World of X

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Geheimnis

von Bugs

Kapitel 2

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07. März 2008, New York City



Es war ein angenehm warmer Tag. Die ersten Sonnenstrahlen wärmten Dana's Haut, als sie vor Joanna's Haus stand.
"Seit ihr sicher, daß ihr alles habt?" fragte Dana und sah zwischen Joanna und ihrem Mann Max hin und her.
"Ich denke schon." antworte Max und warf den Kofferraum zu, in welchen er gerade den letzten Koffer verstaut hatte.
"Ich hoffe, ihr habt eine gute Fahrt und erholt euch gut." Max schloß Dana in seine Arme.
"Mach du dir auch ein paar ruhige Tag, Dana. Du siehst fertig aus." Max legte seine Hände auf Dana's Schultern und lächelte sie an, dann stieg er ins Auto.
"Joanna beeile dich. Dein Mann fährt sonst noch ohne dich." grinste Dana, die aus dem Haus laufende Jo an.
"Das soll er sich nicht wagen." Dana umarmte ihre Freundin. "Ich werde an dich denken, Dana."
"Danke."
"Ruf mich an, wenn du in DC bist." Joanna drückte Dana nocheinmal fest an sich.
"Mache ich. Versprochen."
Joanna stieg gemeinsam mit ihrem Sohn zu ihrem Mann in den Wagen. Dana winkte ihnen noch ein letztes mal zu und blickte dem langsam verschwindenden Fahrzeug hinterher.
"Sam, komm, wir gehen ins Haus." Dana hielt ihrer Tochter die Hand hin, welche sie ergriff, um gemeinsam mit ihrer Mom ins Haus zu gehen. Dana hatte sich für die nächsten zwei Wochen frei genommen. Simon war darüber nicht sonderlich glücklich gewesen, doch Dana hatte ihm von der Einladung erzählt und ihm gesagt, wie wichtig es für sie war dorthin zu gehen.



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Dana hatte Samantha noch nichts von ihrer bevorstehenden Reise nach Washington erzählt. Jedoch wollte sie das so bald wie möglich tun und fand, daß der richtige Zeitpunkt dafür gekommen war.
"Samantha!" rief Dana von der Küche aus ins Wohnzimmer, in welchem Sam sich gerade mit ein paar Stiften beschäftigte.
"Was ist, Mommy?" kam die Antwort und wenig später tauchte Samantha in der Küche auf.
Dana kniete vor ihrer Tochter nieder, um ihr besser in die Augen sehen zu können.
"Was würdest du davon halten, wenn wir zwei auch für ein paar Tage wegfahren? So wie William und seine Eltern."
Sam schien für einen Augenblick darüber nachzudenken. Doch dann lächelte sie.
"Oh ja. Aber wohin fahren wir?"
Dana überlegte, wie sie es ihrer Tochter am einfachsten erklärte.
"Wir fahren nach Washington."
Samantha verzog ihr Gesicht, so als würde sie darüber nachdenken, so als hätte sie eine Wahl und könnte sagen, daß sie nicht mitkäme.
"Was wollen wir denn da?" fragte sie schließlich und sah ihre Mom mit 'diesem' Blick an. Genau wie ihr Dad, schoß es Dana durch den Kopf. Dana nahm Samantha auf den Arm und setzte sie auf den Küchentisch.
"Mommy hat eine Einladung bekommen..." begann sie zu erklären.
"Von wem denn?" unterbrach Samantha Dana.
"Vom Boss des FBIs." antwortete Dana, glaubte aber nicht, daß Sam es wirklich verstand.
"Sind das die, für die du mal gearbeitet hast?"
Dana war erstaunt darüber. Sie hatte Samantha nicht viel von ihrem früheren Leben erzählt. Ein Grund dafür war, daß Dana der Meinung war, Sam wäre jetzt noch zu klein um alles zu verstehen und ein weiterer Grund war, daß sie selbst ersteinmal mit ihrer Vergangenheit klar kommen wollte.
