Unionville, Virginia
20. Oktober 2000
13:10 Uhr
Er stand vor der Tür und atmete einmal tief ein, weil sein Magen rebellierte. Er sah sich in dem Flur um, in dem er stand. Er war dem in ihrem alten Apartmenthaus sehr ähnlich, abgesehen davon, dass sich dieses außerhalb von Washington befand.
Schließlich nahm er noch einmal einen tiefen Luftzug und klopfte leise an die Tür. Als er darauf wartete, dass sie öffnete, fragte er sich wieder einmal, weswegen sie ihn nach so langer Zeit herbestellt haben könnte. Einerseits hatte es ihm wahnsinnig Angst gemacht, sie nach all der Zeit, die verstrichen war, wiederzusehen, aber andererseits freute er sich auch unheimlich auf diese Chance. Er liebte sie immer noch, und jede Möglichkeit, sie wiederzusehen, war wie Balsam für seine Seele.
Er erinnerte sich daran, wie glücklich er gewesen war, als er herausgefunden hatte, dass sie ihn wirklich liebte. Damals war es fast zuviel zu verstehen gewesen und sogar jetzt, nach all dem, was zwischen ihnen passiert war, erstaunte es ihn immer noch, dass sie ihn einmal geliebt hatte.
Blue Earth, Iowa
9. Juni 1996
Yellow Arrow Motel
„Scully, ich will mir das ansehen.“ Scully seufzte. „Mulder, es ist in Ordnung. Ich kann mich selbst darum kümmern.“
Mulder schloss die Tür und ging zu ihr hinüber. Sie stand in der Mitte seines Zimmers und suchte nach Taschentüchern.
„Scully, setz‘ dich bitte hin.“
Sie wirbelte herum, um ihn anzusehen und etwas zu sagen, als sie plötzlich ihre Augen schloss und zusammensackte.
Mulder war sofort neben ihr und hatte seinen Arm um ihre Schultern gelegt, um sie zu stützen. „Vorsicht, Scully,“ sagte er sanft.
Sie lehnte sich an ihn. „Mulder, der Raum soll aufhören, sich zu drehen“, flüsterte sie mit leiser weicher Stimme.
Mulder lächelte und führte sie zum Bett. Als sie saß, stand er auf und ging ins Badezimmer. Kurze Zeit später kam er mit einem nassen Waschlappen und dem Erste-Hilfe-Kasten, den sie anscheinend bei jedem Fall benötigten, zurück.
Er setzte sich wieder neben sie, zog sein Jackett aus und drehte sich dann um, um den hässlichen Schnitt auf ihrer Stirn zu begutachten.
Er tupfte ihn zum Säubern behutsam mit dem Waschlappen ab und sie zuckte zusammen.
„Tut mir leid“, murmelte er, wobei er eine Strähne ihres Haares von der Wunde zurückstrich. Dabei berührte er ihre Haut und er fühlte, wie ein Funken von Elektrizität zwischen ihnen sprühten.
„Mulder, willst du dir das den ganzen Tag ansehen?“ Ihre genervte Stimme holte ihn wieder in die Realität zurück und er bemerkte, dass er gestarrt hatte. „Äh, nein. Ich habe mich nur versichert, dass der Schnitt sauber ist“, sagte er, als er den Waschlappen hinlegte und nach einem Verband griff. Nachdem er ein antiseptisches Mittel auf die Bandage aufgetragen hatte, platzierte er sie behutsam auf der Wunde. Dabei trafen sich ihre Augen und sie hielten ihre Blicke länger aufeinander gerichtet, als es sich für Leute gehörte, die ständig beteuerten, dass sie ‚nur Partner‘ sind.
„Danke, Mulder“, sagte sie sanft.
Er lächelte. „Immer doch. Ich kümmere mich gern um dich.“
Ihre Augen weiteten sich. „Wie bitte?“
Er nickte. „Du hast mich schon richtig gehört. Ich mache mir Sorgen um dich, Scully. Und als ich heute gesehen habe, wie dich dieser Kerl mit dem Rohr geschlagen hat...“, er bekam eine Gänsehaut bei dem Gedanken daran.
„...Es war, wie wenn er mich auch damit geschlagen hätte. Ich hab es gefühlt. Und ich hatte eine irrsinnige Angst, dass ich dich verlieren könnte.“
Sie lächelte ihn an und berührte gefühlvoll seine Wange.
„Du wirst mich niemals verlieren, Mulder.“
Seine Augen füllten sich mit Tränen.
„Das habe ich aber schon einmal.“
Scullys spürte in ihrem Herzen Bedauern und Zuneigung für diesen Mann. Sie rutschte näher an ihn heran, legte ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn nah zu sich.
„Aber ich bin doch zurückgekommen. Ich bin zurückgekommen...“
Er seufzte und umarmte ihre Taille, um sie so nah wie möglich bei sich zu haben.
„Ich weiß, aber ich habe immer noch solche Angst. Ich liebe dich, Scully und ich will dich unbedingt beschützen.“
Für einen Moment war sie still, bemerkte aber dann doch, was er gerade gesagt hatte. „Was hast du gesagt?“
„Ich will dich beschützen.“ Sie schüttelte den Kopf und entfernte sich ein kleines Stück von ihm, sodass sie sein Gesicht sehen konnte.
