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Arachnophobia - The Second Edition

von XFilerN

Kapitel 5

Früh am Mittag,

Mitten in der Wüste Nevadas



Die Agents Mulder und Scully sowie der Arachnologe Samuel Amibi fuhren mit dem Jeep zu der Höhle, von der Mulder behauptet hatte, dass ein merkwürdiges Zirpen daraus zu hören war. Sie wollten diesem Geräusch ein für alle Mal nachgehen und feststellen woher all diese angriffslustigen Vogelspinnen kamen, die nunmehr schon sechs Menschenleben auf dem Gewissen hatten. Sie hielten es für klüger mit dem Wagen in die Wüste zu fahren, da, falls sie dort auf eine Horde Spinnen treffen würden, sie die Pferde erschrecken und verscheuchen könnten. Und noch einen weiteren Vorteil, welcher den Dreien sehr gefiel, hatte der Wagen gegenüber den Pferden, eine Klimaanlage.



Agent Willmore, der seinen Kollegen bessere Waffen gab, die er im Lauf seiner Karriere aus Leidenschaft gesammelt hatte, machte sich in der Zwischenzeit mit Susanne auf nach Missouri, wo das Mädchen zu Hause war. Die hatte alles in allem vielleicht eine Stunde in der vergangenen Nacht geschlafen. Der Agent hatte Mitleid mit dem Mädchen, konnte er ihren Verlust doch besser verstehen als irgendeiner seiner Kollegen. Schließlich hatte er selbst erst vor wenigen Stunden einen Freund an die grausamen Achtbeiner verloren. Und Susanne war noch so jung, hatte vermutlich wenig Erfahrung mit derart schwerwiegenden Verlusten. Er selbst hatte vor wenigen Jahren seinen Vater verloren und er wusste, dass kaum etwas so sehr schmerzte, wie einen Elternteil zu verlieren. Gute Freunde waren jedoch ein nicht weniger schmerzvoller Verlust, verbringt man in der Regel doch praktisch die gesamte Freizeit mit ihnen. Bei ihm und John war das längst Vergangenheit geworden, aber für Susanne waren ihre Freunde noch sehr wichtig und der Verlust lag schwer auf ihren jungen Schultern.



Der Wagen holperte hier und da über die Unebenheiten Nevadas. Mulder fuhr den Wagen, während Amibi es sich mit seinen Fachlexika auf dem Rücksitz beschäftigt bequem gemacht hatte. Er bekam das Gespräch der Agenten kaum mit, so sehr war er vertieft in seine Bücher. Es musste doch irgendwo etwas über dieses abnorme Verhalten dieser Spinnenart geben. Er konnte sich nicht mit dem Gedanken abfinden, dass diese Tiere einfach so nicht mehr ihrem gewohnten Lebenslauf folgten.

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass noch eine Überraschung auf uns wartet. Aber fragen Sie mich nicht wie ich darauf komme“, meinte Mulder und starrte geradeaus in die Ferne.

„Mulder, denken Sie nicht wir sollten das der Seuchenschutzbehörde oder dem Naturschutzverband mitteilen? Ich denke, die könnten eher die nötigen Schritte einleiten und der Sache nachgehen.“ Scully blickte ihren Partner von Beifahrersitz aus an, doch er behielt seine Augen auf den Pfad gerichtet. Eine Straße gab es hier inmitten der Wüste nicht.

„Scully, wenn wir uns jetzt nicht zu dieser Höhle begeben, um diesen Fall genauer zu untersuchen, dann werden wir vermutlich niemals erfahren, was diese Tiere so verändert hat. Sie würden vielleicht einfach vernichtet werden und es gäbe keine Beweise mehr, was uns ja nicht zum ersten Mal passieren würde. Wollen Sie denn nicht wissen, weshalb diese Spinnen Menschen angreifen?“, fragte Mulder und warf einen kurzen, jedoch intensiven Blick auf seine Partnerin.

