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Glücklich...

von Queequeg2

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Ich bin glücklich! Ja! Ich bin es wirklich.

Wenn mich heute jemand fragen würde, dann könnte ich dies mit bestem Wissen und Gewissen sagen. Ich war noch nie so glücklich wie gerade in diesem Moment! Dieses Glück hat mich viele Opfer gekostet, aber wenn ich die Wahl hätte, ich würde wieder alles opfern und noch mehr geben.

Es hat vor zehn Jahren angefangen, im März 1992. In diesem Monat bekam ich meinen ersten Partner beim FBI. Als ich ihm das erste Mal dort unten in seinem Kellerbüro begegnet bin, da wusste ich noch nicht, was in den nächsten Jahren alles auf mich zukommen würde.

In diesem Moment sah ich nur einen Mann; einen Mann mit unendlich tiefen und warmen Augen. Mit einem Lächeln auf seinem Gesicht, welches mich die nächsten Jahre verzaubern sollte. Sein erster Blick raubte mir den Verstand, aber wie sich später noch heraus stellte, war es nicht nur sein Blick, der mich den Verstand rauben ließ. Es waren seinen abstrusen Ideen, Ideen auf die sonst wahrscheinlich keiner so schnell kommen würde.

Aber ich lernte auch bald seine unwahrscheinliche Fürsorge und seine einzigartige Genialität kennen. Er war ein sehr introvertierter Mensch, jedenfalls was persönliche Dinge betraf.

Es stellte sich schnell heraus, dass wir sehr gut als Partner miteinander auskamen. Er akzeptierte mich und ich ihn. So unterschiedlich wir auch waren und noch immer sind, wir lernten so manche Dinge zu tolerieren. Wir kamen einander näher, auf den unterschiedlichsten und ungewöhnlichsten Wegen. Was andere Menschen auseinanderbringen würde, schweißte uns nur noch mehr aneinander. Ein Gefühl von Zusammengehörigkeit stellte sich ein. Wir redeten kaum über Privates, aber doch kannten wir uns nach kurzer Zeit besser, als sonst jemanden anderes.

Ich kann mich nicht erinnern, warum es so war, aber wir fanden es richtig. Ja, an der Richtigkeit unseres Verhaltens einander gegenüber hatten wir nie Zweifel.

Durch unsere Arbeit, die sich auf paranormale Fälle beschränkte, waren wir oftmals großen Gefahren ausgesetzt. Diese Gefahren waren es, die unser Innerstes öffneten. Unsere Gefühle freiließen. Nur in diesen Momenten erkannten wir die schlimmsten Alpträume des anderen und wir nahmen sie in uns auf um später noch einmal darauf zurückgreifen zu können. Zurückgreifen um dem anderen zu helfen und ihn zu verstehen.

Wir verstanden einander, auf so unterschiedliche Weise. Worte waren oftmals unnötig, aber manchmal nicht zu vermeiden. Worte die verletzten und die einen an anderer Stelle glücklich machten, kamen aus dem selben Mund. Einem Mund, der uns erkennen ließ, was wir in unserem Unterbewusstsein schon lange gewusst hatten.

Die ersten Jahre verliefen holprig, es gab immer wieder Tiefen und Höhen. Aber keine Tiefe, wie die einer Trennung von unserer gemeinsamen Arbeit, konnte uns unsere Zusammengehörigkeit nehmen. Auch Krankheit, Betrug oder die Suche nach dem so lang Vermissten taten all dem keinen Abbruch.

Es entstand eine tiefe Freundschaft, eine Freundschaft, die auf Respekt und gegenseitigem Einverständnis beruhte. Dieses Einverständnis hatten wir zwar nicht ausgesprochen, aber es bestand und keiner von uns hätte etwas getan um es zu brechen.

Ich weiß nicht mehr, wie oft ich in den damaligen Zeiten gefragt wurde, warum ich kein Privatleben führte. Bei jeder einzelnen von diesen Fragen wusste ich, was ich wahrscheinlich niemals würde aussprechen können.

