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Sunrise

von Foxy

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Von den Sonnenstrahlen an der Nase gekitzelt wurde Scully sanft aus ihrer Traumwelt entführt. Eine Weile blieb sie still liegen. Hörte auf ihren Herzschlag und ihren Atem und das Vogelzwitschern vor dem Fenster. Es würde mit Sicherheit ein schöner Tag werden. So, wie sie das Licht durch ihre geschlossenen Lider sehen konnte, musste der Himmel wolkenlos sein.

Wieder lauschte sie auf ihr Herz. Dann stutzte sie einen Moment. War ihr Herzschlag unregelmäßig? Und ihr Atem, ging er schneller als sonst? Nein, das musste etwas Anderes sein. Die Müdigkeit hing noch immer über ihren Gedanken wie ein träger Schleier und es brauchte seine Zeit, bis Scully realisierte, dass sie nicht alleine war. Deutlich konnte sie jetzt die weiche Haut an ihrer Wange spüren. Noch vor wenigen Minuten hatte sie sie für ihr Kopfkissen gehalten. Jetzt schlug ihr Herz schneller, ihr Atem ging unregelmäßiger. Jeder Nerv in ihrem Körper begann zu vibrieren, als sie nun auch endlich den vertrauten Geruch wahrnahm. Ein Zittern lief über ihren Körper und so sehr sie sich auch wünschte, ihre Augen zu öffnen, sie wagte es nicht. Was, wenn diese süße Phantasie wie eine Seifenblase zerplatzte? Wie sie es so oft in ihren Träumen getan hatte, an diesen trüben Washingtoner Morgenden, wenn der Regen gegen die Fensterscheibe klatschte . Aber sie war nicht in Washington. Sie war in einem kleinen Motel irgendwo in Kalifornien. Dem Sonnenstaat. Hier gab es keinen Regen, der die Träume fortwaschen würde. Hoffte sie.

Sie lauschte noch einen Moment und schlug dann die Augen auf. Die Sonne strömte golden durch die Vorhänge und ließ helle Muster auf den weißen Laken tanzen, die sie umgaben. Sie hob ihren Kopf vorsichtig an und blickte in Mulders schlafendes Gesicht. Seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig unter ihrer Hand. Scully starrte ihn einige Sekunden an. Gefühle, die verschiedener nicht sein konnten, kämpften in ihr. Einerseits flatterten tausende von Schmetterlingen in ihrem Bauch und dort, wo ihr Körper seinen berührte, kribbelte ihre Haut, als krabbelten Ameisen darüber. Diese Empfindungen waren so intensiv, dass sie beinahe die leise, rationale Stimme der FBI Agentin überhört hätte, die sie eindringlich davor warnte, etwas Falsches zu tun. Doch der Geruch und die Wärme, in die er sie einhüllte, waren stärker. Neugierig musterte sie ihren schlafenden Partner. Sein Gesichtsausdruck war ihr fremd. Noch nie zuvor hatte sie ihn so gesehen. Friedlich schlafend, ohne die Angst, die oftmals seine weichen Züge beherrschte und plötzlich wusste Scully, was sie auf seinem Gesicht sah. Er war glücklich. Einfach neben ihr zu liegen und sie im Arm zu halten, wenn sie schlief, hatte ihn glücklich gemacht. Eine seltsame Art von Stolz erfüllte sie. Was hätte sie gefühlt, wenn sie zu ihm unter die Decke gekrochen wäre? Wäre sie ebenfalls so glücklich gewesen? Die Antwort auf diese Frage, die sie ganz klar vor sich sah, machte ihr Angst und ließ sie vor Freude und Erwartung gleichermaßen zittern. JA! Ja, sie wäre es gewesen. Doch noch glücklicher war sie, ihn beim Schlafen zu beobachten. Als sie ihn betrachtete, jagten die verschiedensten Erinnerungen durch ihren Kopf und sie gab sich ihnen für einen Moment hin.

Da waren seine Augen. Im Moment schützten die Lieder die goldbraunen, samtweichen Spiegel seiner Seele, die ihr so viele Male Trost und Kraft gespendet hatten, ohne, dass sie ein Wort zu wechseln brauchten. Die sie nur durch ein Zwinkern oder Aufleuchten innerlich zum Lachen brachten oder ihr den letzten Nerv raubten. Das Glitzern, das sie seit sieben Jahren begleitete und das nur bedeuten konnte, dass er wieder einen Geistesblitz oder eine verrückte Idee hatte, die ihr nicht gefallen würde.

