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Café au Lait

von Jenna Tooms

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Sie fuhren nach Osten in die aufgehende Sonne.



„Wenn ich es mir so überlege“, sagte Scully, „Denke ich, ich werde bis zum Auschecken schlafen.“



Doggett sah sie an: „Wir könnten wahrscheinlich schon vor Mittag hier weg sein.“



„Ich muss ein bisschen Schlaf bekommen, bevor wir nach Hause fahren.“ Sie hielt ihre Hand vor ihren Mund und gähnte.



„Nach zwei Tagen dieses Wahnsinns...“



Doggett nickte, sein Blick weiterhin auf die Straße vor ihm gerichtet.

Wenn sie wieder in Washington wären, würde Scully sofort in ihre Mutterrolle schlüpfen, ohne eine Chance auf Erholung bis Will sein Schläfchen machen oder das Kindermädchen darauf bestehen würde, dass Scully ein bisschen Zeit für sich nahm.



„Ich bin zu aufgewühlt, um zu schlafen. Möchten Sie, dass ich Ihnen etwas zum Frühstück mitbringe?“



„Nein, danke.“, sie klang bereits verschlafen und hatte ihre Armen um ihren Körper geschlungen, die Augen geschlossen.



Es waren noch weitere zwanzig Meilen bis zu ihrem Motel und Scully sah nicht gut aus.

Doggett legte seinen Arm um sie und zog sie so nah zu sich hin, bis ihr Kopf an seiner Schulter lag. „Danke“, murmelte sie.



„Kein Problem“, antwortete er. Überhaupt kein Problem!



***



Wie gewöhnlich parkte Doggett den Wagen in einer Lücke vor Scullys Zimmer. Er musste seinen Arm von ihrer Schulter nehmen, um einparken zu können, so dass Scully blinzelnd aufwachte.



„Sind wir schon da?“



„Ja, Sie sind eingenickt.“



„Hm“, meinte sie und langte nach dem Türgriff.



„Warten Sie“, sagte Doggett. Er stieg aus, ging um das Auto herum und öffnete die Tür für sie. Scully lächelte dankbar und drückte leicht seinen Arm beim Aussteigen.



„Und da behauptet man, die Ritterlichkeit wäre tot.“, kommentierte Scully müde.



„Und einige sagen erleichtert: Die sind wir endlich los! – Aber ich weiß nicht...“ Scully stolperte kurz über den unebenen Boden und Doggett hielt sie wieder. „Gott, sind Sie müde.“



„Erschöpft.“



Er konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Er wollte sich das Grinsen nicht verkneifen. „Sind Sie so verwirrt von mir?“



„Ich war verwirrt.“, antwortete Scully, als sie ihren Schlüssel aus ihrer Manteltasche holte. „Ich hasse Undercover-Aufträge.“, fügte sie hinzu.



„Sie müssen zugeben, ich habe mich gut geschlagen.“



„Ich bin mir sicher, dass Sie Jahre der Übung hatten.“, konterte sie mit einem müden, aber bösen Grinsen und drehte den Türknauf. „Verdammt. Sie klemmt wieder.“



„Hier.“ Das Schloss der Tür war sehr widerspenstig und gab erst nach einer verworrenen Kombination aus Drehen und Rütteln nach.



„Danke Ihnen“, sagte Scully abermals und streifte ihren Mantel ab, als sie in das Zimmer trat.



Doggett zog den Schlüssel aus dem Schloss und hielt ihn zusammen mit seinem in der Hand.



„Sind Sie sicher, dass Sie nicht hungrig sind? Es war für alle eine lange Nacht.“ Er legte einen Zimmerschlüssel auf den Tisch neben der Tür und ging zögernd auf sie zu.



„Ich bin mir sicher. Danke. Ich möchte nur schlafen.“

Sie zog bereits ihre Schuhe aus und ließ sich auf das Bettende fallen.