Es war Liebe, die mich so handeln ließ. Liebe, die mir ein Privatleben nicht erlaubte. Die Liebe, die ich für die Wahrheit entdeckte, auch wenn ich oftmals nicht wusste, was die Wahrheit war. Eine Wahrheit, die es noch heute gilt aufzudecken, aber die im Laufe der Zeit zu einem persönlichem Interesse geworden war. Einem Interesse, für das ich alles opfern würde, sogar mich selbst. Es war nicht die Liebe, die ich im Laufe der Zeit zu meinem Partner aufgebaut hatte, so wie mein Bruder zu meinen schien. Sondern die Liebe zu meiner Arbeit und zu meinen Fähigkeiten etwas Grundlegendes zu verändern. Natürlich spielte auch die Liebe zu meinen Partner eine wichtige Rolle, da er mich unterstützte und mir immer wieder Kraft gab. Er war der Auslöser dieser Suche nach der vollkommenen Wahrheit. Aber er war nicht der Grund, weswegen ich mich immer wieder Gefahren auslieferte.

Vor drei Jahren kamen wir der Wahrheit einen großen Schritt näher und die Suche meines Partners schien zu Ende zu sein. Er fand das, wonach er all die Jahre gesuchte hatte, auch, wenn es ihm beinahe das Herz brach. Aber er hatte gefunden, wonach er gesucht hatte und konnte jetzt endlich Frieden mit sich selbst finden.

Durch diese Tatsache kamen wir uns noch näher. Wir ließen die Mauern einfallen, die wir zum Schutz selbst aufgebaut hatten. Mauern, die so hoch und so dick waren, dass es uns nach all der langen Zeit sichtlich schwer fiel sie abzureißen.

Wir entschlossen uns zu einem Neuanfang. Einem Neuanfang, der uns beide mit einschloss. Uns und unsere Liebe.

Wie? Das wussten wir am Anfang auch noch nicht, aber durch einen neuen Vorsatz kam alles von ganz allein. Wir ließen unsere gegenseitige Liebe und Leidenschaft zu; eine Liebe, die größer hätte nicht sein können. Die auch intimer hätte nicht sein können. Es war wunderbar, einfach herrlich und wir genossen jede einzelne Sekunde. All das, wovor wir uns die Jahre zuvor gefürchtet hatten, war uns ab diesem Punkt egal. Wir nannten es Schicksal. Auch wenn eigentlich keiner von uns an das Vorherbestimmte zu glauben schien. Und dieses Schicksal bereitete uns vor einem Jahr ein noch viel größeres Wunder. Größer als die Liebe, die wir nun öffentlich zeigten.

Vor diesem einem Jahr bekamen wir eine Tochter. Es war wie ein Traum, den keiner von uns hätte je zu hoffen vermocht. Wenn ich bis dahin nicht an Wunder geglaubt hatte, von diesem Moment an tat ich es.

Mein Partner, der seit zwei Jahren nun auch schon mein Ehemann war, konnte es nicht verstehen. Und wenn ich es zugebe, ich auch nicht! Wir waren und sind immer noch die glücklichsten Eltern auf der ganzen Welt, da uns etwas geschenkt wurde, was unsere Liebe komplett machte. Sie ausfüllte und vor neue Erfahrungen stellte. Erfahrungen, die wir gerne bereit waren zu machen.

In diesem Augenblick sehe ich meinen Mann an und ich bin glücklich. Er sitzt auf einer großen Decke im Garten meiner Mutter und hält unser Kind im Arm. Sie sehen sich sehr ähnlich, jedenfalls was die Augen und den Mund angeht.

Niemals zuvor hätte ich mir Mulder in einer solchen Situation vorstellen können, aber es kommt immer ein Tag im Leben, an dem sich alles grundlegend verändert. Ich genieße diese Veränderung in dem meinigen, da ich weiß, dass auch er glücklich ist. Man sieht es in seinen Augen und in seinem Gesicht. Er ist stolz; stolz etwas zu besitzen, das man ihm niemals wegnehmen kann. Er würde es nicht zulassen, dass man ihm nochmals das Herz bricht. Er würde alles aufgeben nur um dieses Glück beizubehalten. Ja ein Glück, das er bereit ist zuzugeben und zu lieben.

Ich gehe zu ihm hin, setze mich mit auf die Decke. Gebe ihm die Flasche für unsere Tochter und er gibt sie ihr. Summt dabei ein kleines Lied und lächelt. Er schaut mich an und gibt mir einen Kuss.

Und in diesem Moment weiß ich wieder, dass ich über alle Grenzen hinaus glücklich bin. Ich bin glücklich diesen Weg meines Lebens gegangen zu sein, auch wenn es Opfer gefordert hat.





- The End -
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