World of X

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Your kiss on my lips

von Kinona

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Ich hasse dich!

Jedes mal, wenn ich deinen Namen höre, wenn ich dich sehe, versuche ich mir das einzureden.

Ich will dich hassen! Mit jeder Faser meines Körpers. Ich will dich verfluchen, für alles, was du mir angetan hast. Ich will dich verabscheuen, für jedes Mal, dass du mich alleine gelassen hast. Ich will dich hassen für deine abgrundtiefe Überheblichkeit.

Und doch wird mir jedes mal wieder klar, dass ich dazu nicht in der Lage bin, dass ich mich selber belüge. Jedes mal machst du mir von neuem klar, dass ich dazu verdammt bin, elendig zu scheitern. Ich bin dir auf ewig verfallen und ich kann nichts dagegen tun.

Du weißt das. Ich weiß das. Es ist eine unbestreitbare Tatsache. Ein Naturgesetz. Es war weder meine Entscheidung noch deine. Auch wenn mir dein arrogantes, selbstsicheres Grinsen signalisieren soll, dass du in diesem Spiel die Fäden in der Hand hast, dass du in dieser Sache als Sieger dastehst und ich gescheitert bin.

Es ist beinahe eine Art Krieg. Wir sind beide gut darin uns gegenseitig immer wieder unsere Schwächen zu beweisen. Wir sind Kämpfer. Wandeln auf dem schmalen Grad zwischen Krieg und Liebe. Und wie bei allen Kriegern sind es unsere Narben, die uns auszeichnen und zu dem machen, was wir sind. Keine Rücksicht auf Verluste. Um uns herum ist ein Schlachtfeld.

Niemals hätte ich gedacht, dass es einmal so weit kommen würde. Doch deine Arroganz war eine zu große Versuchung. Ich wollte dir und mir beweisen, dass du nur ein überheblicher Bastard bist, ein Hurensohn, nicht mehr. Und nicht besser, als all die anderen, die bereits an mir gescheitert sind. Gott, wie habe ich dich verabscheut! Du warst geradezu ekelhaft überzeugt von dir selbst.

Opportunisten wie wir, dulden keine Konkurrenz.

So begann unsere Kampf. Wir bekriegten uns mit einer Leidenschaft, die ihres gleichen sucht. Die Funken flogen und die Luft knisterte vor Spannung, wenn wir aufeinander trafen. Eigentlich war klar, dass dies nicht ohne Folgen bleiben würde.

So glich unser erstes Mal auch mehr einer Schlacht als einem Akt der Liebe. Leidenschaftlich, hart, erbarmungslos. Wir haben uns gegenseitig um den Verstand gevögelt, haben uns quer durch den Raum gefickt. Es war nichts zärtliches, nichts sanftes, nichts Heiliges daran.

Und doch wurde mir in diesem Moment eins klar: Wir sind füreinander bestimmt. Du wurdest für mich geschaffen und ich für dich. Es ist kein Segen, sondern ein Fluch. Wir sind zwei Teile eines Ganzen. Gegensätze, die sich abstoßen und dennoch zusammengehören. Und egal was wir tun, wir fallen früher oder später immer wieder aufeinander zurück.

Als du mich das erste mal küßtest, als deine Lippen zum ersten mal meine berührten, als du zum ersten mal in mich eindrangst, in mich hineinstießt, wurde mir all das bewußt. Es war eine Offenbarung. Eine Regel, die ich zum ersten Mal nicht brechen konnte.

Vielleicht retten wir uns deshalb immer wieder gegenseitig. Wir wissen, dass es niemand anderen gibt. Wir sind unsere einzigen Verbündeten. Wenn wir uns gegenseitig verlieren, sind wir auf ewig dazu verdammt alleine zu sein, unvollkommen. Gemeinsam sind wir eine Einheit! Wir haben einander verdient. Haben keine andere Wahl, als unser Schicksal anzunehmen. So wie Adam keine andere Wahl hatte, als Eva zu seinem Weib zu nehmen. Jede Geste, jeder Blick von dir macht mir das klar.

Du berührst mich, berührst meine Körper, als ob er dir gehören würde. Als wäre ich ein Teil von dir, dein eigen, und als wäre es dein Privileg mit mir tun und zu lassen, was du willst. Du markierst dein Eigentum. Als wäre der Gedanke, dass ich mich wehren könnte lächerlich. Als hätte ich nicht die Wahl, dir zu widerstehen. Und das Kranke ist: Du hast recht.

Deine Lippen berühren meine. Sanft zwar, doch so als wäre es dein gottverdammtes Recht. Wieder einmal beweist du mir, dass du schon längst von mir Besitz genommen hast. Von meinem Körper, meiner Seele. Ich bin ein Teil von dir. Und ich hasse mich für meine Unfähigkeit dagegen anzukämpfen.

Doch während ich noch deinen Kuß auf meinen Lippen fühle, begreife ich: Das all dies auch für dich gilt. Ohne, dass du es willst, bist du mir verfallen. Und du kannst nichts dagegen tun. Du bist mir genauso machtlos ausgeliefert wie ich dir. Und so sehr du dich auch dagegen zu wehren versuchst, du wirst scheitern.

Gemeinsam werden wir eines Tages zur Hölle fahren. Bis dahin kämpfen wir unsere Schlacht mal miteinander, mal gegeneinander. Beide im vollen Bewußtsein darüber, dass wir verlieren werden. Denn dies ist ein Krieg ohne Gewinner...
Wer von uns kann schon sagen, welche Dinge im Leben ein Fluch und welche ein Segen sind? Vielleicht sollten wir tatsächlich versuchen unseren persönlichen Fluch als Segen zu betrachten. Der Grad zwischen dem einen und dem anderen ist oft so schmal, dass der Unterschied kaum auffällt...
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