World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Das Eigenleben von Büchern

von Fee

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(Sorry, im Erfinden von ansprechenden Titeln scheine ich nicht gerade begabt zu sein... hoffe jedoch, die Story gefällt trotzdem dem ein oder anderen. Sie ist auf jeden Fall das Resultat meines eingelegten Englisch- und Geschichte Lerntages- eine kleine Pause muss ja mal drin sein dachte ich mir. Und voilà, die Pause sollte nicht ungenutzt bleiben...!)











Es ist Freitagabend, Weihnachtsstimmung auf den Straßen. Ich dachte mir, ich könnte vielleicht auf dem Weihnachtsmarkt schon ein paar Geschenke finden. Außer Kitsch und Kinderkram fällt mir aber nichts ins Auge. Da ich zu Fuß unterwegs bin gönne ich mir einen heißen Glühwein.

Als ich also weiter schlendere, auf dem Weg nach Hause, entdecke ich das Antiquariat wieder. Als ich hier hin gezogen bin, war ich hier Stammgast, doch nach und nach schwand meine Zeit zum Lesen immer mehr, jetzt bin ich froh die Zeitung lesen zu können - an ein Buch dachte ich gar nicht mehr. Doch um der alten Zeiten Willen begebe ich mich hinein. Wer weiß, wenn ich erst einmal den Anfang gemacht habe mir ein Buch zu kaufen, vielleicht schaffe ich es dann auch, abends mal einen Blick hinein zu riskieren, statt stundenlang mit den Gedanken bei Mulder und unseren Fällen zu sein, die mir anschließend auch noch meinen wohlverdienten Schlaf rauben.

Ich betrete also das kleine warme Stübchen und werde von einer fröhlich klingenden Glocke angekündigt. Der Mann, der vorne am wackeligen Tisch sitzt, lächelt mich freundlich an. Er scheint mich tatsächlich noch zu kennen, denn er begrüßt mich mit einem: „Schön Sie auch mal wieder hier begrüßen zu dürfen.“

Ich lächle freundlich zurück und entschuldige mich: „Ja, nach all der Zeit auf Bücherentzug zog es mich mal wieder hier her - mein Job gönnte mir heute ausnahmsweise einmal eine Pause.“

„Na dann schauen Sie sich mal um, Sie sind auch ungestört, keiner außer Ihnen hat sich heute hier herein verirrt. Der Markt da draußen mit all den Plastikkränzen scheint eben in dieser Zeit viel ansprechender zu sein als ein gutes Buch“, seufzte er.

Ich verzog mich sofort in die hinterste Ecke, da Bildbände oder Fachbücher mich momentan nicht sehr interessieren. Ich blieb anfangs in der Ecke der historischen Romane hängen.
Die Glocke ging wieder, ich hörte den Verkäufer mit jemandem reden. Dann entdeckte ich ein Buch aus meiner Jugendzeit, so eine alte Schmanzette, die ich geliebt habe wie nichts. Ich schlug das Buch auf und war völlig vertieft darin. Plötzlich spürte ich eine kalte Hand auf meiner liegen. Erschrocken ließ ich meinen Kopf hochfahren. Die kalte Hand schien zu Mulder zu gehören, denn dieser stand mit einem breiten Grinsen vor mir.

„Hey Scully, hier verbringen Sie also Ihre freie Zeit?“

Er wartete gar nicht erst auf eine Antwort, sondern schlug das Buch zu, um seinen Titel erkennen zu können.

„Nein, das kenn ich!“, rief Mulder erfreut aus.

Ich fragte ihn, ob er darüber so erfreut sei überhaupt ein Buch zu kennen, oder ob gerade dieses einen hohen Wert für ihn darstelle.

„Scully, wenn Sie es gelesen hätten, wüssten Sie es! Ich habe dieses Buch, als ich noch ein pubertierender kleiner Foxi war, geradezu verschlungen!“
„SIE?“, fragte ich nur und hob, wie ich das so oft tue, skeptisch meine Augenbrauen. Ich kann nur hoffen, dass ich später davon keine Falten bekomme.

