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The Right Kind Of Wrong

von XFilerN

Kapitel 2

Das Klingeln an der Tür ließ Monica kurz zusammenzucken. Ausgerechnet jetzt musste die Pizza kommen, als John versuchte sie zu küssen. Was für ein Timing, schoss es ihr in den Kopf. Und sie hoffte inständig, dass dies nur ein dummer Zufall und nicht etwa ein Zeichen dafür war, dass sie sich auf einem gefährlichen Pfad befand.

Sie lächelte entschuldigend und John zuckte mit den Schultern. „Ich laufe nicht weg“, sagte er ruhig.

Monica ging hinüber zur Tür, öffnete sie und trat mit dem Portemonnaie in der Hand hinaus. John folgte ihr die wenigen Treppen hinab und traf im unteren Stockwerk ein, als sie dem Pizzaboten die Tür aufmachte.

„Sie haben ein fantastisches Timing“, meinte sie sarkastisch, doch der Pizzabote hielt ihr nur die große Pizzaschachtel entgegen. „Was macht das?“ Mit der Schachtel im Arm versuchte sie etwas umständlich Geld aus dem Portemonnaie zu entnehmen, woraufhin John sich vor sie schob.

„Ich übernehme das“, hörte sie ihn sagen und warf ihm einen *kommt-nicht-in-Frage* Blick zu, doch davon ließ er sich weder einschüchtern noch abhalten.

„Das macht neunzehn Dollar und fünfundvierzig Cents“, verkündete der Pizzamann und sah von Monica zu John. „Wer es zahlt, ist mir egal. Sie können das ja nachher noch klären. Sie sind nicht meine einzigen Kunden, würden also bitte einer von Ihnen mir mein Geld geben?“

Über die offensichtliche schlechte Laune des Lieferanten verloren weder John noch Monica ein Wort. Sie sahen sich lediglich für einen kurzen Moment an, bevor John dem Miesepeter ein paar Scheine in die Hand legte, um die Summe zu begleichen. Das Trinkgeld fiel für den Pizzamann gering aus, da John es nicht einsah ihm mehr als fünfzig Cents zu geben, bei dieser Unfreundlichkeit.

Mit einem Kopfschütteln machte der Mann auf dem Absatz kehrt und murmelte beim davongehen irgendetwas vor sich hin, das weder John noch Monica verstanden. Erneut trafen sich ihre Blicke, als die Tür zurück ins Schloss fiel.

Aus der Pizzaschachtel zwischen ihnen drang ein würziger und äußerst ansprechender Duft zu ihnen empor. „Mhm“, brummte John, „das riecht fantastisch.“

„Der Typ hat fast immer so schlechte Laune, aber dafür liefert er die besten Pizzen in ganz New Orleans“, lächelte sie zustimmend.

„Dann nichts wie hoch.“ Gesagt getan. John ging voraus und diesmal folgte Monica ihm. Unbeabsichtigt blieb ihr noch immer lächelnder Blick an seinem Po haften und sie war versucht ihm in selbigen zu kneifen. Wie ein Teenager, Mon. Reiß dich gefälligst zusammen!, hörte sie ihre innere Stimme sagen. Dafür hast du später bestimmt noch Gelegenheit, ohne dass er den Eindruck von dir bekommt es besonders nötig zu haben.

Für diesmal hörte sie auf ihre innere Stimme, auch wenn es ihr mehr als schwerfiel, sich der Versuchung zu widersetzen. In dieser Jeans hatte John einen wirklich knackigen Hintern, was ihr just in diesem Augenblick erstmals aufgefallen war. Sie seufzte innerlich und betrat nach ihm ihre Wohnung.

„Wo finde ich Teller?“, erkundigte sich John, als er direkt zur Küche durchging.

