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Todesangst

von XFilerN

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Scully und Mulder saßen in seinem Apartment auf der Couch und beobachteten Padget, um ihn überführen zu können. Padgets Apartment lag direkt neben Mulders, was das Einbauen einer Video-Überwachungskamera erleichtert hatte. Sie schauten etwas gelangweilt auf den Monitor und sahen zu, wie Padget an seinem neuesten Buch schrieb. Mulder kam aus der Küche, aus der er sich etwas zu trinken geholt hatte, und setzte sich wieder neben seine Partnerin.



"Was tut er?", wollte Mulder von Scully wissen, um sicher zu sein, dass er nichts Wichtiges verpasst hatte. Sie blickte weiterhin auf den Bildschirm.



"Er schreibt wieder."



Plötzlich stand Padget von seinem Stuhl auf und verließ sein Wohnzimmer, was dazu führte, dass er von der Kamera nicht mehr erfasst wurde. Die Agenten sahen sich kurz an, bevor Mulder aufstand und die Überwachungskamera drehte, in der Hoffnung, Padget wieder ins Bild zu bekommen.



"Sehen sie ihn?", fragte er, als Scully weiterhin auf den Monitor sah. Ihre Blicke trafen sich kurz, doch Scully schüttelte den Kopf. Es sah so aus, als hatte Padget seine Wohnung verlassen und sein Manuskript mitgenommen. Mulder kletterte von seinem Stuhl, auf welchem er stand, herunter und folgte Padget in den Heizungskeller. Scully blieb zurück, griff nach ihren Schuhen und zog sie sich hastig an, damit sie Mulder folgen konnte.





Als Mulder im Keller angekommen war, sah er, wie Padget sein Buch verbrennen wollte, zog seine Waffe und rief: "Keine Bewegung Padget!"

Der nahm erschrocken die Hände über den Kopf, ließ sein Manuskript jedoch nicht los. "Was haben Sie vor?", wollte Mulder wissen. Zorn lag in seiner Stimme, und auch ein wenig Furcht. Sein Gefühl sagte ihm mal wieder, dass Scully in Gefahr war. Er traute diesem Kerl, der Scully angemacht hatte, nicht über den Weg.



"Ich muss es zerstören, sonst hört das nie auf", meinte Padget und wedelte mit dem Buch.

Mulder verstand nicht, worauf er mit dieser Aussage hinaus wollte, und fragte "Was soll das heißen?", ohne die Waffe von Padget abzuwenden.

Langsam ging Mulder die Treppen zu ihm hinunter, als er mit seiner Erklärung fortfuhr: "Er ist oben, bei ihr. Sie ist in Gefahr. Ich muss das Buch zerstören."

Mulder schien langsam die Beherrschung zu verlieren. "So ein Quatsch, Sie waren allein in Ihrem Apartment!"





Zur selben Zeit in Mulders Apartment, hatte Scully ihre Schuhe schließlich angezogen. Sie begann, sich Sorgen um ihren Partner zu machen, und erhob sich von der Couch, um ihm zu folgen. Sie war gerade im Begriff, die Wohnung zu verlassen, und öffnete die Tür, als sie von einer großen Gestalt angegriffen und zu Boden gestoßen wurde. Die Gestalt, wie Scully annahm ein Mann, trug eine Art Umhang mit einer Kapuze, so dass sein Gesicht vor ihr verborgen blieb. Sie versuchte, sich mit aller Kraft zu wehren, vergeblich. Der Mann setzte sich auf sie und bohrte seine Fingerspitzen durch Scullys Haut.

"Aaaahhh...!", schrie sie, als sie den stechenden Schmerz in ihrer Brust fühlte.





Im Keller stellte Mulder sein Gegenüber weiter zur Rede.



"Was meinen Sie mit, Scully sei in Gefahr, hä?"



"Er wird sie töten. Er ist bei ihr."



Mulder schüttelte den Kopf. Er konnte diesem Kerl nicht glauben.

"Was haben sie wirklich vor?", fragte Mulder weiter, die Waffe immer noch auf Padget gerichtet.



"Ich muss das Buch vernichten."



"Sie wollen alles vernichten", zischte Mulder zurück. Das Buch war schließlich ein Beweismittel. Plötzlich hallten die Klänge von Schüssen, durch das Haus,

woraufhin Mulder ihm Glauben schenkte und zurück zu seiner Wohnung rannte.





Dort kämpfte Scully um ihr Leben. Sie drückte immer und immer wieder den Abzug ihrer Waffe durch. Während die Gestalt versuchte, mit bloßen Händen Scully das Herz aus der Brust zu reißen. Sie traf ihn mit jedem Schuss, doch es schien der Gestalt nichts auszumachen.



"Aaaahhh...aaahhh!" Sie schrie vor Schmerzen, so laut sie konnte. Und versuchte sich weiterhin von der Gestalt zu befreien, noch immer vergeblich. Sie fühlte, dass sie inzwischen ihr Herz in seiner Hand hielt, und wie ihr Blut aus ihrer Wunde floss. "Aaaahhh...!"



Padget warf indes sein Buch in die lodernden Flammen und sah, zu wie es verbrannte...