„Wieso nicht?“

„Na ich meine ja nur, Jungs in dem Alter sind ja sowieso nicht gerade bekannt dafür, ihre Zeit mit Lesen zu verbringen und darüber hinaus auch noch mit so einem schmalzigen Roman...“, erklärte ich.

„Sie müssten doch genau wissen, dass ich nicht der Norm entspreche und dies auch nie tat. Ich fand dieses Buch phantastisch. Irgendwie hat es mich gefesselt. Sagen Sie das aber ja nicht den Lone Gunmen, die würden mich auslachen, und das würde mein Ego nun wirklich nicht verkraften“, lächelte er.

Ich sagte kurz nichts.
„Es ist nur- ich habe dieses Buch als Teenie auch geradezu verehrt“, gestand ich.

Er nickte mit dem Kopf „Aha!“

„Nur Ihnen hätte ich es eben nicht gerade zugeschrieben...“

„Da sehen Sie mal wie wenig Sie von mir wissen. Ich muss gestehen, das einzig kritikfähige an dem Buch ist...“
„Das Ende“, vollendete ich seinen Satz.

Er nickte: „Genau!“

Ich erinnerte mich auf einmal wieder ganz genau an jede Sequenz dieses Schinkens und musste lächeln.
„Ich denke ich habe es immer und immer wieder gelesen, mit der Hoffnung, am Ende könnte es doch noch zu einem Happy End kommen“, gestand ich.

„Ging mir genau so - ich meine, wie konnte John Abby so etwas auch nur zutrauen...“

„Ja, eigentlich schien alles so klar, aber eben nicht für die beiden Hauptpersonen, die merken es ja erst ganz am Ende...“
„Oder wie in diesem Fall gar nicht“, verbesserte Mulder.

Gedankenverloren griffen wir beide zum Buch und schlugen die letzte Seite auf.

„Ich denke ich hätte nicht so gehandelt wie John/Abby“, sagten wir im gleichen Moment.





In einer Zeit in der es noch kein FBI und sonstiges gab, sieht man nun einen Mann vor seiner Familie stehen. Sein Äußeres gleicht unverkennbar Mulders. Er ist adrett gekleidet.

„John, wenn du dieses Schiff betrittst, und somit die Verlobung mit Isabelle auflöst, glaube mir Sohn, du brauchst hier nie wieder anzukommen!“, wütete ihn sein Vater an.

John blickte in das erzürnte Antlitz, senkte den Kopf und sagte: „Vater, wenn dies deine unveränderliche Meinung ist, so kann ich wenig tun, doch ich muss mein Glück finden, ich kann nicht das Leben leben das du für mich bestimmt hast!“

„Glaube mir, du wirst aus der Familie ausgestoßen, ein kleiner Strich durch deinen Namen und du bist gelöscht aus dem Familienerbe! Wenn du deine Entscheidung tatsächlich Ernst meinst, zu diesem Flittchen zu gehen, die ein Kind ihres eigenen Bruders austragen wird!“, funkelte Earl Hamilton seinen Sohn an.

Niemals. Niemals stimmt das alles, was meine Familie über Abby erzählt! Aber der Brief... er war mit ihrem Siegel verschlossen! Stimmt es doch? Oh nein, wie kann ich nur zweifeln an meiner Liebe? Abby würde mich nie so verraten, das glaube ich nicht! Ich liebe sie, und das Kind das sie unter ihrem Herzen trägt, ist unser Kind! Ich kann sie nicht alleine lassen, kann nicht irgendeine Frau heiraten die ich nicht liebe! Meine Familie hat ein Netz der Verschwörung gesponnen, nur um mich fort von Abby zu bringen. Fast wäre es ihr gelungen, doch die Liebe ist stärker, ich muss zu Abby, wenn sie mich noch will.

