mann.

Einem Mann, der bei ihr schlafen durfte.

Bei ihr schlafen, Mist. Es war sicher keine verdammte Schlummer Party. Sieh der Tatsache ins Gesicht, Mulder. Sie hat es mit dem Kerl getrieben! Scully ist mit jemandem zusammen. Wann zur Hölle ist das passiert? Wo war ich? Wer ist er?

Ich nehme an, dass ich nicht so überrascht sein sollte. Es musste früher oder später passieren. Sie ist eine schöne Frau. Ich habe gesehen, wie die Männer sie ansehen. Sie weist sie normalerweise immer ab. Ich habe angefangen zu denken, dass sie tatsächlich an mir interessiert sein könnte. Ich habe es wenigstens gehofft. Ich habe versucht, ihr Schritt für Schritt näher zu kommen. Ich wollte die Dinge nicht überstürzen, für den Fall, dass ich mich geirrt hatte. Offensichtlich habe ich mich geirrt.

"Klopf, klopf, ist jemand zu Hause?"

"Oh, hi Diana." Die letzte Person, die ich im Moment sehen möchte.

"Du klingst nicht gerade so, als wärst du glücklich, mich zu sehen, Fox."

"Es tut mir leid. Ich bin nur gerade ein bisschen beschäftigt. Willst du etwas bestimmtes?" Sage es einfach und geh, bitte. Lass mich mit meinem Elend allein.

"Ich wollte nur hallo sagen."

Mein Gott, ich bin jetzt wirklich nicht in Stimmung für sie. "Hi." Jetzt geh weg.

"Sag mal, wo ist eigentlich deine Partnerin heute morgen?"

"Sie hat sich ein bisschen verspätet." Bitte geh.

"Hmmm. Da ist interessant. "

"Was ist daran so interessant?"

"Also Fox, ich bin ja eigentlich die letzte, die sich für Klatsch interessiert. Aber als ich mir heute morgen einen Kaffee holte, hörte ich zufällig, wie Agent Scullys Name erwähnt wurde und ich habe zugehört, um mitzubekommen, was so geredet wird."

"Natürlich. Und?"

"Es scheint, als ob Agent Scully gestern eine Verabredung mit Agent Wright hatte."

"VCU Agent Wright?" Dieser Blödmann, der Scully ständig anstarrt?

"Ja. Er kommt heute morgen auch zu spät zum Dienst. Nimmst du nicht an..."

"Ich würde keine Vermutungen über meine Partnerin anstellen, Diana. Zum einen, weil ich sie viel zu sehr respektiere, um über sie zu tratschen und zum zweiten, weil es nicht meine verdammte Angelegenheit ist!" Und zum dritten, weil ich die Wahrheit kenne und es viel zu weh tut, es laut auszusprechen.

"Du scheinst verärgert zu sein, Fox."

"Ich bin nicht verärgert. Ich habe hier nur einen Haufen Arbeit zu erledigen. Wenn es dir nichts ausmacht..."

Und selbst wenn. Geh weg, Diana.

"Okay, ich verstehe den Wink."

"Tschüß, Diana."

"Tschüß, Fox. War schön mit dir zu reden."

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Okay, ich habe es getan. Ich bin nicht stolz auf mich, aber ich habe mein Erholungsprogramm begonnen. Zwölf Schritte, um über Fox Mulder hinwegzukommen. Vince war nett, vermute ich. Natürlich habe ich so viel Wein getrunken, dass mir auch CGB attraktiv vorgekommen wäre. Mist, ich kann nicht glauben, dass ich es mit ihm getan habe. Ich hoffe nur, dass ich nichts allzu peinliches getan habe, weil ich mich wirklich nicht mehr an sehr viel erinnern kann. Es war eigentlich ganz gut, dass wir heute morgen zu spät zur Arbeit gekommen sind. Ich musste auf diese Weise nicht viel mit ihm reden. Das gibt mir ein wenig Zeit darüber nachzudenken, was ich ihm sagen werde. Zu entscheiden, ob ich ihn wiedersehen möchte.