"Ja, Darling, das sind die. Weißt du, die haben eine große Feier und die laden alle ein, die schon mal für sie gearbeitet haben."
"Ist das so wie ein Geburtstagsfeier?" fragte Samantha neugierig und brachte Dana damit zum lächeln.
"Ja, daß ist wie ein große Geburtstagsfeier."
"Darf ich da auch hin?" fragte Sam weiter.
Dana schmunzelte. "Ja, du darfst auch da hin."



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13.März 2008, Washington, D.C.



Dana war froh darüber schon gestern in DC angekommen zu sein. Die Sonne schickte ein paar warme Strahlen auf die Erde, jedoch genügte diese nicht, um die kühle Luft wenigstens ein bißchen zu erwärmen.
Die letzten Tage vor der Feier konnte sich Dana noch genügend ablenken, um nicht ständig an das denken zu müssen, was sie vielleicht auf der Feier erwarten könnte, doch jetzt am Nachmittag des 13. März drang ihre Nervosität immer mehr an den Tag. Sie hatte die letzte Nacht kaum geschlafen. Immer wieder holten sie die Ereignisse der vergangen Jahre wieder ein. Nicht, daß sie die ganzen Jahre nie daran gedacht hatte, doch jetzt waren sie besonders nah und real. Dana fragte sich, ob Mulder noch in Washington wohnt oder ob er überhaupt noch fürs FBI arbeitete. Vielleicht wohnte er jetzt in einem kleinen Vorort der Stadt, hatte ein Haus, Kinder und ein Ehefrau. Um so näher der Zeitpunkt rückte, an welchem sich Dana gemeinsam mit Sam, auf den Weg machen mußte, um so großer wurden ihre Zweifel, ob es wirklich das richtige war, was sie tat. Ihr kam der Gedanke einfach wieder abzureisen. Niemand würde merken, daß sie hier war. Dana hatte Angst davor zuerfahren, was alles passiert ist. Die größte Sorge bereitete ihr, daß sie gemeinsam mit Sam dort auftauchen würde und wenn Mulder dann ebenfalls da sein wird... Dana war sich nicht sicher, ob sie dieser Belastung standhalten könnte, dem Vater ihrer Tochter gegenüber zu stehen, ohne das er davon etwas wußte. Wahrscheinlich wird er nicht einmal dasein, beruhigte Dana sich selbst. Doch Schlaf fand Dana in dieser Nacht nicht mehr.
"Mommy, wann gehen wir endlich los?" drängte Sam und blickte hinaus auf den Verkehr, der unten auf der Straße herrschte. Samantha konnte es kaum erwarten endlich zu dieser großen 'Geburtstagsfeier' zu kommen.
"Du mußt dich noch ein kleines bißchen gedulden." antwortete Dana. Wenn du wüßtest, wem du heute Abend gegenüber stehen wirst, mein Engel, dachte Dana und betrachtete das schwarze Kleid, welches sie angezogen hatte. Ihre Haare hatte sie hochgesteckte, obwohl sie etwas länger waren, sah es immer noch umwerfend aus. Ein letzter Blick in den Spiegel. Dana atmete nochmal tief durch, dann wandte sie sich an ihre Tochter.
"Gehen wir." Sie hielt Sam ihre Hand hin und sie machten sich auf den Weg zum Fahrstuhl.
Sie hatten es wirklich nicht weit, ihr Hotel lag eine Straße vom FBI-Gebäude entfernt.



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13. März 2008, Washington, D.C., FBI-Gebäude



Es herrschte ein geschäftiges Treiben im Inneren des Gebäudes. Samantha's Blick wanderte von links nach rechts und wieder zurück. Sie war vollkommen begeistert. Dana hingehen, wäre am liebsten wieder gegangen. Äußerlich ließ sie sich ihre Nervosität nicht anmerken, doch ihre Magen rebellierte und ihre Beine waren auch schon mal standhafter.
"Guten Abend." grüßte der Pförtner freundlich und Dana erwiderte seinen Gruß.
