World of X

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FTE - Possession (1)

von Jenna Tooms

Kapitel 2

3.



In dem Auto sind wir ruhig, als Scully mich heimfährt. Das Radio läuft, und zufällig kommt mein liebster Dire Straits Song. Mark Knopfer singt über Gitarren und Synthesizer: “So far away from me/ So far I just can’t see/ You’re so far away from me...“ und ich trommele mit meinen Fingern auf meinen Knien herum, dem Takt folgend.



Mein Geist arbeitet in tausend verschiedene Richtungen auf einmal, bei dem Versuch zu verstehen, was ich gerade eben gelernt habe. Ich will den Mann umbringen, der das begonnen hat. Den Einen, der ihr ihre Unschuld geraubt hat, der ihr ihr Zutrauen weggenommen hat und ihren Sinn für ihren eigenen Wert. Kein Wunder, dass sie so viel von sich unserer Arbeit widmet, wenn es die einzige Sache ist, die ihr irgendeine Art von Zufriedenheit gibt.



Ich weiß nicht, was ich zu ihr sagen soll. Wir haben das Wort tatsächlich noch nicht ausgesprochen, aber wir beide wissen, dass es sich auf eines reduzieren lässt. Sex. Sie hat mich gefragt, ob ich Sex mit ihr haben will. Ich will Sex mit ihr haben. Und keiner von uns hat einen Schimmer, was wir als nächstes tun sollen.



Ich hab davon geträumt, es mir vorgestellt und darüber phantasiert. Ich weiß nicht, was sie erwartet. Sie ist so angespannt, ich fühle mich, als ob sie davon fliegen würde, wenn ich sie berühren würde.



Ich kann sie nicht gehen lassen heute nacht, bis sich diese Angespanntheit gelöst hat.



Scully drückt sich in eine Parklücke vor meinem Apartmenthaus, sie macht den Motor nicht aus. „Also,“ sagt sie, “Gute Nacht, schätze ich, Mulder.“



„Komm mit mir hoch, Scully.“



Ihre Augen weiten sich und sie sagt schnell, „Ich bin nicht sicher—„



„Wir werden heute nacht keine Liebe miteinander machen. Komm nur mit mir hoch, für eine kleine Weile.“



„Und was tun wir?“ sagt sie, aber da ist die Andeutung eines Lächelns in der Ecke ihres Mundes.



„Schmusen?“



Sie lacht plötzlich los und bedeckt ihren Mund. „Schmusen?“ wiederholt sie.



„Schmusen. Du weißt, ein wenig küssen und ein wenig umarmen.“



„Ich weiß, was es bedeutet, ich habe Monty Python angeschaut.“



„So? Interessiert?“



„Versprichst Du mir, dass es nur beim Schmusen bleibt?“



„Pfadfinder-Ehrenwort! Du wirst noch nicht mal deine Schuhe ausziehen.“



„Okay.“ Sie gibt mir ein fehlgeschlagenes, herausforderndes Lächeln und wir steigen aus dem Auto und gehen die Treppen hoch.



Mein Apartment ist nicht unbedingt, das romantischste Ambiente, aber ich drehe die Lampen soweit runter wie möglich und lege langsame Musik in die Stereo-Anlage. In dem Versuch es romantischer zu machen. Scully schaut mich an mit einer Mischung aus Amüsment und Zweifeln, auf dem Rand meiner Couch hockend. Mein eigener Puls rast, und als ich mich neben sie niedersetze, zittern meine Hände.



„Unser erster wirklicher Kuss,“ murmelt sie, sich zurücklehnend. Und ich kann an keinen Witz denken, selbst wenn mein Leben davon abhinge. Sie umrahmt mein Gesicht mit ihren Händen und zieht mich näher, und flüstert als ich mich zu ihr lehne, „Schmus’ mit mir!“



Natürlich lache ich los, und sie fängt auch an zu lachen, und lachend, küssen wir uns.



Sie schmeckt wie Pfirsich-Schnaps. Wie frische Äpfel. Wie die Luft am Meer. Wie all meine liebsten Dinge und wie etwas, dass ich noch nie zuvor probiert habe. Ich könnte zufrieden den Rest meines Lebens damit verbringen, herauszufinden was ich in ihrem Mund schmecke.



Sie seufzt weich und ihre Hände bewegen sich von meinem Gesicht zu meinen Schultern, und sie schiebt mich sanft von sich. „Langsam,“ sagt sie, ihre Augen bitten mich um Verständnis, und ich nicke.



