World of X

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Hoffnung - Maybe there is hope

von Blue

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„Ein schöner Tag- wenn er zu Ende geht, ist nichts mehr wie es war...“

(Franziska Pigulla, Schiller)





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Scully lag seitlich auf dem Bett des Motelzimmers. Ihr Kopf war durch ihre Hand abgestützt. Sie sah ihm tief in die Augen. Mulder hatte sich vor sie gesetzt und hielt ihre Kette zwischen seinen Fingern. Beide waren so unendlich glücklich. Sie waren wieder vereint. Mulder ließ die Kette los und berührte sanft mit seinem Daumen Scullys Lippen. Scully küsste seinen Daumen. Sie ertranken in ihren Blicken. So viel Wärme, so viel Nähe und so viel Liebe steckte darin.

Mulder rutschte neben Scully. Sie drehte sich zu ihm und kuschelte sich an ihn. Er schloss seine Arme um sie und sie tat es ihm gleich. Sie lagen so dicht beieinander, wie noch nie zuvor. Ihre Köpfe trennten nur noch wenige Millimeter voneinander. Sie hauchten sich sanfte Küsse zu.

„Maybe there is hope.“, sagte Mulder.

Die beiden genossen diese Zeit des vollkommenden Glücks.

Sie liebten sich schon seit der ersten Begegnung, doch nie hatte jemand gewagt es auszusprechen.

Niemand sprach nun ein Wort.

Sie schlossen nach einiger Zeit die Augen und schliefen ineinandergekuschelt, ganz eng beieinander, ein.



Ein paar Stunden später...

Es war mitten in der Nacht. Mulder und Scully lagen noch immer ineinandergekuschelt beieinander. Sie schliefen fest und hatten gemeinsam die süßesten Träume.

Vollkommende Ruhe herrschte. Nur das leise gleichmäßige Atmen der beiden war zu hören. Doch plötzlich ertönten Stimmen vor dem Motel. Autos kamen angefahren und Männer stiegen aus den dunklen Fahrzeugen aus. Die dunkle Nacht wurde durch die unzähligen Autoscheinwerfer hell erleuchtet.

Mulder und Scully waren jedoch so in ihren Träumen vertieft, dass sie von all dem nichts mitbekamen.

Plötzlich wurde die Tür des Motelzimmers aufgestoßen und einige Männer stürmten mit Waffen hinein. Man konnte sie nicht erkennen.

Scully und Mulder schreckten hoch und mit angsterfüllten Blicken entdeckten sie die Männer. Mulder nahm Scully in den Arm und schüttelte den Kopf.

„Nein! Nein...nicht schon wieder.“, sagte er leise. Doch die Männer kamen näher.

„Fox, was wollen die? Wer sind diese Männer?“ Scully klammerte sich an Mulder.

„Dana, ich verspreche dir, dass ich bald wieder da sein werde...“

„Fox!“

Scully rannen die Tränen aus den Augen.

Einer der Männer packte Mulder und riss ihn von Scully los.

„Fox!“, schrie sie. Sie klammerte sich an seiner Hand fest. Die Männer zogen Mulder weiter mit sich, sodass Mulders Hand aus der ihren glitt. Ein weiterer Mann hielt Scully fest, damit sie nicht hinterher laufen konnte.

„Nein, Fox! Nein!“

„Ich komme bald wieder, Dana. Ich liebe dich.“ Mulder weinte und verschwand mit diesen Worten aus dem Zimmer.

Scully schrie und wurde schließlich mit einem Betäubungsmittel zum Schlafen gebracht. Die Männer ließen sie alleine zurück. Als die Autos verschwunden waren, kehrte die Dunkelheit der Nacht zurück.

Mulder wusste, warum er das getan hatte. Er wusste, was mit ihm passieren würde. Er hatte es Dana noch sagen wollen, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass es so schnell kommen würde.

Aber er wusste, warum er es tat.

Er tat es für sie und für William. Er tat es für seine Familie.