„Ich könnte Ihnen etwas mitbringen.“



„Vielleicht etwas Kaffee?“ Sie sah zu ihm auf, die Schuhe in ihrer Hand. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht.“



„Sicher. Mit viel Milch, richtig?“



„Cafè au Lait, wenn Sie einen organisieren können,ja, danke.“



Doggett konnte sich nicht zurückhalten. Sie hatte an Gewicht verloren seit Williams Geburt und verlor mehr seit Mulder weggegangen war. Die Haut über ihren Wangenknochen sah so zart wie Seide aus. Er hielt seine Hand an ihre Wange und strich mit dem Daumen darüber. Seine Stimme lag eine Oktave tiefer wie gewöhnlich als er sagte: „Ja. Sie brauchen ein bisschen Schlaf. Ich hasse es, Sie mit Augenringen zu sehen.“



Bei seiner ersten Berührung schloss Scully ihre Augen und legte ihre Wange in seine Handfläche. Sie musste stark sein für Will, für ihre Mutter, für ihre Freunde, für jeden, der so besorgt um sie war. Aber manchmal nahm John Doggett daran teil: An einen Moment voller Ruhe, an einen Moment voller Vertrauen. An einen Moment, wenn sie sich an ihn lehnte.



Doch wie immer war es nur ein Moment und sie zog sich wieder zurück. „Und Sie müssen jetzt frühstücken. Landjungen brauchen ihre Nahrung.“



„Ja, Ma’am.“ Geistesabwesend nahm er die Wagenschlüssel aus seiner Tasche.



„Wie langen wollen Sie schlafen? Eine Stunde?“



„Mh.“, war alles was sie sagte, als sie bereits auf dem Bett lag, mit der Decke aus Kunstseide zugedeckt.



Doggett hielt an der Türschwelle inne und sah sie noch einmal an. Sie beide, Skinner und er, hatten mit Kersh debattiert, dass Scully noch nicht bereit für den Außendienst sei, nicht mit einem Kind, das gerade einmal 10 Monate alt war und einem Liebhaber, der, mit allen Absichten und Vorsichten, sie verlassen hatte, ganz egal wie nobel er versucht hatte es klingen zu lassen. Aber Kersh blieb stur: Scully war eine Außendienst-Agentin, folglich musste sie auch im Außendienst eingesetzt werden.



Natürlich hatte Kersh ihre Erschöpfung noch nie miterlebt oder ihre tränenreichen Anrufe nach Hause, um zu hören, wie es ihrem Baby ging oder ihren schuldbewussten Blick, wenn Will jedesmal, wenn sie weg ging, schrie. Das Kindermädchen, Julia, hatte ein „Mami-kommt-immer-zurück-Lied“ komponiert, aber auch das half nur wenig. Doggett war der Meinung, dass man zuviel von Scully verlangte und sie gleichzeitig viel zu stolz war, um dagegen zu protestieren.



„Agent Doggett?“, fragte sie schläfrig.



„Süße Träume“, sagte er und schloss die Tür hinter sich.



***



In den zwei Wochen in dieser Stadt hatte Doggett einen besonders guten Coffee-Shop entdeckt, und er dachte, dass es ein guter Ort sei, um dort das letzte Mal zu essen. Man servierte heimisches Essen: Grits, kleine, weiche Brötchen mit Land-Braten, Hackbraten, Steak und würzige Pommes. Scully hatte die Nase bei seiner Beschreibung hochgezogen und sich dann über Statistiken von Herz-Krankheiten von Männern über 40 geäußert, aber sie hatte sich schließlich doch bereit erklärt, dort mit ihm zu essen und dann zugegeben, dass es nicht schlecht gewesen war.



Doggett saß an seinem üblichen Platz am Tresen und lächelte dankend die Kellnerin an, als sie ihm eine Tasse Kaffee einschenkte. „Bin gleich wieder da!“, entschuldigte sie sich, bevor sie zu den anderen, schon wartenden Kunden eilte. Jeden Morgen hatte Doggett hier eine Woche lang gegessen, die letzten drei Tage mit Scully, bevor der Fall zu seinem Höhepunkt kam. Er hatte diesen Ort gemocht, es hatte ihm gefallen, ihn Scully zu zeigen. Aber als er nun die Speisekarte durchlas, fand er nichts, was seinen Appetit angeregte.



Und es bedurfte keines Genies, um herauszufinden, warum.



Vor einer Woche hatte Doggett Scully den Coffee-Shop zeigen wollen. Doch als sie schließlich mit ihm gegangen war, hatte der Laden für Doggett seinen Glanz verloren. So erging es ihm die ganze Zeit und das überall. Sogar sein eigener Küchentisch erschien ihm schon zu leer. Er hatte sich so sehr an Scullys Anwesenheit gewöhnt und erfreut: Die gewissenhafte Art, wie sie aß – die Art, wie sie ihren Kaffee ohne Zucker, aber mit viel Milch zubereitete – die Art, wie sie sich ihren Verstand zermarterte und wie ihre Gedanken sprühten, wenn sie argumentierten oder alberten und sich gegenseitig Theorien und Gedanken erzählten.



