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The Morning after...

von XFilerN

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Es war noch früh am Morgen als er seine Augen öffnete und sich der Frau zuwandte, die lediglich mit einem Laken bedeckt neben ihm lag. Nie hatte er geglaubt, dass dieser Morgen, der Morgen danach je eintreffen würde. Nicht, dass er sich nicht für gut genug hielt, nein, vielmehr hatte er geglaubt, dass sie ihrem ehemaligen Partner, dem Mann den sie schon so lange geliebt hatte, länger und intensiver nachtrauern würde. Dass sie es nicht noch einmal zulassen würde, dass sie jemanden liebt und dass sie selbst geliebt wird. Er konnte nicht mehr genau sagen, wie es dazu gekommen war, aber sie war hier – ganz nah bei ihm. Sie atmete tief und gleichmäßig, als er beobachtete, wie sich ihr Brustkorb hob und wieder senkte.



Vorsichtig streichelte er über ihre Schulter, hinab an ihrer Seite bis er an ihrer Taille angelangte, wo das Laken anfing. Er zog es ein Stückchen höher, sodass sie bis zur Schulter bedeckt war und legte seinen Arm um sie. Das Wissen, dass sie die Nacht mit ihm verbracht hatte, ohne am nächsten Morgen vor dem Gespräch danach davonzulaufen und die Tatsache ihr so nahe zu sein, machte ihn glücklich. Er wollte einfach nur noch neben ihr liegen und diesen Augenblick genießen. Nicht an das Danach denken.



Hatte sie ihn wirklich schon vergessen? Wohl kaum. Dafür verband sie viel zu viel. Vielleicht hatte die Einsamkeit sie in seine Arme getrieben, auf der Suche nach Halt und Geborgenheit. Dass sie ihm die selben Gefühle entgegenbrachte, die er für sie empfand, nach so kurzer Zeit, wollte er noch nicht glauben. Er versuchte sich keine Illusionen zu machen und einfach nur den Augenblick zu genießen. Eigentlich war er nicht einer dieser Männer, der Frauen in Zeiten der Angst und Schwäche ausnutzte und er hatte dies auch nie vorgehabt bei Dana Scully zu tun. Das war nicht wirklich er und allmählich begann er sich zu fragen, wer bei wem Zuneigung und Geborgenheit gesucht hatte?



Seit seiner Scheidung hatte er keine andere Frau mehr gehabt. Er hatte sich auf seine Arbeit und die Karriere konzentriert, um zu vergessen. Er hatte versucht das zu vergessen, was man seinem Sohn und damit seiner ganzen Familie angetan hatte und war nicht darauf vorbereitet gewesen sich noch einmal zu verlieben. Er hatte die Augen geschlossen und jede Frau zu ignorieren versucht, die ihm im Laufe der letzten Jahre hätte näher kommen können. Doch innerhalb der letzten Wochen war die Festung eingestürzt, hinter der er sich zu schützen versucht hatte.



Ebenfalls wie Dana hatte auch er nur versucht, vor weiterem Schmerz verschont zu bleiben. Während man sie jedoch als Eiskönigin bezeichnet oder sie als Spookys Frau abgestempelt hatte, hatte man sich einen Dreck um ihn geschert. Wenn Männer sich gegenüber dem anderen Geschlecht als unnahbar geben ist das bewundernswert. Tut es eine Frau, dann ist sie eiskalt.

Die Gerüchte, die man ihm über Dana und ihren ehemaligen Partner erzählt hatte, hatte er weitestgehend versucht zu ignorieren. Er hatte ihr eine Chance geben wollen. Wollte sehen, inwieweit man diesen Gerüchten trauen konnte.



Was alle Anderen wohl nie erfahren werden war, dass Dana Scully so ganz und gar nicht ihrem Ruf entsprach. Ganz im Gegenteil, sie war einfühlsam und warmherzig und sie hatte Sinn für Humor. Das waren ein paar der Eigenschaften, die die anderen Agenten niemals mit ihr in Verbindung gebracht hätten, die er allerdings an ihr entdeckt hatte.



John drehte sich auf den Rücken, ließ aber die rechte Hand auf ihrer Hüfte liegen, beinahe so als brauchte er das Gefühl ihrer Nähe als Bestätigung, dass er wach war und nicht träumte. Er hielt den Atem an als Dana sich plötzlich zu ihm wandte und ihn mit verschlafenem Blick im Halbdunkeln anlächelte.



„Hey...“, sagte sie flüsternd. „Seit wann bist du schon wach?“



„Eine Weile“, antwortete er und ließ die angehaltene Luft aus seinen Lungen. „Gut geschlafen?“



Sie nickte und legte ihren Kopf auf seine Brust. „Und du?“



„Um ehrlich zu sein, ich habe nicht sehr viel geschlafen“, gab er zu.