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Warme Sonnenstrahlen ließen Scully erwachen. Sie schreckte hoch und blickte um sich. Er war tatsächlich fort. Mulder war tatsächlich verschwunden. Die Tränen schossen ihr in die Augen. Sie sah Mulders Jacke, griff nach ihr und vergrub ihr Gesicht darin. Sie roch so gut. Sie roch nach ihm.

Sie weinte aus tiefstem Herzen. Sie weinte um ihre Liebe.

Scully wusste nicht, was sie jetzt tun sollte. Sie wusste nicht wer die Männer waren, woher sie kamen und wohin sie gehen würden. Sie wusste nicht, was sie mit Mulder machen würden.

Sie griff zu ihrem Handy und wählte die Nummer vom FBI.

„Direktor Skinner? Hier ist Scully. Ich muss mit Ihnen sprechen, es ist wichtig!“ Sie weinte noch immer.



2 Stunden später...

Scully traf im FBI-Gebäude ein. Sie wurde von allen Seiten angestarrt. Ihr, mit Tränen verschmiertes, Gesicht sprach Bände. Sie war nicht gerade unbekannt beim FBI, doch ihre Kollegen hatten sie noch nie zuvor so gesehen.

Sie ging zu Skinners Büro. Im Vorraum wartete schon seine Sekretärin auf sie und sie ließ sie zu Skinner.

„Agent Scully...“ Sie fing wieder an zu weinen. Skinner nahm sie in den Arm.

„Er ist weg. Sie haben ihn geholt. Erst hab ich unser Kind verloren und jetzt Mulder...ich...“ Sie war so aufgelöst. Skinner ließ ihr Zeit, um sich zu beruhigen. Er hielt ihren zitternden Körper fest und zeigte ihr, dass er für sie da sein würde.

Er nahm sie bei der Hand und half ihr sich hinzusetzen.

„Jetzt mal ganz in Ruhe...Was ist passiert?“ Er sprach mit ruhiger Stimme.

„Wir... Mulder und ich waren in dem Motelzimmer und schliefen und dann...mitten in der Nacht kamen diese Männer und nahmen ihn mit...oh Gott...“ Scully vergrub ihr Gesicht in den Händen. Sie brauchte einen Moment, um sich wieder zu fassen.

„Ich konnte nichts tun...er sagte, dass er bald wieder kommen würde...“ Ihre Verzweiflung wurde stärker.

Skinner starrte sie an. Er wusste was für ein Gefühl das war, wenn jemand vor den eigenen Augen verschwand. Er sah die Szenerie von damals in Oregon vor sich und er sah wie Mulder verschwand und er nichts tun konnte. Diese Geschichte nahm ihn immer noch sehr mit. Vor ein paar Stunden hatte er mit Mulder noch Witze gerissen und jetzt war er weg. Es war wie damals in Oregon, nur das er es diesmal nicht mit eigenen Augen gesehen hatte. Jedoch kämpfte er mit den Tränen.

„Er ist doch gerade erst wieder aufgetaucht und schon wird er mir wieder genommen. Ich ertrage das nicht.“

Skinner bemerkte Scullys Schmerz, der in ihrer bebenden Stimme widerhallte.

Nach einer Weile des Schweigens sagte Skinner entschlossen: „Ich werde Agent Doggett und Agent Reyes hinzuziehen.“ Er griff zum Telefonhörer und bat sie schnellst möglich in sein Büro zu kommen.



Agent Reyes eilte zu Scully und sah sie besorgt an, während Doggett sich langsam auch dazu gesellte.

„Was ist passiert?“ fragte Reyes entsetzt.

Doggett und sie glaubten die Antwort schon zu kennen.

„Mulder ist verschwunden.“, sagte Skinner.

„Männer haben ihn mitgenommen.“, fügte er hinzu.

„Männer?“, fragte Doggett plötzlich.

„Ich wusste doch, dass er nicht tot ist. Knowel Rohrer...Er war in der Wüste hinter Mulder und Scully her und wollte beide töten...“

Reyes nickte.

„Er hat Recht,“ sagte sie. „Aber warum haben die Scully nicht mitgenommen?“ fragte sie verwundert.