Es hatte sich nicht wirklich viel verändert. Die selben Bilder und Abzeichen an den Wänden, das selbe Mobiliar.
Dana und Samantha hatten die großen Türen, die in den Festsaal führten fast erreicht, als plötzlich eine Stimme hinter ihnen ertönte.
"Dana Scully?" fragte die männliche Stimme. Dana stockte der Atem, langsam wand sie sich um und sah in das Gesicht eines Mannes, welches ihr gut in Erinnerung geblieben war.
"Mr. Skinner?" Dana war erleichtert und gleichzeitig überrascht. Sie war froh darüber, daß es Skinner war, der ihr als erster über den Weg lief.
"Ich hätte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, sie hier zu treffen." Skinner schüttelte Dana die Hand. "Wie geht es ihnen?"
Dana ergriff seine Hand. "Danke, sehr gut. Und selbst?"
"Ich kann nicht klagen." Skinner's Augen wanderten zu Samantha, die die ganze Szene neugierig beobachtet hatte. "Und wer bist du?" fragte er an Sam gerichtet und ging in die Knie.
Samantha blickte den fremden Mann mißtrauisch an und wich einen Schritt zurück.
"Du kannst ihm ruhig die Hand geben und deinen Namen sagen." meinte Dana zu ihrer Tochter.
Zögerlich streckte Sam Skinner ihre kleine Hand entgegen. Skinner griff sie vorsichtig und schüttelte sie kurz. "Mein Name ist Samantha."
"Guten Abend, Samantha. Mein Name ist Walter." Samantha schien es zu gefallen, denn sie lächelte Skinner an und kam wieder an paar Schritte vor.
Skinner erhob sich wieder und richtete sein Wort wieder an Dana. "Ein niedliche Tochter."
"Danke, Sir."
Skinner blickte Dana etwas erschrocken an.
"Ähm, ich denke, es ist okay, wenn sie Walter sagen, schließlich bin ich nicht mehr ihr Vorgesetzter."
Dana war irgendwie erleichtert darüber. Es war ein eigenartiges Gefühl, Skinner immer noch mit 'Sir' anzusprechen.
"Okay," Dana lächelte "Ich bin Dana."
"Nachdem das jetzt geklärt ist, was hältst du davon, wenn wir rein gehen." Skinner zeigte in Richtung Festsaal.
Dana nickte.



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Der Saal war festlich geschmückt, auf der Bühne war ein Rednerpult aufgestellt worden und an der Wand dahinter hing eine riesige Leinwand. Es waren schon zahlreiche Gäste da und Dana's Blick glitt über die Menge. Die meisten der Agents kannte sie nicht, keiner der Anwesenden kam ihr in irgendeiner Art und Weise bekannt vor. Viele der männlichen Agents trugen dunkle Anzüge. Es gibt Dinge, die ändern sich niemals, ging es Dana durch den Kopf. Die meisten weiblich Agents waren in elegante Abendkleider gehüllt. Als Dana gemeinsam mit Samantha und Skinner den riesigen Raum durchquerte, zogen sie einige Blick auf sich. Dana konnte sich denken warum. Die meisten kannten sie nicht und waren überrascht darüber, daß sie mit einem Kind und Skinner hier war.
"Was hältst du von diesem Tisch?" Skinner hatte noch einen der wenigen freien Tische gefunden.
Dana lächelte. "Der ist in Ordnung."
Ganz Gentleman rückte Skinner Dana und natürlich Samantha den Stuhl zurecht, bevor er sich selbst setzte.
"Was hast du die ganzen Jahre gemacht?" Skinner sah Dana fragend an.
Dana begann zu erzählen. "Ich habe für knapp drei Jahre in San Francisco gelebt, dann bin ich nach New York gezogen. Das war vor vier Jahren."
Skinner nickte anerkennend. "Von San Francisco nach New York? Das war ein ganz schöner Sprung."
"Ich hänge wohl mehr an der Ostküste." antwortete Dana und lächelte.
"Du arbeitest nicht mehr fürs FBI oder?"