Möchte ich ihn wiedersehen? Nicht wirklich. Das, woran ich mich erinnern kann war ziemlich armselig. Zumindest in meinem Kopf. Ich konnte nur an Mulder denken. Mulder würde das nicht sagen. Mulder würde nicht dort sitzen. Mulder weiß, dass ich Gänseblümchen hasse. Mulder würde nicht über seine eigenen dummen Witze lachen. Mulder würde nicht den ganzen Abend versuchen, mich mit Erzählungen über sich selbst zu beeindrucken. Mulder würde nicht ständig Wein nachschenken, wenn ich gerade nicht hinsehe. Mulder würde meinen Zustand, in dem ich war, nicht ausnutzen. Oh, zur Hölle, Mulder würde überhaupt nichts ausnutzen...selbst wenn ich es....in den vergangenen sechs Jahren....verzweifelt... gewollt hätte.

Hör auf damit, Dana. Denk an den Plan. Es ist Zeit weiterzumachen. Mulder ist ganz offensichtlich an Diana Fowley interessiert. Akzeptiere das und mach weiter. Es wird anfangs schwer sein. Aber du hast keine andere Wahl. Er liebt dich nicht. Du musst all die Sachen vergessen, die er dir sagte, als du damals versucht hast, ihn zu verlassen. Er hat es nicht wirklich so gemeint. Du weißt das. Er hat nur verzweifelt versucht, dich vom gehen abzuhalten. Er hätte alles gesagt. Er braucht deine Professionalität. Du validierst seine Arbeit. Du sorgst mit deiner Wissenschaft und deiner Skepsis dafür, dass die X Akten respektiert werden. Deswegen wollte er, dass du bleibst. Mach dir nichts vor, indem du glaubst, er wäre wirklich in dich verliebt. Er ist in Diana verliebt. Es ist einfach zu erkennen. Es zu leugnen würde es nicht weniger wahr machen.

Okay, jetzt wird es ernst. Mulder wird mir die Hölle heiß machen, warum Vince das Telefon abgenommen hat. Ich denke, ich werde ihn einfach mit völliger Ehrlichkeit und Offenheit entwaffnen. Das wird ihm einen höllischen Schock versetzen. Atme tief durch, Dana und öffne die Tür.

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Sie ist da. Es hat ja auch lange genug gedauert. Ich nehme an, sie haben sich erst noch für einen Quickie entschieden. Sie haben vielleicht zusammen geduscht. Das ist ein reizendes Bild, das du dir da gerade vorgestellt hast, Blödmann. Nein. Denk nicht daran, wie die beiden zusammen sind. Es wird dich nur verrückt machen.

Oh Gott, ich kann den Gedanken daran, dass er sie berührt hat, nicht ertragen. Seit Jahren will ich sie berühren, an Stellen berühren, die sie lächeln lassen würden, vor Vergnügen stöhnen lassen würden, sie vergessen lassen würden, dass andere Männer überhaupt existieren. Wie kann es dieser Hurensohn überhaupt wagen daran zu denken, dass er sich hier einfach reindrängeln und sie mir wegnehmen kann? Wie konnte sie ihn nur lassen ?

Sie sieht heute wunderschön aus. Trotzdem ist etwas anders. Sie sieht mich nicht an. Fühlst du dich schuldig, Scully? Gut! Ich hoffe, dass du dich ganz furchtbar schuldig fühlst. Ich hoffe, dass du dich so mies fühlst, wie ich mich deinetwegen fühle.

"Guten Morgen. Oder sollte ich besser *Mahlzeit* sagen?"

"Es ist immer noch Morgen, Mulder. Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe."

Das ist alles? Sie fängt einfach mit ihrer Arbeit an, als wenn nichts geschehen wäre. Sie wird sich wundern!

"So, wer war denn der Mann, der heute in deiner Wohnung ans Telefon gegangen ist?" Nur zu Scully, winde dich.