Mulder erreichte inzwischen den Hausflur, durchquerte ihn und stürmte in sein Apartment. In seinem Wohnzimmer angekommen, stockte ihm der Atem, als er Scully leblos und blutüberströmt auf dem Boden liegend vorfand. Keine Spur eines Eindringlings und doch schien jemand bei ihr gewesen zu sein. Er starrte ungläubig auf seine Partnerin. Er hielt sie für tot.

Mulder beugte sich langsam über sie, woraufhin Scully erschrocken herumwirbelte. Sie brauchte einen Augenblick um zu erkennen, dass es Mulder und nicht die Gestalt war, der sich über sie lehnte.



Sie erhob sich ein Stück weit und umklammerte, mit zitternden Händen, den Nacken ihres Partners. Sie hatte, obwohl sie es für real hielt, keine einzige Wunde. Nur das Blut auf ihrer Bluse erinnerte noch an diese grauenvollen Schmerzen und die Todesangst, die Scully ausgestanden hatte. Mulders starke Arme hielten sie nah bei sich, um ihr Trost zu geben. Er konnte nicht ermessen, was sie während seiner Abwesenheit hatte durchstehen müssen.



Sie klammerte sich fester, mit all ihrer Kraft an Mulders Nacken fest. Ihre Nägel bohrten sich zunehmend in seinen Rücken. Und dann, als sie anfing, bitterlich zu weinen, wusste Mulder was sie durchgestanden hatte. So aufgelöst und verängstigt hatte er seine Partnerin noch nur selten gesehen. Er hielt sie fester in den Armen und lehnte seinen Kopf an Scullys Schulter. Er wiegte sie wie ein kleines Kind, das sich verletzt oder einen schrecklichen Alptraum hatte.





"Schhhh... ich bin jetzt hier. Sie brauchen sich nicht mehr zu fürchten, Scully. Es ist vorbei." Seine geflüsterten Worte beruhigten seine Partnerin kaum. Sie zitterte am ganzen Körper, und hielt Mulder weiterhin so fest sie konnte umklammert. Nur er war dazu im Stande, Scully die Geborgenheit zu geben, die sie jetzt so sehr brauchte. Sie ließ zu erstmals ihren Tränen freien Lauf. Tränen hatte Mulder noch niemals zuvor bei Scully gesehen. Sie weinte wie ein... kleines Mädchen. Nicht, dass Mulder die Tatsache, wie sie weinte, stören würde, oder die Tatsache, dass sie es vor ihm tat. Es störte ihn nur, dass er es nicht schaffte, sie zu beruhigen. Er wollte ihr Trost geben und konnte es nicht. Zumindest nicht wirklich. Nicht solange der Schreck und die Todesangst noch in ihr steckten. Also ließ er sie weiter weinen, denn Mulder wusste, dass sie es brauchte. Dass es ihr half, darüber hinweg zu kommen. Es brach Mulders Herz in tausend Teile, dass er nicht bei ihr

geblieben und sie beschützt hatte. Und Scully wegen seiner undurchdachten Handlung nun so bitterlich weinte.





Sie saßen einige Minuten wortlos umarmt auf dem Fußboden, bis Scully sich schließlich beruhigte. Sie ließ Mulder jedoch nicht los. Sie fühlte sich sicher und geborgen in den Armen ihres Partners. Dieses Gefühl konnte ihr kein Mann, außer Mulder, geben. Sie wusste schon seit langer Zeit, dass er der Eine, der einzige Mann war, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen wollte. Und die Tatsache, dass er sich so liebevoll um Scully kümmerte, verstärkte ihre Gefühle für ihn zunehmest. Ein Leben ohne ihn war unvorstellbar für sie geworden.



"Na... geht’s wieder?", fragte Mulder leise und riss Scully damit aus ihren Gedanken. Sie nickte zögerlich und setzte sich aufrecht auf den Boden. Mulder setzte sich ihr gegenüber und sah auf ihre von Blut befleckte Bluse. "Sind Sie verletzt? Haben Sie Schmerzen?", wollte Mulder mit heiserer Stimme von ihr wissen.



Scully schüttelte ihren Kopf, "Nein, nein. Es geht mir gut." Sie starrte etwas ungläubig an sich herab. Wie war es möglich, diese Gestalt gesehen zu haben? Wieso hatte sie solche Schmerzen gehabt und gefühlt, wie seine Hand ihr Herz umschlossen hielt? Weshalb war sie blutüberströmt und hatte doch keine Wunde? Nichts, nicht einmal ein Kratzer. Wie war das möglich? Scully schossen so viele Fragen durch den Kopf, und doch konnte sie sich selbst keine einzige davon beantworten. Was ihr vor wenigen Minuten zugestoßen war, konnte nicht erklärt werden. Sie konnte keinen wissenschaftlichen Hinweis finden, der ihr eine annehmbare Erklärung oder einen Beweis liefern konnte, für das eben erst Geschehene.



Mulder nahm Scully bei den Schultern und sah ihr eindringlich in ihre großen, fragenden Augen. "Ist wirklich alles okay, Scully?" Abermals riss er seine Partnerin aus ihren Gedanken.