„Vater, Mutter, Eure Meinung dazu tut mir wirklich Leid. Ich wollte Euch weder Schmerz noch Pein bringen, doch folge ich meinem eigenen Willen, ich liebe Abby, Vater...“

„Sprich diesen Namen nicht in meiner Gegenwart aus John! Nicht den Namen einer gottverdammten Hure, die unser ganzes Leben zu zerstören versucht!“

John ging einen Schritt auf seinen Vater zu. „So nennst du sie nie wieder Vater! Ich liebe sie, ja! Auch wenn du meinst sie wäre meiner nicht würdig, weil sie arm ist - ich bin ihrer nicht würdig! Einen so guten Menschen habe ich auf der ganzen Welt kein zweites mal gesehen, sie nicht zu lieben wäre nicht nur Verrat an meiner Seele, sondern auch Verrat an der ganzen Menschheit!“

John drehte sich um. Seine Mutter wollte auf ihn zu stürmen, versuchen ihn festzuhalten, konnte sie doch ihren einzigen Sohn nicht einfach gehen lassen. Doch der Earl hielt sie fest, sie schluchzte in seine Arme und sah nur aus den Augenwinkeln wie ihr Sohn das Schiff betrat. Das Kind das sie nie hatte verlieren wollen, das Kind, das in der Liebesnacht mit Charles entstanden war… In der gleichen Nacht nahm Olivia sich das Leben, doch dies sollte John nie erfahren.



In einem kleinen Dorf, man sieht weit und breit nur Feldgürtel, steht eine junge Frau, rötliche Haare, sehr klein, in einfache Kleider gehüllt. Sie spricht mit ihrer Freundin.



„Abby, dir kann nichts besseres passieren! Überlege doch, du musst auch an dein Kind denken!“

„Darlene, ich kann Geoffry nicht heiraten, auch wenn er ein netter Kerl ist. Du weißt, ich liebe John immer noch und werde ihn auch immer lieben“, sagte sie leise.

„Auch wenn er Euch so verraten hat?“

„Ich denke seine Familie hat es durch Intrigen geschafft ihn zu blenden, doch mein Vertrauen zu ihm ist so groß, Darlene. Ich weiß, er liebt mich immer noch. Und wenn er nicht zurückkommt, dann wird es seine Gründe haben. Mein Vertrauen zu ihm ist einfach unendlich, weil meine Liebe zu ihm ebenso unaufhörlich ist!“

„Aber dein Kind braucht einen Vater!“, redete Darlene weiter auf Abby ein.

„Den hat es schon Darlene, und zwar den besten Mann den man sich nur wünschen kann.“ Sie streichelte sanft über ihren (noch nicht sehr gewölbten) Bauch.

„Was nützt der beste Mann wenn er nicht da ist wenn man ihn braucht?“, fragte Darlene leise, ihre Augen füllten sich mit Tränen. Abby war ihre beste Freundin, hatte ihr immer geholfen. Und nun konnte sie ihr nicht helfen, weil Abby einfach zu stur war. Nicht zu stur, zu verliebt! Sie wusste sie konnte Abby nun nicht mehr von ihrem Vorhaben abbringen, aus Dudley zu verschwinden. Sie wollte noch diese Nacht das Schiff nehmen und fort von hier gehen, denn wenn sie Geoffry nicht heiraten würde, so könnte sie auch nicht in Dudley bleiben, so viel war gewiss.



Abby umarmte ihre Freundin ein letztes Mal. Langsam, weinend, löste sie sich von ihr. Ohne sich umzublicken ging sie auf den Hafen zu. Die Sirenen sagten ihr, dass das Schiff angelegt hatte.

Sie wartete in einer Ecke. Schaute sich das fröhliche Treiben zu solch später Stund an. Viele Menschen waren mit diesem Schiff angekommen. Sie luden ihr Gepäck ab, umarmten herzlich alte Freunde, die sie hier willkommen hießen. Der ein oder andere vergnügte sich aber auch einfach in der Taverne um die Ecke, da er irgendeinen Schmerz zu ertränken versuchte.

Abby führte die Hand zu ihrem Hals, umfasste die Kette die darum lag. John hatte sie ihr gegeben. Sie schluchzte leise auf. Wäre doch so vieles anders verlaufen. Dann steckte sie die Kette wieder unter ihr Hemd und setzte ihren Weg zu dem Pier fort.



Sie stand nun vor dem großen Schiff, schaute nach oben, in den Sternenhimmel und wartete bis Passagiere an Bord durften.

Auf einmal hörte sie ein leises „Abby?“ hinter sich. Sie drehte sich um. Er war es wirklich!