"Das war Vince Wright von der VCU. Ich war gestern Abend mit ihm verabredet."

Verdammt. Ich muss noch nicht mal lange danach fragen.

"Aha." Siehst du, dass ich hier sterbe, Scully? Siehst du, dass mein Herz in eine Million kleiner Stücke zerbrochen ist? Siehst du, dass ich so eifersüchtig bin, dass ich sofort die Treppen raufrennen und diesem Bastard Wright den Verstand herausprügeln könnte?

"Gehst du schon lange mit ihm aus?"

"Es war eigentlich unsere erste Verabredung."

"Gott und du hast es gleich mit ihm getrieben!"

"Mulder!"

"Tut mir leid, Scully. Ich war nur ein wenig überrascht, das ist alles. Ich habe nicht gedacht, dass du so eine bist."

"Was zum Teufel soll das heißen?"

"Ich denke das weißt du." Wenn Blicke töten könnten, wäre ich jetzt auf der Stelle ein toter Mann.

"Und was geht dich das überhaupt an?"

"Du...Du bist meine Partnerin. Dein Ansehen fällt auf uns beide zurück." Denk daran, Mulder, die Frau ist bewaffnet.

"Mein Ansehen?"

"Die Leute reden." Und sie hat schon mal auf dich geschossen.

"Ich denke, dass ich diskret sein kann."

"Das denkst du? Das halbe verdammte Bureau weiß, dass du gestern mit ihm aus warst. Und was für ein eigenartiger Zufall soll das sein, dass ihr beide heute morgen zu spät zur Arbeit kommt. Komm schon Scully, wir sind alle FBI Agenten. Wir wissen, wie man eins und eins zusammenzählt." Lass sie mich erschießen, es ist mir längst egal.

"Also hast du es schon gewusst? Hast du mich deswegen heute morgen zu Hause angerufen?"

"Ich habe es nicht gewusst, bis Diana..." Uuups.

"Oh, das passt! Das passt, dass diese Schlampe Diana hier herumläuft und Klatsch verbreitet. Ich wette, sie konnte es nicht abwarten, dich zu informieren."

"Mach das nicht zu einem Streit über Diana."

"Oh, Himmel, nein! Bitte verzeih mir, ich würde nie etwas geringschätziges über unsere kleine Miss Perfect sagen! Du würdest mir ja ohnehin kein Wort glauben. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, Mulder, ich scheine gerade fürchterliche Kopfschmerzen zu bekommen. Ich werde einen Tag krank machen und heim gehen."

Mist, Scully, hättest du die Tür nicht noch ein wenig stärker zuknallen können? Skinner hat es wahrscheinlich bis oben in seinem Büro gehört.

Das lief gut. Ich frage mich, ob ich Diana warnen sollte. Nee, sie verdient, was sie bekommt. Sie ist nur hierher gekommen, um den Klatsch loszuwerden. Außerdem würde Scully auf Arbeit keine solche Szene machen. Sie wird nur nach Hause gehen und sich um ein paar Hundert Grad abkühlen. Ich wünschte, ich könnte das. Dummerweise muss einer von uns heute ein wenig Arbeit erledigen.

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Ich verfluche ihn! Ich verfluche sie! Gott verfluche sie beide! Ich habe mich für die Art, wie ich mein Leben führe, Fox Mulder gegenüber nicht zu rechtfertigen. Und es ist mir egal, ob Mulder in sie verliebt ist. Wenn ich herausfinde, dass diese Schlampe hier herumläuft und noch weitere Gerüchte über mich im Bureau verbreitet, dann nehme ich eine Autopsie an ihr vor, währenddessen sie noch zappelt.

