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Warum?

von Jule

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Sie stand einfach nur da und starrte nach draußen. Sie sah vorbei eilende Lichter und Menschen, die nach Hause eilten, ohne es wirklich zu registrieren. Die kleinen Details, die ihr sonst sofort ins Auge sprangen, verschwammen heute.

Aber sie musste nicht sehen können um zu spüren, dass sein Blick auf ihr lag. Sie musste nicht sehen können, um den großen Schmerz zu fühlen, der ihn umgab.

„Endgültig?“

Die Frage ließ sie für einen kurzen Moment zusammen zucken, bevor sie antwortete. „Ja.“ Ihre Stimme war leise, aber klar und deutlich.



Er musste es nicht hören um zu wissen, dass sie ja gesagt hatte. Ein endgültiges Ja, ohne wenn und aber, ohne Hoffnung auf Veränderung.

Er hätte sie gern in den Arm genommen, aber die große Distanz, die zwischen ihnen herrschte, verhinderte es. Eine Distanz, die sie schuf, indem sie mit verschränkten Armen am Fenster stand und nach draußen starrte. Sie ließ ihn allein mit seinen Versuchen es zu verstehen, die Ursachen, die Gründe zu sehen. Versuchen, die kläglich scheiterten.

Er wollte sie bitten zu bleiben, ihn nicht allein zu lassen, weiter an seinem Leben teilzuhaben. Er wollte sie bitten mit ihm zu reden, aber alles, was seinen Mund verließ, war ein kleines, mickriges: „Warum?“.



„Warum?“ Sie hatte lange darüber nachgedacht, hatte begriffen, dass es Zeit war es zu beenden. In jedem Leben gab es Punkte, wo man gezwungen war etwas zu beenden, ihrer war schon lange überschritten. Sie konnte mit den Veränderungen nicht umgehen. Veränderungen, die sie nicht akzeptierte.

Sie war abhängig geworden, nicht von Drogen, nicht von Essen, sondern von einer einzelnen Person. IHM. Sie hatte verlernt ohne ihn zu leben. Sie hatte verlernt ihn ganz aus ihren Gedankengängen zu streichen. Und das war sie nicht bereit hinzunehmen. Sie wollte ihr Boot nicht sinken sehen.



Er wartete. Sie hatte bis jetzt nicht geantwortet, als wenn sie über die Frage nachdachte, um eine Antwort zu finden, die aus ihrem Mund logisch klang.

Er wünschte, er hätte es gesehen, die Veränderungen bemerkt, um zu verhindern, dass sie ihn für immer verließ. Aber es war zu spät.

Ihm blieb nur noch eine letzte Frage. Er atmete tief durch, bereit eine Antwort zu erhalten, die er nicht hören wollte. „Wann?“

Erst jetzt bewegte sie sich, drehte sich um und sah ihm in die Augen. Ihre sonst so hellen Augen schienen sich verdunkelt zu haben. Er versuchte in ihren Augen die Wahrheit zu finden, aber es schien, als wenn sie hinter ihren Augen Mauern errichtet hatte, um genau das zu verhindern.

Sie verharrten ein, zwei Minuten in dieser Stellung, ohne dass ein Wort gesprochen wurde. Dann bewegte sie sich langsam von ihm fort, ohne ihn zu berühren, ihn zu umarmen, zu küssen. Sie kam der Tür immer näher.



Er stand nur da, dachte an die Dinge, die nicht ausgesprochen worden waren, über die sie nicht geredet hatten, die er ihr nicht erzählt hatte. Aber jetzt ließ sie ihm keine Zeit mehr all das auszusprechen, woran er dachte.

„Ich liebe dich.“



Abrupt blieb sie stehen. In der Ferne konnte sie die Schiffsblanken barsten hören, dann drehte sie sich um, ging auf ihn zu und küsste ihn.



ENDE
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