„John“, sagte sie nur leise. Zu mehr war sie nicht fähig. Sie konnte sich nicht bewegen.

„Oh Abby“, sagte John noch einmal, bevor er sie in seine Arme nahm.

Sie schmiegte sich so eng sie konnte an ihn, ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie war so glücklich, John hatte seinen Weg zu ihr doch noch gefunden, sie hatte es gewusst.

„Ich liebe dich Abby, es tut mir so Leid was alles geschehen ist. Ich...“, fing John an, bereit alles zu erklären.

Doch Abby unterbrach ihn. „Ist ja schon gut John. Ich habe dir vertraut, und dies zu Recht. Wie könnte ich auch anders, ich liebe dich!“, hauchte sie in sein Ohr.

„Lass uns ganz von Vorne anfangen Abby“, sagte John und strich dabei zärtlich über ihren Bauch.

Sie nickte und streifte ihre Tränen aus dem Gesicht. Sie nahm seine Hand und beide betraten die „Victoria“ die sie in ein Leben von Freude, Freiheit und Liebe begleitete.





Scully und Mulder stehen im Antiquariat. Beide schauen sich verdutzt an, schlagen hastig noch einmal die letzte Seite des Buches auf, schauen sich noch verwirrter an.



„Mulder das kann doch nicht sein!“ Ich las noch einmal ganz genau die letzten Sätze des Buches. Ich nahm mir das Stück und ging nach vorne in den Laden.
„Ich würde das hier gerne mitnehmen“, sagte ich zu dem Verkäufer.

Dieser nickte freundlich. „Sie beiden scheinen ja richtig in das Buch vertieft gewesen zu sein. Ich wollte Sie gar nicht stören, wie Sie so gebannt dort hinein schauten...“

Nun war mir die Situation ein wenig peinlich. „Sagen Sie, dieses Buch, ist das vielleicht eine Fortsetzung oder Neuauflage von dem Original, wissen Sie das zufällig?“

„Oh nein, davon gibt es nur genau die, warum?“

„Ach, nicht so wichtig...“, murmelte ich und drehte mich der Ladentür zu. Mulder folgte mir. Das Glöckchen klingelte als wir den Laden verließen.

„Sind Sie zu Fuß hier?“, fragte Mulder mich.

Ich nickte und folgte ihm automatisch, da ich diese Frage als Einladung deutete, dass er mich mit seinem Auto nach Hause fahren wollte. Wir kamen also schweigend am Parkplatz an und fuhren ebenso schweigend das kurze Stück bis zu meinem Appartement.

Mulder wollte mitten auf der Straße halten und mich rauswerfen, doch ich hatte irgendwie das Bedürfnis mit ihm über das zu reden was da gerade passiert war, ob es überhaupt passiert war... .
„Nun suchen Sie sich schon irgendeinen Parkplatz Mulder, und kommen Sie mit rauf“, forderte ich ihn auf.

Er parkte und trottete mir schweigend hinterher. Ich schloss auf, warf das Buch auf den Wohnzimmertisch und machte mich auf direktem Wege in die Küche. Ich brauchte einen starken Kaffee.

Als ich wieder kam sah ich Mulder am Tisch sitzen, fasziniert das letzte Kapitel des Buches betrachtend.

Jetzt musste ich einfach darüber reden!

„Mulder - habe ich mir das nur eingebildet oder?“

„Nein, nein Scully, Sie waren Abby, ich John und wir haben den beiden ein wundervolles Leben beschert“, grinste er mich jungenhaft an.

Ich musste kurz lachen. „Sie glauben also tatsächlich, dass wir beide in den Sog der Geschichte dort geraten sind und das Ende von Abby und John verändert haben?“ fragte ich.

„Scully, sagen Sie mir nicht, dass Sie es nicht glauben, denn ich weiß dass Sie es glauben, dass Sie wissen, dass es so ist, denn ich habe Ihr Gesicht schließlich vorhin gesehen“, grinste er mich an. „Außerdem“, fuhr er fort, „es steht doch alles schwarz auf weiß da. So wie Sie es gerne haben, hmm? Genaue Beweise, alles schriftlich festgehalten!“ Er hielt mir das Buch unter die Nase.