„Ich weiß es nicht.“ Doggett hatte ein ungutes Gefühl. „Das einzige was ich weiß ist, dass wir Mulder finden müssen, bevor es zu spät ist.“

Scully konnte nichts sagen. Das war alles zu viel für sie.

Niemand hatte Beweise dafür, dass es Knowel Rohrer war, jedoch war jeder davon überzeugt.



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Es war kalt und dunkel. Obwohl er nichts sehen konnte, wusste er wo er war. Er kannte diesen Ort der Stille und der elendigen Qual. Er wusste nicht wie lange er schon auf dem kalten eisigen Boden lag. Er dachte nur an Scully, an William...seinen Sohn...an seine Familie. Er wusste warum er das hier tat und der Gedanke an Dana und ihren gemeinsamen Kind raubten ihm die Angst. Er tat es allein für seine Familie...ganz allein dafür. Der Gedanke daran spielte ein kleines Lächeln auf seine Lippen.



48 Stunden später...

Mulder zitterte am ganzen Leib. Er musste völlig unterkühlt sein. Er saß nun schon seit zwei Tagen hier ohne Essen, ohne Trinken, ohne eine Decke oder sonst was. Seit dieser Zeit war niemand zu ihm gekommen. Er wusste nicht, was auf ihn zukommen würde.

Doch plötzlich stach ihm ein greller Lichtstrahl in die Augen. Er wusste, dass es jetzt losgehen würde. Aber er hatte keine Angst



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Scully war zu ihrer Mutter gefahren. Sie hielt es alleine zu Hause einfach nicht mehr aus. Natürlich hörte sie nicht auf nach Mulder zu suchen.

In den letzten Stunden hatte sie viel nachgedacht und ihr schoss immer und immer wieder die Szenerie durch den Kopf. Mulder hatte zu ihr gesagt, dass er bald wieder kommen würde. Wusste er etwa etwas davon? Scully begriff es nicht. Sie holte sich Trost bei ihrer Mutter, die wirklich immer für sie da war.

Magret hielt ihre Tochter fest im Arm.

„Mum? Ich liebe ihn so sehr.“ Sie weinte wieder.

„Ich weiß, Dana. Ich weiß. Das hast du schon immer getan. Er wird zu dir zurück kommen, Dana. Ich weiß es. Ihr habt so viel zusammen durchgestanden und wart so oft voneinander getrennt, aber jedes mal habt ihr wieder zueinander gefunden. Und dieses mal wird es auch so sein, Dana.“ Die warme Stimme ihrer Mutter beruhigte sie etwas.

„Leg dich schlafen, Liebes. Du bist so erschöpft.“
“Nein, Mum. Ich muss ihn suchen.“ Sie wollte schon aufstehen, doch ihre Mutter hielt sie zurück.

„Dana, leg dich ein bisschen hin. Es bringt nichts, wenn du vor Erschöpfung zusammenbrichst.“

Magret machte ihr Platz auf der Couch und holte eine Decke.



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Er hatte große Schmerzen. Die Nadeln und Haken in seinem Körper hatten sich beinahe bis auf die Knochen durchgebohrt. Jeder Atemzug schmerzte. Er wusste nicht, was er ihnen geben konnte...was sie von ihm brauchten. Er zitterte vor Kälte. Er trug keine Kleidung mehr. Er versuchte sich unter Kontrolle zu halten, doch die Kälte war zu groß. Es schmerzte so unendlich. Ihm rannen die Tränen an seinen Wangen hinunter. Plötzlich wurde die Dunkelheit wieder von einem grellen, beißenden Lichtstrahl durchbohrt. Mulder erschrak und zuckte zusammen. Die Haken, die in seinem Fleisch steckten, zogen sich zusammen. Er schrie vor Schmerzen. Der Lichtstrahl bohrte sich wie Nadeln in seine Augen. Er wurde bewusstlos.



4 Wochen später...

„Nichts Mum, keine Spur, kein Lebenszeichen...nichts.“

Scully sank zu Boden, als sie die Tür hinter sich schloss. Ihre Mutter eilte zu ihr, nahm sie in den Arm. Ihre Tochter war mit den Nerven völlig am Ende. Sie aß kaum noch etwas und schlief nicht mehr. Sie war mit ihren Kräften am Ende.