Sie entgegnete seinen Blick für einen Moment, doch dann schaute sie stur aus dem Fenster zu ihrer Rechten. „Im Grunde habe Sie ja Recht, Mulder. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass uns diese Waffen groß helfen können, wenn wir auf eine entsprechende Anzahl Vogelspinnen treffen. Und ich...“

„Sie fürchten sich davor ihnen zu begegnen, nicht wahr?“, unterbrach Mulder sie und Scully nickte zaghaft. „Wir werden dort, an dieser Höhle, vermutlich nur die Überbleibsel der verendeten Rinder finden. Ich kann mich auch getäuscht haben und es ist gar nichts in dieser Höhle vor dem Sie sich fürchten müssen oder vor dem wir uns nicht schützen könnten.“

Scully warf Mulder einen erstaunten Blick zu. „Mulder, ich gebe es ja nicht sehr oft zu, aber mit Ihren Gefühlen liegen Sie meistens richtig. Wieso versuchen Sie mich jetzt plötzlich vom Gegenteil zu überzeugen, hm?“ Wieder schaute sie aus dem Fenster, um dem Blick ihres Partners auszuweichen.

Er schüttelte seinen Kopf und lächelte, als er Scully erneut ansah. „Wenn Sie sich fürchten, wirklich fürchten, Scully, dann können Sie ja auch im Auto warten und Samuel und ich schauen uns allein in der Höhle um. Ist das ein Angebot?“

Sie nickte nur und sah weiterhin in diese öde Wüstenlandschaft hinaus, begann unbewusst die Kakteen zu zählen, an denen sie vorbei fuhren. Sie wollte es nicht zugeben, dass sie sich beinahe zu Tode fürchtete wegen ein paar Tieren, die sie mit etwas Überwindungskraft einfach zertreten könnte, da sie so viel kleiner waren als sie selbst. Sie verstand es selbst nicht richtig, weshalb sie Spinnen gegenüber eine dermaßen starke Phobie hatte. Und sie erinnerte sich auch nicht mehr, wie es zu dieser Phobie kam. Eines Tages schien sie einfach da gewesen zu sein und schon die kleinsten Hausspinnen sorgten bei ihr für eine Gänsehaut. Je größer die Spinnen waren, desto stärker manifestierte sich ihre Angst. Sie kam sich so albern und kindisch vor in ihrem Verhalten, vermochte es aber bei allem Stolz und gesamter Willenskraft nicht, sich ihrem Alter entsprechend und vor allem wie eine Wissenschaftlerin zu benehmen.

„Dana“, meldete sich Amibi plötzlich zu Wort und lenkte sie von ihren Gedanken ab, „Sie müssen sich nicht fürchten. Mulder hat Recht, wissen Sie? Diese Spinnen können Ihnen nichts anhaben, wenn Sie im Wagen bleiben. Und außerdem bin ich mir sicher, dass diese Vogelspinnen nicht angreifen würden, wenn sie nicht dazu provoziert werden.“

„Provoziert? Denken Sie, dass diese Rinder oder die Daniels, geschweige denn diese Jugendlichen, diese Kreaturen provoziert haben?“, erkundigte sich die Agentin empört. Das war ja nun die dümmste Erklärung für diese Vorfälle, die sie sich hatte vorstellen können. Was gefiel diesem Mann nur so sehr an diesen hässlichen Achtbeinern, dass er sie ständig in Schutz nahm? Immer wieder suchte er nach Gründen, um diese Spinnen als unschuldige Opfer der Evolution darzustellen. Sie konnte und wollte es einfach nicht verstehen. Scully drehte sich nicht einmal zu Amibi um, so wütend war sie. Lediglich Mulder warf sie einen fragwürdigen Blick zu, bevor sie wieder aus dem Fenster sah und den Kopf schüttelte. Sie war nun alles andere als in der Stimmung für solch eine Diskussion. Alles, woran Scully dachte, waren Mulders Worte. Sie hoffte es so sehr wie noch nie, seit sie seine Partnerin war, dass er sich irren und sein Gefühl sich als ein Schuss ins Blaue herausstellen würde. In Gedanken schickte sie ein Stoßgebet zum Himmel und wünschte sich zu Hause in ihrem Apartment zu sein, wo sie sicherer war als hier.



Nach einer guten halben Stunde kamen die Drei an ihrem Ziel an. Mulder musterte seine Partnerin besorgt, während Samuel schon aus dem Wagen stieg und langsam Richtung Höhle davon ging.

„Scully, alles klar?“

„Aber ja doch, wieso auch nicht? Es geht mir bestens!“, gab sie etwas zu schnippisch zurück, für Mulders Geschmack.