Ihr Blick wanderte zu seinem Mund. Die sanft geschwungene Oberlippe und die volle, sinnliche Unterlippe. Sie erinnerte sich an das Lächeln, das er nur ihr schenkte und an den fürchterlichen Ausdruck, wenn sie sich verzogen, während er weinte. Um seine Mutter, seinen Vater, seine Schwester, um sie....

Wie oft hatte sie sich gewünscht, diese Lippen zu berühren. Mit dem Daumen darüber zu streicheln. Einfach nur die Wärme und Sanftheit unter ihren Fingern zu spüren. Mit einem Lächeln erinnerte sie sich an den Traum, den sie in der letzten Nacht gehabt hatte. Sie hatte von Mulder geträumt, wie sie es beinahe jede Nacht in den vergangenen fünf Jahren getan hatte. Doch diesmal war der Traum realer gewesen. Als sie am Morgen aufgewacht war, hatte sie das Gefühl gehabt, der Kuss, den er ihr in ihrem Traum gegeben hatte, wäre Wirklichkeit gewesen. Und vielleicht war er das auch. Unsicher streckte sie eine Hand aus. Ihr Zeigefinger hing in der Schwebe über seiner Unterlippe. Sie zögerte. Was, wenn er aufwachte? Sie wollte nicht mit ihm reden. Nicht jetzt. Die Gefühle waren zu widersprüchlich, zu verwirrend und sie musste erst mit sich selbst ins Reine kommen, bevor sie mit ihm reden konnte. Es war weniger die Angst vor den Konsequenzen als vielmehr die Angst vor sich selbst. Eine Freundschaft wie die, die sie mit Mulder verband, würde durch eine romantische Beziehung nicht zerstört werden, dessen war sie sich sicher, doch sie hatte all die Jahre, in denen sie mit ihm gearbeitet hatte, ihre Liebe und ihre Gefühle sorgsam hinter einer hohen Mauer verborgen und die ließ sich nicht über Nacht einreißen.

Scully ließ ihre Hand sinken und beugte sich stattdessen zu ihm hinunter. Zärtlich strich sie mit ihren Lippen über seine und legte ihren Kopf dann wieder auf seine Brust. Dorthin, wo sie vor noch nicht einmal 10 Minuten aufgewacht war. Obwohl ihr Herz wahre Purzelbäume vollführte und sein Geruch sie beinahe um den Verstand brachte, übermannte sie nach einer Zeit die Müdigkeit und sie gesellte sich einmal mehr zu Mulder ins Reich der Träume.



Wenig später wurde sie von seinen Bewegungen geweckt. Doch sie rührte sich nicht und genoss das Gefühl, als seine Hand federleichte Kreise über ihren Rücken zog. Leicht lag sie zwischen ihren Schulterblättern, wanderte mit sanftem Druck abwärts und blieb schließlich in der Beuge ihres unteren Rückens liegen. Genau dort, wo sie immer lag. Einen Moment blieb Mulder bewegungslos und Scully konnte nur noch sein Herz stetig und kräftig gegen seine Rippen schlagen hören. Dann spürte sie ein Zittern in seiner Brust, als er schluckte und seinen Arm unter ihrem Kopf hervorziehen wollte. Er wollte gehen. Wollte sie alleine in diesem großen, fremden Bett zurücklassen. Aber sie wollte hier nicht alleine sein, niemals wieder. So stellte sie sich weiterhin schlafend und brummte genüßlich, während sie ihr linkes Bein über seine schob und ihren Oberkörper gegen seinen kuschelte. Was würde Mulder tun? Würde er bleiben? Würde er sie wecken? Oder würde er sich doch klammheimlich aus ihrem Bett stehlen, gerade so, wie er sich vor Jahren in ihr Herz geschlichen hatte?

