World of X

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Das Feuerwerk von Falls River

von Jenna Tooms

Kapitel 2

„Ich muss zugeben, das ist wirklich schön“, sagte Scully.



„Yep“, meinte Mulder dazu.



Sie lagen eine Weile still da und schauten zu den grünen Eichenblättern, die sich sanft im Wind bewegten, auf. Eine sanfte Brise trieb die Gerüche vom Rummelplatz herüber, es roch nach Hot Dogs, Sägespänen und Öl von den Karussellen. Dies alles vermischte sich mit dem Geruch nach kühlem Wasser und Schilfrohren, dem Geruch des Flusses.



Auch die Geräusche des Rummelplatzes waren nicht zu überhören: lachende Kinder, schreiende Leute auf den Karussellen, grunzende Schweine, plaudernde Menschen, läutende Glocken und eine Band, die gerade spielte. Es war die neunte Band des Tages und noch lange nicht die letzte. Jedes Jahr kamen an die hundert Bands aus dem ganzen Land, um am Falls River Feuerwerk-Festival zu spielen. Es gab eine Jury, die den besten Auftritt wählte, die besten Showmen, die originellste Bühnendekoration und die beste Gesamtvorstellung.



Mulder hatte eine Picknick-Decke eingepackt. Sie hatten Sandwichs, Eiskrem, Cokes, Früchte und Kekse im Hotelrestaurant eingekauft und sie in einer Kühlbox zum Jahrmarkt gebracht. Den Morgen verbrachten sie damit, auf den Karussellen zu fahren und sich verschiedene Ausstellungen anzusehen, gegen Mittag brachen sie zu einer Picknickwiese auf. Als sich die Temperaturen auf die 35 Grad zu bewegten, entschlossen sie, im Schatten zu bleiben.



Sie waren nicht die einzigen, die im Schatten dösten. Unter jedem Baum auf der Picknickwiese lagerten drei oder vier Leute und jeder Tisch, der das Pech hatte, in der Sonne zu stehen, blieb unbenutzt.



Scully rollte sich vom Rücken auf den Bauch und blickte zu Mulder, während sie sich auf ihren Händen abstützte. „Habe ich dir schon für diesen Tag gedankt?“



„Nein“, sagte er lächelnd.



„Danke, Mulder.“



„Gern geschehen, Schätzchen.“



Sie lachte und rückte näher an ihn heran, um ihren Kopf auf seine Brust zu legen. Er rieb ihren Rücken und sagte: „Wenn wir später müde werden, sollten wir hierher zurückkommen und die Sterne anschauen.“



„Was für eine wundervolle Sache, um sie in meine Agenda zu schreiben. Zweiundzwanzig Uhr dreißig: Sterne angucken.“ Sie lachte wieder. „Wenn ich meine Agenda mitgebracht hätte.“



„Ich wollte schon fragen.“ Er küsste ihre Stirn und schaute dann zu den raschelnden Blättern auf.



***



Als es Nacht wurde, beleuchteten unzählige Neon- und elektrische Lichter den Rummelplatz und die Musik wurde noch weiter übers Wasser getragen. Scully und Mulder schauten sich noch mehr Auftritte an, eingeschlossen der einer Dixieland-Jazzband, die ihr Publikum zum Tanzen aufforderte. Sie fuhren auf noch mehr Karussellen, so auch auf der größten Achterbahn, die es gab. Scully hob ihre Arme und jubelte triumphal, als die Wägelchen die steilste Abfahrt hinunterfuhren. „Ich glaube, Achterbahnen sind gemacht worden, damit man das Leben besser genießen kann“, sagte sie zu Mulder, als das Wägelchen am Ausgangspunkt ausrollte.



„Ich muss mich hinsetzen“, war alles, was Mulder sagen konnte.



Sie machten auch bei einigen Spielen mit: sprühten Wasser in Ballons, warfen Zehncentstücke ins Goldfischgläser und Basebälle Teekannen. An einer der Schaubuden bestand der Preis aus einem flauschigen neongelben Alien mit schwarzen Filzaugen. Scully entschied, dass sie ihn haben musste. Es brauchte sechs Versuche und an die zwanzig Dollar, aber schlussendlich warf sie den Baseball in die Kanne. Er kreiste noch einige Male um die Öffnung und fiel dann hinein. „Und die Lady gewinnt den Preis!“, rief der Inhaber. „Was hätten Sie denn gerne?“



„Den“, sagte sie, auf den Alien zeigend, und der Mann fischte ihn aus dem Regal und händigte ihn ihr aus. „Der ist für dich“, sagte sie zu Mulder. Er lachte und nahm in auf den Arm.