„Sie sehen nur auf einmal so blass aus“, stellte er daher fest und suchte den Blickkontakt zu Scully, die immer noch aus dem Fenster schaute.

„ES GEHT MIR GUT“, erklärte sie betont langsam, wie sie es immer tat, wenn sie kurz vor einem Wutausbruch stand und blickte Mulder nun endlich wieder an. Sofort bereute sie ihre grobe Tonwahl. Sie sah in seinen Augen, dass er es nur gut meinte. Mulder wollte sie nicht bemuttern, aber er wollte sich auch nicht Sorgen um sie machen müssen. Sie war ihm wichtig und dieses Gefühl gab er ihr bei jeder erdenklichen Gelegenheit, wofür sie ihm im Grunde dankbar war. Nur manchmal wünschte sie sich etwas mehr Distanz zwischen ihnen. Es würde es einfacher machen ihre ohnehin seltsame Beziehung zu definieren.

„Wirklich, Mulder“, bestärkte sie ihre Aussage schließlich, mit einer ruhigeren Stimme und einem gespielten Lächeln.

Mulder atmete tief ein und im Reden wieder aus: „Na schön. Wenn etwas sein sollte, dann drücken Sie auf die Hupe.“

Scully nickte lediglich und griff nach seiner Hand. „Bitte seien Sie vorsichtig, Mulder.“

Er lächelte sie an und versprach es ihr im Stillen. „Ich geh dann mal lieber, bevor Amibi endgültig in der Höhle verschwunden ist und ich ihn suchen gehen muss.“



Gesagt, getan. Mulder schwang sich aus dem Wagen und verharrte einen Moment, als ihn die Hitze der Wüste für einige Sekunden überwältigte. Die stickig wirkende Luft raubte ihm beinahe den Atem und einen Augenblick lang wurde ihm schwindelig. Dann ging er hinter den Wagen und nahm seine Waffe, die er von Willmore bekommen hatte, aus dem Kofferraum und joggte in der sengenden Glut der Sonne zur Höhle.



Amibi war schon in die Höhle eingetreten, als Mulder dort ankam und ihm sogleich folgte. Um auf alle Eventualitäten gefasst zu sein, lud er das Schrotgewehr durch und hielt es schützend vor sich. Mulder wusste, dass wenn er mit dieser Waffe feuern würde, es einen starken Rückstoß geben würde, verglichen mit seiner gewöhnlichen 9mm Handfeuerwaffe, deshalb hielt er sie mit beiden Händen fest. Am rechten Handgelenk hatte er eine kleine Lampe befestigt, die es ihm erlaubte beide Hände für das Gewehr frei zu haben. Er schaltete das Licht ein, drehte sich nochmals zu seiner Partnerin um, die ihm aus dem Auto zuwinkte und ihm zu verstehen gab, dass alles okay sei und er sich nicht sorgen sollte, ehe er im Dunkel der Höhle verschwand.

Die Wände waren mit klebrigen Spinnweben versehen und teilweise hingen sie auch in dicken Fäden von der Decke herab. Wieder und wieder wischte sich Mulder die Fäden aus dem Gesicht, von seinen Schultern und kämpfte sich so weiter hinein, in die stetig breiter werdende Höhle. Das Licht brachte nicht sehr viel, aber es war besser als nichts und Mulder folgte dem schwachen Lichtkegel, bis er schließlich endlich wieder auf Samuel traf, der sich an den Wänden der Höhle zu schaffen machte. Er nahm Proben der Spinnweben und suchte auch den Boden der Dunkelheit zum Trotz ab, in der Hoffnung einige Anhaltspunkte zu finden.