Sie hat Nerven! Ich wette, dass sie es kaum abwarten konnte, zu Mulder zu rennen und ihm von mir und Vince zu erzählen. Ich werde nie verstehen, wie er eine Frau wie sie lieben kann. Natürlich konnte ich nie verstehen, was er an irgendeiner der Frauen gefunden hat, mit denen er bisher zusammen war, vom offensichtlichen mal abgesehen. Ich nehme einfach an, dass ich bisher gedacht hatte, dass Mulder nicht so oberflächlich wäre. Dass er mehr von einer Frau erwarten würde, als nur körperliche Schönheit. Zumindest habe ich immer gehofft, das wäre der Fall. Es wäre allerdings nicht das erste Mal, dass ich mich in einem Mann getäuscht hätte.

Verdammt.

Ich werde deswegen nicht heulen. Ich habe in meinem Leben schlimmere Sachen durchgestanden, ohne eine Träne zu vergießen. Mulder und ich waren eben nicht dazu bestimmt. Ich kann das schaffen. Ich kann über ihn hinwegkommen. Ich muss mich nur auf meine Arbeit konzentrieren. Vielleicht kann ich ja gelegentlich wieder in Quantico Vorlesungen halten. Denn sicher wird Mulder die X Akten betreffend nicht mehr nur auf mich angewiesen sein, wenn Diana wieder da ist. Zur Hölle, ich werde froh sein können, wenn er überhaupt noch auf mich hört, wenn sie ihm auf Schritt und Tritt folgt und allem zustimmt, was er sagt. Sie ist so durchschaubar. Er ist so naiv.

Ich bin so erbärmlich.

Es ist fast halb zwölf. Ich nehme an, ich sollte den Abend jetzt beenden und versuchen, ein wenig zu schlafen. Ich muss morgen Mulder wieder gegenübertreten. Ich bin mir sicher, dass er noch nicht damit fertig ist, mir das Ganze unter die Nase zu reiben.

Mist! Dreimal darfst du raten, wer nachts um diese Zeit an meine Tür klopft. Sieht wohl so aus, als wenn er nicht bis morgen warten konnte, um seinen Spruch loszuwerden.

"Scully! Ich bin's. Lass mich rein."

Als wenn ich die Wahl hätte. Du würdest einfach deinen Schlüssel benutzen, wenn ich dir sagen würde, du sollst gehen.

"Was machst du hier, Mulder?"

"Kann ich reinkommen, Scully?"

"Es ist spät, Mulder. Ich war gerade dabei, ins Bett zu gehen." Ich stehe das jetzt nicht durch, ich bin zu müde.

"Könnte ich nur für ein paar Minuten reinkommen ... ich meine, wenn du alleine bist."

"Du meinst, du hast das nicht erst von Agent Fowley überprüfen lassen?"

"Komm schon Scully, wirst du mich jetzt reinlassen oder nicht?"

"Gut." Er wird mich nicht in Ruhe lassen bis ich das tue. Da kann ich es genauso gut jetzt hinter mich bringen.

"Können wir uns setzen?"

"Ich stehe lieber." Wir werden es uns hier nicht gemütlich machen, Mulder. Sag was du zu sagen hast und dann geh.

"Scully, kannst du wenigstens die Tür zu machen?"

"In Ordnung."

"Danke."

"Warum bist du hier, Mulder?" Hast du denn nicht heute Morgen schon deine Meinung gesagt?

"Ich kam, um mich zu entschuldigen. Ich war heute morgen total daneben. Ich hatte nicht das Recht, dich so zu behandeln. Es steht mir nicht zu, über dein Privatleben zu urteilen."

"Okay." Zu dumm, dass ich den Gin in deinem Atem bis hierher riechen kann, Mulder. Ich frage mich, wie viele G's und T's du heute schon getrunken hast, bevor du dich entschieden hast, dich zu entschuldigen. Macht es dir wirklich so viel Angst, mir gegenüber zu treten?

"Scully?"

"Was?"

"Das Telefon. Willst du nicht abnehmen?"

"Oh." Wer zum Teufel ruft mich um diese Uhrzeit an?

"Hallo."

"Dana? Ich bin's Vince. Ich hoffe, ich habe nicht zu spät angerufen? Du hast noch nicht geschlafen, oder?"