„Aber jeder weiß, dass Retikulaner grau sind, Scully.“



„Wenn du ihn nicht willst, behalte ich ihn“, sagte sie und wollte ihn Mulder schon abnehmen, doch dieser schlang beide Arme um den Plüschalien, drehte ihr den Rücken zu und lachte, als sie versuchte ihn zu packen.



„Nein, nein, du hast gesagt, es sei meiner und ich werde ihn behalten. Er wird einen Ehrenplatz auf meinem Bett kriegen. Du darfst ihm aber trotzdem einen Namen geben.“



„Das ist sehr großzügig von dir“, sagte Scully, als sie den Mittelgang weiter hinuntergingen.



„Ich bin die Großzügigkeit in Person.“



„Besonders, da ich die halbe Zeit bei ihm schlafen werde.“



„Wenn du anfängst, ihn mehr zu mögen als mich, werde ich sehr verletzt sein.“



Sie zerzauste seine Haare. „Oh, er ist wirklich süß, aber er hat nicht deinen Charme.“



„Das gefällt mir“, sagte er zu dem plüschigen Alien. „Du bist mein Zeuge, sie hat gesagt, ich hätte Charme.“ Der Alien nickte in feierlichem Einverständnis.



***



Wenn es etwas gab, das Mulder wusste, dann war es, dass Scully zunehmend frustrierter wurde, da sie einfach nicht herausbekam, was genau bei dieser bestimmten Veranstaltung geschehen würde. Jeder Karussellbesitzer oder Angestellter eines Konzessionsstandes, der herausfand, dass dies ihr erster Aufenthalt in Falls River war, lächelte nur und sagte: „Ich hoffe, dass Sie den Vierten genießen, Ma’am.“ Mehr sagte keiner.



„Was ist das große Geheimnis?“, sagte Scully zu Mulder als sie durch eine Quilt-Ausstellung gingen. „Es muss etwas Erstaunliches sein, wenn es all diese Leute anzieht.“



„Ich denke, die meisten sind hier für den Bandwettbewerb. Es wissen nicht viele über die andere Sache Bescheid.“



„Aber es ist gut bekannt?“



„In gewissen Kreisen.“ Trotz ihrer Frustration fand er es unterhaltsam, sie auf diese Weise aufzuziehen.



„Kreise, die ‚Das spukende Amerika’ lesen.“



„’Das spukende Amerika’ ist ein pädagogisch wertvolles Werk.“ Er hielt sie locker in seinen Armen, sein Kinn auf ihren Kopf gestützt. „Diese nennen sich ‚das Muster des Eherings’.“



„Ich glaube, ich mag ‚Kreuz und Krone’ lieber. Sie rieb über die Rückseiten seiner Arme. „Du wirst es mir sowieso nicht sagen.“



„Nee. Lass dich überraschen. Manchmal ist die Überraschung besser als das Wissen darum.“



„Ich hasse Überraschungen“, murmelte Scully.



„Lügnerin. Du hasst es nur, die letzte zu sein, die etwas erfährt.“



***



Die Hitze bekam Scully gar nicht gut. Jeden Tag stieg die Temperatur auf über 35 Grad – und blieb dort. Mulder versuchte, mit ihr während der größten Hitze im Schatten oder einer Ausstellung, die drinnen stattfand zu bleiben, aber am Montagnachmittag sagte sie nur noch: „Ich muss irgendwo sein, wo es eine Klimaanlage hat.“ Und so gingen sie zurück zum Hotel.



Sie streifte ihr T-Shirt ab, sobald die Türe hinter ihnen geschlossen war. Mulder konnte, trotz ihrer Anstrengungen mit Sonnencreme, die Anfänge eines Sonnenbrandes auf ihren Armen, dem Nacken und der Rückseite ihrer Beine sehen. „Würdest du bitte die Fensterläden schließen?“, fragte sie leise.