Scully sah sich immer wieder um, damit sie auch ja nichts übersehen würde, was sie und ihren Partner oder auch Amibi in Gefahr bringen könnte. Immer wieder sah sie durch die Rückscheibe hinter sich und wieder links und rechts zu den Fenstern hinaus, bevor ihr Blick und ihre Aufmerksamkeit wieder der Höhle galten. Sie wurde mit jeder Minute, die verging, nervöser, seit Mulder in der Höhle verschwunden war. Das lag nun schon über zehn Minuten zurück. So wie auch sonst Mulder immer ein gewisses Gespür für Gefahren zum Ausdruck brachte, meldete sich jetzt auch bei ihr ein ungutes Gefühl in der Magengrube. Alles in ihr krampfte sich zusammen, als ihr Instinkt sie warnte. Scully wusste nicht vor was genau ihre Intuition sie versuchte zu warnen, aber sie spürte ganz deutlich, dass etwas bevor stand. Immer wieder glitt ihr Blick zu der kleinen digitalen Uhr am Armaturenbrett. Sie schalt sich innerlich für ihre Feigheit. Noch nie hatte sie sich einer Situation nicht gestellt. Es war noch nie soweit gekommen, dass sie ihren Partner im Stich und damit sich selbst überlassen hatte. Stets war sie hinter ihm gewesen, um ihm gegebenenfalls Rückendeckung zu geben. Nur nicht dieses Mal. Was war sie nur für eine Partnerin? Konnte sie das verantworten? Sie wusste, dass Mulder sie niemals im Stich lassen würde, ganz gleich welchen Risiken er sich für sie aussetzen würde. Das hatte er ihr in der Vergangenheit mehr als einmal und auch mehr als genug bewiesen.

Nach weiteren zehn Minuten schaute sie immer noch angespannt auf die Digitalanzeige. Wo blieb er nur? Die Frage kreiste in ihrem Geist und ließ sie nicht mehr los. Hatte er möglicherweise etwas entdeckt? Oder hatte ihn und Amibi etwas entdeckt und sie beide schwebten in Gefahr? Diese Ungewissheit trieb Scully allmählich in den sicheren Wahnsinn. Und um dem ein Ende zu bereiten, stieg sie letztendlich aus dem Wagen und ging zum Kofferraum, um sich ebenfalls ihre Zweitwaffe zu holen. Zusätzlich nahm sie noch einiges an Munition, für das Leone Kaliber 12 Schrotgewehr und ein weiteres volles Magazin für die Handfeuerwaffe mit, ehe sie sich mit zitternden Knien auf den Weg zu Mulder in die Höhle machte. Sie rief sich Willmores Instruktionen für den Gebrauch des in Italien hergestellten Gewehrs in Erinnerung, damit nichts schief ging und ließ schließlich das Tageslicht hinter sich, um im Schlund der Furcht einflößenden Höhle zu verschwinden.



Scully war noch nicht sehr tief in die Höhle vorgedrungen, ignorierte mit zusammengebissenen Zähnen die eklig klebrigen Spinnweben an den Wänden, als sie plötzlich Schüsse und markerschütternde Schreie vernahm, die ihr einen eisigen Schauer über den Rücken jagten. Mit zitternden Gliedern zwang sie sich einen Schritt nach dem anderen tiefer und tiefer, den Schüssen und Schreien entgegen, in die Höhle zu machen. Den Kloß im Hals bemüht zu ignorieren, rief sie nach Mulder und Amibi, bekam jedoch keine Antwort. Den Ausgang der Höhle konnte sie inzwischen nicht mehr sehen, als sie sich danach umwandte und die Angst in ihr wuchs beinahe ins Unermessliche. Sie fühlte sich wie damals als sie ein Kind von sieben Jahren gewesen war und ihre Brüder sie erstmals in die Geisterbahn mitgenommen hatten. Es war als würde ein Albtraum Realität werden und sie konnte nichts anderes tun, als sich ihrer Furcht zu stellen.

Plötzlich fand Scully sich an einer Abzweigung wieder und versuchte zu entscheiden, welchen Weg sie gehen sollte, als Amibi wie aus dem Nichts auftauchte und sie beinahe umrannte. Er fing sie reflexartig, ehe sie stürzen konnte und eine einzige Frage kam Scully über die Lippen.

„Wo ist Mulder?“

Amibi keuchte, zog sie am Arm hinter sich her, Richtung Höhlenausgang und sagte im Laufen: „Er ist verloren! Sie hat ihn erwischt. Kommen Sie mit mir, Sie können ihm nicht mehr helfen! Ich habe sowas noch nie gesehen, es ist…“

„Was?!?“ Scully stoppte augenblicklich und riss Amibi zu sich herum. „Was meinen Sie?“

„Sie ist riesig! Eine Mutation. Ein Monstrum. Wenn wir nicht laufen, sind wir verloren!“, schrie er sie hysterisch an und es war als sei er nun kein Wissenschaftler mehr, sondern nur noch ein vollkommen verängstigter Mann, der panisch vor etwas fliehen wollte, das er bislang faszinierend fand.