„Wir gehen, wohin Du uns führst,“ erzähle ich ihr, und streichle ihre Wange mit meinem Daumen. Sie seufzt wieder, und ihre feinfühligen Finger berühren langsam mein Gesicht, streifen meine Augen, meine Nase, meine Ohren und letztendlich meinen Mund, mit einer Berührung so leicht wie ein Schmetterlingsflügel. Ich schließe meine Augen. Ihr Mund folgt der Route, die ihrer Finger genommen haben, ihre Berührung immer noch so leicht, ihre Küsse sind wie Träume. Sie küsst mich unschuldig, wie Kinder küssen, und ich realisiere wie sehr ich das vermisst habe, geküsst zu werden um des Kusses Willen, anstatt als Anfang für etwas anderes. Ihre Hände streichen meine Arme hinunter und über meine Brust, und eine kommt und verweilt leicht auf meiner Taille, während die andere sich zurück zu meinem Gesicht bewegt.



„Mulder,“ seufzt sie



„Was ist denn?“



„Mulder.“ Sie nimmt meine Unterlippe zwischen ihre Zähne und knabbert leicht, und sie fährt fort, mich sanft und langsam zu küssen. Ich wundere mich, ob sie versteht, wie machtvoll dieser Moment für mich ist. Dass ich mich selbst ihr übergeben habe als Ganzes, dass selbst wenn wir uns nie mehr, als in diesem Moment berühren würden, sie dennoch meinen Körper und meine Seele besitzt.



Sie löst ihren Mund von meinem und schaut mich an, mit verstörtem Gesichtsausdruck. „Mulder? Was ist falsch?“ sagt sie und berührt meine Wange. Ihre Finger kommen nass zurück.



Ich setze mich auf und wische mein Gesicht mit meinen Handinnenflächen ab. „Sorry, ich bin ein wenig emotional, vermute ich.“



„Und ich dachte, ich wäre die Emotionale,“ sagt sie angespannt. „Komm her, Du großes Dummchen.“ Ich gehe zurück in ihre Umarmung und weine ein bisschen mehr, als sie mein Gesicht streichelt und mit meinem Haar spielt. Schließlich bleibe ich mit meinem Kopf in der Biegung ihres Halses liegen und atme den Duft ihrer Haut ein. Ihre Hand wiegt meine Stirn, warm und beruhigend. „Erzähl mir, was falsch ist,“ flüstert sie.



„Dass ist meine Frage!“



„Du weißt, was mein Problem ist!“



Ich bin für eine Weile still. Ich weiß es, aber ich will ihre Version der Geschichte hören. Oder vielleicht auch nicht. Schließlich seufze ich und sage ihr, „Ich weine, weil Du es nicht tust.“



„Denkst Du, ich sollte?“ Da ist Amüsment in ihrer Stimme.



„Nein, es ist nicht das.“



„Was ist es dann?“



„Ich wünschte, wir könnten zurück gehen, bevor er Dich verletzt hat und ich könnte es , ich weiß nicht, es verhindern, Dich vor ihm schützen, es so machen, dass –„



Sie legt ihre Finger auf meinen Mund. „Mulder, Stop. Wünsche werden nicht verändern, wie die Dinge nun mal sind.“



„Warum hast Du es niemand erzählt?“



„Ich dachte nicht, das irgendjemand mir geglaubt hätte. Ich dachte, dass meine Eltern von mir enttäuscht wären.“ Ihre Stimme fällt auf ein kaum hörbares Flüstern.



„Oh, Scully!“ Ich erhebe meinen Kopf von ihrer Schulter und küsse sie warm, und sie zieht mich näher.



„Es brauchte zehn Jahre, bis ich es irgendjemand erzählen konnte,“ sagt sie. „Nur mein alter Therapeut, Terencen und Du wissen es. Niemand sonst braucht es zu wissen.“



„Deine Mutter sollte es wissen. Sie liebt Dich, sie wird Dich verstehen.“



Sie schüttelt ihren Kopf. „Ich kann es ihr nicht offenbaren, Mulder. Noch nicht. Der Blick in ihre Augen...ich kann einfach nicht.“



„Okay, dass ist fair,“ sage ich. „Aber.“



„Aber?“



„Aber wenn da noch was ist, muss ich es wissen, und ich denke Du solltest es mir jetzt erzählen.“



Sie senkt ihre Augen und sagt, “Nein, da ist nichts mehr.“ Ich berühre ihr Gesicht und sie küsst mich plötzlich. „Keine Fragen, heute nacht, bitte, Mulder!“ flüstert sie und küsst mich so, dass ich nicht mehr sprechen kann. Sie ist klein in meinen Armen, klein und perfekt. So stelle ich keine weiteren Fragen mehr.