„Ich... ich weiß, aber Mulder, wie bitte soll denn so etwas möglich sein? Ich mein, wir leben hier doch in keinem Märchenland...- ach Gott!“ Ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte, ich meine, ich wusste, dass es nicht sein konnte, und ich wusste ebenso gut, dass es trotzdem so gewesen sein musste. War dies nicht schon öfter der Fall gewesen. fragte ich mich selber.

„Tja, wir scheinen uns dieses Happy End doch stärker gewünscht zu haben, als wir dachten... und dieses freundliche Buch belohnte uns für unser jahrelanges Schmachten, Hoffen..., indem wir es nun selber beweisen durften“, stellte Mulder wieder mal in diesem trocken sachlichen Ton fest, der zu diesem Thema in keinster Weise zu passen schien. Eher wäre Sarkasmus angebracht gewesen, doch davon keine Spur.

„Beweisen?“, fragte ich. „Was denn beweisen Mulder?“

„Na wir haben uns doch vorhin noch beschwert, dass Abby und John zu wenig Vertrauen zueinander hatten. Sonst hätten sie sich am Ende doch noch gefunden und sich geliebt, bis ans Ende ihrer Tage, wie sich das eben gehört“, schmunzelte Mulder.

„Jaaa...?!“, kam es von mir.

„Nun, und wir beiden schienen genug Vertrauen zu haben, um dieses Happy End wahr werden zu lassen“, schlussfolgerte er.

„Ach kommen Sie Mulder, Sie meinen aber nicht im Ernst, dass wir zwei, gerade ausgerechnet wir beide dazu berufen waren, oder? Nein, DAS können Sie mir nicht weismachen wollen! Und von wem? Von einem Buch?“ Mulder grinste nur. Es schien ihn zu freuen dass seine Theorie mich mal wieder aus allen Wolken warf.

„Mulder, Bücher entwickeln kein Eigenleben, glauben Sie mir, ich habe oft genug welche gelesen, als ich noch Zeit dazu hatte“, betonte ich „Das hätten Sie statt so manchen Videos vielleicht auch tun sollen, dann wüssten Sie das jetzt.“

Wieso war ich eigentlich so außer mir? Ein schöner Gedanke war es ja schon, aber absolut untragbar für eine Wissenschaftlerin, die ich nun einmal bin!

„Scully... Abby“, fing Mulder an. Was sollte das denn? Wollte er mich jetzt Zeit Lebens Abby nennen? Ich mochte meinen Namen eigentlich recht gern - ob Vor- oder Nachname...

„Abby, hast du auch nur eine Sekunde an mir gezweifelt? Du hast mir bedingungslos vertraut, nicht wahr?“, fragte er, stand von seinem Stuhl auf und kam auf mich zu.

Ich blickte zu ihm hoch. Das kam mir nun doch sehr komisch vor, was Mulder hier fabrizierte.

„Mulder... jaaa, ich haben Ihnen in dieser Situation auch wie so oft blind vertraut“, antwortete ich und spielte so sein Spiel mit. Ich wollte es ihm ja nicht verderben.

„Weil du mich geliebt hast!“, stellte Mulder weiter fest.

„Abby liebte John... jaaa, das mag wohl der Wahrheit entsprechen...“, sagte ich. Mir wurde komisch in der Magengegend. Mulder stand vor mir und sprach die Wahrheit aus, die Wahrheit über meine Gefühle zu ihm... aber hier ging es ja nur um John und Abby...

„Scully, wenn es weiterhin nur um John und Abby gegangen wäre, hätte das Buch dann nicht wieder so enden müssen wie es zuvor geendet hat?“, fragte er mich und schaute mir tief in die Augen. Ich konnte diesem Blick nicht standhalten, also schaute ich zur Seite, tat als würde mich diese Lampe, die seit Jahren auf meinem Schreibtisch steht, heute besonders faszinieren.

„Mulder ich hab keine Ahnung was da vorhin passiert ist...“, tat ich es nebensächlich ab und dachte damit wäre die Sache erledigt. Doch nicht mit Mulder!
Er führte seine Hand unter mein Kinn und hob es sanft an, so dass ich ihm nun doch in die Augen blicken musste.