„Nein, das davor.“ Mulder war still, während er sein perfektes Gedächtnis durchsuchte. Plötzlich schnappte er nach Luft, denn er bemerkte, was er da verlauten lassen hatte. Er konnte nicht lügen, weil sie es ja gehört hatte. Er seufzte. Schließlich musste er es ihr sagen. Sie würde ihn wahrscheinlich entweder auslachen oder vielleicht sogar schlagen und dann um eine Versetzung bitten.
„Ich habe wohl gesagt, dass ich dich liebe“, gab flüsternd und er schweren Herzens zu, wobei er genau auf die Reaktion in ihrem Gesicht achtete. Und er hätte nie gedacht, welche Reaktion das sein würde.
Für ein paar Sekunden sah sie ihn still an und auf einmal küsste sie ihn. Und sie küsste ihn leidenschaftlicher als er es sich jemals vorgestellt oder erträumt hätte.
Eine kurze Zeit war Mulder überrascht, aber er erholte sich schnell und legte wieder seine Arme um sie, um sie nah zu sich zu ziehen. Der Kuss wurde tiefer und Mulder drückte sie aufs Bett zurück, wobei er ihr bereits die Jacke von den Schultern strich.
Sie tat es ihm gleich. Sie knöpfte sein Hemd auf und ließ ihre Hände hinein gleiten. Als er fühlte, wie sich ihre Hände, die sich an seiner Seite befanden, auf seinen Rücken zu bewegten, stöhnte er. Sie lächelte gegen seinen Mund und schlang ihre Arme um seine Taille. Er machte sich dann an den Knöpfen ihrer Bluse zu schaffen und sie genoss, welche intensiven Empfindungen seine Nähe in ihr auslöste.
Er strich die Bluse weg und zog sie ihr schließlich ganz aus. Auch Scully entledigte Mulder nun seines Hemdes, da beide unbedingt die Haut des anderen spüren wollten.
Mulder küsste sie wieder und ließ seine Hände an ihr hinuntergleiten, um ihren Hosenknopf zu öffnen.
„Warte“, sagte sie, wobei sie seine Hand in ihre nahm.
Seine Augen suchten ihre und sie sah die Unsicherheit in ihnen. „Scully, wenn du nicht willst, ist es schon in Ordnung. Ich verstehe es.“
„Nein, das ist es nicht. Ich wollte dir nur etwas sagen.“
Er sah sie fragend an. Sie berührte seine Wange. „Mulder...“ Er legte ihr einen Finger auf die Lippen. „Nenn mich nicht so. Nicht jetzt.“
Sie nickte. „Fox, ich denke ich habe dich schon geliebt, als ich das erste mal in dein Büro gekommen bin. Ich wollte, dass du weißt, dass ich dich liebe, und es auch immer tun werde. Ich werde nie damit aufhören. Ich könnte es nicht. Du bist ein Teil von mir, das warst du jetzt schon eine ganze Weile. Ich wollte es dir nur sagen.“
Er sah zu ihr hinunter...so schön, so intelligent, so mutig...und sie liebte ihn wirklich.
Es ließ sein Herz schmerzen und ihn mit einer Welle von Emotionen überfluten.
Er zog sie nah zu sich, wobei er sein Gesicht in ihrem Haar begrub. „Oh Gott, Scully, ich liebe dich so sehr. Du bist das einzige, das mir wirklich wichtig ist.“
Sie lächelte und küsste ihn wieder.
Unionville, Virginia
20. Oktober 2000
Scullys Apartment
13:13 Uhr
Die Tür, die sich öffnete, holte Mulder aus seinen Gedanken und auf einmal schien alles in Zeitlupe zu sein. Plötzlich stand sie vor ihm und er musste tief Luft holen. Sie war immer noch die schönste Frau, die er jemals gesehen hatte.
Ihr Haar war anders als vor drei Jahren, als er sie das letzte Mal gesehen hatte. Es sah eher so aus, wie es in der ersten Zeit ihrer Partnerschaft gewesen war - mit Pony und so rot, dass es ihm sofort ins Auge stach. Später hatte sie ihren Pony ja lang wachsen lassen und ihn zur Seite gestrichen und das Rot war mit blond aufgehellt worden.
Ihre Haut war immer noch perfekt und er konnte auch immer noch einen kleinen Schimmer von Sommersprossen um ihre Nase herum erkennen. Ihre Augen waren das strahlende Himmelsblau, an das er sich erinnerte und das ihn in seinen Träumen heimgesucht hatte.
Sie trug eine schwarze Stoffhose, eine dazu passende Jacke, die offen hing und darunter ein rotes Top. Sie war die Dana Scully, an die er sich erinnerte und die er immer noch liebte.
Scully sah Mulder an und musste sich selbst davon abhalten, zu weinen. Da stand er, groß und schlaksig, gekleidet mit einem hellgrauen Anzug, einem weißen Hemd und einem dunklen Wintermantel. Sein Haar war ein bisschen länger als früher und er hatte es zurückgekämmt, außer der einen Strähne, die niemals gehorchte. Seine nussbraunen Augen sahen traurig und glücklich zugleich aus. Er war der Fox Mulder, an den sie sich erinnerte.