Kein Ort war ein Zuhause ohne Scully.



Die Kellnerin kam zurück, einen Kugelschreiber von vielen aus ihrer Schürzentasche nehmend. „Was kann ich Ihnen heute Morgen bringen?“



Doggett erwachte aus seinen Gedanken. „Kann ich mein Frühstück mitnehmen? Und haben Sie auch Café au Lait?“



***



Der Zimmerschlüssel passte nicht. Doggett zerrte und rüttelte an der Türklinke. Er dachte schon daran sein Frühstück am Straßenrand zu essen. Er überlegte sich, den Manager zu holen, damit er ihm aufsperrte, aber währenddessen würde Scullys Kaffee unter Garantie kalt sein. Er würde sie durch penetrantes Klopfen an ihrer Tür wecken müssen, anstatt durch das Telefon, was er eigentlich beides nicht vorgehabt hatte: Eigentlich wollte er sich umziehen, da er schon dasselbe schwarze T-Shirt und dieselben Jeans seit zwei Tagen trug. Er dachte, es wäre geschickter, Scully zum Frühstück in sein Zimmer einzuladen, wo sie bitteren Kaffee vom Motel erwarten, aber die frischen Muffins und die Eier vorfinden würde, die er gekauft hatte.



Das zum Thema: Gut geschmiedete Pläne.



Er überquerte den Parkplatz und klopfte vorsichtig an ihre Tür. Er wartete und klopfte wieder. Wartete. Klopfte wieder, diesmal lauter. Dann wandte er sich um und begutachtete den Parkplatz: War sie vielleicht schon gegangen?



*Click* Und dann erinnerte er sich und es fiel ihm wie Schuppen von den Augen: Er hatte seinen Zimmerschlüssel auf ihren Tisch gelegt und ihren behalten. Das musste es sein, denn sein Schloß hatte zuvor einwandtfrei funktioniert. Der Gedanke war verlockend und unvorteilhaft zugleich. Doggett zuckte mit den Schultern: Frühstück im Bett, Agent Scully?



Er hoffte das Ritual mir ihrem Türschloß würde sie wecken, aber der Raum war dunkel, als er die Tür öffnete. „Agent Scully, ich habe Ihnen...“



Er spürte die Stille.



In seiner Abwesenheit hatte sich Scully die schwarzen Klamotten ausgezogen, die sie bei der vorherigen Razzia getragen hatte und lag nur in weißer Baumwollunterwäsche, die unschuldig und bequem aussah, gekleidet auf ihrem Bett. Im Schlaf hatte sie die Decke zur Seite geworfen. Ihr Körper war für ihn vollkommen enthüllt, von ihren schlanken Füßen bis zu ihrem zierlichen Nacken, abgesehen von dem reifen Versprechen ihrer Brüste und Hüften.



„Jesus“, murmelte Doggett und schloss die Tür wieder hastig vor seiner Nase. Er wollte nicht, dass irgendjemand einen flüchtigen Blick auf das warf, was einzig und allein sein Geschenk zu sein schien.



Jedoch blieb noch die Frage, was er jetzt mit ihrem Kaffee machen sollte. Wenn er ihn in ihrem Zimmer stehen ließ, würde sie wissen, dass er da gewesen und sie gesehen hatte. Wenn er sie aufwecken würde, gäbe es keinen Zweifel daran, dass er wusste, dass sie in Unterwäsche schlief – und seine Gedanken kamen nicht von dem Bild markelloser, weißer Baumwolle ab, geschweige denn von dem, was der Stoff verbarg.



Als Junge wurde ihm beigebracht nach dem Axiom „Was würde Jesus tun?“ zu leben. Aber jetzt war er der Meinung, nicht mal Jesus würde wissen, wie er auf Agent Scully in all ihrer Schönheit reagieren sollte. Was blieb, war die einzig andere Frage, wenn es zu dem Fall „Wie-Behandle-Ich-Agent-Scully-Ohne-Dass-Sie-Mir-Den-Kopf-Abreißt“ kam, die da lautete: Was würde Mulder tun?