Sie verlässt mein Apartment, bevor die Sache zu heiß wird. Ich lasse sie ungern gehen. Ich will, dass sie bei mir bleibt, sie könnte in meinem Bett schlafen, während ich die Couch nehme – aber sie schüttelt ihren Kopf, als ich mit sprechen beginne und verlässt mich ohne ein Wort. Morgen im Büro werden die Dinge sein, wie sie immer sind, aber die Nächte gehören uns.



Aber noch fühlt sich etwas nicht richtig an. Nicht, was sie von mir zu tun verlangt, aber wie wir es tun. Wenn sie denkt, dass nur ich ihren Schmerz beenden kann, werde ich Himmel und Erde in Bewegung setzen, um ihren Glauben in mich zu rechtfertigen. Aber die Art und Weise davon ist eine schwierige Frage, das Wann und das Wo und das Was. Gut ich weiß das Was. Aber es sollte losgelöst sein von unserem bisherigen Leben. Gedimmtes Licht und Miles Davis machen aus meinem Apartment keinen romantischen Platz – es ist kaum als Wohnstätte zu tolerieren. Ihr Apartment ist nicht besser, zu viele Erinnerungen. Da muss es einen Ort geben, an den wir gehen könnten, wo es sicher und losgelöst ist.



Plötzlich weiß ich es. Vor Jahren – damals steckte ich gerade mitten in einer unangenehmen Beziehung, bei der ich jetzt nicht geistig verweilen will – verbrachte ich eine Woche in einer kleinen Stadt in Vermont, in die ich mich verliebt habe. Es war einer dieser kleinen, charmanten Plätze, die nicht so trendy sind, dass sie von Touristen überrannt werden. Als ich damals dort war, wohnten wir in einem Hotel, aber ich fragte – schon für irgendwann meine Rückkehr planend – und dort gibt es auch Häuser zu mieten. Wunderschöne, abgeschiedene, alte Häuser, die Art von der ich weiß, dass Scully sie mag, mit Erkern, Giebelfenstern, fließenden Vorhängen, Schindeldächer...



Und nichts ist zu gut für meine Scully.



4.



Am nächsten Morgen wartet ein Tasse Eistee auf meinem Schreibtisch und kein Zeichen von Scully. Stark gebrühter Tee mit einer Spur von Limone, genau wie ich ihn mag. Ich sende eine e-mail zu ihrem oberen Büro. „Meine geheime Verehrerin ließ einen geeisten Tee auf meinem Schreibtisch...eifersüchtig?“



Ein paar Minuten später bekomme ich diese Nachricht zurück: „...ja. Genieße deinen Tee.“



Ich grinse und schreibe ihr zurück: „Ich denke über einen Platz nach, an dem ich Dich gerne küssen würde. Willst Du raten?“



Sie antwortet mir: „New Hampshire?“



„Ein bißchen mehr südlich.“



„Ah. Georgia.“



„Willst Du zum Lunch ausgehen?“



„Nach Georgia?“



„Nathan’s Famous auf Coney Island?“



„Sicher...ich war noch nie auf Coney Island.“



„Kann ich Dich auf Coney Island küssen?“



„Nur wenn Du keine Zwiebeln auf deinem Hot Dog hattest.“



„Oh, Problem. Wir können nicht nach New York und zurück in der Länge unserer Mittagspause. Ich vermute, der gewöhnliche Imbiss um die Ecke muss reichen. Zu meinem Bedauern. Kann ich Dich an der Ecke küssen?“



„Nur wenn ich Dich auf den Treppen küssen kann.“



„Baby, Du kannst mich überall auf Gottes grüner Erde küssen.“



„Oh, vertraue mir. Das werde ich.“ Und sie beendet diese mit einem Wink.



Oh Mann. Wenn das irgendjemand liest, werden die denken, dass wir heftig Flirten. Ich kann es kaum abwarten, ihr von meinen Plänen zu erzählen.



