World of X

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Millionen Sterne

von Lilly

Kapitel 1

Es war Heiligabend und sie war allein.
Trübselig lief sie durch die verschneiten Straßen von Washington D.C..
In jedem Fenster sah sie bunte Lichterketten und die ganze Stadt strahlte in einem weihnachtlichen Glanz. Ein sanfter Windhauch wehte ihr die süßen Düfte von Plätzchen und Lebkuchen in die Nase. Doch es bedeutete ihr nichts mehr.
Wie hatte sie das früher alles geliebt?
Sie hätte wie jedes Jahr mit ihrer Familie feiern können, ein großes fröhliches Fest im Kreise ihrer Lieben. Aber sie fühlte sich nicht im Stande dazu.

Sie wollte mit ihm feiern, aber er war nicht da.

Ein dumpfer Schmerz durchströmte ihren Körper. Sie fühlte sich unendlich leer. Weihnachten war für sie zu einer traurigen Zeit geworden, an der sie keine Freude mehr hatte.

Was bedeutete das Fest der Liebe denn schon, wenn der Mensch, den sie am meisten liebte, nicht bei ihr war?

Langsam ging sie weiter. Eine unsichtbare Hand schien sie voranzuschieben. Sie blieb erst stehen, als sie den kleinen verlassenen Stadtpark erreicht hatte, in dem sie früher immer mit ihm joggen war.

Dort ließ sie sich auf einer eingeschneiten Bank nieder und blickte traurig auf die großen Bäume, die in einen weißen Mantel eingehüllt waren.
Plötzlich bemerkte sie, wie Wind aufkam und ein eisiger Windhauch zwang sie, die Augen zu schließen.
Im nächsten Moment fühlte sie allerdings eine ungewohnte Wärme, die sie einhüllte und in ihr aufstieg.
Sie öffnete die Augen und wagte nicht zu glauben, was sie sah.
Ein kleiner bunter Weihnachtsmarkt baute sich Stück für Stück in dem verlassenen Park auf.
Ein Stand nach dem anderen erschien auf der verlassenen schneebedeckten Wiese, die vor ihr lag.
Immer mehr Menschen konnte sie erkennen, die mit fröhlichen Gesichtern an den Ständen vorbeiliefen.
Sie hörte das Lachen kleiner Kinder, die sich von ihren Eltern Zuckerwatte und kandierte Äpfel kaufen ließen.
Mit verzücktem Gesicht beobachtete sie das bunte Treiben, das sie so sehr an ihre Kindheit erinnerte.
Plötzlich fiel ihr Blick auf einen jungen Mann, der zwischen den Ständen auftauchte.
Es schien, als würde er durch die Menschenmenge hindurchschweben. Obwohl der Wind immer stärker wurde, regte sich keines seiner braunen Haare darin.
Langsam bewegte er sich auf sie zu.
Einen halben Meter vor ihr blieb er stehen und sah sie mit einem lautlosen Lächeln an.
Sie fühlte, wie sich ihre Augen langsam mit Tränen füllten, als sie sein Lächeln erwiderte.
Plötzlich wurde die Musik auf dem Markt lauter und sie erkannte Cher mit „Walking in Memphis“. Sie lauschte der Melodie des Liedes, zu dem sie das erste mal gemeinsam getanzt hatten, als er ihr mit einer auffordernden Geste die Hand entgegenstreckte.
Sie wischte sich die Tränen vom Gesicht und stand auf.
Dann nahm er sie in die Arme und sie begannen zu tanzen.
Sie sahen sich in die Augen, ohne ein Wort zu sagen. Das war nie nötig gewesen. Sie wussten fast immer, was der andere dachte, auch an diesem Abend.
Nach ein paar Minuten war das Lied zu Ende.
Er hielt sie noch immer in den Armen, als sie plötzlich die Augen aufriss.
Kaum war der letzte Ton verklungen, begann sich der Weihnachtsmarkt mit den vielen fröhlichen Menschen aufzulösen und Millionen von kleinen Sternen stiegen zum Himmel empor.
Erschreckt klammerte sie sich an ihn und rief: „Nein, tu mir das nicht an! Du darfst mich nicht wieder allein lassen!“
Ihre Augen füllten sich abermals mit Tränen, als er sie anlächelte.
Langsam näherte er sich ihrem Gesicht und flüsterte sanft: „Frohe Weihnachten!“
Dann trafen sich ihre Lippen und sie versanken in einem endlosen Kuss.
Sie lächelten sich zärtlich an und dann sah sie zum letzten Mal diese wunderschönen braunen Augen, bevor auch er wieder im Sternenlicht verschwand.

Am nächsten Morgen wachte sie auf.
Sie lag auf der verschneiten Bank und sah sich verwirrt um.
Hatte sie das alles nur geträumt oder war es Wirklichkeit?
Sie stand auf und klopfte sich den Schnee von der Jacke, wobei ihr Blick auf etwas fiel, das im Schnee neben der Bank lag.

Es war ein Lebkuchenherz.

War das ein Beweis dafür, dass sie nicht geträumt hatte?
Sie hob es auf und blickte es lange an.

„Du bist nicht allein!“, stand darauf.

Nein, das war sie wirklich nicht.
Nicht, solange sie die Erinnerung an den geliebten Menschen in sich trug.


Ende

Danke, dass ihr bis hierhin ausgehalten habt! :) Ich wünsche euch im Voraus oder im Nachhinein (Was weiß ich, wann ihr die Story lest!) frohe Weihnachten und einen guten Rutsch! (Aber nicht zu heftig, das gibt nur unnötig blaue Flecken!)

Cu eure Lilly
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