World of X

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Jenseits der See

von Chelly

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Wassertropfen perlen von unseren Regenschirmen und fallen lautlos zu Boden.

Der Wind trägt die Gicht der heranbrausenden See zu uns und sie kriecht als kaltes Unwohlsein unter unsere Mäntel.

Der Wind bringt auch Daddys Lied zu uns. Beyond the Sea.

Es war ein besonderes Lied für ihn. Und auch für Mum, die reglos neben mir steht.

Sie hält sich ganz aufrecht, die Frau eines stolzen Navy Kapitän.

Nur ihre Stimme verrät, wie es wirklich in ihr aussieht.

Sie erzählt von Dad, wie er von der See heimkehrte und ihr einen Antrag machte.

Sie spielten sein Lied bei seiner Heimkehr.

Und sie spielen es jetzt, auf seiner letzten Reise.



Ein schwarzer Schatten hebt sich vom graublauen Meer ab.

Es ist Father McCue. Er betritt den kleinen Holzsteg und öffnet die Urne.

Die Asche wird vom Wind davon getragen, in alle Himmelsrichtungen verstreut, so wie Dad es wollte.

Er wollte keine militärischen Ehren.

Er hatte mehr als genug Ehrungen in seinem Leben erfahren, doch das was er wirklich liebte war oft zu kurz gekommen.

So wie wir.

Dieses Lied stand für alles was er geliebt hatte.

Er liebte uns, er liebte die See und es erinnerte ihn an unsere Vorfahren die von jenseits des Ozeans aus Irland gekommen waren.

Es war ein stolzes Lied, so wie er ein stolzer Mann gewesen war.

Ich frage mich, ob er jemals stolz auf mich gewesen ist.

"Er war dein Vater"



Viele Dinge waren zwischen uns ungeklärt geblieben.

Gestern Nacht hatte ich zum ersten mal seit langer Zeit das Gefühl gehabt, dass wir es überwinden könnten.

Wir hatten unsere letzte Chance verpasst.

Er hat Dinge zurückgelassen, die noch nicht beendet waren.

Ich bin in meinem Leben oft dem Tod begegnet, doch niemals kam er mir so unendgültig vor.

Ein Teil von mir kann noch nicht verstehen, dass wir diesen Streit niemals mehr beilegen können.

Dass es keine Gelegenheit mehr gibt mir zu sagen, dass er stolz darauf ist, wer ich geworden bin und was ich beim FBI erreicht habe.

Es war mir wichtig.

Er war mir wichtig.



Die letzten Töne verklingen und wir stehen da hören, wie der Wind sie davonträgt.

Es dauert ein paar Minuten, bis mein Bruder sich umdreht und geht, seine Kinder folgen ihm.

Sie gehen alle, steigen in ihre Autos, verlieren sich in alle Himmelrichtungen, wie die Asche zuvor, bis Mum und ich allein zurückbleiben.



Wir sehen aufs endlose Meer hinaus, auf die Wellen und die Leere.

Ein altes Fischerboot schaukelt angebunden am Steeg.

Die Wellen schlagen dumpf gegen seinen Rumpf und lassen es hohl klingen.

Für dieses Schiff gibt es längst keinen Kapitän mehr, so wie es für mich keinen Ahab mehr gibt.

Kein Ahab und auch kein Starbuck.



Vor uns liegt das Meer, erstreckt sich graublau bis an den Horizont

wie ein riesiges Leichentuch und doch verspricht sein Rauschen Unendlichkeit.

Eines Tages treffen wir uns wieder. Irgendwo, jenseits der See.



~ENDE~





They came from a land beyond the sea,

And now o'er the western main

Set sail, in their good ships, gallantly,

From the sunny land of Spain.

"Oh, where's the isle we've seen in dreams,

Our destined home or grave?"

Thus sung they as, by the morning's beams,

They swept the Atlantic wave.



And lo, where afar o'er ocean shines

A sparkle of radiant green,

As though in that deep lay emerald mines,

Whose light through the wave was seen.

'Tis Innisfail - 'tis Innisfail!"*

Rings o'er the echoing sea;

While, bending to heaven, the warriors hail

That home of the brave and free.



Then turn'd they unto the Eastern wave,

Where now their Day-God's eye

A look of such sunny omen gave

As lighted up sea and sky.

Nor frown was seen through sky or sea,

Nor tear o'er leaf or sod,

When first on their Isle of Destiny

Our great forefathers trod.







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* The Island of Destiny, one of the ancient names of Ireland.
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