„Er wird wiederkommen, Dana. Ich weiß es...ich weiß es...“ Magret rannen auch ein paar Tränen aus den Augen.

„Komm, ich habe dir was zu Essen gemacht. Du musst etwas essen, Dana.“

Scully schüttelte den Kopf. Sie konnten nichts essen.

„Bitte, Dana. Lange hältst du das nicht mehr durch.“

Scully stand auf. Ihre Mutter hatte Recht.

Sie musste wieder zu Kräften kommen.



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Sein Körper war reglos. Nur das schwache atmen und das leise wimmern, was aus seinem Mund drang verrieten, dass er noch am Leben war.

Er sah Scully...er sah William. Die Sonne strahlte warm auf sie hinunter. Er konnte die Vögel singen hören. Er saß mit Scully am Strand und William spielte im Sand. Sie hatte sich an ihn gekuschelt und er genoss die Wärme, die ihr Körper ausstrahlte und die Liebe, die sie ihm gab. Sie beobachteten William, der fröhlich im Sand buddelte...

Ein greller Lichtstrahl riss ihn aus seinem Traum. Er war kaum fähig die Augen zu öffnen. Er hatte absolut keine Kraft mehr. Selbst die Kälte spürte er nicht mehr wirklich. Er hätte schon längst aufgegeben, doch der Gedanke an Scully und William beflügelte seinen Überlebenswillen.

Täglich wurde er gequält. An manchen Tagen kamen sie sogar zwei Mal. Und nun ging es wieder los. Mulder wimmerte.



4 Wochen später...

Scully schlief. Ihre Mutter war so froh, dass sie wenigstens ein Mal für ein paar Stunden die Ruhe gefunden hatte. Sie hatte die ganze Nacht durchgeschlafen.

Magret blickte auf Dana hinunter. Sie öffnete ihre Augen und sah sie verschlafen an.

„Guten Morgen, Dana. Ich bin so froh, dass du geschlafen hast.“ Scully lächelte und stand auf.

„Es ist schon neun? Mum, ich muss gleich los...Hab ich echt die ganze Nacht durchgeschlafen?“

Ihre Mutter nickte.

„Komm, Frühstück wartet. Ohne lass ich dich nicht aus dem Haus.“

Beide lächelten.



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Er wurde geblendet. Er schrie auf.

„Nein! Wann lasst ihr mich denn endlich gehen?...wann lasst ihr mich denn endlich gehen?...“ Die letzten Worte flüsterte er eher, als dass er sie sagte.

Plötzlich wurde es um ihn herum ganz hell. Bis jetzt hatte er immer nur den beißenden Lichtstrahl gesehen. Er brauchte einige Zeit, um sich an das Licht zu gewöhnen. Um ihn herum schien alles weiß zu sein. Er konnte niemanden sehen.

Plötzlich schossen alle Haken und Nadeln aus seinem Fleisch. Er schrie vor Schmerzen. Er lag einige Minuten so da und nichts passierte. Er konnte sich nicht bewegen. Es fiel ihm schwer zu atmen.

Im Raum oder was es auch immer sein mochte, war es totenstill.

Plötzlich glaubte er Kindergeschrei gehört zu haben.

„William,“ brachte er schwer atmend hervor.



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Scully war mit dem Frühstück fertig und machte sich auf den Weg zum FBI.

„Bye Mum. Ich weiß nicht, wann ich zurück bin. Ich fahre später noch schnell zu Hause vorbei und hole noch ein paar frische Sachen. Es wird sicher sehr spät.“

Mit diesen Worten verschwand sie aus der Wohnung ihrer Mutter und fuhr in die FBI-Zentrale, wo Skinner, Doggett und Reyes schon auf sie warteten.

Sie hatten noch immer keine Spur von Mulder und Skinner war bereits dabei aufzugeben.



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Sein blutiger Körper und ein wimmernder Säugling lagen am Rand eines Feldes.

Mulder hatte für einige Zeit das Bewusstsein verloren. Er wusste aber nicht für wie lange.