„Hallo, Mulder“, sagte sie mit tiefer Stimme, wobei sie leicht lächelte.
Für kurze Zeit konnte er wegen all der Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen, nicht mehr sprechen.
„Hallo, Scully“, brachte er schließlich hervor.
Sie lächelte und trat zur Seite. „Danke, dass du gekommen bist“, sagte sie, wobei sie sich anstrengen musste, nicht zu ihm zu rennen und ihn an sich zu ziehen. Jetzt war einfach nicht die Zeit dafür. Sie hatten wichtigere Angelegenheiten zu bereden.
Mulder lächelte matt, sein Blick misstrauisch. Als sie ihn verlassen hatte, hatte sie ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass sie sich niemals wieder sehen würden. Warum also würde sie ihn jetzt anrufen?
„Ich bin mir sicher, dass du dich fragst, warum ich dich wohl angerufen habe.“
Mulder nickte, seine Augen sahen traurig aus. Als er zu sprechen begann, musste er sich von ihr abwenden, weil er fürchtete, dass ihr Blick die Barrieren zustören würde, die seine Tränen zurückhielten.
„Dein Anruf war wirklich eine Überraschung. Vorher, da hast du gesagt...dass du mich hasst und mich nie wieder sehen willst. Was hat deine Meinung geändert?“, fragte er mit zitternder Stimme.
Scully sah ihn an und sehnte sich danach, ihn festzuhalten.
„Viele Dinge haben sich geändert, Mulder. Und du musst darüber Bescheid wissen.
Als sie sah, wie er diese Neuigkeit aufnahm, dachte sie an die schönen Zeiten zurück, die sie beide gemeinsam hatten. Die Tage, an denen sie sich näher gestanden hatten als jemals zuvor. Tage, an denen nichts und niemand zwischen sie kommen konnte.
Washington, D.C.
11. September 1996
Scullys Apartment
Sie lächelte und schloss ihre Augen, als sich der heiße Dampf um sie herum kräuselte.
Während sie in der Badewanne lag, summte sie leise zu der Musik, die in ihrem Wohnzimmer lief. Sie war so entspannt, dass sie nicht hörte, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte, nicht, wie sich die Wohnungstür öffnete und schloss, und auch nicht die leisen Schritte, die ihren Flur herunterkamen.
Mulder erschien in der Badezimmertür und beobachtete sie. Er musste lächeln, als er hörte, wie sie einen langen Seufzer ausstieß. Er hatte sie schon lange nicht mehr so friedlich gesehen. Als er sie inspizierte, dachte er, dass er sie nie schöner gesehen hatte, mit hochgestecktem Haar und ihrem mit Schaum bedeckten Körper. Er lehnte sich gegen den Türrahmen, ein träges Lächeln auf seinen Lippen. „Mir lässt du nie ein Bad ein...“
Sie zuckte nicht einmal zusammen. Der Klang seiner Stimme könnte sie nie erschrecken. „Ich dachte, du hättest Arbeit zu tun...“, sagte sie lächelnd mit geschlossenen Augen.
„Hatte ich, und ich habe sie gemacht.“
Das veranlasste sie, ihre Augen zu öffnen.
„Du hast tatsächlich den Papierkram erledigt? Das glaub ich einfach nicht.“
Sein Gesicht nahm einen geschockten Ausdruck an und seine rechte Hand wanderte zu seinem Herzen.
„Oh Scully, jetzt hast du mich aber verletzt“, sagte er, als er zur Badewanne ging und sich daneben kniete. Er berührte ihre Wange, als ihre Blicke aneinender hängen blieben und sie brauchten keine Worte mehr.
Scully setzte sich in der Wanne auf und umarmte seinen Nacken, wobei sie leicht lächelte. „Seien wir ehrlich, Mulder, du bist nicht gerade dafür bekannt, Papierkram pünktlich zu erledigen.“
Aber Mulder fand es im Moment schwer, sich auf Schreibarbeit zu konzentrieren. Er spürte das Wasser von ihren Armen auf seine Schultern laufen und sein Hemd durchnässen.
Ihre Haut war heiß und fühlte sich so an, als ob sie ihn verbrennen würde.
Sie lehnte sich noch näher an ihn und er konnte ihren Atem an seiner Wange spüren.
„Mulder, weißt du eigentlich, dass du viel zu viel Kleidung anhast?“
Er lächelte. „Gib mir eine Minute und ich ändere das.“ Er versuchte aufzustehen, aber sie festigte ihren Griff.
„Nein, ich habe da eine bessere Idee...“, flüsterte sie verführerisch. Mit einer glatten kraftvollen Bewegung zog sie ihn zu sich in die Wanne.
„Scuuulllyyyy!“ prustete er, wobei seine Arme herumruderten und Wasser auf den Fußboden schwappte.
Sie lächelte und stellte ihn mit einem Kuss ruhig. Sie löste sich von ihm und sah, wie er grinste.
„Wenn du gewollt hättest, dass ich dich küsse, hättest du nur zu fragen brauchen, Scully.“
Sie schlang ihre Arme auf besitzergreifende Weise um seine Mitte, weil sie das Gefühl mochte, sein nasses Hemd auf ihrer Haut zu spüren.
