World of X

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Erdnussbutter

von Franzi

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"Morgen Agent Scully!"

"Morgen Mulder..." kommt es aus dem Verließ (auch unter "unserem Büro" bekannt) geknurrt.

"Na?" Ich stelle mich hinter meine Partnerin und sehe ihr über die Schulter – doch ich sollte wissen, dass sie das nicht leiden kann....

"Was?? Na?"

Fährt sie mich an.

"Nun, ja, na, wie: Wie geht es Ihnen? oder Was haben Sie heute schon alles vollbracht?"

Ihre Mine verfinstert sich bedrohlich.

"Eben, wie - Na, Sie sehen heute aber gut aus....?"

Sie gibt keine knurrenden Geräusche mehr von sich, aber der düstere Gesichtsausdruck bleibt.

Vorsichtig setze ich mich auf meinen Sessel, stelle die braune Papptüte auf dem Schreibtisch ab und betrachte sie.

Scully lässt sich davon nicht weiter stören... bis sie es bemerkt. Eine Augenbraue fährt aus, die andere gesellt sich dazu, bis zwei bitterböse Augen auf mich gerichtet sind.

"Was?"

"Was, was?"

"Warum kann man hier nicht richtig arbeiten?"

Sie steht auf und wirft die Arme theatralisch in der Luft herum.

"Scully?"

"Ja?"

"Darf ich Sie etwas fragen?"

"Das haben Sie soeben getan!"

"Sind Sie heute mit dem falschen Fuß aufgestanden?"

"Da ich nicht zu den abergläubigen Menschen gehöre, gibt es gar keinen falschen Fuß."

"Aha."

"Jawohl."

Sie lässt sich wieder nieder.

"Wie die Fiji Meerjungfrau?"

"Genau!"

"Wie die Poltergeister?"

"Ja."

"Wie die Aliens?"

"Jaha!"

"Wie die kleinen grünen Monster aus dem Wald?"
"Hmm."

Ihre Gedanken sind nicht mehr bei der Sache, da sie sich wieder ganz ihrem Bericht widmet.

"Wie gemeine Kolleginnen, die alles Übernatürliche abstreiten?"

"Ja."

"Haha!"

"Was denn?"

"Och, nichts, Scully."
"Kommen Sie mir nicht damit!"

"Ich musste nur über einen Witz lachen."
"Einen Witz?"
"Ja, Frohike hat ihn mir gestern erzählt."
"Na, dann erzählen Sie ihn mir! Ich will auch lachen."
"Der ist nichts für Sie..."
"Was soll denn das schon wieder heißen?"

"Er ist gar nicht so lustig."
"Aber Sie haben doch darüber gelacht!"

"Aber den kann ich Ihnen nicht erzählen!"

"Warum nicht?"

"Sie würden mich verachten."
"Das habe ich heute morgen schon getan, was ändert das?"

"Sie haben es so gewollt!"

"Okay."

"Kommen Sie her."

"Warum?"

"Weil dieser Witz nichts für diese Wanzen in unserem Büro sind."
"Mulder! Wie oft soll ich Ihnen noch erklären, dass wir nicht abgehört werden?"

"Blabla..."

"Was haben Sie gesagt?"

"Ach, gar nichts..."

"Aha..."

"Wollen Sie ihn jetzt hören, oder nicht?"

"Na, klar."

Sie beugt sich verschwörerisch zu mir herüber und eine kesse Locke streift mein Gesicht.

Ich schmunzle und beginne.



Ein paar Sekunden später.

"Sie übler Sexist!"

Empört wendet sie sich ab.

"Ich hab Ihnen gesagt, dass er nichts für Ihre Ohren ist, ich habe Sie doch gewarnt!"

"Ah, ja, und das finden Sie witzig, hm?"

"Wenn Sie so fragen... ja!"

"Sie sind nicht besser..."
"Besser als wer?"

"Besser als der Rest der männlichen Bevölkerung auf diesem Planeten."

"Ich hatte gedacht das war klar, als sie meine Pornoschublade entdeckt hatten."

Sie knurrt wieder und macht sich erneut an die Arbeit.

Ich öffne die Papptüte auf meinem Schreibtisch und hole das köstliche Glas heraus.

Vorsichtig öffne ich den Deckel, das Aroma steigt mir sofort in die Nase, ein schneller Blick in Richtung Partnerin –sie zeigt keine Reaktion-.

Behutsam streiche ich den Rest, der am Deckel festgepappt war mit meinem Finger ab und lasse mir das delikate Produkt auf der Zunge zergehen.

Immer noch nichts von Scully.

Mit schnellen Handbewegungen versuche ich den Duft in ihre Richtung zu schicken,

leider merke ich viel zu spät, dass sie mich beobachtet.

Die Augenbraue ist zurück!

"Mulder!"
"Ja, Agent Scully?"

"Was –zum Teufel- tun Sie da?"

"Ich?"

"Sehen Sie hier noch jemanden?"

"Zählen Sie auch die unsichtbaren Personen dazu?"

Sie murmelt etwas, das wie "Ich kill Sie, Mulder!" klingt, aber da muss ich mich verhört haben....

Schließlich steht sie auf und beäugt das Glas misstrauisch.

"Erdnussbutter??"

"Hm."

"Mulder, erzählen Sie mir jetzt bloß nicht, dass Sie so was essen?"

"Eigentlich wollte ich mein Auto damit polieren, aber wo Sie es gerade erwähnen..."

"Wissen Sie wie viel Kalorien so ein Ding hat?"

"Viele... ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen..."

"Wie kann man so was nur essen?"