Es war kühl und er hatte keine Kleidung. Das einzige was er hatte war das Kind und eine dreckige und zerfetzte Decke. Mulder war so schwach, dass er kaum aufstehen konnte. Er warf sich die Decke um und nahm den Säugling in den Arm und wickelte den Rest der Decke um ihn. Er konnte kaum gehen. Sein Körper war übersät mit offenen Wunden. Nur mühsam schleppte er sich voran. William wimmerte in Mulders Armen. Er versuchte ihn zu beruhigen.

Der Tag ging schon langsam zu Ende.

Er wusste nicht wie lange er weg war, welcher Tag es war oder wie spät es war.

Mulder schleppte sich mühsam voran und musste alle paar Meter eine Pause einlegen. Seine Schmerzen waren so groß, dass ihm eine erneute Bewusstlosigkeit drohte. Doch er sagte sich immer und immer wieder, dass er es schaffen würde und das er danach bei Scully sein würde.

Er lief und lief und allmählich glaubte er zu wissen wo er war, denn er erblickte Häuser.

Mittlerweile war es ganz dunkel geworden.

Auf den Straßen waren kaum noch Leute.

Niemand half ihm. Alle hielten ihn für einen armen Penner und machten einen großen Bogen um ihn. Immer wieder redete er ihn Gedanken zu sich selbst, dass er gleich bei Dana sein würde und dass dann alles wieder gut werden würde. Er beachtete die gaffenden Leute gar nicht. Er hielt William ganz fest in der Decke, damit er nicht noch mehr fror. Mulders Körper war eiskalt. Er konnte William nicht wärmen.

Seine Füße schmerzten und wollten ihn nicht mehr tragen. Er sank zu Boden und blieb einige Sekunden benommen liegen.

Dann rappelte er sich wieder auf und schleppte sich weiter vorwärts. Er war so schrecklich müde und ausgelaugt, aber er zwang sich dazu, weiter zu gehen.

Er ging nach vorne gebeugt, um den kleinen so gut es ging vor dem Wind zu schützen. Mulder wusste nicht, wie lange er schon unterwegs war, aber er war froh, als er endlich Scullys Apartment erblickte.

Er schleppte sich und William die letzten Stufen bis zu Scullys Haustüre hoch und klingelte erschöpft. Doch niemand öffnete die Tür. Mulder stützte sich am Türgriff ab und klingelte noch ein Mal. Doch nichts regte sich. Plötzlich gaben die Beine unter ihm nach und er sank zu Boden. Er hatte William fest umklammert und die Decke um ihn gewickelt. Er lehnte an Scullys Haustüre. So sehr er sich auch bemühte seine Augen nicht zu schließen, es gelang ihm nicht mehr. Die Schmerzen und die Erschöpfung waren zu groß.

Mulder verlor wieder das Bewusstsein.



Es war schon nach Mitternacht und Scully war auf dem Weg zu ihrem Apartment. Sie dachte sich, dass es wohl besser wäre ihre Mutter anzurufen.

„Mum? Hab ich dich geweckt?....Dann ist ja gut. Ich wollte dir nur sagen, dass ich gleich bei mir bin und danach komme ich direkt. Nicht, dass du dir Sorgen machst...Bye, Mum.“

Sie legte auf und stieg aus ihrem Wagen, da sie gerade ihr Apartment erreicht hatte.

Sie stieg die Treppen rauf und kramte in ihrer Tasche nach dem Schlüssel, als ihr plötzlich der Atem stockte und sie sich an der Wand festhalten musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

„Oh mein Gott.“, sagte sie fassungslos. Im nächsten Moment eilte sie zu dem, in sich zusammen gesunkenen Mulder.

„Oh mein Gott...Mulder?“ Sie strich ihm durch sein Gesicht. Er reagierte nicht, aber er lebte. Scully holte ihr Handy aus der Tasche, um einen Notarzt zu rufen, denn Mulder musste so schnell wie möglich in ein Krankenhaus. Doch ehe sie wählen konnte, vernahm sie ein leises wimmern aus Mulders Richtung. Sie sah ihn an und bemerkte, dass er es nicht gewesen war. Sie hörte es erneut und öffnete die Decke, die um Mulder gewickelt war. Scully erblickte einen Säugling....sie sah William.

