World of X

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Trust in you

von XFilerN

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Er wusste nicht so recht, wie er sein Auftauchen erklären sollte, aber nachdem er vergeblich versucht hatte Schlaf zu finden und sie aus seinen Gedanken zu verbannen gab er es auf und machte sich auf den Weg nach Georgetown. Es war ihm durchaus bewusst, dass es ihn nichts anging, aber da gab es einiges an Scully, das er nicht ganz verstehen konnte. Doggett spürte es deutlich, dass seine Partnerin etwas vor ihm verbarg.



Wieso blieb sie immer ein paar Tage länger als nötig im Krankenhaus? Nach allem was er in ihrer Akte über sie erfahren hatte war Scully schon oft in Krankenhäusern gewesen, aber nach allem was er gelesen hatte war sie niemals länger als erforderlich drin geblieben. Selbst als sie eine Chemotherapie bekommen hatte, war sie innerhalb kürzester Zeit wieder nach Hause gegangen – oftmals auf eigenen Wunsch. Irgendetwas stimmte also nicht mit ihr, wenn er dem was er über sie gelesen hatte trauen konnte.



Unsicher klopfte er gegen die dünne Holztür und wartete bis ihm Scully öffnete. Sie sah ihn überrascht, aber auch ein wenig vorwurfsvoll an. Kein Wunder, denn es war kurz nach drei Uhr am Morgen.

Doggett räusperte sich und fragte leise: „Darf ich einen Augenblick reinkommen?“

„Ähm, ja“, gab ihm Scully mit zusammengezogenen Brauen als Antwort. Sie machte eine kleine Handbewegung, in Richtung Wohnzimmer, schloss die Tür hinter ihm und folgte ihm dann anschließend zur Couch. „Sie haben doch nicht schon wieder einen neuen Fall und sind hier um mich abzuholen, oder?“

„Nein“, raunte er und schüttelte dabei leicht den Kopf.

„Was führt Sie also mitten in der Nacht zu mir?“

Doggett schwieg einen Moment und dachte nach. Dann meinte er: „Was ist mit Ihnen?“

„Nichts, was soll mit mir sein?“, fragte sie entgegen. Sie setzte sich nicht, sondern blieb vor ihm stehen und kreuzte die Arme vor der Brust. Es gefiel ihr nicht besonders, dass Doggett hier um diese Uhrzeit erschien.

„Ist es wirklich nichts? Sind sie gesund, ich mache mir ehrlich gesagt Sorgen um Sie.“

Augenblicklich schnellten ihre Augenbrauen nach oben. „Doggett, es geht mir wirklich gut. Ich weiß nicht, wie Sie zu der Annahme kommen, dass es mir nicht gut geht.“

„Ich weiß, dass Sie mir nicht vertrauen, Scully. Und wieso auch? Vertrauen muss man sich verdienen. Ich Ihres ebenso, wie Sie meins... Da wir jetzt nun einmal Partner sind ist es doch verständlich, dass ich mir Sorgen mache, wenn meine Partnerin regelmäßig ins Krankenhaus geht und das zum Teil länger als verordnet.“ Doggett hielt einen Augenblick inne, musterte ihr ernstes Gesicht und fuhr dann fort. „Ist es der Krebs? Ist er zurückgekommen, Scully?“

„Nein, das ist es nicht“, antwortete Scully leise und setzte sich auf einen der Sessel. Sie dachte nach, fragte sich, ob sie Doggett vertrauen sollte, so wie sie Mulder immer vertraut hatte. Ja, es stimmte, als Partner mussten sie Vertrauen zueinander haben, besonders dann, wenn es hart auf hart kam. Sie musste sich auf ihn verlassen können, auf seine Fähigkeit als Agent, ebenso wie auf seine Menschlichkeit. Sie mussten sich gegenseitig den Rücken decken, sich einander das Leben retten, wenn es notwendig wurde... Doch durfte Scully soweit gehen und ihm auch privat vertrauen? Was wusste sie schon von ihm? Im Grunde nichts. Nichts was sein Privatleben anging zumindest. Seine berufliche Laufbahn und das was er in den letzten Monaten geleistet hatte, war alles was sie von ihm wusste. Das dafür mit Bestimmtheit. Scully atmete tief ein. „Es ist nicht leicht für mich es Ihnen zu sagen, Agent Doggett. Sie haben nämlich recht – ich vertraue Ihnen noch nicht. Nach sieben Jahren ist es schwer für mich, mit den Eigenheiten eines neuen Partners vertraut zu werden. Auf Mulder konnte ich mich immer verlassen, wir waren mehr als nur Kollegen, wir wurden zu Verbündeten, zu Freunden. Unsere Partnerschaft basierte auf blindem Vertrauen. Selbst wenn sich die ganze Welt gegen uns verschworen hätte, so haben wir doch immer gewusst, dass wir uns hatten und uns vertrauen konnten. Und wir haben hart dafür gekämpft, um uns gegenseitig dieses Vertrauen geben zu können.“ Doggett nickte nur, wagte es nicht Scully in diesem Augenblick zu unterbrechen, wo sie sich endlich zu öffnen schien. Es war ihm bewusst, dass er Mulder nicht ersetzen konnte und das lag auch nicht in seiner Absicht. Zunächst waren die X-Akten nur ein Job gewesen und Scully nur eine weitere Partnerin, aber er wollte, er musste sie besser kennen, um ihr zu vertrauen.