Mulder durchquerte den Raum und zog die Vorhänge zu. Er drehte sich zu Scully um, sah, wie sie sich mit ihrem T-Shirt die Brust und den Bauch abtrocknete und sagte: „Zieh deine Kleider aus und leg dich in die Badewanne, Scully.“



Zu müde um zu widersprechen, nickte sie und ging ins Badezimmer. Ihre Kleider ließ sie einfach zu Boden fallen. Er füllte die Wanne mit lauwarmem Wasser und Scully ließ sich mit einem zufriedenen Seufzen ins Wasser gleiten. „Hast du Kühlcreme dabei?“, fragte Mulder. Sie zeigte auf ihren Waschbeutel, ihre Augen geschlossen und ihren Kopf gegen den Rand der Wanne gelegt.



„Ich habe mich darauf eingestellt. Da drin ist eine Aloe-Vera-Lotion. Nimm die.“



Mulder fand die Flasche, öffnete sie und lächelte dann, als ihm der Geruch in die Nase stieg. Er quetschte eine Portion aus der Flasche auf seine Handfläche, rieb dann die Hände gegeneinander und kniete dann hinter sie an die Seite der Wanne. Er rieb ihren warmen Nacken mit der Lotion ein und drückte dann mehr heraus für ihre Schultern und Oberarme. Sie ließ ihre Arme bis knapp unter die Oberfläche sinken. Kleine, glückliche Laute entwichen ihrer Kehle.



„Wie bringe ich das Zeug nur auf die Beine?“, grübelte Mulder laut nach, als er ihre Schultern massierte. Scully ließ sich etwas tiefer ins Wasser sinken und streckte dann ein Bein über den Rand der Wanne. Er lachte und drückte die Lotion direkt auf ihr Bein, welches vor der Kälte zurückzuckte. Als er die Lotion einmassierte, sich dabei auf die Waden und ihre Fußsohlen konzentrierend, seufzte sie und sank noch tiefer ins Wasser ein, bis es sich über ihrem Kopf wieder schloss. Sie tauchte wieder auf und strich ihre Haare zurück.



„Ich fühle mich schon viel besser.“



„Das wusste ich.“



„Du solltest dich auch etwas abkühlen“, sagte sie und zog vielsagend eine Augenbraue hoch, woraufhin er sein T-Shirt abstreifte und seinen Gürtel aufschnallte.





***



Dann war der Morgen des Unabhängigkeitstages da. Sie hatten über Nacht das Fenster aufgelassen, um die kühle Luft, die vom Fluss herüberwehte, in den Raum zu lassen. So kam es, dass sie vom fernen Geräusch einer Trompete, die ‚America The Beautiful’ spielte, aufgeweckt wurden. Der Trompeter spielte es langsam und klagend, verweilte bei jeder Pause.



Scully setzte sich auf, umschlang ihre Knie und lauschte der Musik. Sie schaute über ihre Schulter zu Mulder und als sie sah, dass er wach war, lehnte sie sich zurück und küsste ihn. Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und strich über ihre Wangenknochen, als sie ihren Mund hob. „Ist das nicht schön?“, flüsterte sie.



„Ja“, sagte er, in ihre Augen schauend. Sie küssten sich, als sie dem Spiel des einsamen Trompeters zuhörten.



***



Auf dem Jahrmarkt waren noch mehr Leute als an den vergangenen Tagen, als die letzten Blaskapellen spielten und die letzten Preise für die verschiedenen Wettbewerbe vergeben wurden. Die Preise reichten von Quilts zu selbstgemachter Marmelade über Schweine zu Torten. Offiziell aussehende Leute hielten Reden und ein Chor von Schulkindern sang patriotische Lieder.



„Wann ist die Parade?“, wollte Scully gegen Mittag, als sie gerade gegrillte Fleischspieße und Maiskolben aßen, wissen.



Mulder spuckte einen Wassermelonenkern aus. „Nach Sonnenuntergang.“



„Und dann spielen alle Bands?“



„Jede einzelne“, sagte er, nachdem er einen weiteren Bissen Wassermelone heruntergeschluckt hatte.



Scully schaute ihn einen Moment lang verwirrt an. Er dachte schon, sein Hinweis wäre so deutlich gewesen, dass sie das Geheimnis herausgefunden hätte. Aber sie zuckte nur mit den Schultern und entblößte ihre Zähne. „Hängt da irgendwas dazwischen?“



„Ja – halt still.“ Er pulte sanft die Hülle eines Kernes zwischen ihren Schneidezähnen hervor.