„Oh mein Gott...William!“ Sie weinte. Sie sah, wie fest ihn Mulder in seinen Armen hielt. Ihr Kopf war leer. Sie verstand das alles nicht. Sie war so glücklich die beiden zu sehen.

Schließlich rief sie einen Notarzt und kümmerte sich danach um Mulder. Scully wusste nicht, wie sie die beiden alleine in die Wohnung bekommen sollte. Sie hatte Angst Mulder noch mehr weh zu tun. Sie zog ihre Jacke aus und holte eine zweite Decke, die noch in ihrem Auto lag. In ihre Wohnung konnte sie ja nicht, da Mulders Körper gegen ihre Haustüre lehnte. Scully nahm William vorsichtig aus Mulders Armen und wickelte ihn in ihre Jacke. Mit der Decke versuchte sie Mulder zu wärmen. Sie nahm ihn und William in die Arme und küsste beide. William schien es gut zu gehen, doch um Mulder machte sie sich große Sorgen.

„Gleich kommt Hilfe,“ sagte sie leise.

Sie konnte das alles nicht verstehen. Warum war Mulder verschwunden, warum wusste er davon und warum hatte er William bei sich, der doch bei seiner Pflegefamilie lebte. Sie konnte sich das alles nicht erklären.

Kurz darauf traf auch schon der Notarzt ein und Scully kam ihnen mit dem Kind auf dem Arm entgegen und die Sanitäter folgten ihr.





8 Stunden später...

Mulder lag mit einer Sauerstoffmaske in seinem Krankenbett. Auf seiner Brust waren lauter Elektroden befestigt, deren Kabel zu einem Monitor führten, an dem man seine Herz- und Pulsfrequenz erkennen konnte. Seine Funktionen waren schwach, aber regelmäßig. Einige Wunden mussten genäht werden und er hatte Fieber bekommen. Mulder war völlig unterkühlt gewesen.

Scully wachte mit William an seinem Bett. William hatte nur einen leichten Schnupfen bekommen. Scully saß ganz nah bei Mulder am Bett. Mit der einen Hand hielt sie William fest und mit der anderen strich sie Mulder vorsichtig über die Wange und durchs Haar. William war eingeschlafen und Scully legte ihn vorsichtig in das kleine Bett, dass man ihr von der Kinderstation gebracht hatte, denn William sollte über Nacht zur Beobachtung da bleiben, da man nicht genau wusste, was man mit ihm gemacht hatte. Als sie gerade dabei war ihn zu zudecken, öffnete sich die Zimmertür und Scullys Mutter kam herein.

„Dana?“ fragte sie vorsichtig, um Scully nicht zu erschrecken.

„Mum, schön, dass du da bist.“ Sie ging zu ihrer Mutter und fiel ihr um den Hals.

„Wie geht es ihm?“

„Es wird besser, Mum. Das Fieber ist schon leicht gesunken. Er ist aber noch nicht aufgewacht. William geht es gut.“

„Gott, William.“ Magret eilte zu ihrem Enkel. Sie konnte nicht glauben, dass er wieder bei Scully war.

Scully lächelte: „Er hat ihn mir zurückgebracht. Warum auch immer...ich weiß es nicht...Ich hatte solche Angst um ihn...und um Mulder...“

Magret ging wieder zurück zu ihrer Tochter und nahm sie wieder in den Arm.

„Ich weiß, Dana. Alles wird gut.“

Plötzlich ging die Tür wieder auf und Doggett und Reyes kamen in Mulders Krankenzimmer.

„Ich gehe uns mal einen Kaffee holen,“ sagte Magret, um sie alleine zu lassen und verschwand aus der Tür.

„Dana, wie geht es den beiden?“ fragte Reyes lächelnd.

„Ich denke Mulder ist außer Gefahr. William geht es gut.“

Plötzlich klingelte Doggetts Handy. Er verschwand für einen Augenblick auf dem Flur.