„Gibt es einen bestimmten Grund dafür?“ Sie stützte sich auf den Ellbogen und sah ihm in seine klaren blauen Augen.



„Ganz ehrlich?“, fragte er leise und sie nickte. „Ich wollte nicht schlafen, aus Angst du könntest weg sein, wenn ich aufwache.“



„John... – Warum glaubst du, dass ich einfach gehen würde?“ Sie sah ihn fragend an, ihre Stirn in kleinen Falten.



„Ich schätze ich bin unsicher.“ Er hatte kein Problem damit ehrlich zu ihr zu sein. Sie hatte in ihrem Leben genug Lügen zu hören bekommen und es war auch nichts, weshalb er seinen Stolz verlieren könnte.



„Glaubst du denn, dass ich zu den Frauen gehöre, die mit einem Mann, ihrem Partner schlafen und dann am nächsten Morgen verschwinden als sei nichts geschehen?“ Sie setzte sich auf und machte keinen Hehl daraus, dass sie ein wenig gekränkt war.



Schnell setzte auch John sich im Bett auf. „Nein, du bist nicht wie die anderen, das ist mir seit dem Tag klar, als du mir Wasser ins Gesicht geschüttet hast. Aber ich habe dich damals, vor fünf Monaten schon einmal gefragt – Wie gut kann man seinen Partner schon kennen?“



„Ich bin eine lausige Schauspielerin, falls du das nicht gewusst hast und es ist nicht meine Art jemanden derart auszunutzen“, erwiderte Dana und sah ihn ernst an.



„Gut, denn ich hatte auch nicht vor dich auszunutzen.“ Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht, das sie ihm erwiderte.



Der Morgen nach einer Nacht voller Leidenschaft und zum ersten Mal in seinem Leben scheute John sich davor, die Frau an seiner Seite zu küssen. Der erste Kuss ist immer verlangend – aber wenn man Zeit hatte darüber nachzudenken, dann fällt einem der zweite Kuss oftmals nicht besonders leicht.



„Bist du immer so grüblerisch?“, wollte Dana wissen und rückte ein Stückchen näher zu ihm, sodass sich ihre beiden Schultern berührten.



„Ich bin nicht – nein eigentlich nicht“, entschloss er sich abermals dazu schlicht die Wahrheit zu sagen.



„Mal ganz ehrlich, John. Hast du Angst davor, dass ich ihn sehe, wenn du mich küsst und liebst?“, fragte sie leise und blickte ihm dabei nicht ins Gesicht.



„Würdest du nicht auch Angst davor haben, wenn ich sieben Jahre lang meine Gefühle für meine Partnerin versteckt hätte?“, antwortete er mit einer Gegenfrage.



„Vermutlich schon. John, ich... ich bin noch immer nicht ganz über sein Verschwinden hinweg, das gebe ich offen zu“, entgegnete sie und sah ihm abermals in die Augen. „Dass du nicht er bist, ist mir allerdings klar und ich möchte auch nicht, dass du er bist. Diese Gefühle, die ich im Augenblick fühle gelten dir, die hast du ausgelöst, verstehst du. Ihr seid viel zu verschieden, als dass ich euch miteinander vergleichen könnte.“



„Und was für Gefühle hast du mir gegenüber?“



Dana presste die Lippen aufeinander. „Lass mir noch etwas Zeit, okay. Ich muss mich erst einmal selbst damit befassen. Was ich dir aber sagen kann ist, dass ich die letzte Nacht mit dir sehr genossen habe und ich nicht vorhabe einfach so zu tun, als wäre das nie geschehen.“



Er nickte und lächelte erneut. „Okay, das ist ein guter Anfang, würde ich sagen. Ich möchte nämlich auch nicht, dass wir so tun als sei es nie passiert.“ Vorsichtig streckte er seine linke Hand nach ihrem Kinn aus und zog ihr Gesicht etwas näher an seines heran. „Also ist es okay, wenn ich dich jetzt küsse?“



„Nein – denn ich werde dich küssen“, sagte sie schmunzelnd und beugte sich zu ihm vor, wobei sie das Laken festhielt, dass ihren Körper bedeckte. John fühlte wie ihre Lippen seine berührten und wusste, dass es kein Fehler gewesen war diesen Schritt zu tun. Dass es richtig gewesen war, dass sie bedingungslos ehrlich zueinander waren. Er würde einfach abwarten was die Zeit mit sich bringen würde und Dana die Zeit geben, die sie brauchen würde, um über den Verlust von Fox Mulder hinweg zu kommen.




Ende
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