„Das ist sehr intim“, bemerkte Scully.



„Ja, das ist es.“ Er wischte seine Finger an einer Papierserviette ab. „Sag jetzt nicht, dass du, nach allem, was wir zusammen durchgemacht haben, zimperlich wirst.“



„Ich bin nicht zimperlich. Ich...“ Sie hielt kurz inne. „Ich mag es, dass du dich wohl genug fühlst, um solche Dinge zu tun.“



„Ich bin die Verkörperung des aufgeklärten Mannes“, sagte Mulder. Während des ganzen restlichen Nachmittags weigerte sich Scully zu erklären, warum sie lachte.



***



Die Bühne war am Rande des Wassers, wo der Fluss eine Kurve beschrieb, aufgebaut. Familien breiteten Decken aus und stellten Campingstühle auf. Scully packte nicht nur die Picknickdecke, sondern auch einen leichten Pullover ein und Mulder füllte die Kühltasche mit Sodawasser und Eiskrem-Sandwichs auf.



Sie wählten einen Platz etwas abseits der Menge, nahe des Waldrandes, wo der Boden sanft anstieg. Sie hatten eine gute Sicht über die große Bühne und das Wasser, fühlten sich aber trotzdem in der Dunkelheit geborgen.



„Also, wie werde ich wissen, wann diese großartige Sache geschieht?“, fragte Scully und leckte schmelzende Schokolade von ihren Fingerspitzen.



„Du wirst es merken.“ Er legte sich auf den Rücken, faltete die Hände hinter seinem Kopf und lächelte zu den Sternen auf.



Sie lehnte sich zu ihm herüber, ihm ihren Kopf neben den seinen zu betten. „Meinst du, ich kann es aus dir herauskitzeln?“



Er lachte. „Du kannst mich quälen, wie du willst, aber ich werde nichts sagen.“



Sie legte ihre Hände um seinen Kopf und sagte, „Wie wäre es dann, wenn ich es aus dir herausküsse?“



„Uh...oh...nun, wenn du wirklich musst....“



Sie küsste ihn, bis er eine Hand auf ihre Schulter legte. „Hör mal“, sagte er. „Hörst du das?“



„Die Parade“, sagte sie mit dem Entzücken eines Kindes. Sie setzten sich beide auf, um die Parade hereinkommen zu sehen.



Dreißig Blaskapellen, von Kesselpauken zu Blashörnern. Einige in formellen Uniformen, andere in Straßenkleidung. Einige marschierten, andere wiederum tanzten. Es war wie ein Fluss aus Musik.



Scullys Hand schlich sich in Mulders und sie drückte sie, ihre Augen auf die Parade gerichtet. „Es sind s viele“, sagte sie leise.



„Glaubst du, dass da siebenundsechzig Posaunen sind?“



„Mindestens.“



Die Parade hatte die Bühne erreicht und füllte sie langsam, während die Musiker immer noch spielten. Es brauchte zwei Wiederholungen von ‚The Stars and Stripes Forever’, bis sich alle gesetzt hatten. Das letzte Drittel der Bühne jedoch blieb leer.



„Warum breiten sie sich nicht aus?“



„Warte nur“, sagte Mulder.



Die Band hörte auf zu spielen und die Menge applaudierte. Mulder hörte kaum zu, als der Vorsitzende des Jahrmarktkomitees den Gewinner jeder Kategorie verkündete. Er wollte das Feuerwerk. Er wollte das Finale.



Endlich verkündete der Redner den Gewinner des Wettbewerbes: es war die Dixieland-Band, genau, wie Mulder gehofft hatte. Als der Applaus verklungen war, übergab der Redner das Mikrophon dem Bandleader, der, seine Trompete tragend, nach vorne kam.



„Ich habe eine spezielle Aufgabe“, begann er. „Ich habe dreißig Jahre lang gesehen, wie dies geschah, und es ist jedes Mal ein Rätsel. Dieses Jahr ist es mir eine Ehre und ein Privileg“, er legte eine dramatische Pause ein, „jeden Musiker, der jemals am Falls River Feuerwerk-Festival gespielt hat, einzuladen um einmal mehr zu spielen.“



„Mulder?“, flüsterte Scully.