„Das ist wirklich unglaublich,“ sagte Reyes.

„Ja, das ist es.“ Scully ging wieder zu Mulders Bett und tupfte ihm die Stirn ab.

Wenige Augenblicke später kam Doggett wieder ins Zimmer und sagte: „Skinner will uns sprechen. Es tut mir leid, Dana.“

Scully lächelte ihm verständnisvoll zu und als die beiden verschwunden waren, widmete sie sich wieder Mulder. Sie war gerade wieder dabei ihm die Stirn abzutupfen, als Mulder plötzlich langsam die Augen öffnete. Scully war über ihn gebeugt und ihr goldenes Kreuz spiegelte wunderschöne Lichter an die Wand. Sie bemerkte gar nicht, dass Mulder sie ansah. Er griff nach ihrem Kreuz. Scully bemerkte erst dann, dass er aufgewacht war. Sie fing an zu weinen und drückte ihn an sich.

„Fox, ich hatte solche Angst um dich.“ Sie nahm ihm die Sauerstoffmaske ab, damit er sprechen konnte und nahm ihn dann wieder ganz fest in den Arm.

„Ich hab doch gesagt, dass ich wieder kommen werde...“ er strich ihr durchs Haar.

„Warum bist du weg gegangen? Fox, warum nur?“

„Ich habe es für dich und William getan...für uns.“ Seine Stimme klang zerbrechlich und schwach.

„Ich verstehe das alles nicht...wusstest du davon? Was haben die mit dir gemacht?“ Scully war total aufgelöst. Sie ließ Mulder nicht mehr los.

Magret kam plötzlich vorsichtig zur Türe herein, doch als sie die beiden sah, ließ sie sie alleine.

„Ich musste gehen, Dana...Damit William für immer bei uns sein kann...damit du keine Angst mehr haben musst...“

Scullys Umarmung wurde fester.

„Ich hatte keine angst davor, Dana. Weil ich wusste, dass ich dich und William wiedersehen werde...Der Gedanke an dich und ihn hat mir die Kraft gegeben, die ich zum überleben brauchte...“

Scullys Körper zitterte. Sie war nicht fähig zu sprechen. Mulder strich ihr über den Rücken und versuchte sie zu beruhigen.

„Ich liebe dich, Dana. Dich und unseren Sohn...“

Mulder versuchte die Fassung zu behalten, doch es gelang ihm nicht.

„Geh nie wieder fort, hörst du? Nie wieder...lass mich nie wieder alleine...ich hatte solche Angst um dich...Angst, dich diesmal für immer zu verlieren...Ich liebe dich so sehr...“

niemand sagte mehr was. Worte waren überflüssig. Die beiden lagen sich in den Armen und genossen die Nähe des anderen. Beide wussten, dass es jetzt vorbei war. Sie brauchten keine angst mehr zu haben.



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Eine Woche später...

Mulder wurde auf eigene Verantwortung aus dem Krankenhaus entlassen. Er hielt es dort einfach nicht mehr aus. Er wollte nach Hause zu seiner Familie.

Der Tag war schon fast vorbei und Mulder lag mit William in Scullys Bett und wiegte ihn in den Schlaf. Scully lehnte am Türrahmen und beobachtete ihn.

„Er hat deine Augen, Fox,“ sagte sie schließlich.

„Und er hat dein lächeln.“

Scully ging auf die beiden zu und legte sich zu ihnen.

William lag zwischen den beiden und war zufrieden eingeschlafen. Mulder legte seinen Arm um ihn und Scully und Scully tat es ihm gleich. Mulder gab ihr einen zärtlichen Kuss und sagte: „Maybe there is hope.“

Scully lächelte und nach einer Weile schliefen sie alle drei....eng beieinander...wie eine Familie.



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Mai 02 © Blue

„Wenn Worte überflüssig werden,

weil der Augenblick bis an den Rand mit Sinn gefüllt ist,

beginnt das Leben unwiderstehlich

von sich zu erzählen und führt uns mitten hinein

in faszinierende Geschichten-

wenn wir nur lauschen.“

(Franziska Pigulla, Schiller)



**Ende**
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