World of X

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Gedanken

von Nina

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Ich denke oft darüber nach, warum ich so bin wie ich bin. Ich versuche Erklärungen zu finden, Ausreden. Ich weiß, dass ich nur einen Menschen liebe, nur für diesen einzigen Menschen würde ich mein Leben geben, nur mit diesem Menschen will ich mein Leben teilen. Aber ich habe Angst vor einer Zurückweisung. Was ist, wenn er nicht so fühlt wie ich, was wenn er in mir nur eine gute Freundin sieht? Was ist, wenn er eine andere liebt? Das sind Fragen, die ich mir jeden Abend nach der Arbeit stelle. Ich bin glücklich in seiner Nähe, glücklicher als irgendwann sonst, allein seine Gegenwart macht mich glücklicher. Ja, ich liebe diesen Mann. Ich liebe Mulder, meinen Vertrauten, mein bester Freund, meine Stütze, meinen Seelenverwandten, meinen Partner. Mulder ist mein Leben, ohne ihn wäre es sinnlos.

Es gibt oft Momente, in denen ich denke, er empfindet genauso wie ich, er hat so oft sein Leben für mich riskiert, würde er es tun wenn ich nichts weiter als seine beste Freundin wäre? Oder als er mich in seinem Hausflur beinahe geküsst hätte, hätte mich diese verdammte Biene nicht gestochen, auch da hat er sein Leben riskiert, um mich aus der eisigen Hölle der Antarktis zurückzuholen. Aber nachdem wir aus der Antarktis zurückgekehrt waren, verlor er nicht ein Wort über das Geschehen im Flur. Damals redete ich mir ein, dass das was passiert war allein auf die emotionale Belastung zurückzuführen war. Damals konnte ich mir noch nicht eingestehen das ich ihn liebte. Als dann Diana wieder auftauchte spürte ich den bitteren Geschmack der Eifersucht, dachte ich schon ich hätte ihn vollkommen verloren, er vertraute ihr immer noch mehr als mir, wollte nicht einsehen was für ein doppeltes Spiel sie spielte.

Als wir dann wieder den X-Akten zugeteilt wurden, war ich erleichtert. Wir waren wieder richtige Partner, zwar nur in einem kleinen Kellerraum, der schon als Kopierraum benutz worden war, aber wir waren nicht wieder in einem dieser Massenbüros, wir waren wieder allein zu zweit.

Seither sind zwei Monate vergangen, es ist alles wie vorher, nur dass mir schmerzlich bewusste wurde, dass ich ihn jederzeit an eine andere Frau verlieren könnte. Er ist gutaussehend, wenn er will sogar charmant, er ist intelligent und hat Humor. Und er ist der einfühlsamste und liebevollste Mann, den ich kenne. Er macht sich Sorgen um mich, wenn es mir nicht gut geht, wäre immer für mich da, wenn ich ihn lassen würde und er spürt, was ich brauche. Ich habe mich selten von ihm trösten lassen, aus dem einfachen Grund: Ich habe Angst, dass er mich für schwach hält. Es ist als Frau im F.B.I. sehr schwer, es ist immer noch ein Männerberuf und wenn man nicht stark ist, hat man schon verloren. Auch aus diesem Grund habe ich eine Mauer um meine Gefühle gebaut, viele halten mich deswegen für kalt und gefühllos, in Quantico war ich als die “Ice-Queen“ bekannt. Aber es stimmt nicht, ich habe Gefühle, aber ich habe mich sehr daran gewöhnt sie während der Arbeitszeit zu unterdrücken. Als Emily gestorben ist, habe ich mir nach außen hin nichts anmerken lassen, auch wenn es in mir drinnen schrecklich aussah, keiner hat etwas gemerkt, außer Mulder, aber wie immer gab ich ihm meine Standartantwort „Es geht mir gut“. Er hatte es mir natürlich nicht geglaubt, hatte aber gemerkt, dass er von mir keine andere Antwort bekommen würde und hat sich wieder seiner Arbeit gewidmet.

Am Abend wenn ich dann allein in der Wohnung war, habe ich meinen Gefühlen freien Lauf gelassen, ich habe oft geweint. Mit Beginn der Arbeitszeit jedoch hatte ich wieder meinen professionellen Blick und ließ niemanden sehen, wie es mir wirklich ging. Noch nicht mal meiner Mutter, auch sie sollte sich keine Sorgen um mich machen. Ich wollte das Mitleid anderer nicht, ich wollte noch nie Mitleid.

Noch immer denke ich täglich an Emily, daran was gewesen wäre, wenn sie nicht gestorben wäre. Hätte ich das F.B.I. und damit auch Mulder für meine Tochter verlassen? Ich weiß es nicht.

Aber jetzt könnte ich ohne Mulder nicht mehr leben. Mein Leben ist mit seinem verflochten, die X-Akten und somit auch Mulder bedeuten mir alles, aber ich würde die X-Akten ohne zu zögern aufgeben, um mit Mulder leben zu können. Aber würde Mulder das gleiche tun können, die Akten sind sein Leben, sein Kreuzzug. Ich frage mich so viele Sachen, dabei weiß ich noch nicht einmal ob Mulder mich auch liebt. Ich stand schon mehrere Male kurz davor, ihm zu sagen, was ich für ihn empfinde, aber jedes Mal kamen mir Zweifel, ob ich nicht unsere wundervolle Partnerschaft und gleichzeitig auch unsere Freundschaft gefährdete, sollte er meine Liebe nicht erwidern. Jedes Mal schob ich es auf, wollte auf ein eindeutiges Zeichen von ihm warten.

Ich habe schon so viele Enttäuschungen ertragen müssen, Jake zum Beispiel oder Ed Jerse, der mich sogar hatte umbringen wollen. Ich weiß nicht, ob ich noch eine ertragen kann, vor allem eine, die Mulder und mich, unsere einzigartige Verbindung, zerstören würde. Denn ich könnte nicht mehr mit ihm arbeiten, es wäre unprofessionell und wahrscheinlich auch gefährlich.

Aber was ist, wenn er mich ebenfalls liebt, aber auch auf ein Zeichen von mir wartet? Wenn er, durch mein kühles Verhalten ihm gegenüber verunsichert, denkt ich sei nicht an ihm interessiert. Dieses distanzierte Verhalten, das ich benutze um nicht verletzt zu werden. Was wenn mich gerade das von der Chance fernhält jemals richtig geliebt zu werden, wenn er denkt ich würde ihn nicht lieben? Was wenn irgendwann der Tag kommt, an dem ich ihm nichts mehr sagen kann, weil er bei einem Einsatz ums Leben gekommen ist. Ich könnte es mir nicht verzeihen, ich müsste immer mit der Ungewissheit leben. Es wurde mich umbringen den einzigen Menschen zu verlieren, den ich je richtig geliebt habe, in der Ungewissheit zu leben was er für mich empfunden hat.

Ich sollte es ihm sagen, sollte mich ihm, den einzigen Menschen, dem ich mein Leben anvertrauen würde, endlich einmal öffnen. Ihm beweisen wie sehr ich ihm vertraue, wie sehr ich ihn liebe. Ich habe eigentlich nichts zu verlieren. Ich kann nur hoffen, hoffen dass er nicht nur einfach grundlos mit mir flirtet, für mich sein Leben riskiert, seinen Job.

Ich hoffe, er empfindet dasselbe für mich.

Ich werde es ihm gleich morgen sagen. Nein, besser ich gehe gleich zu ihm, besser zu früh als zu spät.

Ja, ich werde ihm sagen: Ich liebe dich Mulder.







ENDE
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