Der Morgen vergeht langsam mit Post beantworten, Telefonanrufe machen und Berichte schreiben für Fälle, die darauf warten abgeschlossen zu werden. Scully kommt nicht runter von ihrem Büro. Ich vermute, wir beide fühlen uns ein bisschen Unbeholfen diesen Morgen. Und ich kann sie nicht küssen, wenn ich sie das nächste Mal sehe, dass wird warten müssen, bis wir wieder allein sind.



Unsere e-mails bringen mich auf eine Idee, doch. Ich rufe ihr Telefon daheim an und warte bis ihr Anrufbeantworter die Mitteilung abgespult hat. Ich sage in meiner sexiesten Stimme, mich in meinem Stuhl herumdrehend und zurücklehnend, um meine Füße hoch zu legen, „Scully, ich bin’s. Zuerst, werde ich deine Bluse aufknöpfen mit meinen Zähnen, und dann werde ich deinen Hals küssen und deine Brüste, und dann werde ich deinen Rock und deine Strümpfe ausziehen. Ich werde deinen gesamten Körper küssen und schließlich deinen Mund. Ich werde Dich lang und hart küssen, Scully, und dann werde ich Dich herunter legen, und dann werde ich Liebe mit Dir machen. Bye.“ Ich lege das Telefon auf , grinsend, und drehe mich um, um Scully im Türrahmen zu sehen, ernsthaft bemüht nicht loszulachen. Plötzlich weiß ich nicht, was ich mit meinen Händen machen soll.



„Ist das ein Versprechen?“ sagt sie, ihre Lippen zucken verdächtig.



„Uhm, yeah. Wenn Du, Du weißt, bereit bist.“



„Mulder, ich denke, wir müssen reden. Komm schon, lass uns Mittagessen.“ Sie streckt mir ihre Hand hin, die ich nehme.



Wir gehen zu unseren üblichen Hot Dog Stand und nehmen Limos und Hot dogs mit dem nötigen Appetit. Der Tag ist nicht zu kalt und so finden wir eine Parkbank, auf die wir uns setzen, um zu essen.



Schon bald sagt Scully, sich Krümmel aus den Ecken ihres Mundes wischend, „Ich habe darüber nachgedacht, was gestern Nacht geschehen ist.“



„Welchen Teil?“



„Über alles. Und ich denke, ich habe die Grenzen unserer Freundschaft überschritten. Also brauchst Du Dich nicht verpflichtet fühlen zu – Du weißt.“



„Denkst Du, ich werde mit Dir schlafen, aufgrund einer Verpflichtung?“ frage ich, mich selbst belächelnd.



„Nein.“ Sie schaut den Passanten nach.



„Scully. Hey Scully, vertraust Du mir nicht mehr?“



„Natürlich vertraue ich Dir! Du bist der einzige dem ich vertraue. Aber es geht hier um etwas ganz anderes.“



„Tut es das?“



„Das Du und ich Liebende werden ist verrückt.“



„Ist es das?“ sage ich wieder zärtlich. Ich lege meine Hand auf ihre, und sie dreht ihre Hand und umfasst meine fest.



„Was wird aus uns, wenn es nicht funktioniert? Oder wenn unsere Feinde es herausfinden? Kannst Du Dir vorstellen, was sie tun werden?“



Ich kann mir vorstellen, was sie tun werden. Es ist wahrscheinlich schlimmer, als das was sie sich vorstellt und ich unterdrücke nicht mein Schaudern.



„Siehst Du?“ wispert Scully. „Es ist verrückt. Ich hätte Dich nicht mal fragen sollen.“



„Bereust Du, dass du es getan hast?“



Sie schaut weg und sieht den Passanten nach, ihre Hand umfasst immer noch meine. „Nein. Wenn die Dinge anders wären...aber sie sind nicht anders.“



„Sie könnten anders sein.“



„Wie?“



„Wenn wir weggehen würden.“



„Ich renne nicht weg, nur um Sex mit Dir zu haben.“



„Ich meine nicht wegrennen. Nur einen kleinen Urlaub nehmen.“



„Zusammen?“



„Natürlich.“



„Wohin würden wir gehen?“



„Vermont. Ich kenne da diesen wunderschönen Ort zum skifahren, auf Pferderücken reiten und wandern, und einem wunderschönen alten Haus, das wir mieten könnten...einfach der Natur ihren Lauf lassen...natürlich sein!“ schließe ich lahm.