Dana schüttelte den Kopf. "Nein, ich arbeite als Ärztin in einer kleine Praxis."
"Oh," Skinner war überrascht. "Ruhiger?"
"Gar nicht zuvergleichen."
Skinner lachte. "Das kann ich mir vorstellen."
Einen Moment lang hing jeder seinen eigenen Gedanken hinterher, schließlich brach Dana das Schweigen.
"Du arbeitest immer noch fürs FBI!?" Es war mehr eine Feststellung.
"Ja, ich habe in den letzten Jahren eine Menge Agents kommen und gehen gesehen. Es ist schon komisch..." Skinner dachte einen Augenblick über seine nächsten Worte nach. "Fast alle deiner früheren Kollegen arbeiten nicht mehr fürs FBI."
Dana's Nervosität begann sich langsam zulegen. Es war angenehm sich mit Skinner zuunterhalten. Er berichtete ihr von einigen interessanten Fällen und Dana erzählte ein wenig über ihr jetziges Leben. Dana begann sich zu fragen, warum Skinner nicht ein einziges Mal über Mulder gesprochen hatte. Sie fing an sich die schlimmsten Dinge auszumalen.
"Einen wunderschönen guten Abend." drang plötzlich die Stimme durch die riesigen Lautsprecher, welche links und rechts von der Bühne standen. Ein gut gekleideter Mann, schon ziemlich reifen Alters, blickte lächelnd in die Menge.
"Auch wenn ich sie nur ungern störe, denke ich, daß es an der Zeit ist mit unserem kleinen Programm zum hundertjährigem Jubiläum des FBIs zu beginnen."
Auf der großen Leinwand hinter dem Redner erschien das Abzeichen des FBIs. Immer noch lächelnd fuhr der Agent hinter seinem Pult fort. "1908 entstand das FBI als Ermittlungsbüro des Justizministeriums."...
Dana sah zu Skinner hinüber und flüsterte. "Wer ist das?"
Skinner warf einen kurzen Blick zu dem Mann auf der Bühne. "Special Agent Thomas Grant. Er kam vor fünf Jahren aus Salt Lake City. Er war einer von vielen neuen Partnern, die man Mu...."
Skinner brach mitten im Satz ab und sah wieder hinauf zu Agent Grant.
"...einer Reorganisation wurde J. Edgar Hoover 1924 der erste Direktor..."
Auf der Leinwand im Hintergrund war nun einen Porträt von J. Edgar Hoover zu sehen. Ein leises Klingeln ließ Dana zu Skinner blicken, der gerade sein Handy aus der Tasche holte und sich, mit einer entschuldigenden Geste, in einen abgelegenen Teil des Raumes verzog.
Dana hatte nicht die geringste Lust sich den Vortrag von diesem Agent anzuhören. Auch wenn sie ihn nicht kannte, er war ihr auf Anhieb nicht sonderlich sympathisch. Dana's Aufmerksamkeit richtete sich auf ihre Tochter, welche ihre Arme verschränkt auf den Tisch gelegt und ihren Kopf darauf plaziert hatte. Samantha schlief. Zärtlich streichelte Dana ihr übers Haar.
"Entschuldigung, aber ich muß leider gehen. Ein wichtiger Anruf in meinem Büro." Skinner steckte sein Handy wieder in die Tasche.
Dana fand es schade, daß er gehen mußte, bisher war er doch der einzige, den sie noch kannte. "Es ist schon okay. Geh ruhig. Ich werde mich auch auf den Weg machen." lächelnd deutete Dana in Richtung ihrer schlafenden Tochter.
"Wenn du Lust hast, dann komm einfach mit raus. Du kannst Samantha bei mir im Büro auf die Couch legen, da stört sie keiner und du kannst noch etwas hierbleiben."
Dana dachte einen Moment darüber nach.
"Okay." Dana erhob sich und wollte Sam auf den Arm nehmen, doch Skinner kam ihr zuvor.
"Ich nehm' sie." Vorsichtig, um Sam nicht zuwecken, hob Skinner sie hoch und trug sie aus dem Saal.