„Aber war es so nicht lustiger?“
„Wirst du dafür bezahlen, dieses Hemd und diese Hose reinigen zu lassen?“
Sie schüttelte ihren Kopf und konnte ihr Lachen kaum verbergen.
Mulder sah sie so streng an wie er konnte und schüttelte seinen Zeigefinger.
„Du hast nur Glück, dass ich mein Jackett ausgezogen habe, bevor ich hier herein gekommen bin!“
Sie sah in an und versuchte ihren Gesichtsausdruck so teilnahmslos wie möglich erscheinen zu lassen.
„Ach wirklich?“
Er nickte, sein Gesicht war eine Maske von Beherrschung.
Scully musste schließlich doch kichern.
„Was ist denn so witzig?“ fragte er, wobei sein Kinn zuckte.
Scully fand es besonders lustig, wenn er genau das tat. Sie ließ eine Hand von seiner Hüfte fallen, um durch sein Haar zu fahren und küsste ihn wieder. Der Kuss war lang, aber nicht übermäßig verführerisch. Er sollte ihm nur zeigen, wie sie fühlte.
„Du siehst so süß aus, wenn du versuchst, streng zu sein“, murmelte sie nach dem Kuss, ihr Gesicht in der Beuge seines Halses vergraben.
Mulder kicherte. „Freut mich, dass du so denkst“, flüsterte er, war sich aber auf einmal nicht mehr hundertprozentig sicher, was er gesagt hatte, weil seine ganze Aufmerksamkeit dem galt, dass er mit einer splitternackten Scully in der Badewanne saß.
Sie küsste sanft seine Wange.
„Ja, das tue ich. Das habe ich schon immer und das werde ich auch immer.“
Er lächelte und strich ein paar Strähnen ihres nassen Haares aus ihrer Stirn.
„Schon immer?“
„Ja“, sagte sie und öffnete langsam die Knöpfe seines Hemdes. „Wann auch immer du vor mir gestanden hast und mich gefragt hast, warum ich immer noch nicht glaubte, war alles, an das ich denken konnte, wie sehr ich dich packen und küssen wollte, bis du nicht mehr hättest atmen können.“
Ein verschmitztes Grinsen kam über seine Lippen. „Also, jetzt hält dich nichts mehr davon ab.“
Scully lächelte. „Nichts außer dein Übermaß an Kleidung“, sagte sie, als sie ihre Hände in sein Hemd und um seinen Rücken herum gleiten ließ, um sie an seinem Rückgrad auf und ab zu streichen.
Mulder zitterte unter ihrer Berührung. „Du wirst dich von so einem kleinen Hindernis doch nicht stören lassen, oder, Agent Scully?“
„Sicher nicht, Agent Mulder. Sicher nicht...“
Unionville, Virginia
20. Oktober 2000
Scullys Apartment
13:16 Uhr
Scully führte ihn ins Wohnzimmer und bat ihn, sich zu setzen. Er tat es und sie setzte sich ihm gegenüber in einen Stuhl. Als sie ihn ansah, fragte sie sich, ob er sie immer noch liebte. Er sah so verloren und verzweifelt aus und natürlich wusste sie auch, warum. Sie hoffte nur, dass er ihr Handeln verstehen würde und ihr verzeihen konnte.
„Mulder, weißt du, warum ich gegangen bin?“
Bei dieser Frage verwandelte sich Mulders leidvolles Gesicht in eine Maske aus Schmerz. Er drehte sich kurz zu ihr und sie konnte die Tränen in seinen Augen glänzen sehen.
„Scully, müssen wir unbedingt darüber sprechen? Ich kann das nicht noch einmal durchmachen. Es tut einfach zu weh.“
Diese Bemerkung ließ Scullys Herz schmerzen. Wie hatte sie ihm solches Leid zufügen können? „Ich muss es dir erzählen, Mulder. Ich muss dich dazu bringen, es zu begreifen“, sagte sie sanft. „Ich habe dich verlassen, weil ich mich von meinem Stolz und meiner Eifersucht kontrollieren ließ.“
Mulder sah auf und wischte sich unbewusst eine Träne weg. „Was?“
„Mulder, als du mir in dem Hotel in Blue Earth gebeichtet hast, dass du mich liebst, war das einer der schönsten Tage meines Lebens.“
Mulders Gesicht nahm diesen verlorenen Ausdruck an, der jedes Herz zum Schmelzen brachte. „Einer der Schönsten?“
Scully lächelte und sah weg. „Es hat seit damals einen Anderen gegeben.“
Mulder nickte, da er vermutete, dass sie sich auf den Tag bezog, an dem sie den Mann getroffen hatte, mit dem sie jetzt zusammen war. Er dachte gar nicht daran, dass sie allein sein könnte.
Stille hatte sich über sie gelegt, aber nur, bis Scully den Mut aufbrachte zu fragen, was sie wissen musste. Sie konnte Mulder nicht das erzählen, für das sie ihn herbestellt hatte, ohne es zu wissen.
„Mulder, es gibt da etwas, über das ich Bescheid wissen muss.“
„Was ist das?“
Sie nahm einen tiefen Luftzug. „Pamela Reese.“
Mulders Augen weiteten sich mit Schock, als sie diesen Namen erwähnte und er tauchte in einen See von Erinnerungen ein.