"Ähh...Nein. Äh, es ist noch nicht allzu spät."

"Das ist gut, weil ich wirklich gern mit dir reden möchte. Du weißt ja, dass wir uns heute morgen beide beeilen mussten ... und ich war den ganzen Tag im Einsatz. Ich habe den Fall gerade beendet und ... naja, ich habe mich gefragt ... würde es dir was ausmachen, wenn ich vorbeikomme? Ich bin nicht weit von deiner Wohnung weg."

Das ist ein Scherz, oder? "Ich denke nicht, Vince. Nicht heute Abend. Ich bin ziemlich müde."

"Wir könnten gleich ins Bett gehen."

Ich glaube es nicht. "Ich schlafe heute nacht lieber allein, danke schön."

"Bist du sicher? So weit ich mich erinnere hat dir meine Gesellschaft letzte Nacht gefallen."

Oh Gott. "Vince, nicht heute Abend, okay?"

"Aber Dana..."

"Mulder, was machst du da?" Oh nein.

"Hey, Freundchen, willst du es nicht begreifen? Die Dame ist nicht interessiert."

"Wer verdammt noch mal ist da?"

"Der Mann, der dich windelweich prügeln wird, wenn du Agent Scully nicht in Ruhe lässt."

"Das war bezaubernd, Mulder. Ich mochte ganz besonders die Art, wie mein Telefon kaputtgegangen ist, als du den Hörer aufgeknallt hast."

"Ich werde es ersetzen."

"Was ist mit Vince? Willst du den auch ersetzen?"

"Möchtest du das?"

"Ich möchte, dass du verschwindest, Mulder! Ich bin müde und ich bin im Moment wirklich stinksauer auf dich. Ich denke es wäre sehr gut, wenn du auf der Stelle von hier verschwindest, bevor ich etwas sage, was ich bedauern werde." Verdammt, steh nicht da und seh aus wie ein geprügelter Hund. Ich mache das nicht gern, aber welche Wahl hast du mir gelassen?

"Scully... ich bin nicht hergekommen, um mich zu streiten. Ich bin hergekommen, um es wieder gutzumachen."

"Hau ab, Mulder." Bitte, tu das nicht. Ich versuche verzweifelt, mich unter Kontrolle zu behalten. Das letzte was ich brauche ist, dass du so nah bei mir stehst.

"Komm schon, Scully."

"Ich meine es ernst. Fass mich nicht an, Mulder." Verdammt! Weißt du nicht, was du mir antust? Für dich ist es nicht viel mehr als deine Hand auf meiner Wange, aber du solltest es mal von meinem Standpunkt aus fühlen. Ich will dich so verzweifelt, dass mich der einfachste Kontakt erregt. Mein ganzer Körper reagiert auf deine Handfläche an meiner Wange.

"Was ist das?"

"Was?" Oh, verdammt, das habe ich vergessen.

"An deinem Hals, gleich hier. Gott Scully, ist es das, was ich denke?"

"Halt die Klappe Mulder." Und nimm deine Hand von meinem Hals.

"Er hat dir einen Knutschfleck gemacht?"

"Mulder, geh raus!"

"Warum? Dass du deinen Freund anrufen kannst und ihm sagen, dass er jetzt rüberkommen kann? Weil dein wahnsinniger Partner jetzt gegangen ist? Und dann könnt ihr beide herzlich auf meine Kosten lachen, nachdem ihr es miteinander getrieben habt. Ist es so, Scully?"

"Tu das nicht, Mulder."

"Also sag mir, wie ist er? Hat es dir mit ihm Spaß gemacht, Scully? Ihm muss es mit dir Spaß gemacht haben, er war ziemlich versessen darauf, heute wiederzukommen."

"Bitte...bitte, Mulder."

"Hast du ihn auch so angefleht?"

"Du Bastard!"

"Autsch! Mist!"