Mit einem kleinen Lächeln spürte sie, wie sein Herz leicht aus dem Takt geriet und dann in einen schnelleren Rhythmus fiel. Wie zufällig ließ Dana ihre Hand über seine Brust hinauf zu seiner Schulter gleiten und als sie das leise Seufzen hörte, hätte sie beinahe den Atem angehalten. Noch immer ruhte seine Hand auf ihrem Steiß und sie fühlte, wie sich die Finger spreizten und ihr Becken näher an seines pressten. Ein Stromstoß jagte durch Scullys Adern und verringerte ihre Gedanken auf zwei Dinge: Mulders raschen Herzschlag unter ihrer Wange und die warme Hand auf ihrem Rücken die sie sanft massierte. Scully entschied, dass es an der Zeit war, aufzuwachen. Sie seufzte genüsslich und streckte sich an seiner Seite wie eine schnurrende Katze nach einem ausgiebigen Mittagsschlaf. Ihre Nägel gruben sich in die sensible Haut über seinen Rippen und sie konnte hören, wie Mulder ein wenig zu schnell Luft holte. Das war gut. Wenn er sich in ihre Träume schlich, wollte sie auch in seinen sein und genau das war dies hier, ein Traum. Warum aufwachen, wenn man weiter träumen kann?

Mit geschlossenen Augen begann sie warme Küsse über seinen Rippen zu verteilen und seufzte dabei weich und zufrieden. Langsam küssten sich ihre Lippen ihren Weg hinauf zum Saum seines T-Shirts und nibbelten an der weichen Haut seiner Schulter.

Wie paralysiert blieb Mulder liegen und ließ sie gewähren. Er bewegte sich nicht. Ermutigte sie nicht, tat aber auch nichts, um sie aufzuhalten. Vermutlich wähnte er sie noch immer im Schlaf und als sie sich langsam an seinem Körper nach oben schob, um zärtlich an der pulsierenden Haut über seiner Halsschlagader zu saugen, bewegte er sich endlich. Ein unterdrücktes Brummen vibrierte in seiner Brust.

"Scully!", murmelte er leise aber bestimmt. "Scully, wach auf!"

"Ich möchte nicht!", gab sie ebenso leise zurück. Eine Hand schob sich um seinen Körper und legte sich, die seine imitierend, über seinen Steiß. "Ich träume gerade so schön. Möchtest du nicht auch träumen, Mulder?"

Sie verließ den sicheren Platz an seinem Hals und strich mit geschlossenen Lippen über seine. Noch immer versteckte sie ihre Blicke hinter geschlossenen Liedern. Das Brummen wurde zu einem leisen Stöhnen und die Hand auf ihrem Rücken vergrub sich in dem wirren roten Haar an ihrem Nacken. Zärtlich und fordernd stieß seine Zunge gegen ihre Lippen und bat um Einlaß. Ein Lächeln formte sich darauf, als sie sie bereitwillig öffnete. Seine Zunge war dick, fleischig und fühlte sich an, wie rauhes Samt. In der Art, wie er ihren Mund erkundete, war nichts Probierendes oder Unsicheres.

Scully wimmerte leise und schob ihren Körper über seinen, um ihn vollkommen zu spüren. Mulders Hände wanderten über ihren Rücken zu ihrem Po, kneteten das fest Fleisch dort und drückten sie fester gegen seinen Unterleib. Seine wachsende Härte presste sich offensichtlich in ihren Bauch und Scully unterbrach den Kuss, um die Augen zu öffnen und ihn anzusehen. Auf alles war sie gefasst gewesen, doch nicht auf die beiden Seen aus Tränen, in denen seine Augen schwammen. Sie hob ihre freie Hand und legte sie an seine mit dunklen Bartstoppeln überzogene Wange.

"Wenn ich träume, kann ich mich am nächsten Morgen meist nicht mehr an den Traum erinnern. Er verblasst, wie die Farben auf einem Bild. Werde ich mich an diesen Traum erinnern können, Mulder?", fragte sie.

Ein Lächeln bildete sich auf Mulders Lippen:

"Ich träume diesen Traum schon seit so vielen Jahren und kann mich an jedes Detail erinnern. Ich werde dafür sorgen, dass du das auch kannst...."

Er rollte sie beide herum und begrub Scully in den weichen Laken unter sich.

"Jah...", murmelte Dana, bevor sich ihre Lippen erneut trafen. "...ich werde mich erinnern!"



Ende



Wie war das noch? Ein Traum ist die Antwort auf eine Frage, die zu stellen wir nie gelernt haben.
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