20. Oktober 2000
13:10 Uhr
Er stand vor der Tür und atmete einmal tief ein, weil sein Magen rebellierte. Er sah sich in dem Flur um, in dem er stand. Er war dem in ihrem alten Apartmenthaus sehr ähnlich, abgesehen davon, dass sich dieses außerhalb von Washington befand.
Schließlich nahm er noch einmal einen tiefen Luftzug und klopfte leise an die Tür. Als er darauf wartete, dass sie öffnete, fragte er sich wieder einmal, weswegen sie ihn nach so langer Zeit herbestellt haben könnte. Einerseits hatte es ihm wahnsinnig Angst gemacht, sie nach all der Zeit, die verstrichen war, wiederzusehen, aber andererseits freute er sich auch unheimlich auf diese Chance. Er liebte sie immer noch, und jede Möglichkeit, sie wiederzusehen, war wie Balsam für seine Seele.
Er erinnerte sich daran, wie glücklich er gewesen war, als er herausgefunden hatte, dass sie ihn wirklich liebte. Damals war es fast zuviel zu verstehen gewesen und sogar jetzt, nach all dem, was zwischen ihnen passiert war, erstaunte es ihn immer noch, dass sie ihn einmal geliebt hatte.
Blue Earth, Iowa
9. Juni 1996
Yellow Arrow Motel
„Scully, ich will mir das ansehen.“ Scully seufzte. „Mulder, es ist in Ordnung. Ich kann mich selbst darum kümmern.“
Mulder schloss die Tür und ging zu ihr hinüber. Sie stand in der Mitte seines Zimmers und suchte nach Taschentüchern.
„Scully, setz‘ dich bitte hin.“
Sie wirbelte herum, um ihn anzusehen und etwas zu sagen, als sie plötzlich ihre Augen schloss und zusammensackte.
Mulder war sofort neben ihr und hatte seinen Arm um ihre Schultern gelegt, um sie zu stützen. „Vorsicht, Scully,“ sagte er sanft.
Sie lehnte sich an ihn. „Mulder, der Raum soll aufhören, sich zu drehen“, flüsterte sie mit leiser weicher Stimme.
Mulder lächelte und führte sie zum Bett. Als sie saß, stand er auf und ging ins Badezimmer. Kurze Zeit später kam er mit einem nassen Waschlappen und dem Erste-Hilfe-Kasten, den sie anscheinend bei jedem Fall benötigten, zurück.
Er setzte sich wieder neben sie, zog sein Jackett aus und drehte sich dann um, um den hässlichen Schnitt auf ihrer Stirn zu begutachten.
Er tupfte ihn zum Säubern behutsam mit dem Waschlappen ab und sie zuckte zusammen.
„Tut mir leid“, murmelte er, wobei er eine Strähne ihres Haares von der Wunde zurückstrich. Dabei berührte er ihre Haut und er fühlte, wie ein Funken von Elektrizität zwischen ihnen sprühten.
„Mulder, willst du dir das den ganzen Tag ansehen?“ Ihre genervte Stimme holte ihn wieder in die Realität zurück und er bemerkte, dass er gestarrt hatte. „Äh, nein. Ich habe mich nur versichert, dass der Schnitt sauber ist“, sagte er, als er den Waschlappen hinlegte und nach einem Verband griff. Nachdem er ein antiseptisches Mittel auf die Bandage aufgetragen hatte, platzierte er sie behutsam auf der Wunde. Dabei trafen sich ihre Augen und sie hielten ihre Blicke länger aufeinander gerichtet, als es sich für Leute gehörte, die ständig beteuerten, dass sie ‚nur Partner‘ sind.
„Danke, Mulder“, sagte sie sanft.
Er lächelte. „Immer doch. Ich kümmere mich gern um dich.“
Ihre Augen weiteten sich. „Wie bitte?“
Er nickte. „Du hast mich schon richtig gehört. Ich mache mir Sorgen um dich, Scully. Und als ich heute gesehen habe, wie dich dieser Kerl mit dem Rohr geschlagen hat...“, er bekam eine Gänsehaut bei dem Gedanken daran.
„...Es war, wie wenn er mich auch damit geschlagen hätte. Ich hab es gefühlt. Und ich hatte eine irrsinnige Angst, dass ich dich verlieren könnte.“
Sie lächelte ihn an und berührte gefühlvoll seine Wange.
„Du wirst mich niemals verlieren, Mulder.“
Seine Augen füllten sich mit Tränen.
„Das habe ich aber schon einmal.“
Scullys spürte in ihrem Herzen Bedauern und Zuneigung für diesen Mann. Sie rutschte näher an ihn heran, legte ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn nah zu sich.
„Aber ich bin doch zurückgekommen. Ich bin zurückgekommen...“
Er seufzte und umarmte ihre Taille, um sie so nah wie möglich bei sich zu haben.
„Ich weiß, aber ich habe immer noch solche Angst. Ich liebe dich, Scully und ich will dich unbedingt beschützen.“
Für einen Moment war sie still, bemerkte aber dann doch, was er gerade gesagt hatte. „Was hast du gesagt?“
„Ich will dich beschützen.“ Sie schüttelte den Kopf und entfernte sich ein kleines Stück von ihm, sodass sie sein Gesicht sehen konnte.