Mulder, dachte sich Doggett, würde sich zu ihr ins Bett legen, sie mit seinen Küssen aufwecken, sie mit dem Frühstück füttern und leidenschaftlich Liebe mit ihr machen. Nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge.

Wenn man die Tatsache berücksichtigt, was Mulder sagte, bevor er ging, war Mulder, Doggetts Meinung nach, nicht mehr das beste Vorbild.



So blieb er auf sich allein gestellt. Folge deinem Instinkt, überlegte er. Und versuch einfach nicht zu starren.



Er öffnete die Tür ein weiteres Mal, schlüpfte ins Zimmer, stellte die Taschen ab und schloß die Tür. Er öffnete die Jalousie ein bisschen, um einen silbrigen Morgenschimmer herein zulassen. Scully hatte sich nicht gerührt: Ihr Haar lag ausgebreitet auf dem Kissen, ein Knie war angewinkelt, ihre Lippen waren geöffnet und ihre linke Hand ruhte auf ihrem Bauch.



Doggett sah entschlossen weg und beschäftigte sich mit dem Frühstück, darauf hoffend, dass der Kaffeegeruch sie aufwecken würde. Nein, dachte er, so müde wie sie war, würde sie nicht einmal wach werden, wenn er den Kaffee direkt unter ihre Nase halten oder ihr gar ins Gesicht schütten würde. Dieses improvisierte Frühstück sah mehr und mehr nach einer schlechten, denn nach einer guten Idee aus: Scully brauchte den Schlaf, er hatte ihr eine Stunde versprochen. Sie würde sofort, nachdem sie zu Hause angekommen waren, von Wills Bedürfnissen in Anspruch genommen werden ohne Zeit für sich zu haben.

Dann erblickte er seinen Zimmerschlüssel auf dem Tisch neben der Tür: Er würde seine Sachen in sein Zimmer tragen und sie zu einem wirklich guten Kaffee von Starbuck’s am Flughafen einladen.



Das war doch wirklich einfach, oder?



Aber er konnte sie nicht so unbedeckt liegen lassen, genauso wenig, wie er mit William ohne eine Jacke an einem windigen Tag nach draußen hätte gehen können. Die Sache war noch nicht erledigt.



Doggett ging zum Bett. Er griff nach der Decke, schob vorsichtig ihr Bein von dem Stoff herunter und deckte sie damit zu. Scully bewegte sich kurz und murmelte leise Unverständliches vor sich hin. „Schlaf weiter, Sweetheart“, murmelte Doggett. Er zog die Decke bis zu ihren Schultern hoch und strich über ihr Haar.



Die Versuchung war zu groß, so wie er sich nicht zurückhalten konnte sie zu berühren, als sie das Motel erreichten, konnte er es auch jetzt nicht. Wer wusste schon, ob sich ihm diese Gelegenheit noch einmal bieten würde? Er beugte sich nach unten, vorsichtig, damit sein Gewicht die Matratze nicht hinunter drückte und küsste ihre Stirn. Sie war glatt und kühl, und er ließ seine Lippen einen Moment länger dort ruhen...einen Moment länger.



Dann plötzlich eine Bewegung: Ihre Hand fuhr hoch, Finger glitten in sein Haar, der andere Arm schlang sich um seinen Nacken, ihr Körper verlagerte sich, so dass das, was auf seinen Lippen war, nicht mehr kühle Haut, sondern warme, weiche Lippen waren.



Es passierte so schnell, dass er nach Luft schnappte.



Scully keuchte auch und presste ihren Körper an den seinen, zog seinen an ihren. Seine Hände rutschten auf der groben Decke ab. „Ich werde sie zerquetschen!“, dachte er, aber auf die Art wie sie an ihm zog, schien es, als wollte sie zerquetscht werden.



In der Zwischenzeit ließ sie nicht von seinem Mund ab, sie küsste, küsste, küsste ihn mit feuchten Lippen. Doggett kniete sich aufs Bett und schlang seine Arme um sie. Sie küsste ihn, als wolle sie niemals mehr aufhören. Sie küsste ihn, als wolle sie nichts anderes mehr tun. Sie küsste ihn, als hätte sie schon eine lange, lange Zeit darauf gewartet ihn zu küssen.



Aber sogar Liebende müssen atmen und viel zu früh trennte sich ihr Mund von seinem. Ihr Atem schlug gegen seine Wange. Sie hielt ihn so fest, als dachte sie, dass er die erste Möglichkeit wahrnehmen würde, um zu entkommen.