„Warte“, meinte Mulder und grinste sie an.



Der Bandleader hob seine Trompete und spielte eine süße, einzelne Note. Erst erhoben sich einige wenige Leute, dann mehr und schlussendlich die ganze Menge, als er ein herzzerreißendes Solo von ‚The Star-Spangled Banner’ spielte.



Der Applaus war kurz und ehrfürchtig. Jeder in der Menge und jedes einzelne Bandmitglied hielt den Atmen an. Der Leader nahm einen hörbaren Atemzug und hob seine Trompete um nochmals zu spielen, doch eine andere Trompete spielte die Note.



Eine andere Trompete fiel ein, dann eine Posaune und eine Trommel, Instrument für Instrument bis die Hymne durch den Klang von Generationen von Musikern anschwoll. Keiner der Musiker auf der Bühne spielte, doch trotzdem klang die Musik so stark und lebendig, als ob John Philip Sousa selbst dirigieren würde.



Mulder schaute wieder zu Scully. Sie hatte ihre Hand gegen den Mund gepresst, in ihren Augen funkelten Tränen. Sie blickte ihn an und flüsterte: „Sie kommen zurück.“



„Jedes Jahr“, sagte Mulder und legte einen Arm um ihre Schultern. „Ich wollte dir schon immer etwas Magisches zeigen“, flüsterte er.



„Jedes Mal, wenn du das gesagt hast, dachte ich, du würdest Paris meinen.“



„Der Tag der Bastille kommt noch“, sagte Mulder. Scully schmiegte ihren Kopf an seine Brust und lächelte, ihre Augen immer noch auf die Bühne gerichtet.



Die Menge war völlig still, als die unsichtbare Band die Nationalhymne spielte, brach jedoch in Applaus aus, als die letzte Note verklungen war. „Ich kann es nicht glauben“, ging ein Raunen durch die Menge, wogegen diejenigen, die gewusst hatten, was sie erwartete, ein „Glaubt es. Es ist wahr“ verlauten ließen.



„Werden sie bleiben?“, flüsterte Scully.



„Ich weiß es nicht. Im Artikel steht, dass sie manchmal Stunden lang spielen, manchmal aber auch nur einmal. Hör nur.“



Sie schloss ihre Augen, ihren Kopf an seine Brust gelegt, und lauschte voller Konzentration.



Ein Keuchen ging durch die Menge, als die Musik wieder begann, ein fröhlicher Marsch diesmal, zu dem die Leute klatschten. Die lebende Band fiel ein und spielte voller Begeisterung mit.



Es war schwierig zu sagen, wann die Geister gegangen waren.: die Musik dauerte kraft- und energievoll bis in die Abendstunden. Sie spielten das ‚1812 Overture-Finale’, ‚Scotland the Brave’, ‚You’re a Grand Old Flag’ und ‚When the Saints Go Marching in’. Sie spielten und spielten und spielten.



Als sowohl die lebenden wie auch die toten Bands aufhörten zu spielen, explodierte über ihren Köpfen das Feuerwerk.

Scully und Mulder legten sich auf die Decke, hielten einander fest, ihre Beine ineinander verschlungen. So verfolgten sie die grandiose Vorstellung.



„Das erinnert mich an etwas“, sagte Scully und warf Mulder einen kurzen schelmischen Blick zu. Mulder lachte in sich hinein.



„Auf die eine oder andere Weise wollte ich dir dieses Wochenende ein Feuerwerk zeigen.“ Er drehte sich auf die Seite, sie immer noch festhaltend. Sie lächelte und legte ihre Hand auf seine Brust. „Einen ganzen Haufen Feuerwerk.“



„Zeig mir mehr“, flüsterte sie und zog seinen Kopf zu sich hinunter, um ihn zu küssen.



Nach wenigen Minuten hob er seinen Kopf. „Hörst du auch etwas?“



„Mmm...Musik...“



***



Hinter ihnen, in den Bäumen verborgen, brachte ihnen ein einsamer Trompeter ein Ständchen, genauso, wie er es diesen Morgen getan hatte. Er würde nicht mehr spielen, bis er nächstes Jahr zurückkäme, aber ein Geschenk hatte er noch zu geben: ein privates Konzert für diese zwei jungen Liebenden, diese zwei, die glaubten.


Ende
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