Die Eingangshalle war vollkommen leer, bis auf den Pförtner, der es sich mit einer Zeitung bequem gemacht hatte. Skinner blickte auf das schlafende Kind in seinen Armen.
"Du kannst sie dann nachher abholen. Ich bleibe solange und pass auf Samantha auf."
Dana sah Skinner, der gemeinsam mit ihrer Tochter, in Richtung seines Büros ging hinterher.
"Keine Angst! Ich pass gut auf sie auf." Skinner lächelte Dana an. Er konnte ihre Sorge verstehen, soviel hatte sie in der Zeit beim FBI durchgemacht.
Alles war ruhig. Skinner war vor wenigen Augenblicken in seinem Büro verschwunden. Dana sah sich in der großen Eingangshalle um. Sollte sie es wagen? Sollte sie den Fahrstuhl nehmen und nach unten fahren? Dana betätigte den Knopf für den Fahrstuhl, der wenige Momente später auch schon da war und mit einem 'Bling' öffneten sich die Türen. Mit zitternden Fingern drückte sie den Knopf für den Keller.
'Bling' - Die schweren Türen schoben sich träge auseinander. Mit unsicheren Schritten trat Dana aus dem Fahrstuhlinneren in den dunkeln Flur. Eine Mischung aus Neugierde und Anspannung machte sich in ihr breit. Diese legte sich auch nicht, als sie den unbeleuchteten Gang entlang blickte, an wessen Ende sich eine Tür befand. Dana rief sich all ihrer Erinnerungen wieder ins Gedächtnis. ....ihr erster Arbeitstag...die unzähligen Diskussionen.... . Ein fahler Lichtschein schien durch den Türspalt. Dana's Anspannung stieg von Sekunde zu Sekunde. Am liebsten wäre sie wieder umgedreht und einfach gegangen. Ihr Leben war doch in Ordnung. Sie hatte einen Job, der ihr Spaß machte, eine Tochter, die sie über alles liebte. Dana wußte, daß das nicht alles war, was sie sich in ihrem Leben wünschte. Natürlich wünschte sie sich einen Mann, der sie liebte, der mit ihr durch dick und dünn ging und ein guter Vater für Samantha sein würde. Dana redete sich ein, daß sie das hier tun mußte, um mit ihrer Vergangenheit endlich abzuschließen. Doch konnte sie das wirklich? Würde sie nachher einfach so wieder aus dem Büro gehen und morgen wieder nach New York fahren? Dana wußte, daß das nicht passieren würde ... es gab eine Menge Gründe dafür.
Mit unsicheren Schritten ging Dana auf die Bürotür zu. Kein Schild hing an der Tür. Kein Hinweis darauf, wer oder was sie jetzt hinter der Tür erwarten würde. Dana hob ihre, zu einer Faust geballten, Hand und klopfte zweimal.
"Kommen sie rein." erklang eine genervte Stimme von drinnen.
Mulder, schoß es Dana durch den Kopf. Ihre Hand legte sich wie von selbst auf die Türklinke und drückte diese herunter. Vorsichtig schob Dana die Tür auf. Ihre Augen huschten durch den Raum. Das erste was sie erblickte, war eine Person, die an einem Schreibtisch saß und so vertieft in eine Akte war, daß es sie nicht zu interessieren schien, wer in das Büro trat. Dana's Augen erkundeten weiter das Zimmer.
An den Wänden hingen unzählige Zeitungsartikel und Tatortaufnahmen. Das große Bild mit dem Schriftzug 'I want to believe' stach besonders hervor. Dana konnte es kaum glauben. Das war einfach nicht wahr. Das konnte nicht wahr sein. Ihr Blick fiel wieder auf die Person, welche mit dem Rücken zu ihr an dem Schreibtisch saß. Dana spürte wie sie am ganzen Körper zu beben begann. Ihre Lippen zitterten, als plötzlich ein leises und unsicheres "Mulder?" darüber kam.