Doggett presste sein Gesicht gegen ihren Nacken, die Augen geschlossen, zitternd. Sie war nicht nur in seinen Armen - sie war alles und überall. Sie war sogar in der Luft, die er atmete. Und er wollte nicht in ihre Augen blicken und etwas anderes darin sehen außer Glück.



Ein oder zwei Momente vergingen, dann spürte er ihr Luft holen und ihr Öffnen des Mundes, um zu sprechen.



Er hielt seine Augen geschlossen.



Sie sagte nicht: „Entschuldigung.“



Sie sagte nicht: „Ich dachte, Sie wären jemand anderes.“



Sie sagte nicht: „Ich habe geträumt.“



Sie sagte: „Ich rieche Kaffee.“



„Er steht auf dem Tisch“, er rieb seine Lippen an ihrem Ohr.



„Mh. Danke dir.“ Scullys Fingernägel kratzten leicht über seine Kopfhaut. „Hast du schon gegessen?“



„Nein.“ Er räusperte sich, um den Kloß im Hals hinunter zu schlucken. „Ich habe für uns beide etwas mitgebracht.“



„Oh, gut, dann können wir zusammen essen.“ Ihre Fingerspitzen streichelten seinen Nacken.



Doggett dachte einen Moment über ihren Tonfall nach. Da war kein Sarkasmus. Nicht mal der trockene Humor, den sie manchmal gebrauchte. Sie klang...erfreut.



Er hob seinen Kopf von ihrem Nacken, schaute in ihre Augen und sah das Glück darin. Sie lächelte ihn an, ihre Finger spielten an seinem Ohr und er lächelte zurück. Er wollte laut loslachen. Er wollte schreien. Er wollte auf dem Bett herum springen, wie ein Kind ohne Babysitter.



Doch stattdessen küsste er sie. Er küsste sie für ihr Lächeln. Er küsste sie für das Tragen weißer Unterwäsche. Er küsste sie, weil sie glücklich darüber war mit ihm zu frühstücken. Er küsste sie für das sanfte Ziehen an seinem Ohr, das ihn näher an sie zog.



„Lass uns essen“, sagte er, als sie aufhörten sich zuküssen oder zumindest kurz innehielten, weil er es größtenteils ihn ihrem Mund aussprach.



„Mh“, antwortete sie. Er hatte früh gelernt, dass diese kleine Silbe für sie genauso viele Bedeutungen hatte, wie das Wort „Schnee“ für Eskimos. „Ich denke, ich bin nach all dem hungrig geworden.“



Er grinste sie an, als er zum Tisch zurückging, unfähig den Blick von ihr zu nehmen. Scully grinste zurück, die Decke bedeckte sie noch größtenteils, versteckte aber nicht die Röte, die ihre Haut annahm, als er sie ansah. Gott, sie errötete! Erröten! Und das süße Lächeln verschwand nicht, als er sich im Schneidersitz auf das Bett setzte, zwischen ihnen die Tüten mit ihrem Frühstück. Scully setzte sich auch auf, vorsichtig, um nichts zu verschütten, immer noch die Decke vor sich haltend.



„John“, sagte sie zögernd, dann fester, „John, ich will dir etwas sagen.“



„Oh?“ er holte die Styropor-Schachteln, die Plastikmesser und Gabeln hervor. „Um was geht’s...Dana?“ Was für ein hübscher, kleiner Name.



„Letzte Nacht, beim Lager. Sah ich diesen Mann.“ Doggett hörte auf mit dem Frühstück zu hantieren und sah sie an. Scully sprach langsam weiter. „Ich sah einen Mann, der eine Waffe hielt. Und er sah stark aus und mutig und gutaussehend. Er sah wie ein Held aus.“ Da glitzerten Tränen in ihren Augen. Doggett biss sich auf die Lippe, er wartete auf das Knock-Out. „Und dann drehte er sich um und er war du.“



Doggett brauchte eine Weile, um das zu verstehen. Er machten einen langen, erleichterten Seufzer, der nicht mal die Hälfte von der Erleichterung ausdrückte, die er empfand. „Puh! Einen Moment lang dachte ich, du hast schlechte Nachrichten für mich.“



Sie lachte: „Das hängt ganzdavon ab, aus welchem Blickwinkel du das siehst.“, sagte sie leichthin, aber es entstand eine Furche zwischen ihren Augenbrauen.