"Ja. Ich bin nur erstaunt darüber, dass ich keine Wunde hab, das ist alles." Sie sah in Mulders braune, unsicher blickende Augen und zwang sich zu einem Lächeln.



Doch er blieb ernst und sah sie jetzt schuldig an. "Wenn ich nicht..."



"Hey, denken Sie nicht mal dran, Mulder", unterbrach Scully in schroff. Sie wusste genau was er hatte sagen wollen. Er wollte sich die Schuld geben, wie er es immer tat. "Mulder, es war nicht Ihre Schuld. Ich habe diesem... was immer es auch war, die Tür geöffnet. Es... war... nicht... Ihre... Schuld", fügte sie langsam und betont hinzu.



"Aber.."



Wieder unterbrach Scully ihn. "Nichts aber. Ich möchte nicht, dass Sie sich die Schuld daran geben. Hab ich mich verständlich ausgedrückt?" Sie nahm Mulders Gesicht in ihre Hände und zog es etwas näher an ihres. "Sie sind mein bester Freund. Der einzige, dem ich vertraue, und der einzige, bei dem ich mich sicher fühle, Mulder. Ich mag es überhaupt nicht, wenn Sie sich die Schuld für etwas geben, das nicht Ihre Schuld war. Sie sind der Einzige der..." Scully hielt inne, als Mulder sie mit erhobenen Augenbrauen fragend anstarrte. Sie hatte es beinahe getan. Jetzt gibt es kein Zurück mehr, dachte sie bei sich.





Seine Augen blickten tief und durchdringend in ihre. Mulder hatte das Gefühl, Scullys Gedanken darin lesen zu können. Doch wenn er sich täuschte und sie gar nicht das wollte, was er dachte, das sie wollte? Er könnte alles ruinieren. Es wäre dann unveränderlich. Wenn er das tun würde, wonach ihm war, dann gab es kein Zurück mehr. Mulder überlegte, was er sagen könnte, um das Schweigen zu brechen, welches zwischen ihnen entstanden war. Aber das Richtige zu sagen, am richtigen Ort zum richtigen Moment war alles andere als einfach.



"Ich... ich weiß was Sie meinen, Scully", begann er zögerlich, mit zitternder Stimme und zwang sich, weiterzusprechen. "Ich fühle genauso. Aber... ich habe Angst

davor, es auszusprechen. Ich schätze, Ihnen geht es auch nicht anders."

Scully nickte und lächelte ein bisschen. Sie hatte in der Tat ebenfalls etwas Angst davor, es zu sagen. Allerdings hatte sie mit dem Thema angefangen, und hatte daher das Bedürfnis es nun auch zu Ende zu bringen.





"Mulder, ich... wir sollten uns nichts vormachen. Wir müssen aufhören, es vor uns selbst zu leugnen." Er nickte und hörte ihren Worten aufmerksam zu, als sie zu Ende sprach. "Wir... ich meine,... was kann schon Schlimmes passieren? Wir begeben uns beinahe täglich in Gefahr und setzten uns Risiken aus. Was kann denn schon geschehen, wenn wir noch ein Risiko eingehen?" Ihre Augen hingen an seinen fest, als sie auf eine Reaktion von Mulder wartete.



Aber er sagte nichts und nickte stattdessen beinahe unmerklich, während er nachdachte. Für den Bruchteil einer Sekunde schaute er auf den Boden, dann aber gleich wieder in Scullys blauglänzende Augen. Mulder nickte abermals.



"Stimmt. Was soll schon passieren..." Und im nächsten Augenblick lehnte er sich zu Scully vor. Er ergriff mit der rechten Hand ihren Nacken und zog ihr überrascht aussehendes Gesicht nahe an seines heran. Ein letzter liebevoller Blick in ihre schönen Augen, bevor er seine schloss und ihre Lippen auf seinen fühlte. Zuerst küsste er sie schüchtern, doch dann gewann seine Sehnsucht nach diesem Moment die Oberhand und er küsste sie leidenschaftlicher.



Ein angenehmes Prickeln überflutete Scullys ganzen Körper, als Mulders Zunge in ihren Mund glitt und ihre berührte. Sie wollte mehr, sie wollte ihn ganz spüren. Scully erwiderte seinen innigen Kuss und setzte sich vorsichtig auf seinen Schoß. Sie hörten nicht auf sich zu küssen, während sie sich langsam auf den Boden gleiten ließen. In heftigen Küssen versunken, lagen sie engumschlungen auf dem Boden...





Vergessen war all die Angst davor was schief gehen könnte. Und vergessen waren auch die Todesängste, die Scully kurze Zeit zuvor ausgestanden hatte. Sie würden von nun an noch tiefer miteinander verbunden sein, als sie es bisher waren. Es war das letzte fehlende Teil des Puzzels, welche ihre Beziehung zueinander darstellte. Sie waren von nun an Eins. Zusammengeschweißt für immer, in alle Ewigkeit. Und nichts könnte das je ungeschehen machen. Niemand konnte sie jemals wieder voneinander trennen... Das Bild war komplett.


Ende
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