Sie zuckte zusammen als der Mann mit einem Ruck aufstand und herumwirbelte. Sein Stuhl ging dabei mit einem lauten Krach zu Boden, doch das war für ihn von geringster Bedeutung. Dana sah ihr Gegenüber gerührt an.
"Oh mein Gott, Scully?" entwich es Mulder. Er war unfähig sich zu bewegen. Zuviele Gedanken wirbelten mit einem Mal in seinem Kopf herum.
Einige Augenblicke war es völlig ruhig. Bis sich Mulder einen Ruck gab und langsam auf Scully zuging, als er nur noch einen Schritt von ihr entfernt stand, erfüllte ein leises Schluchzen den Raum, Dana überwand die letzten Schritte und schlang ihre Arme um Mulder. Die ganze Anspannung und der ganze Stress der letzten Wochen fiel mit einem Mal von ihr ab. Mulder hielt Dana fest an sich gedrückt und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. Sein Körper zitterte. Ein leisen Schluchzen entrann seiner Kehle.
"Ich glaub es einfach nicht." flüsterte er.
Glaube es, dachte Dana und ein erneutes Schluchzen entrann ihr. Keiner hatte die Kraft zu sprechen. Mulder strich mit einer Hand sanft über Scully's Rücken. Er konnte es nicht glauben. Scully? Wie kam sie denn hierher? Einzelne Tränen rannen Mulder's Wangen hinab, aber es war egal.
"Scully?" fragte Mulder nach einer Weile ohne sie loszulassen. Seine Stimme zitterte und der Kloß in seinem Hals verschwand, trotz mehrmaligen Schluckens, nicht.
Dana antwortete ihm nicht sondern fuhr mit ihren Händen sanft seinen Rücken entlang. Soviele Fragen schwirrten in Mulder's als auch in Dana's Kopf herum, doch keiner der Beiden wollte diesen Moment mit irgendwelchen Gesprächen zerstören. Reden konnten sie später noch genug, jetzt ging es einzig und allein ums Fühlen. Ein weiteres Schluchzen entwischte Mulder's Kehle. Nach einigen Momenten löste sich Mulder von Dana, legte seine Hände auf ihre Schulter und schob sie sanft ein bißchen von sich weg. Seine Augen wanderten über ihren Körper, jeden Zentimeter von ihr sog er in sich auf. Mulder's Blick blieb an Dana's hängen. Ihre feuchten Augen strahlten und erst jetzt wurde Mulder schmerzlichst bewußt, wie sehr er dieses Blau vermisst hatte. Ohne darüber nachzudenken beugte sich Mulder zu Dana hinunter und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Ein Lächeln huschte über beide Gesichter, als sich ihre Blicke erneut trafen und aneinander festhielten. Mulder drückte Dana erneut fest an sich. Er konnte es nicht glauben.
Dana's Hände streichelten sanft über Mulder's Rücken.
"Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!" flüsterte Mulder, Dana immer noch an sich drückend, verzweifelt.
"Wie wär's mit ... ?" Dana suchte nach dem richtigen Ausdruck, als Mulder ihr ins Wort fiel.
"Du kannst dir nicht vorstellen, wie lange ich auf diesen Tag gewartet habe. Es gab Zeiten, da dachte ich, ich seh dich nie wieder." Mulder hatte sich von Dana gelöst und sah sie an. "Und jetzt stehst du hier in meinem Büro." Mulder schüttelte den Kopf und schloß für einen Augenblick die Augen.
"Warum bist du nicht bei der Feier?" fragte Dana sanft und hielt seine Hände.
Mulder grinste. "Manche Dinge ändern sich nie und mein Abneigung gegen solche Veranstaltungen sind da mit eingeschlossen."
"Wie könnte ich was anderes vermutet haben?" Dana lächelte ihn an und drückte sanft seine Hände.
"Warum bist du hier unten?" fragte Mulder, obwohl er die Antwort kannte oder sich zumindest *diese* Antwort erhoffte.