Oh mein Gott. Ich habe ihn geschlagen. "Mulder, es tut mir leid. Gott, bist du in Ordnung?"

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Vielleicht hätte ich sie nicht so zurücklassen sollen. Sie einfach ohne ein Wort verlassen, nachdem sie mich geschlagen hatte. Aber ich war so wütend, so eifersüchtig, so erregt... Und ich wollte sie. Mehr als ich jemals etwas anderes in meinem leben gewollt habe, wollte ich Scully in diesem Moment. Es war so ein überwältigendes Gefühl von Begehren, dass ich wirklich Angst hatte, ich würde es tun. Ich bin dort rausgerannt so schnell ich konnte.

Das war vor drei Stunden. Ich habe die ganze Zeit draußen in meinem Wagen vor ihrem Apartment gesessen und versucht herauszufinden, was zur Hölle ich tun soll. Ich weiß, dass ich wieder zu ihr gehen muss. Ich muss die Dinge zwischen uns wieder ins Reine bringen. Wenn ich da nicht tue, dann werde ich sie verlieren. Der Gedanke versetzt mich in Panik. Ich brauche diese Frau in meinem Leben. Sie ist mein Zentrum, meine Balance, mein Anker, mein Grund, morgens aufzustehen, mein Grund, gegen unüberwindliche Widerstände anzukämpfen, um die Antworten zu finden ... um die Wahrheit zu finden.

Ich liebe sie mehr, als ich es für möglich gehalten hätte, dass ein Mensch einen anderen lieben kann. Ich habe versucht, es ihr durch Taten zu zeigen, wenn schon nicht durch Worte, dass es nichts gibt, was ich nicht für sie tun würde. Seit Jahren habe ich mich gezwungen, trotz des körperlichen Verlangens, dass mich Tag und Nacht quält, mit einer platonischen Beziehung zufrieden zu sein. Aber jetzt da ich weiß, dass sie sich einem anderen hingegeben hat, spüre ich das dringende Bedürfnis, zurückzufordern, was ich immer als mein Eigentum betrachtet habe.

Scully gehört mir. Und ich soll verdammt sein, wenn ich sie aufgebe, ohne bis auf Leben und Tod um sie gekämpft zu haben. Sehr wahrscheinlich erwartet mich der Tod und er wird durch Scullys Hand vollstreckt werden, aber ich muss es versuchen.

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Ich habe mir geschworen, nicht zu heulen und ich habe die letzten drei Stunden damit verbracht zu weinen. Ich kann es nicht fassen, dass ich ihn geschlagen habe. Ich werde mir das nie verzeihen. Er hat so erschüttert ausgesehen. Seine Augen waren noch nie so dunkel gewesen. Egal was er auch gesagt hat um mich zu provozieren, ich hatte kein Recht dazu, ihn körperlich anzugreifen.

In dem Moment, in dem er aus meinem Apartment geflüchtet ist, habe ich mich so verloren gefühlt wie noch nie in meinem Leben.

Ich habe Angst, dass ich den einzigen wahren Freund verloren haben könnte, den ich je gehabt habe. Mulder ist alles, was ich noch habe. Mit der Zeit habe ich den Kontakt zu meiner Familie verloren, vor allem deswegen, weil ich sie schützen wollte, aber auch, um mich selbst zu schützen. Sie verstehen meine Arbeit nicht und auch nicht meine Hingabe, die mich zwingt, nach der Wahrheit zu suchen. Ich kann die Art nicht ertragen, wie sie mich ansehen, mit Mitleid in den Augen und Ärger in den Herzen. Ja, sie geben mir die Schuld. Es gibt so viele schmerzhafte Momente, die sich immer wieder vor ihren Augen abspielen, wenn sie mich sehen oder auch nur meine Stimme. Also habe ich gelernt, ihnen fernzubleiben. Ich habe mich selbst von jedem den ich kannte isoliert, ausgenommen Mulder.