Erneut räusperte sich Scully, blickte Doggett in die Augen. Sie versuchte darin die Antwort auf ihre Frage zu erhalten, von welcher ihre nächsten Worte abhingen. Kann ich ihm vertrauen?

Er wirkte angespannt und auch so als sei es ihm unangenehm sie zu bedrängen. Sie musste ihm vertrauen. Wie sonst sollte er ihr vertrauen können? Wie sonst sollten sie ein gutes Team sein, wenn ihrer beruflichen Beziehung das wichtigste fehlte?

„Bisher weiß nur Skinner davon“, nahm sie die Erzählung wieder auf. Sie sah in seinem Blick, dass ihm tausend Ideen und Gedanken durch den Kopf gingen, Spekulationen was sie wohl als nächstes sagen würde und so fuhr Scully fort. „Ich bin schwanger, Agent Doggett. Deshalb bleibe ich oft länger als nötig im Krankenhaus, deswegen falle ich gelegentlich aus. Ich weiß, dass ich es Ihnen hätte gleich sagen müssen, aber...“

Seine Augen weiteten sich, denn damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. „Sie müssen sich nicht rechtfertigen, es ist in Ordnung.“

„Das ist es nicht“ wiedersprach sie ihm und atmete abermals tief durch. Es war raus, sie hatte es ihm gesagt.

Doggett schüttelte den Kopf ein wenig. „Sie haben es mir ja jetzt gesagt und mir gezeigt, dass Sie bereit sind mir zu vertrauen. Das ist mehr als ich erwartet hatte, mehr als ich mir von dem Gespräch erhofft hatte.“

„Sie sind geschockt, nicht wahr?“ fragte Scully und lächelte schwach.

„Etwas“, gab Doggett zu und erwiderte das Lächeln. „Da werde ich mir in Zukunft also nicht nur sorgen um ihr Wohlbefinden machen müssen, sondern auch um das Ihres ungeborenen Kindes.“

„Ich mache mir Sorgen für fünf, als brauchen Sie das nicht mehr zu tun.“

Doggett nickte, auch wenn er sich dennoch darum sorgte. Nun wusste er endlich woran er war und war bereit sich um seine Partnerin zu kümmern, so gut es ihm möglich war. „Wie weit sind Sie, wenn ich das fragen darf?“

„Siebzehnte Woche“, antwortete sie knapp und strich sich unbewusst über den Bauch. Doggett beobachtete diese kleine, aber liebevolle Berührung, die dem Kind galt. Wieder nickte er schwach. „Das erklärt, weshalb ich es noch nicht sehen konnte.“

„Vermutlich.“ Scully ließ wieder von ihrem Bauch ab und gähnte herzhaft. „Vielleicht können auch Sie mir irgendwann etwas in der Art anvertrauen, Doggett.“

„Aber sicher, irgendwann. – Ich werde jetzt wohl besser gehen. Sie brauchen Ihren Schlaf.“

„Ja, ebenso wie Sie. Aber tun Sie mir einen Gefallen.“ Scully sah Doggett ernst an der ihren Blick auffordernd entgegnete. „Behandeln Sie mich nicht wie ein rohes Ei, klar. Ich kam bisher damit zurecht und das werde ich auch weiterhin.“

„Verstanden, Agent Scully“, schmunzelte Doggett und machte sich auf den Weg, Scully erhob sich ebenfalls von der Couch und schloss sorgsam hinter ihm die Tür zu. Sie hoffte, dass er das Vertrauen, das sie in ihn gesetzt hatte, nicht enttäuschen würde und dass auch er ihr bald vertrauen würde...


Ende
Es ist ein seltsames Gefühl Doggett zu beschreiben, wenn man all die Jahre an Mulder gewöhnt war, doch ich hab beim Schreiben fiel Spaß gehabt, und hoffe dass euch das Lesen Spaß gemacht hat.
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