„Ich esse Pizza nie von Tellern. Das ist spießig“, entgegnete sie und legte die Schachtel auf den kleinen Couchtisch im Wohnzimmer und klappte ihn auf. Sie fächelte sich den Duft zu und atmete tief durch. „Ich werde bestimmt nie älter als vierzig oder höchstens fünfzig und bestimmt bin ich dann fett und sterbe an Kreislaufversagen.“

„Wieso denkst du das?“, erkundigte er sich und setzte sich ihr gegenüber auf den Fußboden. „Du hast eine tolle Figur und siehst meines Erachtens nach mehr als gesund aus.“

„Ich ernähre mich meist von Pizza, Hotdogs, Burgern und solchem Zeug. Ich liebe schnelle Küche“, antwortete sie und schaute dabei auf die ölige Pizza vor sich. „Früher oder später wird man fett von solchem Zeug und sonderlich gesund ist es nun mal nicht.“

„Warum kochst du nicht? Das käme dich auf Dauer ohnehin günstiger.“ John sah sie kurz an und nahm sich dann ein Stück der bereits geschnittenen Pizza und biss hinein.

Sie tat es ihm gleich, hielt das Stück jedoch, solange sie antwortete und biss erst danach herzhaft hinein. „Ich kann nicht kochen. Ich koche nicht gerne. Und ich denke, dass es sich für eine Person nicht lohnt, die ganze Küche zu versauen.“

John lachte leise auf. „Was machst du, wenn du irgendwann einen Mann und Kinder hast? Lässt du ihn dann kochen?“

Monica nickte mit einem frechen Grinsen. „Klar, wenn er ein Normalverdiener ist, dann muss er kochen. Ist es ein wohlhabender Mann, dann kann er uns täglich zum Essen ausführen.“

Ihm schoss mit einem Mal die Frage in den Sinn, wie alt Monica wohl sein mochte. Diese Einstellung, sofern ernst gemeint, war nicht gerade ein Zeichen von Reife. Allerdings konnte sie unmöglich jünger als fünfundzwanzig sein und damit wäre sie längst aus dem blauäugigen Alter heraus. Zumindest war er selbst es zu dieser Zeit gewesen.

Sie musste seinen fragenden Blick bemerkt haben, als er zögerlich und in Gedanken versunken auf der Pizza herumkaute, denn sie schaute ihn amüsiert an.

„Woran denkst du?“, wollte sie wissen und bestätigte seine Vermutung.

„Ich weiß, dass es sich nicht gehört – aber wie ... wie alt bist du?“, fragte John stockend und trat sich noch während die Worte über seine Lippen kamen gedanklich in den Hintern. Das war die oberste Regel, wenn man ein Mädchen beziehungsweise eine Frau kennen lernte. Nicht nach dem Alter fragen. Seine Mutter hatte ihm das schon eingebläut, als er gerade mal acht Jahre alt war.

Es schien sie jedoch nicht zu stören. „Sechsundzwanzig“, sagte sie und lächelte.

Verdammt!, fluchte er innerlich. Ich bin fast zehn Jahre älter.

„Warum fragst du? Weil ich nicht kochen kann, oder weil ich eine, für dich, befremdliche Einstellung zu meiner möglichen Zukunft als Ehefrau und Mutter habe?“

Damit brachte sie es im Großen und Ganzen auf den Punkt. John verzog den Mund ein wenig und nickte mehr oder weniger. Was sollte er ihr jetzt auch sagen? Vermutlich hatte er sie jetzt gekränkt.

„Ich habe nicht vor jemals zu heiraten und Kinder möchte ich auch keine“, fuhr sie leise fort und biss wieder von ihrer Pizza ab. „Ist das so verwerflich?“ John schüttelte den Kopf. „Ich liebe mein Leben und genieße jeden Tag davon in dem Bewusstsein unabhängig und frei zu sein.“

„Du hältst die Ehe für eine Art Gefangenschaft?“ John sah sie erstaunt an.