"Ich habe mit Skinner gesprochen. Er erzählte ein bißchen darüber, was in den letzten Jahren geschehen ist. Dann bekam er einen Anruf und bot mir an auf Sa..." Dana unterbrach sich selber. War es der richtige Zeitpunkt ihm von Samantha zu erzählen? Irgendwann würde der Zeitpunkten kommen... und warum länger warten?
"....Samantha aufzupassen, damit...."
Mit einer schnellen Handbewegung unterbrach Mulder sie.
"Wer ist Samantha?" Mulder war verwirrt und gleichzeitig fürchtete er sich vor der Antwort.
"Meine Tochter." antwortete Dana. Unsere Tochter, ging es ihr durch den Kopf.
Mulder's braune Augen sahen sie erschrocken an.
"D...deine Tochter?"
"Ja, meine Tochter." wiederholte Dana und nickte leicht. Ein Blick in Mulder's Augen genügte, um ihr zu sagen, daß er überrascht war. Sehr überrascht. Dana wartete auf eine Reaktion von ihm, doch er sah sie nur an.
"Mulder?" fragte Dana nach einer Weile. "Ist alles okay?"
Mulder war vollkommen abwesend.
"Was...? Mh, ja alles okay!" antwortete er schnell. "Du hast ein Tochter, hm?" schloß er an. Seine Stimme klang plötzlich kalt und abweisend.
Scully ein Tochter? Er mußte sich doch verhört haben. Nein, er hatte nicht. Scully konnte doch keine Kinder bekommen! Vielleicht adoptiert, schoß es Mulder durch den Kopf. Adoption? Müsse man dazu nicht verheiratet sein? Aber Dana hatte doch noch ihren Namen, oder? Jedenfalls hatte sie ihn nicht berichtigt, als er sie mit solchem angesprochen hatte. Sie hatte ihren Namen behalten?
Mulder schossen die absurdesten Ideen, binnen Sekunden, durch den Kopf. Er erschrak sich selbst bei dem Klang seiner Stimme. Oh Mulder, du solltest dich für sie freuen, schallte Mulder sich selbst. Er wollte nicht so kalt klingen, aber er war wie überrollt von dieser Neuigkeit.
"Das...das...ich bin überrascht." stotterte Mulder.
"Dein Gesichtsausdruck verrät das selbe." Dana lächelte Mulder an.
Mulder trat einen Schritt zurück und seiner Hände glitten sanft aus den ihren. Er ließ seine Augen, auf der Suche nach irgendetwas, durch das Büro gleiten.
"Wollen wir uns setzen?" Mulder bot Dana seinen Schreibtischstuhl an.
Dana nickte zustimmend und ließ sich darauf nieder. Mulder selbst setzte sich auf seinen Schreibtisch. Keiner der beiden sagte auch nur ein Wort. Sie schafften es nicht einmal sich gegenseitig in die Augen zu sehen. Schließlich sammelte Mulder all seinen Mut.
"Erzähl mir was über sie!" forderte er Dana auf, die, überrascht über seine Worte, auf- und ihm direkt in die Augen blickte. Etwas verwirrt über Mulder's Interesse an ihrer Tochter begann sie zu erzählen.
"...ungern jemand fremden. Sie kommt in die Schule - dieses Jahr." endete Dana mit der Erzählung über Samantha.
"Wo ist sie jetzt?" Platze es aus ihm heraus. Mulder wunderte sich selbst über sein Interesse an Samantha.
"Sie ist bei Skinner."
Dana sah wie Mulder's Kopf arbeitete. Tausende von Fragen schossen ihm durch den Kopf, doch eine davon brannte Mulder förmlich auf der Zunge. Wer ist der Vater?
"Wer ist...." Mulder stoppte, "ähm..."
Dana sah ihn fragend an. "Was...?"
Mulder machte eine schnelle Handbewegung. "Hat sich schon erledigt." Feigling, dröhnte es durch seinen Kopf.
Komm schon Mulder du wolltest nach ihrem Vater fragen. Es steht dir ja fast ins Gesicht geschrieben.