Scully wartete nicht lange, vergaß ihre eigene Furcht und stürmte zurück zu der Abzweigung, von der Amibi sie fortgerissen hatte. Gerade als sie an der Gabelung ankam, hörte sie aus weiter Ferne, wie der Motor des Wagens ansprang, mit dem Amibi vermutlich davon raste, um das Weite zu suchen. Seinen so genannter Freund Mulder und sie einfach im Stich lassend.

Ihre Augen hatten Mühe sich in der Dunkelheit zurecht zu finden, daher tastete sie sich langsam weiter vor, achtete dabei nicht mehr auf die Spinnweben, in die sie griff oder das Herzklopfen, das immer mehr zunahm.

„Mulder?!?“, rief sie ängstlich in die Dunkelheit, doch alles, was zurückkam, war ihr eigenes Echo. Unsicher und bemüht nicht groß darüber nachzudenken, ging sie immer tiefer und tiefer in die Dunkelheit hinein. Alles was zählte war Mulder. Sie durfte ihn jetzt nicht seinem Schicksal überlassen. Das Gewehr fest im Griff und bereit es jederzeit abzufeuern, ging sie weiter, immer tiefer in die unheimliche Höhle hinein.

„Mulder?!?“, fragte sie wieder und war nicht bereit die Hoffnung auf ein Zeichen von ihm aufzugeben.

„Scully...!“, drang es plötzlich gedämpft an ihr Ohr.

„Mulder, wo sind Sie?“

„Laufen Sie, Scully! Gehen Sie und kommen Sie nicht näher! Retten Sie sich so lange Sie es noch können!“

„Wo sind Sie?“, wollte sie wissen, nicht willens ihn zurück zu lassen, ganz gleich worum er sie bat. Mit einem Mal roch es modrig und ein blumiger Duft, wie der von Verwesung, stieg ihr in die Nase. Gänsehaut breitete sich auf ihrem gesamten Körper aus und sie schloss für einen Augenblick die Augen, sammelte all ihren Mut und öffnete sie schließlich wieder. Wieder hallten ohrenbetäubende Schüsse durch die Schwärze um sie herum und echoten.

Dann ein Schrei. Mulders Stimme, das war unverkennbar. Scully begann zu rennen und blieb plötzlich stehen, als sie die Gefahr erkannte, die Mulder bedrohte. Das Licht an seinem Handgelenk tanze unruhig an den felsigen Wänden hin und her und warf furchteinflößende Schatten an das umgebende Gestein.

Sie hob ihre Leone an und feuerte, jetzt wo sie ein Ziel erkannte. Wieder und wieder, während sie sich zu Mulder fortbewegte, der plötzlich von der Kreatur fallengelassen wurde und unsanft auf dem harten Boden aufschlug. „Stehen Sie auf, Mulder“. Ihre Stimme zitterte, doch ihr Wille war stärker, als all ihre Angst. Sie rang nach Atem, als sie Mulder in die Höhe zog, nur um ihn gleich wieder los zu lassen und weiter auf die Kreatur zu feuern, die sich vor ihr auf die hinteren vier Beine stellte. Scully kam es vor als sei Tolkiens Roman Ungeheuer Shelob plötzlich zum Leben erwacht und wollte Mulder und sie fressen. Das alles kam ihr so surreal vor und doch – so unglaublich es war, es handelte sich weder um eine Illusion noch um einen Albtraum. Es war die unglaubliche Realität, derer sie sich stellen mussten.

Mulder und Scully schossen schließlich zugleich auf das Ungetüm, eine gigantisch große Spinne wie man sie nur aus Horrorfilmen kennt. Als Mulders Gewehr die letzte Patrone verbraucht hatte, griff er nach seiner Handfeuerwaffe und schoss ohne Unterlass weiterhin auf die Spinne.

Auch Scully lud ihre Leone inzwischen nach und rief währenddessen: „Zielen Sie auf ihr Abdomen, Mulder! Das Mistvieh kann nicht ewig leben!“

Mulder hörte auf den Rat seiner Kollegin und zielte auf den dicken Abdomen, den Rumpf der Spinne. Scully hatte wieder volle Feuerkraft und nutzte diese mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln.