„Nein, das davor.“ Mulder war still, während er sein perfektes Gedächtnis durchsuchte. Plötzlich schnappte er nach Luft, denn er bemerkte, was er da verlauten lassen hatte. Er konnte nicht lügen, weil sie es ja gehört hatte. Er seufzte. Schließlich musste er es ihr sagen. Sie würde ihn wahrscheinlich entweder auslachen oder vielleicht sogar schlagen und dann um eine Versetzung bitten.
„Ich habe wohl gesagt, dass ich dich liebe“, gab flüsternd und er schweren Herzens zu, wobei er genau auf die Reaktion in ihrem Gesicht achtete. Und er hätte nie gedacht, welche Reaktion das sein würde.
Für ein paar Sekunden sah sie ihn still an und auf einmal küsste sie ihn. Und sie küsste ihn leidenschaftlicher als er es sich jemals vorgestellt oder erträumt hätte.
Eine kurze Zeit war Mulder überrascht, aber er erholte sich schnell und legte wieder seine Arme um sie, um sie nah zu sich zu ziehen. Der Kuss wurde tiefer und Mulder drückte sie aufs Bett zurück, wobei er ihr bereits die Jacke von den Schultern strich.
Sie tat es ihm gleich. Sie knöpfte sein Hemd auf und ließ ihre Hände hinein gleiten. Als er fühlte, wie sich ihre Hände, die sich an seiner Seite befanden, auf seinen Rücken zu bewegten, stöhnte er. Sie lächelte gegen seinen Mund und schlang ihre Arme um seine Taille. Er machte sich dann an den Knöpfen ihrer Bluse zu schaffen und sie genoss, welche intensiven Empfindungen seine Nähe in ihr auslöste.
Er strich die Bluse weg und zog sie ihr schließlich ganz aus. Auch Scully entledigte Mulder nun seines Hemdes, da beide unbedingt die Haut des anderen spüren wollten.
Mulder küsste sie wieder und ließ seine Hände an ihr hinuntergleiten, um ihren Hosenknopf zu öffnen.
„Warte“, sagte sie, wobei sie seine Hand in ihre nahm.
Seine Augen suchten ihre und sie sah die Unsicherheit in ihnen. „Scully, wenn du nicht willst, ist es schon in Ordnung. Ich verstehe es.“
„Nein, das ist es nicht. Ich wollte dir nur etwas sagen.“
Er sah sie fragend an. Sie berührte seine Wange. „Mulder...“ Er legte ihr einen Finger auf die Lippen. „Nenn mich nicht so. Nicht jetzt.“
Sie nickte. „Fox, ich denke ich habe dich schon geliebt, als ich das erste mal in dein Büro gekommen bin. Ich wollte, dass du weißt, dass ich dich liebe, und es auch immer tun werde. Ich werde nie damit aufhören. Ich könnte es nicht. Du bist ein Teil von mir, das warst du jetzt schon eine ganze Weile. Ich wollte es dir nur sagen.“
Er sah zu ihr hinunter...so schön, so intelligent, so mutig...und sie liebte ihn wirklich.
Es ließ sein Herz schmerzen und ihn mit einer Welle von Emotionen überfluten.
Er zog sie nah zu sich, wobei er sein Gesicht in ihrem Haar begrub. „Oh Gott, Scully, ich liebe dich so sehr. Du bist das einzige, das mir wirklich wichtig ist.“
Sie lächelte und küsste ihn wieder.
Unionville, Virginia
20. Oktober 2000
Scullys Apartment
13:13 Uhr
Die Tür, die sich öffnete, holte Mulder aus seinen Gedanken und auf einmal schien alles in Zeitlupe zu sein. Plötzlich stand sie vor ihm und er musste tief Luft holen. Sie war immer noch die schönste Frau, die er jemals gesehen hatte.
Ihr Haar war anders als vor drei Jahren, als er sie das letzte Mal gesehen hatte. Es sah eher so aus, wie es in der ersten Zeit ihrer Partnerschaft gewesen war - mit Pony und so rot, dass es ihm sofort ins Auge stach. Später hatte sie ihren Pony ja lang wachsen lassen und ihn zur Seite gestrichen und das Rot war mit blond aufgehellt worden.
Ihre Haut war immer noch perfekt und er konnte auch immer noch einen kleinen Schimmer von Sommersprossen um ihre Nase herum erkennen. Ihre Augen waren das strahlende Himmelsblau, an das er sich erinnerte und das ihn in seinen Träumen heimgesucht hatte.
Sie trug eine schwarze Stoffhose, eine dazu passende Jacke, die offen hing und darunter ein rotes Top. Sie war die Dana Scully, an die er sich erinnerte und die er immer noch liebte.
Scully sah Mulder an und musste sich selbst davon abhalten, zu weinen. Da stand er, groß und schlaksig, gekleidet mit einem hellgrauen Anzug, einem weißen Hemd und einem dunklen Wintermantel. Sein Haar war ein bisschen länger als früher und er hatte es zurückgekämmt, außer der einen Strähne, die niemals gehorchte. Seine nussbraunen Augen sahen traurig und glücklich zugleich aus. Er war der Fox Mulder, an den sie sich erinnerte.
