World of X

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Reunion

von Eilan

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Sie waren gegangen.

Die beiden waren einfach so gegangen.

Und er auch.

Ihr Kopf hatte verstanden, was gerade passiert war, aber ihr Herz konnte es einfach nicht fassen. Er war hierher gekommen, um mit ein paar Leuten zu reden, und irgendwie war er dabei den beiden Männern in die Arme gerannt.

Er war nicht gekommen um Mulder zu töten.

Sie war gekommen, um Mulder zu töten. Und er hatte das gewusst und wollte es verhindern, indem er Mulder von ihrer Sache überzeugen wollte.

Ihre Sache. Ihre Sache gab es jetzt wohl nicht mehr.



Ihr Auftrag war einfach, ins FBI zu gelangen, Mulder suchen und ihn töten. Etwas, was sie zum ersten Mal getan hätte.

Gerade, als Mulder mit ihm sprach und einfach nicht verstehen wollte, dass sie auf der gleichen Seite standen, war sie kurz davor gewesen zu schießen. Doch bevor sie das tun konnte fiel der erste Schuss.

Das letzte, was er tat, bevor der zweite Schuss fiel, tat er für sie. Er bat seinen Mörder Mulder zu töten, damit sie es nicht machen musste, denn er wusste, sobald er tot war, würde sie den Auftrag dazu kriegen.

Doch den hatte sie schon.



Langsam erhob sie sich von dem Posten in der Tiefgarage, an dem sie auf Mulders Auto gewartet hatte und bewegte sich auf seinen Leichnam zu. Die Kugel hatte ihn zwischen die Augen getroffen, es gab keine Chance, dass er überlebte. Jedenfalls sagte das ihr Verstand. Ihr Herz musste sich von seinem Tod vergewissern.

Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie überhaupt nicht weinte. Sie fragte sich, warum sie das tat, denn schließlich war gerade ihr Ehemann und Vater ihres ungeborenen Kindes gestorben. Sie dachte daran, dass das doch ein Grund war zu weinen.

Aber da war nichts, gar nichts.

Sie hatte Angst ihn zu berühren. Er lag so friedlich da, und wenn die Wunde zwischen seinen Augen nicht gewesen wäre, dann sähe er aus, als würde er schlafen. Sie erinnerte sich an die unzähligen Male, die sie ihn schlafen gesehen hat. Sie dachte daran, dass er dann immer so friedlich aussieht, wie ein Kind. Und dass er es merkt, wenn man ihn beobachtet.

Nein, er merkte es, wenn man ihn beobachtete, berichtigte sie sich. Vergangenheit.

Sie spürte keinen Puls an seinem Hals.

Und jetzt kamen die Tränen.

Nicht einzelne, sondern ein ganzer nicht versiegen wollender Strom.

Mehrere Minuten saß sie so dort, an seiner Leiche kniend und weinte. Weinte um all die Stunden, die sie mit ihm verbracht hatte. Weinte um ihren gemeinsamen Plan die Kolonisation zu verhindern. Weinte für ihr Kind.



Und mit den Gedanken an ihn wurde ein weiterer Gedanke wach.

Der Wunsch ihm zu folgen.

Mulder hatte es richtig erkannt: In einer Welt, in der schwarz zu weiß und gut zu böse wurde gab es keinen Gott.

Und sie würde ihre Konsequenz daraus ziehen.

Die Waffe fühlte sich kalt an in ihrer Hand. Sie fragte sich, ob es ihr schwerer gefallen wäre, jemand anderen zu töten und nicht sich und ihr Kind.

Sie wusste es nicht. Noch hatte sie nie getötet.

Es schien ihr paradox, dass so ein kleines Stück Metall so viel Schaden anrichten konnte.

Doch dieser Gedanke verging schnell, als sie es gegen ihre Schläfe presste.

Dort fühlte es sich noch kälter an als in ihrer Hand.

Ihre andere Hand umklammerte seine.

Sie beschloss der Kugel einen Namen zu geben. Sie hatte einmal gehört das sollte dabei helfen abzudrücken. Sie glaubte nicht daran, aber sie tat es trotzdem.

Mulder würde sie töten. Hatte es vorher schon jeden Tag ein bisschen. Es schien ihr paradox, dass Skinner und nicht Mulder ihn erschossen hatte.

Kein Gedanke verweilte lange in ihrem Kopf, während sie langsam den Abzug drückte und die Augen schloss. Doch ihr letzter Gedanke galt ihrem Ehemann.



Ein Schuss hallte durch die Garage und Marita Covarrubias’ Körper fiel über Alex Kryceks.

Sie waren für immer vereint.

Vereint in der Hölle.
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