„Hey“, sagte Doggett. Er rutschte zu ihr und hielt ihr Gesicht in seinen Händen, den Anfang einer besorgten Linie über ihrem Auge weg streichelnd. „Ich muss dir auch etwas sagen.“



„Okay“, meinte sie. Sie ließ seinen Händen freien Lauf. Sie rieb ihr Gesicht sogar ein bisschen gegen seine Hand, wie eine Katze, die gestreichelt werden will.



„Ich liebe dich“, sagte er. Und wider Erwarten öffnete der Himmel sich nicht, um Feuer zu regnen. Scully lächelte sogar noch mehr, ihre Augen glänzten.

„Ich habe gewartet“, sprach er weiter, „dich beobachtet, versucht, herauszufinden, ob du bereit bist, wieder zu lieben. – Ich denke, ich habe den Zeitpunkt verpasst.“



„Ich ihn auch“, antwortet sie ruhig. „Es sei denn, du bezeichnest einen intensiven Kuss im Bett als das Signal.“



„Das werde ich machen.“ Er lächelte sie an und zog seine Hand zurück. „Dein Frühstück wird kalt.“ Es war schön und gut über abstrakte Dinge wie Liebe und Wünsche zu reden, aber die praktischen Angelegenheiten waren jetzt wichtiger: Ihr grummelnder Magen, der verführerische Geruch von frisch gebackenen Muffins und heißem Kaffee. „Cafè au Lait, wie du wolltest!“ , sagte er, als er ihr den Becher gab. Ihr fröhliches Seufzen war lohnender als eine handvoll Gold.



Sie teilten die Muffins und aßen zusammen die Eier. Doggett brachte ihnen beide ein Glas Wasser vom Waschbecken, um den heißen Kaffee abzukühlen. Sie unterhielten sich ein wenig. Sie küssten sich viel.



Scully sagte, nachdem die Verpackungen im Mülleimer waren und der Rest des Kaffees im Becher auskühlte. „Ich habe meine Lektion vom Warten auf die sichere Liebe bis es zu spät ist, gelernt. Die Liebe ist nicht sicher. Sie jagt einem Angst ein, sie ist gefährlich und fesselnd, und du musst sie nur hastig ergreifen und beten, dass du sie behältst.“



„Nein, so sehe ich das nicht.“, widersprach Doggett und Scully drehte ihren Kopf, um ihn anzusehen - nicht gerade einfach, da ihr Kopf auf seiner Schulter lag. „Liebe ist sicher. Liebe sollte sicher sein. Liebe sollte schützen. Hier..“, er gestikulierte vage zu ihnen, so wie sie zwischen den zerwühlten Decken lagen, „Hier ist ein sicherer Platz dafür. Hier“, er berührte ihre Brust, wo er ihr Herz schlagen spürte, „hier ist ein sicherer Platz. Ich vertraue darauf, was du hier hast.“



Sie nahm seine Hand, küsste ihn und sagte: „Aber es war ein Risiko, dass ich heute auf mich nahm. Du hättest mich wegen sexueller Belästigung verklagen können.“



„Also, das ist die letzte Gefahr, die du von mir erwarten kannst. Vor allen Dingen seit heute.“



„Mm“, kommentierte sie zweifelnd, aber sie kuschelte sich an seine Brust. „Wie viel Zeit haben wir noch bis wir auschecken müssen?“



„Noch zwei Stunden. Es ist immer noch ziemlich früh.“



„Bist du einverstanden, wenn ich noch ein bisschen weiter schlafe? Zumindest bist das Koffein wirkt?“



„Du schläfst solange wie nötig.“, antwortete er ihre Stirn küssend. Er konnte ihr die Zweifel nicht übel nehmen. Sie hatte alles für Mulder gegeben und endete dennoch allein. Gut, Mulder konnte Lichter am Himmel verfolgen, bis der Himmer herunter fallen würde, wenn er dachte, dass es das wäre, was seinem Leben Sinn gab.



Nicht John Doggett. Er wusste, was er schätzte. Er wusste, was er verehrte. Er wusste, was er liebte. Eine kleine, starke Frau und ihren kleinen Jungen. Das war alles wert, um es zu schützen, dachte er und küsste abermals ihre Stirn. „Süße Träume.“



„Die werde ich haben.“, murmelte sie und küsste ihn noch einmal. „Ich weiß es ganz bestimmt.“







Ende
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