"Ich hab gedacht, es wäre mal eine Abwechslung zu den Schokomuffins und Burgern."

Sie schüttelt sich angewidert.

"... Und zu Ihrem Pollenjoghurt."

"Ich weiß nicht worauf Sie hinaus wollen!"

"Scully, Abwechslung, sagt Ihnen das Wort etwas?"

"Oh, anstatt, dass wir dieses Kellerverlies einmal hinter uns bringen, wollen Sie mich mit Erdnussbutter mästen?"

"Wer hat denn das gesagt? Ich wollte nur eine andere Pause, was Sie machen ist mir doch egal."

"So?"

"Ja!"

"Dann mache ich mich wohl wieder an die Arbeit?"

"Das wird das Beste sein, Scully."

Sie setzt sich und nimmt gelangweilt –oder ist das nur mein Eindruck- ihre Blätter auseinander.

Ich hole einen blinkenden Löffel heraus und tauche ihn in tief in das Glas.

Scully seufzt und dreht ihren Stuhl so, dass sie nicht mehr in meine Richtung sehen kann.

"Hmmmm."

"Mulder! Ich kann so nicht arbeiten!"

Sie ist aufgesprungen und steht herrisch vor mir.

"Geben Sie mir den Löffel!"

Bereitwillig strecke ich die Hand aus und überlasse ihr mein Essenswerkzeug.

"Und jetzt geben Sie mir das Glas!"

Ich weiß was jetzt folgt.

Sie wird es irgendwie vernichten, oder wohin bringen, wo ich es nie wieder sehen werde.

Adieu Glas! Ach, wie gut, dass ich eine so essensbewusste Partnerin habe....

Doch was ist das?

Sie taucht den Löffel in das Glas, wie ich es vor ein paar Minuten getan habe...

Sieht ihn bemitleidend an... und steckt ihn in den Mund.

"Hey, Scully!"

"Hmm, was?"

"Na, wie fühlt sich das an? Die ersten wahren Kalorien, sagen wir seit 3 Jahren?"

"Grandios!"

"Sagen Sie das noch einmal für´s Protokoll?"

Gedankenversunken setzt sie sich an meinen Schreibtisch und sieht in das Glas hinein, als

Könne es ihre Zukunft verraten.

Doch ich kann meinen Augen nicht trauen, sie setzt ein zweites Mal an...

Und der Löffel ist binnen weniger Momente wieder blitzblank.

Ein Grinsen breitet sich auf ihrem Gesicht aus, als sie den Löffel zum dritten Mal in die zähe Masse taucht.

"He!"

"Was?"

"Wissen Sie wie viel Kalorien das Zeugs hat?"

"Man lebt nur einmal, Mulder."

"Ich möchte aber auch noch etwas davon haben."

"Das schmeckt aber gut."

"Ich weiß, deshalb habe ich es auch gekauft und jetzt geben Sie mir das Glas wieder, Scully!"

"Wie war das mit der Abwechslung?"

"Wie sah denn Ihre Vorstellung von Abwechslung aus? Nach draußen gehen... wir leben in einem freien Land, also?"

"Vielleicht hatten Sie doch Recht..."

Ihr Blick gleitet verträumt über den Inhalt des Glases.

"Scully! Ich will mein Glas zurück!"

"Jetzt schon?"

"Jetzt sofort!"

"Gleich..."

"So –fo –ho- rrrt!"

"Hm." Sie erhebt sich und geht in Richtung Türe.

"Scully, was machen Sie da?"

"Nichts weiter..."

"Das könnte schwere Konsequenzen für sie haben..."

"Hm... bin schon ein großes Mädchen...", bringt sie unter Kauen und Schlucken hervor.

Ich gehe zum Angriff über... und Scully zur Flucht.

Die Aufzugtür ist offen, Scully rettet sich hinein und drückt den Knopf... doch nicht schnell genug.

Ich stürme hinterher, drücke wahllos ein paar Knöpfe und stürze mich auf das Glas in ihrer Hand.

"Scully, hmpf... Geben Sie heeeeee... r."

Doch das Stürzen ist wohl treffender,als gedacht... ich verliere das Gleichgewicht und begrabe Scully regelrecht unter mir.

Wir plumpsen zu Boden und ich höre irgendwelche Flüche nahe an meinem Ohr.

Hey, da ist was Spitzes an meinem Bein.

"Ahhhh!"

"Was gibt´s denn zu Kreischen, Mulder? Ich schätze, dass ich mehr Grund dazu hätte..."

"Sie haben mir Ihren Absatz ins Bein gerammt!"

"Ups... ´tschuldigung..."

"Solang es nur das Bein ist..."

Da geht die Aufzugtür auf.

Davor steht eine Gruppe von Agenten... und Skinner, dessen Blick bedrohlich zwischen Entsetzen und Scullys frei gelegtem Oberschenkel schwingt.

Irgendwo von weiter hinten, kommen Sprüche wie:
"Ich hab´s ja schon immer gesagt..."

"Wenigstens könnten die es für sich behalten..."

"Spooky hat ja schon immer Aufmerksamkeit gebraucht..."

Langsam erhebe ich mich und hoffe, dass Scully keine Quetschspuren hat... vielleicht waren es diese Woche doch 2 Burger zu viel.

Aber sie sieht noch ziemlich ganz aus, bis auf den unsicheren Ausdruck im Gesicht... und zwei gerötete Wangen...

"Ich hoffe, Sie haben eine gute Erklärung dafür, Agents!"

"Ach, Skinner, kennen Sie eigentlich Joe Black?"



The end
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