Und nun habe ich ihn durch mein unreifes Verhalten und meinen unerhörten Gewaltausbruch auch fortgestoßen. Die Einsamkeit die ich fühle ist tiefer und stärker, als das es mit irgend etwas anderem vergleichbar wäre. Das Gefühl ist so umfassend, dass es mich gefühllos zurücklässt.

Das Geräusch eines Schlüssels, der sich im Schloss herumdreht beschert mir eine kurze Empfindung, einen Schimmer Hoffnung.

Oh mein Gott! Oh, bitte...

"Mulder!" Es ist mir egal, was er denkt. Ich möchte nur in seinen Armen sein.

"Scully."

"Es tut mir so leid." Ja, halt mich, Mulder. So fest du kannst. Ich muss dich wieder spüren ... ich muss wieder fühlen. "Ich kann es nicht fassen, dass du zurückgekommen bist. Ich weiß nicht, warum du das getan hast."

"Ich bin zurückgekommen, weil ich dich liebe, Scully. Ich nehme an, dass ich das vorhin vergessen habe dir zu sagen."

Atme. Atme, Dana, oder du wirst ohnmächtig werden und diesen unglaublichen Moment verpassen. Mulder hat dir gerade gesagt, dass er dich liebt. Und er sieht dich an als wenn er ... Oh mein ... wow. Weiß dieser Mann wie man küsst, oder was?

Sechs lange Jahre habe ich beobachtet, wie diese Zunge Sonnenblumenkerne bewegt und Bleistifte zwischen den Zähnen hin- und hergerollt hat. Ich habe jede Menge Phantasien gehabt, aber keine kommt an das Gefühl seiner heißen, verlangenden Zunge heran, die meinen Mund erforscht. Meine Knie werden allein von dieser Erfahrung weich.

Warte. Warte. Nicht dass ich jemals aufhören will, aber ich muss es ihm sagen.

"Mmm..Mull..Mulder."

"Ja, Scully?"

Gott, er ist schön. "Mulder, ich ... ich wollt dir sagen ... ich liebe dich auch."

Das Lächeln auf seinem Gesicht ist all die Schwierigkeiten wert, die wir hatten, um an diesem Punkt zu gelangen. Ich werde verschlungen von diesem Bedürfnis, dieser Sehnsucht, die endlich gestillt werden muss. Ich will Mulder lieben. Und wenn er nicht neuerdings seine Waffe an einem sehr gefährlichen Platz trägt, denke ich, dass ich annehmen kann, dass das Gefühl sehr stark auf Gegenseitigkeit beruht.

"Es ist spät." Oh ja. Genau da. Du kannst dort die ganze Nacht herumknabbern, wenn du willst.

"Ich weiß."

"Willst du bleiben?" Sag nicht nein. Und ich denke, dass du einen Punkt genau da hinter meinem Ohr ausgelassen hast ... oh, genau den.

"Bist du sicher?"

"Willst du mich veralbern?" Ohh...hör jetzt nicht auf! Verdammt.

"Wirklich?"

Wirklich, Mulder. Wirklich, wirklich, wirklich.

"Los, geh ins Bett, FBI-Mann. Ich werde in einer Minute da sein."

"Ahh, Scully, du hast keine Ahnung, wie lange ich darauf gewartet habe, dich diese Worte sagen zu hören."

Es gibt nur eine Sache, die ich vorher tun muss. Ich denke, ich werde mein Handy benutzen. Nach dem Schaden, den Mulder an meinem Festnetztelefon angerichtet hat, will ich mich lieber nicht auf eine unsichere Verbindung verlassen müssen.

Komm, komm, nimm das verdammte Telefon ab.

"Hallo."

"Hallo, Diana?" Oh, ich hoffe, ich habe Sie nicht geweckt.

"Ja, wer ist dran?"

"Hier ist Dana Scully. Da es scheint, dass Sie ein großes Interesse an diesen Dingen haben, wollte ich Sie nur informieren, dass Agent Mulder und ich morgen früh zu spät zur Arbeit kommen werden..."


ENDE
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