„Wann hast Du darüber nachgedacht?“



„Letzte Nacht, nachdem Du gegangen bist.“



„Hm. Interessant. Aber es löst nicht das eigentliche Problem.“



„Also, wenn es nichts anderes ist, dann würde es für Dich ein Urlaub sein. Ich wäre dein Houseboy.“



„Der mir jeden Wunsch erfüllt, ist es das?“ Sie lächelt, stellt sich – hoffe ich – exakt vor, was für Wünsche ich ihr erfüllen könnte.



„Wie – „ ich nenne die harmloseste romantischste Geste, die mir einfällt, „Wie deine Haar waschen.“ Ihr Grinsen wird breiter, so mache ich weiter. „Oder deine Zehennägel lackieren, oder deinen Rücken massieren, oder für Dich meine weltberühmten Omlettes machen.“



„Oder für mich singen,“ sagt sie sanft.



„Und Dich in den Schlaf wiegen.“



Wir lächeln, gefangen in der Phantasie, die so real erscheint. Ich kann sie fast berühren. Ich kann sie fast sehen, schlafend in meinen Armen, die Lippen geöffnet, ihr Gesicht friedlich. Ich sage ihr, mit gesenkter Stimme, „Und nichts wird geschehen, dass Du nicht willst.“



„Ich will es,“ flüstert sie. „Ich will es so sehr. Nur weg von all diesen Dingen hier.“ Ihre Hand umfasst meine wieder fester. „Aber ich kann Dir gar nichts versprechen, Mulder, dass ich fähig sein werde – Du weißt – „



„Es ist in Ordnung, Scully,“ beruhige ich sie. „Das einzige worauf es ankommt, ist das Du mir vertraust.“



„Wird es nicht verdächtig aussehen, wenn wir beide zur selben Zeit Urlaub nehmen?“



„Es ist Weihnachten. Die ganze Stadt ist stillgelegt.“ Sie antwortet nicht und ich sage, “Scully, wovor hast Du wirklich Angst.“



Sie starrt mich an, hart. Schließlich senkt sie ihren Blick und sagt leise, „Ich habe vor so vielen Dingen Angst, dass ich nicht weiß, womit ich anfangen soll.“



„Willst Du wissen, wovor ich Angst habe?“ Sie nickt zögernd. „Ich habe Angst Dich zu verletzen. Ich habe Angst Dich zu enttäuschen. Am meisten Angst habe ich davor, niemals in der Lage zu sein, Dich glücklich zu machen. Aber ich denke, dass es das Risiko wert ist, es zu versuchen.“



Ihre andere Hand kommt hoch, um mein Gesicht zu berühren. Sie sagt, ihr Daumen streichelt sanft meinen Wangenknochen, “Es ist das Risiko wert. Wann werden wir losfahren?“



„Wie wäre es um den zwanzigsten?“



Sie lächelt wieder, ich sehe es mit Erleichterung. „Und was soll ich mitnehmen?“



„Was immer Dir Spaß macht. Bücher, Videotapes, Musik, Ski, uhm, Schneehosen...“



„Nagellack,“ fügt sie hinzu und ich lache.



„Nagellack,“ stimme ich ihr zu. Ich lehne mich vor, um sie zu küssen, dann erinnere ich mich, wo wir sind und halte ein. Ein Ausdruck von Enttäuschung überzieht ihr Gesicht, aber sie streichelt weiter meine Wange.



„Kann ich heute bei Dir übernachten?“ sagt sie sanft.



„Sicher.“



„Und wir können...schmusen.“



„Sicher,“ sage ich grinsend.



„Wir sollten zurück gehen.“



„Yeah. Es sei denn Du willst eine lange Mittagspause nehmen.“



„Oh, ja. Diese Bank ist so romantisch und privat.“ Sie lässt mich los und steht auf. Sie legt ihre Hand auf ihre Hüfte und lächelt. „Weißt Du was, Mulder?“



„Was?“ ich blinzele zu ihr hoch.



„Du hast die besten Lippen,“ sagt sie und wird rot und eilt zurück zum J. Edgar Hoover Building.



Ich habe mich nicht mehr so auf die Weihnachtsferien gefreut, seit der Grundschule. Ich werfe meinen Müll in den nächsten Abfalleimer und laufe zurück zum J. Edgar Hoover Building, dem Verlangen widerstehend zu pfeifen.
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