Die Riesenspinne kam näher und immer näher, schien die gut gezielten Schüsse kaum zu bemerken, doch Mulder und Scully hielten ihre Position und feuerten weiter. Plötzlich wurden beide Agenten von einer grünlichen Substanz, die die Spinne auf sie spie, getroffen. Wie Salzsäure drang diese Substanz in ihre Haut ein und brannte wie Feuer.

Die Agenten waren nun doch gezwungen den Rückzug anzutreten. „Scully, laufen Sie!“

Sie folgte seinem Befehl, in dem Wissen, dass er dicht hinter ihr sein würde und rannte so schnell ihre Beine sie trugen dem Licht des Ausgangs entgegen, das sie nun wieder sehen konnte.

Mulder drehte sich immer wieder zu der Spinne herum, bis er abermals die letzte Patrone aus seinem Magazin verschossen hatte.

Außerhalb der Höhle wartete Amibi, sehr zu Scullys Erstaunen, mit laufendem Motor im Wagen. Als er die beiden Agenten entdeckte, die um ihr Leben liefen, verließ er den Wagen und zog eine Feuergranate, die er von Willmore erhalten hatte, aus seiner Hosentasche. Er hatte sie in der Höhle nicht verwenden wollen, aus Angst, dass die Höhle einstürzen und ihn und Mulder darin einschließen würde. Nun, in der Wüste gab es keinen Grund mehr, die Granate nicht zu gebrauchen. Er rannte den Agenten gerade mal soweit entgegen, wie es die Situation erforderte, entsicherte die Handgranate und warf sie in Richtung der Spinne, die dicht hinter Mulder und Scully immer näher zu kommen drohte. Wieder stellte sie sich auf ihre Hinterbeine und spie ihre Säure aus, als die Granate unmittelbar unter ihr landete.

Die Agenten rannten weiter und blieben erst stehen, als sie sich in Sicherheit glaubten.

Ein einziger ohrenbetäubender Knall und dieses Ungetüm, das eben noch ihr Leben bedroht hatte, zersprang in tausende Fetzen. Hautpartikel der Riesenspinne und Gliedmaßen regneten vom Himmel herab. Durch die Explosion waren Mulder und Scully zu Boden geworfen worden und richteten sich erst kurze Zeit später wieder auf. Scully hatte Mühe den Brechreiz zu unterdrücken, der in ihr aufstieg. Die Agenten schauten mit angewiderten Blicken auf die Überreste der zu Tode gebrachten Bedrohung und auch Amibi konnte nicht glauben, was er da eben gesehen und erlebt hatte.

Sie dachten gerade, dass alles vorüber und überstanden sei, als eine Horde, einige hundert Rotknievogelspinnen, auf die Drei zukam. Allen Dreien blieb beinahe das Herz stehen. Wie war so etwas nur möglich? Diese Riesenspinne hatte offensichtlich all diese kleineren, nicht weniger gefährlichen Spinnen, in ihrem Abdomen. Lebendgeburten! Amibi starrte ungläubig auf die vielen Vogelspinnen. Ihm als Arachnologen fiel es besonders schwer zu glauben was er sah.

Mulder und Scully begannen wieder in Richtung des Wagens zu laufen, doch trugen sie ihre Beine nicht schnell genug, verglichen mit denen der Spinnen.

Amibi, der deutlich näher am Wagen stand, flüchtete in das Fahrzeug als er sah, dass die Agenten von dieser Horde ergriffen und zu Fall gebracht wurden. Er erkannte schnell, dass die Beiden keine Chance mehr hatten, das Bevorstehende zu überleben. Und so startete er den Motor, der sich zunächst weigerte anzuspringen, nach einigen Versuchen erfolgreich und raste in Windeseile davon. Er hätte ihnen ohnehin nicht mehr helfen können und so überließ er sie, ohne sich umzublicken, ihrem Schicksal.

Wild schlugen Mulder und Scully um sich, als sie am Boden lagen und versuchten mit letzter Kraft dem sicheren Tode zu entkommen. Die allerletzte Munition verschossen und ihre Kräfte verlierend, verloren die Agenten schließlich das Bewusstsein. Die Schmerzen und die Wirkung des Neurotoxins waren zu stark, um weiter kämpfen zu können. Die Dunkelheit der Ohnmacht schloss sie sanft ein und ließ sie nicht mehr frei.
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