„Scully“, sagte er nur leise. Was war denn das für eine Aussage? Scully... ja, so ist mein Name... was wollte er von mir hören? Ich wusste es ja irgendwie schon, aber ich dachte wenn ich einfach nichts sagte, könnte ich auch nichts verschlimmern.

„Scully, Sie haben mich in all den Jahren in denen wir zusammen arbeiten nie belogen, oder?“, fragte er und schien eine neue Ebene zu betreten.

„Nein“, antwortete ich zwar verwirrt, aber wahrheitsgemäß.

„Dann lügen Sie mich auch jetzt nicht an...“, begann er. Mir wurde ganz heiß. Die Wärme kroch von meinem Bauch aus hinauf in mein Gesicht. Es glühte förmlich, ich denke ich musste rote Wangen haben wie die Heidi der Zeichentrickversion!
„Sie lieben mich, wie Abby John liebt“, stellte er eher fest als es mich zu fragen. Gut, da es eine Feststellung war, sah ich mich nicht im Geringsten dazu veranlasst zu antworten.

„Stimmt das nicht?“, fragte er plötzlich mit einer sanften Stimme, wie ich sie nie zuvor bei ihm gehört hatte. Es schien auch ein wenig Unsicherheit, Angst, mit zu schwingen, als er mir wieder tief in die Augen sah.

Er ließ mein Gesicht nicht los, so dass ich diesem Blick, und auch seiner Frage nicht ein weiteres Mal ausweichen konnte. Denn ich denke, die Antwort auf seine Frage stand nur all zu deutlich in meinem Gesicht.

Ich lächelte schwach, unsicher und nickte. Zu mehr war ich nicht in der Lage. Wie hätte ich bitte sprechen sollen?

Erleichterung glomm in mir auf, als Mulder mein Lächeln erwiderte. Sein Lächeln schien immer ausgelassener zu werden. Er schien ebenso erleichtert wie ich.

Dann beugte er sich zu mir herunter und küsste mich! Und wie er mich küsste! Der Kuss den Rhett Buttler seiner Scarlett gibt, war mit Sicherheit nichts im Vergleich zu diesem leidenschaftlichen Kuss! Besser als jeder Kuss, in dem schönsten Roman beschrieben, war dieser lang ersehnte Kuss, den Mulder mir gab. Meine Knie schienen nachzugeben, ich konnte nichts mehr in meinem Körper steuern!

Geschwind nahm Mulder mich also auf seine Arme. Er löste langsam seine warmen Lippen von meinen und lächelte mich wieder zufrieden an.

„Ich bin froh dieses Buch heute gefunden zu haben“, grinste er.

Immer noch unfähig zu reden, nickte ich nur lächelnd und drückte mich näher an ihn. Ein Buch hat uns zusammengeführt? Eine komische Vorstellung. Aber egal was uns nun letztendlich zusammen gebracht hat, ich bin unendlich glücklich und ich denke, unsere Chance auf ein Leben von Freude, Freiheit und Liebe begleitet, wie das von Abby und John, stehen nicht gerade schlecht.





The Happy End
Ob nun nur dieses eine Exemplar, das Mulder und Scully in dem Antiquariat gefunden haben durch ihr Eingreifen von dieser Veränderung betroffen ist, oder jedes einzelne dieser Bücher, das weiß ich nicht... das muss nachgeprüft werden. Sollte ein jedes Buch betroffen sein, hoffe ich der Schriftsteller weilt nicht mehr unter den Lebenden, denn sonst könnte es riesigen Ärger geben....


Ach, noch etwas zu diesem „Ausschnitt“ aus dem Roman (der natürlich kein echter Ausschnitt war...): Ich habe die ganzen verworrenen Beziehungen nicht erklärt, da das Geschehen sich ja auf den letzten Seiten abspielt... Und ein wenig komisch war dieser Teil auch geschrieben, ich weiß... das ist eben Jugendliteratur! So eine seichte Schmanzette, genau wie ich mir das immer vorstelle, so habe ich es beschrieben...
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