„Hallo, Mulder“, sagte sie mit tiefer Stimme, wobei sie leicht lächelte.
Für kurze Zeit konnte er wegen all der Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen, nicht mehr sprechen.
„Hallo, Scully“, brachte er schließlich hervor.
Sie lächelte und trat zur Seite. „Danke, dass du gekommen bist“, sagte sie, wobei sie sich anstrengen musste, nicht zu ihm zu rennen und ihn an sich zu ziehen. Jetzt war einfach nicht die Zeit dafür. Sie hatten wichtigere Angelegenheiten zu bereden.
Mulder lächelte matt, sein Blick misstrauisch. Als sie ihn verlassen hatte, hatte sie ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass sie sich niemals wieder sehen würden. Warum also würde sie ihn jetzt anrufen?
„Ich bin mir sicher, dass du dich fragst, warum ich dich wohl angerufen habe.“
Mulder nickte, seine Augen sahen traurig aus. Als er zu sprechen begann, musste er sich von ihr abwenden, weil er fürchtete, dass ihr Blick die Barrieren zustören würde, die seine Tränen zurückhielten.
„Dein Anruf war wirklich eine Überraschung. Vorher, da hast du gesagt...dass du mich hasst und mich nie wieder sehen willst. Was hat deine Meinung geändert?“, fragte er mit zitternder Stimme.
Scully sah ihn an und sehnte sich danach, ihn festzuhalten.
„Viele Dinge haben sich geändert, Mulder. Und du musst darüber Bescheid wissen.
Als sie sah, wie er diese Neuigkeit aufnahm, dachte sie an die schönen Zeiten zurück, die sie beide gemeinsam hatten. Die Tage, an denen sie sich näher gestanden hatten als jemals zuvor. Tage, an denen nichts und niemand zwischen sie kommen konnte.
Washington, D.C.
11. September 1996
Scullys Apartment
Sie lächelte und schloss ihre Augen, als sich der heiße Dampf um sie herum kräuselte.
Während sie in der Badewanne lag, summte sie leise zu der Musik, die in ihrem Wohnzimmer lief. Sie war so entspannt, dass sie nicht hörte, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte, nicht, wie sich die Wohnungstür öffnete und schloss, und auch nicht die leisen Schritte, die ihren Flur herunterkamen.
Mulder erschien in der Badezimmertür und beobachtete sie. Er musste lächeln, als er hörte, wie sie einen langen Seufzer ausstieß. Er hatte sie schon lange nicht mehr so friedlich gesehen. Als er sie inspizierte, dachte er, dass er sie nie schöner gesehen hatte, mit hochgestecktem Haar und ihrem mit Schaum bedeckten Körper. Er lehnte sich gegen den Türrahmen, ein träges Lächeln auf seinen Lippen. „Mir lässt du nie ein Bad ein...“
Sie zuckte nicht einmal zusammen. Der Klang seiner Stimme könnte sie nie erschrecken. „Ich dachte, du hättest Arbeit zu tun...“, sagte sie lächelnd mit geschlossenen Augen.
„Hatte ich, und ich habe sie gemacht.“
Das veranlasste sie, ihre Augen zu öffnen.
„Du hast tatsächlich den Papierkram erledigt? Das glaub ich einfach nicht.“
Sein Gesicht nahm einen geschockten Ausdruck an und seine rechte Hand wanderte zu seinem Herzen.
„Oh Scully, jetzt hast du mich aber verletzt“, sagte er, als er zur Badewanne ging und sich daneben kniete. Er berührte ihre Wange, als ihre Blicke aneinender hängen blieben und sie brauchten keine Worte mehr.
Scully setzte sich in der Wanne auf und umarmte seinen Nacken, wobei sie leicht lächelte. „Seien wir ehrlich, Mulder, du bist nicht gerade dafür bekannt, Papierkram pünktlich zu erledigen.“
Aber Mulder fand es im Moment schwer, sich auf Schreibarbeit zu konzentrieren. Er spürte das Wasser von ihren Armen auf seine Schultern laufen und sein Hemd durchnässen.
Ihre Haut war heiß und fühlte sich so an, als ob sie ihn verbrennen würde.
Sie lehnte sich noch näher an ihn und er konnte ihren Atem an seiner Wange spüren.
„Mulder, weißt du eigentlich, dass du viel zu viel Kleidung anhast?“
Er lächelte. „Gib mir eine Minute und ich ändere das.“ Er versuchte aufzustehen, aber sie festigte ihren Griff.
„Nein, ich habe da eine bessere Idee...“, flüsterte sie verführerisch. Mit einer glatten kraftvollen Bewegung zog sie ihn zu sich in die Wanne.
„Scuuulllyyyy!“ prustete er, wobei seine Arme herumruderten und Wasser auf den Fußboden schwappte.
Sie lächelte und stellte ihn mit einem Kuss ruhig. Sie löste sich von ihm und sah, wie er grinste.
„Wenn du gewollt hättest, dass ich dich küsse, hättest du nur zu fragen brauchen, Scully.“
Sie schlang ihre Arme auf besitzergreifende Weise um seine Mitte, weil sie das Gefühl mochte, sein nasses Hemd auf ihrer Haut zu spüren.