„In gewisser Weise schon. Immer mit nur einem Mann – ein Leben lang, John, das kann unter Umständen mehr als dreißig Jahre andauern.“

„Ja, wenn es gut läuft. Was ist daran so schlimm?“, fragte er rein rhetorisch und verlangte nicht wirklich nach einer Antwort. Wenn es schlecht läuft, dann verlierst du dein gerade Mal siebenjähriges Kind und lebst nur wenige Wochen später in Scheidung, sprach die Stimme in seinem Innern und erinnerte ihn an die Tragödie in seinem Leben, die kaum drei Monate zurücklag.

Sie erkannte, dass er in schmerzlichen Erinnerungen versank. Schnell legte sie die Pizza zurück in die Schachtel ging zu ihm hinüber und setzte sich neben ihn auf den Boden. „Vielleicht habe nur noch nicht den Richtigen gefunden, mit dem ich es mir vorstellen kann ein ganzes Leben zu verbringen, John. Ich habe noch Zeit und meine Einstellung kann sich noch ändern. – Ich wollte dich nicht daran erinnern, dass ...“

Er unterbrach sie sanft, indem er ihr den Zeigefinger der linken Hand auf die Lippen legte. „Ich weiß, Monica. Ich weiß, dass du das nicht wolltest.“

„Du solltest versuchen zu leben, John“, sagte sie ruhig aber bestimmt. Er durfte nicht wieder in dieses Nichts stürzen, das wochenlang Besitz von ihm ergriffen hatte. Sie konnte und wollte es nicht zulassen.

„Umarme das Leben“, raunte er zynisch. „Weißt du, wie oft mein Psychologe mir das gepredigt hat? Ich kann es nicht mehr hören.“ Er hielt einen Moment inne und fuhr dann wieder ruhiger fort: „Ich habe meinen Sohn verloren, Monica. Das ist nichts, was man in wenigen Wochen überwindet. Und vergessen werde ich es ohnehin niemals können. Immer frage ich mich, was ich hätte anders machen müssen, um dies zu verhindern. Um zu verhindern, dass er von diesem Bastard, der noch frei da draußen herumläuft, erwischt, misshandelt und getötet wird!“ Ohne, dass er es hätte verhindern können stiegen ihm Tränen in die Augen. „Hätte ich ihm das Fahrrad nicht gekauft, dann hätte er nicht allein zur Schule fahren wollen und wäre wie gehabt von Barbara mit dem Auto hingebracht worden. Hätte ich an diesem Tag nicht einem Kollegen geholfen, indem wir unsere Schichten tauschten und ich für ihn auf Streife ging, dann hätte ich Luke von der Schule abholen können.“

„Es ist nicht deine Schuld, John. Dieser Kerl ist schuld. Er hat deinen Sohn entführt, das war nicht deine Schuld. Dieser Typ hatte vermutlich keine schöne Kindheit, ist unzufrieden mit seinem Leben und psychisch krank. Er hat das deinem Jungen angetan, nicht du und auch nicht Barbara.“ Sie redete ruhig auf ihn ein, versuchte in sein Bewusstsein vorzudringen, doch im Augenblick schien er zu sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, versunken in einem Meer aus Selbstvorwürfen.

„Ich hätte es ihm noch öfter sagen müssen, dass er niemals und unter keinen Umständen mit Fremden mitgehen soll. Dass er um Hilfe rufen soll, wenn ihn jemand versucht in ein Auto zu zerren.“ Unaufhörlich rannen Tränen seine Wangen entlang, als er unbeirrt weitersprach, sich dessen überhaupt nicht bewusst, dass er weinte. „Welche Ängste muss er durchgestanden haben? Hoffend und betend, dass ich ihn retten würde, weil ich Polizist und sein Vater bin. Ich bin verdammt noch mal sein Vater! Mein Beruf ist es solche Verbrechen zu verhindern und ich habe auf ganzer Linie versagt. Ich habe ihn verloren. Ich habe zugelassen, dass mein einziges Kind Höllenqualen erlitt. Ich habe ihn nicht gerettet! Ich ...“ Von einem Augenblick zum anderen versagte Johns Stimme und er sank nach Halt und Trost suchend in Monicas Arme.