Mulder's Augen wanderten über Dana. Ihre Arme lagen auf den Lehnen des Stuhls. Sein Blick huschte Dana's Arm zu ihren Händen entlang. Kein Ring. Mulder atmete erleichtert. Das bedeutet doch gar nichts, rief ihn sein Verstand zu Ordnung.
Verlegen blickte Mulder auf seine zusammengefalteten Hände.
"Wie lange bleibst...ähm....bleibt ihr in der Stadt?" stammelte Mulder und sah Dana an.
"Ein paar Tage noch.... bis zum Ende der Woche!" antwortete Dana ihm. "Warum willst du das wissen?"
Mulder rutschte vom Tisch herunter und ging einige Schritte im Büro auf und ab.
"Ich dachte, daß...daß wir uns vielleicht treffen könnten." brachte er etwas verlegen hervor. "Natürlich nur, wenn du...ihr nichts anderes vorhabt." fügte er schnell hinzu.
Dana grinste. Ein verlegener Mulder, daß war selbst in den Jahren ihrer Zusammenarbeit nur selten vorgekommen. "Mulder, du weißt genau, daß ich nur nach D.C. gekommen bin, um... um dich wiederzusehen."
Mulder sah sie mit 'diesem' Blick an. "Weiß ich das?"
"Ich hoffe..."
Beide unterhielten sich ein zeitlang über belanglose Dinge... das Wetter...die Stadt....nichts wirklich von Bedeutung.
Mulder sah auf seine Uhr. "1:30 Uhr. Verdammt spät."
"Was? Oh Gott Samantha?" Dana erhob sich rasch von ihrem Stuhl.
"Wir sollten gehen." Mulder nahm sein Jackett vom Haken und öffnete die Tür. Dana trat hindurch und spürte Mulder's Hand auf ihrem Rücken. Erinnerungen.
Oben angekommen steuerte Dana sofort auf Skinner's Büro zu. Mulder folgte ihr zögernd, unwissend darüber, ob es ihr recht war. Dana betrat Skinner's Büro.
"Spät geworden?" fragte Skinner sie flüsternd. Dana sah ihn entschuldigend an.
"Tut mir leid." antwortete Dana ebenso leise und steuerte auf die große dunkle Ledercouch zu, auf welcher Samantha, in eine Decke gehüllt, friedlich schlief. Sie hob ihre schlafende Tochter hoch und ging zur Tür.
"Vielen Dank, daß du auf sie aufgepasst hast."
Skinner nickte. "Schon gut. Du kommst doch nocheinmal vorbei, bevor du wieder nach New York zurück fährst?"
Dana lächelte. "Ich denke schon. Guten Nacht!" Und schon war sie aus der Tür.
Mulder stand schweigend vor Skinner's Büro und wartete auf Dana.
"Wenn du willst, dann fahr ich euch schnell am Hotel vorbei!?" bot Mulder Dana an und warf einen Blick auf das schlafende Kind auf Dana's Arm.
"Sehr gern. Danke." Sie schenkte ihm eines von diesen Lächeln bei dem Mulder's Knie weich wurden.
Gemeinsam verließen sie das FBI-Gebäude und fuhren zum Hotel.
"Mh....soll ich noch mit hoch kommen?" Mulder blickte auf Dana, welche auf dem Beifahrersitz saß.
"Nein... aber danke." Dana öffnete die Tür und wollte gerade aussteigen, als Mulder sie sanft zurückhielt.
"Kann ich euch morgen zum Abendessen einladen?" Mulder wollte nicht, daß sie einfach so abreiste ohne das sie sich nochmal gesehen hatten. Soviele Fragen nagten an ihm.
Dana lächelte. "Du kochst?" fragte sie schmunzelnd.
Mulder grinste. "Ich versuch's! ... Heißt das ja?"
Dana nickte. "Heißt es... und jetzt 'guten Nacht'" Damit stieg sie aus, nahm Samantha wieder auf den Arm und verschwand im Inneren des großen Hotels.
Mulder sah ihr noch hinterher bis sie völlig aus seinem Blickwinkel verschwunden war, dann startete er seinen Wagen und fuhr zu seinem Apartment.
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