„Aber war es so nicht lustiger?“
„Wirst du dafür bezahlen, dieses Hemd und diese Hose reinigen zu lassen?“
Sie schüttelte ihren Kopf und konnte ihr Lachen kaum verbergen.
Mulder sah sie so streng an wie er konnte und schüttelte seinen Zeigefinger.
„Du hast nur Glück, dass ich mein Jackett ausgezogen habe, bevor ich hier herein gekommen bin!“
Sie sah in an und versuchte ihren Gesichtsausdruck so teilnahmslos wie möglich erscheinen zu lassen.
„Ach wirklich?“
Er nickte, sein Gesicht war eine Maske von Beherrschung.
Scully musste schließlich doch kichern.
„Was ist denn so witzig?“ fragte er, wobei sein Kinn zuckte.
Scully fand es besonders lustig, wenn er genau das tat. Sie ließ eine Hand von seiner Hüfte fallen, um durch sein Haar zu fahren und küsste ihn wieder. Der Kuss war lang, aber nicht übermäßig verführerisch. Er sollte ihm nur zeigen, wie sie fühlte.
„Du siehst so süß aus, wenn du versuchst, streng zu sein“, murmelte sie nach dem Kuss, ihr Gesicht in der Beuge seines Halses vergraben.
Mulder kicherte. „Freut mich, dass du so denkst“, flüsterte er, war sich aber auf einmal nicht mehr hundertprozentig sicher, was er gesagt hatte, weil seine ganze Aufmerksamkeit dem galt, dass er mit einer splitternackten Scully in der Badewanne saß.
Sie küsste sanft seine Wange.
„Ja, das tue ich. Das habe ich schon immer und das werde ich auch immer.“
Er lächelte und strich ein paar Strähnen ihres nassen Haares aus ihrer Stirn.
„Schon immer?“
„Ja“, sagte sie und öffnete langsam die Knöpfe seines Hemdes. „Wann auch immer du vor mir gestanden hast und mich gefragt hast, warum ich immer noch nicht glaubte, war alles, an das ich denken konnte, wie sehr ich dich packen und küssen wollte, bis du nicht mehr hättest atmen können.“
Ein verschmitztes Grinsen kam über seine Lippen. „Also, jetzt hält dich nichts mehr davon ab.“
Scully lächelte. „Nichts außer dein Übermaß an Kleidung“, sagte sie, als sie ihre Hände in sein Hemd und um seinen Rücken herum gleiten ließ, um sie an seinem Rückgrad auf und ab zu streichen.
Mulder zitterte unter ihrer Berührung. „Du wirst dich von so einem kleinen Hindernis doch nicht stören lassen, oder, Agent Scully?“
„Sicher nicht, Agent Mulder. Sicher nicht...“
Unionville, Virginia
20. Oktober 2000
Scullys Apartment
13:16 Uhr
Scully führte ihn ins Wohnzimmer und bat ihn, sich zu setzen. Er tat es und sie setzte sich ihm gegenüber in einen Stuhl. Als sie ihn ansah, fragte sie sich, ob er sie immer noch liebte. Er sah so verloren und verzweifelt aus und natürlich wusste sie auch, warum. Sie hoffte nur, dass er ihr Handeln verstehen würde und ihr verzeihen konnte.
„Mulder, weißt du, warum ich gegangen bin?“
Bei dieser Frage verwandelte sich Mulders leidvolles Gesicht in eine Maske aus Schmerz. Er drehte sich kurz zu ihr und sie konnte die Tränen in seinen Augen glänzen sehen.
„Scully, müssen wir unbedingt darüber sprechen? Ich kann das nicht noch einmal durchmachen. Es tut einfach zu weh.“
Diese Bemerkung ließ Scullys Herz schmerzen. Wie hatte sie ihm solches Leid zufügen können? „Ich muss es dir erzählen, Mulder. Ich muss dich dazu bringen, es zu begreifen“, sagte sie sanft. „Ich habe dich verlassen, weil ich mich von meinem Stolz und meiner Eifersucht kontrollieren ließ.“
Mulder sah auf und wischte sich unbewusst eine Träne weg. „Was?“
„Mulder, als du mir in dem Hotel in Blue Earth gebeichtet hast, dass du mich liebst, war das einer der schönsten Tage meines Lebens.“
Mulders Gesicht nahm diesen verlorenen Ausdruck an, der jedes Herz zum Schmelzen brachte. „Einer der Schönsten?“
Scully lächelte und sah weg. „Es hat seit damals einen Anderen gegeben.“
Mulder nickte, da er vermutete, dass sie sich auf den Tag bezog, an dem sie den Mann getroffen hatte, mit dem sie jetzt zusammen war. Er dachte gar nicht daran, dass sie allein sein könnte.
Stille hatte sich über sie gelegt, aber nur, bis Scully den Mut aufbrachte zu fragen, was sie wissen musste. Sie konnte Mulder nicht das erzählen, für das sie ihn herbestellt hatte, ohne es zu wissen.
„Mulder, es gibt da etwas, über das ich Bescheid wissen muss.“
„Was ist das?“
Sie nahm einen tiefen Luftzug. „Pamela Reese.“
Mulders Augen weiteten sich mit Schock, als sie diesen Namen erwähnte und er tauchte in einen See von Erinnerungen ein.
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