Sie hielt ihn, wiegte ihn und streichelte ihm über Rücken und Haar. Sie bezweifelte, dass er hörte, was sie ihm wiederholt ins Ohr flüsterte. Dass er es rauslassen sollte, dass sie ihm zuhörte, dass es nicht seine Schuld gewesen war. – Und so hielt sie und wiegte ihn, bis er sich allmählich beruhigte. Bis die Tränen versiegten, sein Zittern nachließ und sein Schluchzen verklang.

Als er sich langsam von ihr löste, seine tränenfeuchten Augen in ihre blickten und den Moment festhielten, da wurde ihnen beiden bewusst, dass sie keine Zukunft hatten. Dass ihre, sich in den Kinderschuhen befindliche Beziehung, bereits zum Scheitern verurteilt war. Dazu verurteilt, weil sie noch so viel mehr vom Leben verlangte, als einen Mann wie ihn zu trösten und weil er noch sehr lange brauchen würde, um auch nur annähernd über den Tod seines Sohnes hinwegzukommen.

Dennoch, weder John noch Monica vermochten es, sich in diesem Augenblick nicht dem gegenseitigen Verlangen nach Geborgenheit, Zärtlichkeit und Liebe hinzugeben. Vorsichtig näherten sich ihre Lippen einander und trafen sich schließlich zu einem Kuss, der wenigstens für den Moment alles andere vergessen ließ.

Ihre Lippen öffneten sich und er begann ihren Mund zu erforschen, schmeckte sie. Und das Gefühl zu leben kehrte allmählich in ihn zurück.

Ihre Küsse wurden leidenschaftlicher, als sie sich gegenseitig begannen auszuziehen, die Tatsache nicht beachtend, dass sie hungrig und ursprünglich im Begriff gewesen waren zu essen. Auch dass sie sich inmitten des Wohnzimmers auf dem Boden begannen zu lieben schien nicht relevant zu sein. Ihr gegenseitiges Begehren war zu groß, zu stark um aufgehalten oder auch nur einen Augenblick länger hinausgeschoben zu werden.

Sie lagen auf den Kleidungsstücken, als John in sie eindrang und begann sich rhythmisch in ihr zu bewegen. Er verlor sich ganz in dem Gefühl sich in ihr zu befinden, sie auszufüllen und voller Leidenschaft zu lieben. Über seiner Haut bildete sich nach und nach ein dünner Schweißfilm, dessen Moschusartiger Duft Monica entgegenkam und sie sog ihn begierig auf.

Monica wusste, dass es falsch war mit ihm zu schlafen. Hier und vor allem jetzt. Es war von Grund auf falsch, und doch schien es ihr gerade in diesem Augenblick so vollkommen richtig zu sein. Es fühlte sich gut an, ihn in sich zu haben, ihn zu spüren und eins mit ihm zu sein. Er erfüllte ihre Sehnsucht, nach ihm, nach Liebe und Zärtlichkeit.

Ihre Brüste wogen sich im Rhythmus seiner immer stärker und tiefer werdenden Stöße und es dauerte nicht lange, bis er gegen sie kollabierte. Jeder andere Mann, den sie bisher gekannt hatte, hätte sich jetzt von ihr gerollt und sie stolz auf sich selbst angegrinst, nicht jedoch John. Er bewegte sich weiter in ihr, solange er hart blieb, bis auch ihr Höhepunkt schließlich eintrat.

Als sie ihren Orgasmus hatte, war alles was ihr im Bewusstsein blieb, dass er der Richtige hätte sein können. Zu einer geeigneteren Zeit oder in einem anderen Leben vielleicht. Er war das, was sie sich unter einem richtigen Mann vorstellte, mit allen Stärken und Schwächen. Und sie wusste, dass sie ihn hoffnungslos liebte und wohl niemals ein Leben an seiner Seite verbringen würde. Nicht als seine Frau und auch nicht annähernd lange genug als seine Geliebte ...



E N D E
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